USA: Protest gegen Abtreibung. Bild: Flickr.com, Raquel Baranow, Bildlizenz: CC BY-SA 2.0

Ein­wan­de­rungs­werbung und Woh­nungs­po­litik in Freiburg — Schi­zo­phrenie oder nur nor­maler Wahnsinn?

von Albrecht Künstle
Kaum war die Empörung (?) über die Mas­sen­ver­ge­wal­tigung einer jungen Frau hinter einer Frei­burger Dis­kothek etwas ver­raucht, wollte Frei­burgs neuer Ober­bür­ger­meister Martin Horn ein halbes Schiff voll selbst ver­schul­deter Schiff­brü­chiger vom Mit­telmeer in „seine“ Stadt ein­laden. Nicht als Tou­risten, sondern als weitere Ein­wohner. Schon sein grüner Vor­gänger Salomon ließ sich nicht lumpen und för­derte die Ein­wan­derung rhe­to­risch und als Ver­wal­tungschef. Deshalb betrug der Aus­län­der­anteil in zwei Stadt­teilen schon vor einem Jahr 50 Prozent.
Von 2010 bis 2015 nahm die Zahl der Syrer und Iraker in Freiburg um fast 80 Prozent zu. Schon vor zwei Jahren lebten über 38.000 Aus­länder aus 172 Ländern in Freiburg, das waren 17 Prozent der Ein­wohner. Mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund sind es über 30 Prozent. Viel zu wenig, scheinen die ver­füg­baren Dia­gramme der Stadt zu ver­mitteln, in anderen Städten sei der Aus­län­der­anteil höher.
Die unver­meid­liche Folge ist, sie alle wollen wohnen, und daran hat man viel­leicht vorher nicht gedacht. Freiburg war schon voll, für die neuen Gäste wurden Wohn­ge­bäude in Hanglage gebaut, aber auch davon gibt es zu wenig. Also hieß die neue Devise Expansion. Nach Osten ins Dreisam-Tal kann sich die Stadt nicht aus­dehnen. Täler haben die städ­te­baulich schlechte Eigen­schaft, dass sie von Bergen umgeben sind, die weniger gut zu bebauen sind. Also gilt es, ins Umland aus­zu­weichen. Da die Regio­nal­po­litik nun aber langsam STOP sagt, was die Aus­weisung neuer Wohn­ge­biete betrifft, streckte Freiburg seine Fühler in bis 20 Kilo­meter ent­fernte Kom­munen aus. Aber auch dort hat die Bevöl­ke­rungszahl zuge­nommen. Und die Pro­gnosen bis 2030 sagen bis zu weitere 27 Prozent Bevöl­ke­rungs­wachstum voraus. Offen­sichtlich haben die Demo­graphen jetzt rea­li­siert, dass die Migranten zumindest in einem Bereich pro­duktiv sind: Kinder. Doch die Zeitung mutmaßt, Süd­baden sei ein Son­derfall, weil es bei uns so schön ist und unentwegt die Sonne lacht. Lacht wirklich nur die Sonne über Freiburg?
Jeden­falls heißt nach dem miss­lun­genen Umland-Versuch die neueste Devise, Freiburg baut selbst im Westen. Bis zur Autobahn raus lässt sich das Land noch zube­to­nieren, nur ein kleines Nah­erho­lungs­gebiet zwi­schen zwei anderen Stadt­teilen um den Die­ten­b­achsee herum soll frei bleiben. „Keine andere Stadt in Deutschland plant derzeit einen so großen Stadtteil wie Freiburg“ – 6.500 Woh­nungen für 15.000 Men­schen fand „Der Sonntag“ vom 20. Januar heraus (ein Ableger der Badi­schen Zeitung). 110 Hektar sollen den Bauern genommen werden. In sel­tener Ein­tracht begrüßen dies alle Frak­tionen ein­schließlich der Grünen. Das Motto aus der Geschäftswelt, „der Kunde ist König“ wird wohl auf alle über­tragen, die sich in der Stadt breit­machen wollen.
Doch da hat die Stadt­ver­waltung und die eta­blierten Par­teien die Rechnung ohne die Neu­for­mation „Lebens­wertes Feiburg“ gemacht. Man höre und staune, das grün-rote Freiburg soll nicht mehr lebenswert sein? Jeden­falls bildete sich eine Bür­ger­initiative und betreibt erfolg­reich ein Bür­ger­be­gehren gegen den neuen Stadtteil.
Das Bri­sante an der Sache ist: Teil­weise die­selben Akteure, die immer mehr Men­schen in der Stadt wün­schen, wehren sich nun gegen das neue Wohn­gebiet. Sie beklagen die „indus­trielle Land­wirt­schaft“ und zwingen die Bauern, auf dem ver­blei­benden Land noch ratio­neller zu pro­du­zieren. Gibt es da nicht einen Fach­be­griff von Psy­cho­logen für diesen Zwie­spalt des Bewusstseins?
Was nun sprach Zeus? Ent­weder machen die Ein­ge­bo­renen Frei­burgs den neuen „Mit­bürgern“ Platz und ziehen weg – aber wohin? Oder die grünen Will­kommens-Akteure wählen sich eine andere Stadt, dann hätten die Will­kom­mens­gäste in Frei­burgs Nobel-Vierteln Platz. Oder das Erz­bistum vergibt Grund­stücke für den Woh­nungsbau in Erb­pacht, wie es Städte für den Bau von Moscheen tun. Oder die Uni Freiburg vergibt einen For­schungs­auftrag, um her­aus­zu­finden, ob die Res­sourcen in Freiburg und Deutschland wirklich unbe­grenzt sind. Oder die Regie­renden in Stadt und Land suchen sich im Ausland ein Volk, denen sie ihre Politik des unend­lichen Wachstums ver­kaufen können. Oder, oder…
Oder viel­leicht hilft ja auch mein spon­taner Einfall: Da in Freiburg sogar auf der Bun­des­straße 31 quer durch die Stadt Tempo 30 vor­ge­schrieben wurde, was seit dieser Woche mit vielen Radar­fallen über­wacht wird, könnte man ja gleich im ganzen Stadt­gebiet Schritt­ge­schwin­digkeit ein­führen. Dann wären die Leute viel länger auf der Straße unterwegs und ent­spre­chend geringer wäre der Wohn­flä­chen­bedarf. Der jetzige Wohnraum würde eher aus­reichen, und der neue Stadtteil müsste viel­leicht nur halb so groß werden. Nur mal so als Denk­anstoß für die Frei­burger Grünen, falls ihnen ihre Ideen aus­gehen. Oder gerne auch als Steil­vorlage für eine Büt­tenrede auf der Frei­burger Fasnacht.