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Mie­ten­stopp bei 6–7 Euro? Berlin fährt neue Stra­tegie zur Ent­eignung von Wohnungseigentümern

In Berlin wird unter den linken Par­teien nur noch darüber dis­ku­tiert, WIE man Immo­bi­li­en­ei­gen­tümer am effek­tivsten ent­eignen kann. Mög­li­cher­weise ist die Ent­eig­nungs­drohung nur ein Mittel, um flä­chen­de­ckend eine Ent­eignung auf anderem Wege zu erreichen – durch einen Mie­ten­stopp oder einen “Miet­preis­deckel”, der bei 6–7 Euro liegen soll.
(Von Dr. Rainer Zitelmann)
Füh­rende SPD-Poli­tiker in der Haupt­stadt, so etwa Frak­ti­onschef Raed Saleh, haben sich dafür aus­ge­sprochen, die Mieten aller Woh­nungen zumindest zeit­weise ein­zu­frieren. Ein Exper­ten­gut­achten, das seine Fraktion in Auftrag gegeben hatte, soll diese Sicht stützen. Es habe die recht­lichen Bedenken aus­ge­räumt, erklärte Saleh: “Der Mie­ten­deckel kann kommen.” Die Gesetz­ge­bungs­kom­petenz liege hier bei den Ländern, also könne Berlin ent­spre­chend aktiv werden.
Was wäre aus Sicht der linken Poli­tiker wirk­samer: Fak­tische Ent­eignung durch “Miet­preis­deckel” oder for­melle Ent­eignung wie sie das Volks­be­gehren vor­sieht? Hierzu finden sich inter­es­sante Über­le­gungen in der linken “taz”. Dort werden zuerst sachlich ver­nünftige Argu­mente gegen eine Ent­eignung ange­führt, um dann jedoch für eine alter­native Form der Ent­eignung zu plä­dieren. Dabei blieben die Immo­bi­li­en­ei­gen­tümer formal zwar im Besitz ihrer Immo­bilien, jedoch würden die Mieten staatlich fest­ge­schrieben. In dem Artikel heißt es zur Enteignungsforderung:
“Aller­dings würde von den fairen und sta­bilen Mieten nur ein klei­nerer Teil der Ber­liner Mie­te­rinnen und Mieter pro­fi­tieren. Ver­ge­sell­schaftet würden nämlich nur Woh­nungen von Unter­nehmen mit min­destens 3.000 Wohn­ein­heiten. Unter den knapp zwei Mil­lionen Ber­liner Woh­nungen wären das etwa 200.000 bis 250.000. Bei den übrigen Woh­nungen (soweit es keine Sozial‑, Genos­sen­schafts- oder Kom­mu­nal­woh­nungen sind) würden die Mieten weiter steigen, viel­leicht sogar noch schneller als zuvor. Denn jetzt würde ja noch weniger gebaut als bisher: Der Senat hätte kein Geld mehr und große Inves­toren würden Berlin nun meiden. Außerdem ist es eine Frage des Zufalls, wer in den maximal 250.000 sozia­li­sierten Woh­nungen wohnt – und wer nicht. Die Sozia­li­sierung käme nicht gezielt den­je­nigen zugute, die es am nötigsten haben. Je mehr die Schwächen der Sozia­li­sie­rungs­in­itiative deutlich werden, umso attrak­tiver könnte eine Idee werden, die derzeit im rot-rot-grünen Senat dis­ku­tiert wird. Ein Miet­preis­deckel könnte die Mieten auf 6 bis 7 Euro pro Qua­drat­meter begrenzen. Dies würde zu groß­flä­chigen Miet­sen­kungen führen und käme allen zugute. Die Ver­mieter würden weiter ver­dienen, nur nicht mehr so viel. Den Staat würde der Deckel gar nichts kosten, also hätte er noch Geld für Neu­bauten. Viel­leicht wird die Haupt­wirkung der Sozia­li­sie­rungs­in­itiative sein, dass sie dem Miet­preis­deckel zum Durch­bruch ver­hilft.” So weit die taz.
Es stehen sich hier zwei alter­native Stra­tegien gegenüber:

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Die kom­mu­nis­tische Strategie
Die klas­sische, alte kom­mu­nis­tische Stra­tegie der Ent­eignung. Sie wird von der Linken (also der ehe­ma­ligen SED) favo­ri­siert, die in Berlin für die Woh­nungs­po­litik zuständig ist. Kon­trovers dis­ku­tiert wird unter den Befür­wortern der kom­mu­nis­ti­schen Stra­tegie nur noch darüber, ob die Ent­eignung bei­spiels­weise mit einem Abschlag von 50 Prozent (oder mehr) auf den Ver­kehrswert erfolgen soll oder ob die Eigen­tümer nur noch einen Euro als “Ent­schä­digung” bekommen. Betroffen wären zunächst alle Eigen­tümer, die mehr als 3000 Woh­nungen haben. Aus den Reihen der Jusos wird jedoch bereits gefordert, die Grenze bei 20 Woh­nungen fest­zu­legen. Juso-Chef Kevin Kühnert stellte unlängst die pole­mische Frage, woher jemand das Recht beziehe, mehr als 20 Woh­nungen zu besitzen.
Alter­native Stra­tegie der fak­ti­schen Enteignung
Dagegen steht eine alter­native Ent­eig­nungs-Stra­tegie, die vom Regie­renden Bür­ger­meister Müller (SPD) prä­fe­riert wird: Diese besteht darin, Immo­bi­li­en­ei­gen­tümer so lange und so massiv zu drang­sa­lieren und zu schi­ka­nieren, bis sie “frei­willig” ihre Bestände mit einem Abschlag auf den Ver­kehrswert an den Staat “ver­kaufen”. Teil dieser Stra­tegie ist es, einen Mie­ten­stopp ein­zu­führen, der den Besitz von Immo­bilien unwirt­schaftlich machen würde.
Stadt­weite Milieuschutzgebiete
Was schon jetzt geschieht: Berlin wird zunehmend mit “Milieu­schutz­ge­bieten” über­zogen. Wenn eine Immo­bilie in einem solchen Gebiet liegt, darf der Eigen­tümer sie nicht mehr ohne Geneh­migung in Eigen­tums­woh­nungen umwandeln. Und bau­lichen Ände­rungen sind enge Grenzen gesetzt: Neulich wollte ein Eigen­tümer ein Bad, das nur 80 cm breit war, ver­breitern – dies wurde jedoch vom Amt als Luxus­maß­nahme untersagt, weil es sich bei dem 80-cm-Bad um einen zeit­ge­mäßen Aus­stat­tungs­zu­stand handle und durch die Ver­brei­terung die ange­stammte Wohn­be­völ­kerung ver­drängt würde.
Beim Verkauf von Immo­bilien in diesen Milieu­schutz­ge­bieten drohen die Bezirke im Stil eines Erpressers zudem regel­mäßig, ihr Vor­kaufs­recht aus­zuüben (was auch zunehmend geschieht). Immo­bi­li­en­ei­gen­tümer können dem nur ent­gehen, wenn sie eine soge­nannte “Abwen­dungs­ver­ein­barung” unter­schreiben, die mit zahl­reichen Auf­lagen ver­bunden ist, die das Eigentum entwerten.
Der nächste Schritt ist nun die Ein­führung eines Mie­ten­de­ckels bzw. eines Mie­ten­stopps. Eine Ent­eignung wird mit dieser alter­na­tiven Stra­tegie auf eine andere Weise erreicht: Das böse Wort, das in den Ohren Vieler doch allzu sehr nach DDR klingt, wird zwar ver­mieden. Aber am Schluss bleibt vom Eigentum nur noch der for­melle Rechts­titel, während die Ver­fü­gungs­gewalt für die Woh­nungen prak­tisch auf den Staat übergeht.
 

Dr. Rainer Zitelmann — TheEuropean.de