Weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien hat Polen seine Forderungen nach Reparationen für den Zweiten Weltkrieg an Deutschland präzisiert. Es geht demnach um ungefähr 900 Milliarden, die Warschau von Deutschland fordern will. Interessanterweise wurde im Gegensatz zu Deutschland in Russland breit darüber berichtet.
(Von Thomas Röper)
So zitierte die Nachrichtenagentur TASS einen polnischen Abgeordneten der Regierungspartei mit folgenden Worten:
„Es ist eine Schande, dass so eine offensichtliche Frage, wie die Vernichtung polnischer Bürger und die Zerstörung der polnischen Wirtschaft von den Deutschen in den letzten 30 Jahren ignoriert wurde. Vor allem verwundert es, wenn man das Verhalten deutscher Politiker anschaut, die den Polen etwas über Rechtsstaatlichkeit erzählen wollen. Solange, wie Deutschland seine Schuld gegenüber Polen für den Zweiten Weltkrieg nicht begleicht, wir reden über 900 Milliarden, sollte Deutschland sich beherrschen, wenn es um Angriffe gegen die polnische Regierung geht.“
Weiter wird gemeldet, dass in Polen derzeit eine Kommission die endgültige Höhe der polnischen Forderungen berechnet und die Rechnung bis Ende 2019 präsentieren will.
Deutschland hat solche Forderungen bislang immer abgelehnt und verweist darauf, dass Polen 1953 auf Forderungen nach Reparationen gegenüber Deutschland verzichtet hat. Polen hingegen argumentiert, dass Polen 1953 nicht souverän war und nur auf Druck aus der UdSSR unterschrieben habe und dies auch nur in Bezug auf die DDR. Polen hat bereits früher angekündigt, die Reparationen notfalls vor internationalen Gerichten einklagen zu wollen.
Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“