SPIEGEL-Gefechte: Die Namen jener, die Relotius hoch­ju­belten, werden getilgt

Götz Aly, renom­mierter His­to­riker und Poli­tik­wis­sen­schaftler, stellte in der Ber­liner Zeitung laut die Frage, wer es eigentlich war, der Claas Relotius mit Preisen über­häufte und warum sich diese Per­sön­lich­keiten nun in Schweigen hüllen.
Götz Aly, der den Main­stream immer wieder in Wallung ver­setzt, indem er den Mythos der 68-er Gene­ration ent­zaubert oder öffentlich fragt: „Wie links war die NSDAP?“, bezog auch zum Fall des Spiegel-Mär­chen­er­zählers Relotius Stellung. In seiner Kolumne in der Ber­liner Zeitung the­ma­ti­sierte er das „Schweigen der Juroren“, die Claas Relotius all die vielen Jour­na­lis­ten­preise zuju­belten. Doch aus­ge­rechnet der Absatz, der die Namen der Juroren beinhaltet, sei laut Per­len­taucher aus mut­maßlich kol­le­gialer Rück­sicht­nahme nicht ver­öf­fent­licht worden.
Jedoch zir­ku­liere auf Facebook eine voll­ständige Version von Götz Alys Artikel, der fol­gende Namen nennt:
◾Gerhard Fürst (Bischof, Diözese Rottenburg-Stuttgart)
◾Tina Hassel (ARD),
◾Bri­gitte Huber (Chef­re­dak­teurin, Brigitte),
◾Claus Kleber (ZDF),◾Friedrich Küp­pers­busch (TV-Pro­duzent),
◾Markus Lanz (Mode­rator),
◾Caren Miosga (ARD),
◾Ines Pohl (Chef­re­dak­teurin, Deutsche Welle),
◾Evelyn Roll (Jour­na­listin, Autorin);
◾Theo Sommer (vormals Chef­re­dakteur der Zeit),
◾Jörg Tha­deusz (Mode­rator, WDR),
◾Ulrich Wickert (Stifter).
Zwi­schen­zeitlich sind die Namen fast überall getilgt.
Auch das Reporter-Forum, das Relotius mehrfach aus­ge­zeichnet hat, habe seine Texte von der Website genommen, berichtete schon vor ein paar Tagen Kurt Sagaz im Tages­spiegel. Auch in der Süd­deut­schen findet man keine Relotius-Bei­träge mehr.
„Die Tat­sache, dass die Namen der Lau­da­toren, die Jury-Begrün­dungen und die Lob­reden auf den Preis­träger Relotius aus dem Internet getilgt sind, finde ich anti­auf­klä­re­risch“, stellt Götz Aly in seiner Kolumne fest. Nur wer diese Texte kompakt ver­öf­fent­licht und die Namen der jeweils Betei­ligten nenne, würde ein ernst­haftes Interesse daran zeigen, aus diesem, den deut­schen Jour­na­lismus schwer belas­tenden Betrugsfall, zu lernen, so der His­to­riker. (SB)