Frau Kahane leitet die umstrittene Antonio Amadeu Stiftung © Raimond Spekking / , via Wikimedia Commons

Vera Lengsfeld: Hat die Amadeu Antonio Stiftung einen Frei­brief für den Bruch aller Regeln? Jetzt Petition unterzeichnen!

Je mehr Ein­zel­heiten über die von der Amadeu Antonio Stiftung geplante „Fach­tagung“ über den angeb­lichen „rechten Rand der DDR-Auf­ar­beitung“ am 14. dieses Monats bekannt werden, desto dubioser erscheint diese Ver­an­staltung. Unklar ist, wer eigentlich die Ein­la­denden sind. Auf dem Ein­la­dungs­schreiben findet sich das Logo der Lan­des­zen­trale für Poli­tische Bildung Berlin, nicht aber das der Amadeu Antonio Stiftung, obwohl die Ver­an­staltung in ihren Räumen stattfindet.
Als bekannt wurde, dass es eine solche Tagung geben soll, war noch kein Hinweis auf den Web­sites der Lan­des­zen­trale oder der AAS zu finden. Erst nach zahl­reichen Anfragen von Leuten, die gern teil­ge­nommen hätten und den freien Medien, erschien ein kleiner, ver­steckter Hinweis auf der Homepage der AAS. Gleich­zeitig wurde mit­ge­teilt, die Ver­an­staltung sei leider ausgebucht.
Vorher hatten Inter­es­sierte, die sich anmelden wollten, keine oder nur eine auto­ma­ti­sierte hin­hal­tende Antwort von der AAS erhalten, der dann keine Bestä­tigung für eine Teil­nahme folgte. Wie bekannt wurde, soll die „Fach­tagung“ in einem Raum statt­finden, der nur dreißig Plätze hat. Die AAS hatte in der Ver­gan­genheit größere Räume zur Ver­fügung. Warum greift sie diesmal nicht darauf zurück?
Leute, die per­sönlich bei der Stiftung ange­rufen hatten, bekamen die Mit­teilung, dass eine solche Tagung im Haus nicht bekannt sei. Selbst der Pres­se­sprecher der AAS, der auch für die Öffent­lich­keits­arbeit zuständig ist, teilte wenige Tage vor der geplanten Tagung auf Anfrage von Tichys Ein­blick mit, dass er „bislang nicht weiter mit der Ver­an­staltung befasst“ gewesen sei.
Ist also nicht die Stiftung, sondern sind die drei Unter­zeichner der Ein­ladung Anetta Kahane, Enrico Heitzer und Klaus Bästlein die Ein­la­denden? Wer hat dann die För­derung bei der Lan­des­zen­trale bean­tragt? Soweit ich weiß, sind För­de­rungen von Ein­zel­per­sonen nicht vor­ge­sehen. Sieht die Lan­des­zen­trale, wenn Kahane drauf steht, nicht mehr so genau hin?
Nach Mit­teilung, die sowohl “Tichys Ein­blick”, als auch die “Achse des Guten” auf Anfrage von der Lan­des­zen­trale erhalten haben, wird das Vor­haben mit 1.000 bis 5.000 Euro gefördert. Genaueres könne man erst nach der Tagung sagen.
Sollte die AAS die Ver­an­stal­terin sein, obwohl das aus dem Ein­la­dungs­schreiben nicht her­vorgeht, ist sie ver­pflichtet, nicht nur aus­ge­wählte Per­sonen, sondern die inter­es­sierte Öffent­lichkeit zuzu­lassen. Alles andere ist ein Verstoß gegen die För­der­richt­linien der Landeszentrale.
Sylvia Wähling, die Vor­sit­zende des Men­schen­rechts­zentrum Cottbus e.V., über das bei der „Fach­tagung“ gerichtet werden soll, fragt in ihrem Schreiben an die Landeszentrale:
Was ist das für eine Fach­tagung, bei der Aus­ge­wo­genheit offen­sichtlich nicht gewollt ist? Indem man die Teil­neh­merzahl sogar begrenzt, kann man kri­tische Besucher aus­schließen. Wider­spricht dies nicht dem Beu­tels­bacher Konsens, dem sich die Lan­des­zen­trale ver­pflichtet fühlen sollte? Ich habe 16 Jahre lang bei der Säch­si­schen Lan­des­zen­trale für poli­tische Bildung als Refe­rentin gear­beitet. Kritik ist will­kommen und erfor­derlich in der Demo­kratie. Aber eine solche aus Steu­er­mitteln finan­zierte ein­seitige und ten­den­ziöse Tagung hätte unser dama­liger Leiter in Dresden niemals zuge­lassen. Die Opfer der SED-Dik­tatur und die Orga­ni­sa­tionen, die an das begangene Unrecht erinnern, haben eine solche Behandlung nicht ver­dient.
Wider­spruch ange­meldet haben auch die Zeit­zeugen-Refe­renten der Gedenk­stätte Hohen­schön­hausen, über die eben­falls refe­riert wird, die aber nicht zuge­lassen werden. Im Ein­la­dungs­schreiben wird ihnen zum Teil eine rechte Haltung unterstellt.
Das ist eine unge­heure Beschul­digung, die ent­schieden von den Refe­renten der HSH zurück­ge­wiesen wird und der Klärung bedarf! […] Lediglich ein Ver­treter der Leitung, der keine Gruppen durch die Gedenk­stätte führt und erst seit kurzer Zeit dort arbeitet, kann an dieser Fach­tagung teilnehmen.
Ein lang­jäh­riger Referent und ein renom­mierter His­to­riker hin­gegen, die sich eben­falls anmel­deten, erhielten am 8. Februar 2019 eine Absage. […] Warum werden seitens der Ber­liner Lan­des­zen­trale für poli­tische Bildung für dieses Projekt Gelder zur Ver­fügung gestellt, wo von vorn­herein fest­steht, dass Betroffene nicht teil­nehmen und zu Wort kommen können?
Diese Fragen sollte die Lan­des­zen­trale schnellstens beant­worten. Besser noch, sie zöge ihre För­derung für dieses zwei­fel­hafte Vor­haben, das eher einem Geheim­treffen ähnelt, sofort zurück.
Fragen müssen sich auch die Refe­renten Stephan Hilsberg, Markus Meckel, Dieter Dom­browski und Pro­fessor Günter Morsch, ob sie sich wirklich an so einer Ver­an­staltung, die allen guten Regeln des demo­kra­ti­schen Dis­kurses ins Gesicht schlägt, ein Alibi ver­schaffen wollen.
Klar ist, dass eine solche Ver­letzung der Regeln nicht einfach hin­ge­nommen werden kann.
Unter­stützen Sie unseren Protest und fordern Sie eine Stel­lung­nahme der Lan­des­zen­trale! Wir dürfen nicht zusehen, wie die demo­kra­ti­schen Prin­zipien immer mehr außer Kraft gesetzt werden! Pro­teste sollten an die Lan­des­zen­trale für poli­tische Bildung – thomas.gill@senbjf.berlin.de – gerichtet werden.
Wer schweigt, stimmt zu!
Hier können Sie die Petition “Keine Finan­zierung der AAS aus öffent­lichen Mitteln” unter­stützen: https://www.change.org/p/bundesregierung-bundesministerium‑f%C3%BCr-fsfj-keine-%C3%B6ffentliche-finanzierung-der-amadeu-antonio-stiftung


Vera Lengsfeld — www.vera-lengsfeld.de