Gelb­westen: Die wöchent­liche Portion Mei­nungs­mache im Spiegel

Die fran­zö­sische Regierung ver­sucht, den Gelb­westen Herr zu werden. Während einer­seits mehr als 2/3 der Fran­zosen mit Macron unzu­frieden sind, will dessen Partei nun eine Gegen­be­wegung gründen, die heute auf die Straßen gehen will.

(Von Thomas Röper)

Am Samstag waren gemäß offi­zi­ellen Angaben 69.000 Gelb­westen in Frank­reich auf den Straßen. Die Orga­ni­sa­toren sprechen übrigens von 400.000, was die west­lichen Medien aber lieber ver­schweigen. Als auf dem Maidan pro­tes­tiert wurde, haben die west­lichen Medien die Zahlen der Orga­ni­sa­toren über­nommen und die offi­zi­ellen Zahlen der im Westen unge­liebten Regierung lediglich als zu gering bezeichnet. Im Falle Frank­reichs werden die offi­zi­ellen Zahlen über­nommen und die Angaben der Orga­ni­sa­toren einfach verschwiegen.

Auch die For­mu­lie­rungen in den west­lichen Medien sprechen Bände, wie das Bei­spiel Spiegel wieder zeigt, der schon in der Ein­leitung zum Artikel schreibt: „Gegen die gewalt­samen Aus­schrei­tungen regt sich nun Wider­stand.“ Und während kein Ver­treter der Gelb­westen im Spiegel zitiert wird, zitiert der Spiegel gerne die fran­zö­sische Regierung: „Innen­mi­nister Chris­tophe Castaner ver­ur­teilte die Gewalt durch ‘mit Gelb­westen ver­kleidete Ran­da­lierer.’

So wird medial ein nega­tives Bild der Gelb­westen gezeichnet.

Und vor diesem Hin­ter­grund setzt der Spiegel die Gegen­be­wegung, die sich nun gründen will, mit den Gelb­westen gleich: „Am Sonntag will erstmals eine Gegen­be­wegung zu den ‘Gelb­westen’ auf die Straße gehen: Eine Gruppe namens ‘Rote Schals’ (fou­lards rouges) rief für den frühen Nach­mittag zu einem Marsch zum Bas­tille-Platz auf. Unter dem Motto ‘Stop — jetzt reicht’s’ will sie gegen die Gewalt bei den seit mehr als zwei Monaten andau­ernden ‘Gelbwesten’-Protesten demons­trieren. Der Initiator der ‘Roten Schals’, Laurent Soulié, steht der Partei Die Republik in Bewegung (La Répu­blique en Marche) von Prä­sident Emmanuel Macron nahe.

Die offen­sicht­liche Frage, nämlich ob es sich hier nicht eher um eine von der Regie­rungs­partei insze­nierte Ablen­kungs­aktion handelt, die gegen die Volks­be­wegung der Gelb­westen Stimmung machen soll, wird im Spiegel nicht gestellt.

Gleich­zeitig wird im Spiegel eine reprä­sen­tative Umfrage des fran­zö­si­schen Insti­tutes IFOP ver­schwiegen, die im Auftrag der Wochen­zeitung “Le Journal du Dimanche” durch­ge­führt wurde. Demnach sind 66% der Fran­zosen dafür, dass Macron seinen Kurs in der Sozi­al­po­litik ändert, während nur 34% der Meinung sind, der Prä­sident hätte die nötigen Schlüsse aus den Pro­testen gezogen. Außerdem sind demnach 85% der Meinung, Macron sollte besorgt über die Lebens­si­tuation der Fran­zosen sein und 80% wün­schen sich, er möge den „Stil seiner Kom­mu­ni­kation“ mit den Fran­zosen ändern. 78% wün­schen sich Ände­rungen in der Sozi­al­po­litik und 73% fordern, Macron möge seinen Regie­rungsstil ändern.

Vor diesem Hin­ter­grund wird deutlich, dass die Mehrheit der Fran­zosen hinter den For­de­rungen der Gelb­westen steht, auch wenn es, wie bei jeder Mas­sen­de­mons­tration, auch zu Randale kommt. Die Bericht­erstattung der Main­stream-Medien ver­schweigt diese Hin­ter­grund­in­for­ma­tionen, richtet ihren Fokus auf die Min­derheit der Ran­da­lierer und beginnt statt­dessen über eine Gegen­be­wegung zu berichten, die offen­sichtlich von der Regie­rungs­partei Macrons künstlich geschaffen wurde.


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru