Queen Elizabeth, Bild: Wikimedia Commons via Flickr.com, Bildlizenz: CC BY 2.0

Fluchtplan für die Königin! 50.000 Sol­daten! — „Kriegs­sze­nario“ beim Brexit

Die kriegs­ähn­lichen Vor­be­rei­tungen für den immer wahr­schein­li­cheren „harten Brexit“ im Ver­einten König­reich werden sehr konkret. Wie wir bereits berich­teten, sind 50.000 Sol­daten und eine große Anzahl wei­terer Sicher­heits­kräfte für den Tag mobi­li­siert, an dem Groß­bri­tannien ohne abfe­dernde Über­gangs­ver­ein­ba­rungen aus der EU austritt.
Zu befürchten sind Unruhen und Plün­de­rungen, da ab 29. Februar alle wirt­schaft­lichen Bezie­hungen des Ver­einten König­reiches mit der EU schlag­artig zu „Fremd­staaten-Bezie­hungen“ werden. Das bedeutet, dass zum Bei­spiel alles, was nach Groß­bri­tannien her­ein­kommt, ver­zollt werden muss. Daher ist an allen Häfen, Flug­häfen und dem Ausgang des Ärmel­ka­nal­tunnels auf bri­ti­scher Seite mit rie­sigen, mög­li­cher­weise tage­langen Staus zu rechnen. Trotz aller Vor­be­rei­tungen sind die Fas­zi­li­täten für die Zoll­ab­fer­tigung bei weitem nicht aus­rei­chend. Eine nicht unbe­trächt­liche Anzahl von Lie­fe­rungen vom Festland wird dar­über­hinaus in der ersten Zeit vor­aus­sichtlich ganz ent­fallen, weil die Zoll­ge­bühren die Preis­struktur der Her­steller ändern und viele Lie­fe­ranten erst einmal eine Weile abwarten. Das wird zu Ver­sor­gungs­eng­pässen und in der Folge zu Preistei­ge­rungen und Unruhen, viel­leicht sogar Plün­de­rungen und Aus­schrei­tungen führen.
Das weckt Erin­ne­rungen an den Ersten Welt­krieg, als Deutschland unter einer See­blo­ckade der Briten litt, die die Ver­sorgung nach Deutschland hinein ver­hin­derten und damit den Feind desta­bi­li­sieren und schwächen wollten. Die Preise für Lebens­mittel stiegen in Deutschland dras­tisch an und viele hungerten.
Daher werden große Trup­pen­kon­tin­gente auf­ge­boten, um die Ordnung und öffent­liche Sicherheit zu gewähr­leisten. Gleich­zeitig gilt es natürlich, die Königin samt ihrer Familie in Sicherheit zu bringen. Man greift dabei auf Eva­ku­ie­rungs­pläne aus dem kalten Krieg zurück. Nach Berichten der Sunday Times und der Daily Mail wurden die Pläne mit dem Deck­namen „Ope­ration Candid“ 1962, zur Zeit der Kuba­krise ent­wi­ckelt. Damals war ein mili­tä­ri­scher Kon­flikt mit Russland in greif­barer Nähe. Diesen Plänen zufolge sollen die Royals auf ver­schiedene Land­sitze ver­teilt werden, wo sie gut bewacht werden.
Würde die Lage sich zuspitzen, wäre damals „Ope­ration Python“ in Kraft getreten, und die wich­tigsten Royals wären auf die könig­liche Yacht „Bri­tannia“ gebracht worden und in See gestochen. Die Yacht – eigentlich eher ein veri­tables Schiff – gibt es noch, doch sie ist heute Tou­ris­ten­at­traktion und liegt im schot­ti­schen Edin­burgh vor Anker. Die Option, den inneren Kreis der könig­liche Familie in die Kriegs­kom­man­do­zen­trale in der Graf­schaft Wiltshire zu bringen, besteht aller­dings heute noch.
Die beiden bri­ti­schen Zei­tungen erhielten ihre Infor­ma­tionen nach eigenem Bekunden von einem Insider aus Whi­tehall (das Regie­rungs­viertel in London). Diesem zufolge werden die Pla­nungen zur Zeit inten­si­viert, weil es nun so gut wie sicher erscheint, dass es bei einem „No Deal Brexit“ bleiben wird, also einem abrupten Aus­scheiden Groß­bri­tan­niens ohne abmil­dernde Über­gangs­ver­träge, weil bisher noch keine für beide Seiten akzep­table Regelung getroffen werden konnte.
Die Briten scheinen aber ihre berühmte, gelassene Haltung aus dem Zweiten Welt­krieg auch heute noch zu haben. Damals war überall der Spruch zu lesen „Keep calm and carry on“ (Ruhig bleiben und wei­ter­machen), und so titelt auch die Daily Mail recht befremdet über den Alar­mismus: „The most risible No Deal scare story yet: Whi­tehall plan to evacuate the Queen if Brexit sparks riots on the streets of London“ (Die bisher lächer­lichste No-Deal-Angst-Mach-Geschichte über­haupt: Whi­tehall Plan zur Eva­ku­ierung der Königin, falls der Brexit Auf­stände in Londons Straßen befeuert).
Die Daily Mail nennt das ganze Unter­fangen „Unter­nehmen Angst“, doch die Not­fall­planer reagierten schon darauf. Es gehe hier kei­neswegs um ein „Project Fear“ (Unter­nehmen Angst), wie die Zeitung ätzte, sondern es gebe nun einmal Dut­zende von Not­fall­planern, deren Job es sei, jede mög­liche Ent­wicklung vor­aus­zu­sehen und für jeden denk­baren Fall gewappnet zu sein. Es sei aus­ge­schlossen, eine Bedrohung der Royals einfach aus­zu­schließen und im Zwei­felsfall ohne Vor­be­reitung impro­vi­sieren zu müssen. Einen Plan für jede Even­tua­lität müsse sein. Gleich, wie weit her­geholt das auch scheinen mag.
Brexit-Befür­worter und Abge­ord­neter des Unter­hauses, Jacob Rees-Mogg bezeichnete die ganzen Eva­ku­ie­rungs­pläne als „blanken Unsinn“ und als „Kriegszeit- Fan­tasien“, von ein paar „Man­da­rinen“ zusam­men­ge­träumt, die einfach zu viele Filme vom Ende des Viet­nam­krieges  geguckt haben, als damals Heli­kopter auf der US-Bot­schaft in Saigon gelandet sind.
Weder aus der Downing Street 10, wo tra­di­tionell Pre­mier­mi­nis­terin Theresa May resi­diert, noch aus dem könig­lichen Buck­ingham-Palast gibt es eine Stel­lungs­nahme zu diesen Berichten.