Eva Herman: Der gezähmte Mann und die ver­lorene Weiblichkeit

Die Femi­nis­tinnen setzten alles daran, den Mann zu dämo­ni­sieren. Sex wurde als Bedrohung gesehen, und höchstes Ziel war die »Zähmung« der »bösen« Männer. Oder gleich ihre Abschaffung. Immer wieder mischten sich die Frau­en­recht­le­rinnen hart­näckig in den intimsten Bereich der Frauen ein, Gesten, Berüh­rungen, jeder Blick des Mannes wurde als sexis­tische Demü­tigung gebrandmarkt.
(Von Eva Herman)
Im Umkehr­schluss waren nun alle weib­lichen Signale verpönt. »Burn your bra!« (»Ver­brenne deinen BH!«), lautete einer der ersten femi­nis­ti­schen Schlachtrufe in den USA. In Parks und auf dem Campus von Uni­ver­si­täten ver­brannten junge Frauen ihre Büs­ten­halter auf lodernden Schei­ter­haufen. Reiz­wäsche wurde ebenso als Auf­for­derung für männ­liche Unter­drü­ckung ange­sehen wie hoch­ha­ckige Schuhe, feminine Kleidung oder geschminkte Lippen.

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Das gesamte weib­liche Erschei­nungsbild sollte ver­schwinden, die Folge war der Sie­geszug des soge­nannten Unisex-Look. Frauen, spe­ziell in Deutschland, kleiden sich noch heute vielfach geschlechts­neutral, sie tragen Hosen, Anzüge, flache Schuhe. Das uralte Spiel. Zwi­schen Mann und Frau ging dadurch mehr und mehr ver­loren. Und in Ver­ges­senheit gerieten neben den Äußer­lich­keiten zunehmend auch die inneren Qua­li­täten, weib­liche Tugenden, die Aus­gleich, Ver­mittlung und Fried­fer­tigkeit in die Welt bringen und einen Gegenpol zum männ­lichen Prinzip von Kampf und Krieg dar­stellen. Wir brauchen diese weib­lichen Fähig­keiten drin­gender denn je, sie im Namen des Femi­nismus zu ver­drängen und Frauen zu ver­männ­lichten »Sol­daten« zu machen, gehört zu den großen Irr­tümern des femi­nis­ti­schen Zeit­geistes. Die Latzhose war nicht zufällig einst die Uniform des Femi­nismus. Damit betonten Frauen: »Ich will auf keinen Fall als Frau gesehen werden.«
Doch ob mit oder ohne »Pene­tration«: Die ver­meintlich »freie Liebe« führte rasch zu einer Kater­stimmung, die see­li­schen Ver­let­zungen durch per­ma­nente Untreue waren irgendwann nicht mehr zu über­sehen. Das Expe­ri­men­tieren mit Sex als Selbst­er­fahrung ging schnell in eine Phase der Ernüch­terung über.
Auch die Ent­ta­bui­sierung der Abtreibung hatte Spät­folgen. Im Sommer 1971 erschien ein Stern-Titel mit dreißig abge­bil­deten Frauen, die zugaben: »Wir haben abge­trieben!« Dar­unter waren so pro­mi­nente Frauen wie Senta Berger, Romy Schneider und Sabine Sinjen. Vier­und­dreißig Jahre später befragte das Magazin Cicero einige dieser Frauen, wie sie die Aktion aus heu­tiger Sicht sehen. Fast alle reagierten nach­denklich, viele hatten noch Schuld­ge­fühle, wer­teten die Abtreibung im Nach­hinein als »schreck­liches Erlebnis«.
Solche Gefühle passten lange nicht ins Bild. Alles zielte darauf ab, den Frauen Emp­fin­dungen aus­zu­reden, weder sollte Sex an Liebe gebunden sein noch durfte das Gefühl für das unge­borene Leben Raum erhalten. Heute wissen Frauen, dass häufig wech­selnde Sex­partner eine Weile auf­regend sein mögen, dass sie aber auf Dauer nicht glücklich machen können.

Eva Herman — www.eva-herman.net
Auszug aus dem Best­seller Das Eva-Prinzip von Eva Herman, erschienen 2006