Was das rus­sische Fern­sehen zu den pikanten Details über Macron berichtet und deutsche Medien verschweigen

In der rus­si­schen Sendung „Nach­richten der Woche“ ging es am Sonntag auch um Frank­reich. Dort wurde der ehe­malige Leib­wächter Macrons, der schon für negative Schlag­zeilen gesorgt hat, als er per­sönlich in Poli­zei­uniform Gelb­westen ver­prügelt hat, nun wegen diverser Vor­würfe fest­ge­nommen. In den Medien wurde darüber kaum berichtet, dort waren anti­se­mi­tische Anschul­di­gungen gegen die Gelb­westen das bestim­mende Thema. Das rus­sische Fern­sehen hat sich die Sache näher ange­schaut. Ich habe den Bericht übersetzt.
(Von Thomas Röper)
Beginn der Übersetzung:
In Frank­reich ver­öf­fent­lichte der Senat einen Bericht, in dem er die Per­so­nal­po­litik von Prä­sident Macron bei seinen Sicher­heits­kräften kri­ti­sierte. Vor­würfe gab es vor allem gegen den ehe­ma­ligen Per­so­nen­schützer des fran­zö­si­schen Staats­prä­si­denten, Alex­andre Benalla, der auch sein Berater und ehe­ma­liger stell­ver­tre­tender Leiter der Prä­si­di­al­ver­waltung war.

Hier bestellen!

Nun sitzt Benalla im Gefängnis. Er wird wegen vier Ver­gehen ange­klagt, in denen es sowohl um großes Geld als auch um zwei­fel­hafte Ver­bin­dungen sowie um ille­galen Erwerb von Schuss­waffen und sogar um Kör­per­ver­letzung gegen Demons­tranten auf den Straßen von Paris geht. Für Macron ist dies ein schwerer poli­ti­scher Schlag, vor allem, da der gut­aus­se­hende, durch­trai­nierte 26-jährige Marok­kaner Gerüchten zufolge Macrons Lieb­haber ist. Und tat­sächlich war die Nähe zwi­schen Macron und Benalla so auf­fällig, dass Macron schon gezwungen war, den Gerüchten öffentlich zu wider­sprechen. (Anm. d. Über­setzers: In dem Bericht wird die Szene, in der Macron das Gerücht öffentlich bestreitet, an dieser Stelle gezeigt.)
Pikant an der Geschichte ist nicht, ob Macron homo­se­xuell ist oder nicht. Schließlich gibt es in Frank­reich unter Poli­tikern beken­nende Schwule. Pikant ist die Tat­sache, dass Macron sich im Wahl­kampf als vor­bild­licher Fami­li­en­mensch prä­sen­tierte, zusammen mit Bri­gitte, die seine Mutter sein könnte. Wenn sich nun her­aus­stellt, dass die Ehe von Macron nur ein PR-Gag für den Wahl­kampf war, dann wird eine solche Lüge den amtie­renden fran­zö­si­schen Prä­si­denten viel schneller poli­tisch begraben, als es selbst die Gelb­westen in den Straßen fran­zö­si­scher Städte können.
Was die Gelb­westen betrifft, so stehen sie natürlich für die Gene­ration der Glo­ba­li­sierung. Und das Wesen der Wirt­schaft ist in der Glo­ba­li­sierung so, dass trans­na­tionale Kon­zerne immer reicher werden, während die Mit­tel­schicht in diesem Kon­strukt die Rechnung bezahlt. Daher der Protest und der Auf­stieg von Natio­na­listen und Sozia­listen in Europa, ange­fangen bei Le Pen in Frank­reich bis hin zu Corbin in Großbritannien.
Was die Gelb­westen betrifft, so haben sie sich mit dem Ruf beschmutzt, Anti­se­mi­tismus zu fördern. Für Macron war das gewis­ser­maßen die Rettung. Zumindest nutzte er diese Chance nach Kräften aus.
Die erste Regel für ein fran­zö­si­sches Picknick lautet, es braucht eine schöne Aus­sicht. Der Park des Chateau de Chambord ist der per­fekte Ort für so ein Picknick mit Ther­mos­kannen und kalten Snacks. Eine weitere Regel betrifft die Gesell­schaft: Zu einem Picknick gehen die Fran­zosen mit Gleich­ge­sinnten oder ihren Familien mit Kindern und Haustieren.
In diesem Park hat schon Franz der Erste gejagt, der dieses Wunder der Renais­sance-Ära bauen ließ und lange genug lebte, um hier vor seinem Tod noch zu jagen. Sechs Jahr­hun­derte gehörten diese Besitz­tümer den fran­zö­si­schen Königs­dy­nastien, wurden mal ver­schenkt, mal zurück­ge­kauft. Seit 1930 gehört das Schloss von Chambord dem Staat. Und an den haben die Orga­ni­sa­toren der Pick­nicke Fragen: Warum ist alles, ange­fangen mit der fran­zö­si­schen Mayon­naise über die Soße bis hin zum Brot, plötzlich so teuer geworden?
„Die wich­tigste For­derung der Gelb­westen ist es, die Preise für lebens­not­wendige Lebens­mittel wie Baguette zu senken. Im Jahr 2000 kostete es zehnmal weniger, aber in Franc. Wir bestehen auch darauf, die Preise für Fleisch, Mehl, Öl und Eier zu senken, die in den ver­gan­genen Jahren dra­ma­tisch gestiegen sind und weiter wachsen“, sagen die Gelbwesten.
Fragen an den Staat gibt es sogar bei denen, die kein Problem haben, 1,40 Euro für das Baguette zu bezahlen. Prinz Charles-Emmanuel de Bourbon-Parme unter­stützt die Gelb­westen seit der aller­ersten Demonstration.
„Sie sehen nicht aus wie jemand, der von 500 Euro lebt. Warum unter­stützen Sie die Gelbwesten?“
„Ich habe mein ganzes Leben lang gear­beitet, habe Kinder groß­ge­zogen. Men­schen sollen nicht nur über­leben, sie müssen leben können“, glaubt der Prinz.
Diese neuen fried­lichen Formen der Pro­teste, so hoffen die Gelb­westen, lenken von dem ab, was am 15. Protest-Samstag auf der Champs Elysees beob­achtet wurde.
Wieder Fest­nahmen und Trä­nengas. Trotz des Bür­ger­dia­loges setzten die Spe­zi­al­kräfte wieder Gum­mi­ge­schosse ein. Die Polizei behauptete, der Einsatz sei eine Reaktion auf Gewalt und aggres­sives Ver­halten von Seiten der Demons­tranten. Aber im Elysee-Palast hat man auf Aggression gehofft und nicht auf fried­liche Pick­nicke in der Sonne.
Der negative Ruf der Gelb­westen als Hoo­ligans, Van­dalen und Anti­se­miten wird medial erfolg­reich gefüttert. Aber die Gelb­westen sind selbst in diese Falle getappt, als sie den fran­zö­si­schen Phi­lo­sophen Alain Fin­kiel­kraut kürzlich beleidigt haben. Er spa­zierte am Mont­martre herum, als er erkannt wurde. „Hau ab, Frank­reich gehört uns, nicht Dir! Du bist Abfall!“, war noch das Anstän­digste, was er sich anhören musste.
Und im Elsass wurde ein jüdi­scher Friedhof geschändet. 80 Gräber. Prä­sident Macron setzte eine Kipa auf und fuhr zum 500 Kilo­meter von Paris ent­fernten Katzenheim.
Die Spuren des Ver­bre­chens wurden aber nicht ent­fernt. Eine Woche ist ver­gangen und die blauen Haken­kreuze sind noch auf Grab­steinen. Es wäre leicht, sie zu ent­fernen, aber dann würden sie die Auf­merk­samkeit nicht mehr von anderen Themen ablenken. Das Thema Anti­se­mi­tismus kam für den Elysee-Palast und für Macron gerade zur rechten Zeit.
Solche alten jüdi­schen Friedhöfe sind in den Vor­orten über ganz Frank­reich ver­streut, weil Juden früher in Groß­städten arbeiten, aber nicht leben durften. Kat­zenheim, mit der alten Syn­agoge in der Nähe von Straßburg, war einst eine Stadt mit großer jüdi­scher Bevöl­kerung. Aber erst im 20. Jahr­hundert galten in Frank­reich auch für Juden Rechte und gab es Freiheit für sie. Erst seitdem gibt es den Aus­spruch „Ich bin als Jude hier glücklich.“ Die jüdische Gemeinde wächst. Heute lebt hier die größte jüdische Gemeinde in Europa.
Beim Sonn­tags­un­ter­richt in Straß­burgs Syn­agoge werden die Bibel und neue Maß­nahmen zur Bekämpfung des Anti­se­mi­tismus, die Prä­sident Makom ange­kündigt hat, unter­sucht. Ras­sis­tische Grup­pie­rungen über­nehmen das Internet. Der Rat der jüdi­schen Orga­ni­sa­tionen bemüht sich seit vielen Jahren um neue Gesetze. Und nun der uner­wartete Fort­schritt: Das Gesetz wird im Frühjahr in die Natio­nal­ver­sammlung eingebracht.
NEU! Hier bestellen!

Die Gelb­westen für den Anstieg des Anti­se­mi­tismus ver­ant­wortlich zu machen, ist eine schwierige Aufgabe, aber eine lösbare. Und es wird schon daran gear­beitet. Einige Poli­tiker erklärten, die Inschriften und Belei­di­gungen in deut­scher Sprache, die an Schau­fenstern auf­tauchten, hätten ihren Ursprung auf den Pla­katen der Gelb­westen gehabt.
Es tauchten auch frische offi­zielle Poli­zei­an­gaben auf: Die Zahl der Aggres­sionen gegen Juden stieg um 74 Prozent. Das sind Daten des Jahres 2018. Aber die Gelb­westen tauchten erst vor drei Monaten auf, jedoch fällt dieser Wider­spruch nur Wenigen auf. Und der Anti­se­mi­tismus wächst wirklich. Genauso schnell, wie die mus­li­mische Gemeinde Frank­reichs, die, wie auch die jüdische, die größte in Europa ist.
Das Thema Anti­se­mi­tismus über­schattete erfolg­reich den Skandal der Woche: Die Ver­haftung von Alex­andre Benalla, des ehe­ma­ligen stell­ver­tre­tenden Chefs der Prä­si­di­al­ver­waltung von Macron, der auch ehe­ma­liger Leib­wächter Macrons und, wie viele glauben, ehe­ma­liger Geliebter des Prä­si­denten war. In einem vom Senat ver­öf­fent­lichten Bericht, die Ermitt­lungen dau­erten sechs Monate, wird Benalla als die größte Schwach­stelle bei den Sicher­heits­kräften des Staats­ober­hauptes bezeichnet. Ihm wird vor­ge­worfen, unter Eid gelogen und eine besonders wichtige Rolle im Elysee-Palast gespielt zu haben.
Die Strafe für Meineid liegt bei min­destens fünf Jahren Haft. Wenn Benalla sich plötzlich für die Zusam­men­arbeit mit den Ermittlern ent­scheidet, kann er von seiner Rolle in den bun­testen Farben erzählen. Seine Aus­sagen können Macron und den Elysee-Palast in eine pikante und hoff­nungslose Situation bringen.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie die rus­sische Sicht auf die inter­na­tionale Politk inter­es­siert, dann emp­fehle ich Ihnen einen Blick in die Beschreibung meines Buches. Dort kommt Putin selbst in aus­führ­lichen Zitaten unge­filtert zu Wort und man kann sich so ein eigenes Bild der Ziele machen, die Putin ver­folgt. Der Link dazu ist direkt unter dem Artikel.

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru