Lautstark wird die zunehmende Ungleichverteilung von Vermögen und Einkommen in Deutschland beklagt. Trotz massiver Mängel in der Studie des DIW (in Wirklichkeit ist die Problematik viel kleiner) greifen Medien und Politik das Thema begeistert auf. Endlich kann man zugunsten der Armen mehr umverteilen (in Wirklichkeit profitieren jedoch nur die Umverteilungsbürokratie und die Politiker, die damit noch mehr an Einfluss gewinnen). Doch wer sind eigentlich die Armen in Deutschland? Für welche Bevölkerungsgruppe wird mehr Umverteilung und Solidarität gefordert, gerade auch angesichts des Umstandes, dass immer mehr Kinder von Hartz IV leben?
Nun, laut F.A.Z. sind es vor allem Zuwanderer. Das erstaunt, wird doch von denselben Medien immer wieder der wirtschaftliche Nutzen der Zuwanderung betont, basierend auf fehlerhaften Studien des DIW. Die hier lebenden Zuwanderer stellen jedenfalls die Hauptgruppe der Armen:
- „Etwa ein Sechstel der in Deutschland lebenden Menschen gilt als armutsgefährdet, weil ihr Einkommen weniger als 60 Prozent des gesellschaftlichen Mittelwerts beträgt. Nach Messung des Statistischen Bundesamts beträgt die Armutsrisikoquote derzeit im Durchschnitt 15,4 Prozent.“
- „Beim näheren Blick zeigt sich, dass die Kluft zwischen Arm und Reich nicht nur ein Gegensatz zwischen unten und oben ist, sondern auch einer zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.“
- „Besonders groß ist der Unterschied zwischen Menschen mit türkischen Wurzeln und der übrigen Bevölkerung.“ – Stelter: Das hat übrigens das DIW in einer anderen Studie bestätigt. So verdienen Menschen aus der Türkei und arabischen Ländern deutlich weniger als die Zuwanderer aus anderen Regionen.
- „Schon für die Gesamtgruppe der Migranten und ihrer Nachkommen, zusammen 16,4 Millionen Menschen, weist der Report eine beachtliche Armutsrisikoquote von 24 Prozent der Erwachsenen aus. Unter den 2,9 Millionen Einwohnern mit türkischen Wurzeln ist der Anteil aber noch deutlich höher: 36 Prozent.“ – Stelter: Zuwanderer sollten einen Beitrag zum Wohlstand leisten.
- „Während ein deutscher Durchschnittshaushalt aus 1,9 Personen besteht und auf 59 Quadratmetern pro Kopf lebt, bestehen türkische Haushalte im Durchschnitt aus 3,2 Personen mit einer Wohnfläche von 32 Quadratmetern pro Kopf.“
- „Eine Erklärung für karge Lebensverhältnisse vieler Türken liefert indes auch das Bildungsniveau – und zwar nicht nur das der ersten Einwanderergeneration, die einst als Gastarbeiter kamen, sondern auch ihrer hier geborenen Nachkommen. Unter den heute 17- bis 45-Jährigen mit türkischen Wurzeln haben 40 Prozent höchstens die Hauptschule abgeschlossen; 51 Prozent haben nach der Schulzeit keinen Berufsabschluss erreicht.“
- „Nur 17 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer türkischer Herkunft arbeiten Vollzeit, zugleich sind viele als Hilfsarbeiter tätig. Im Durchschnitt aller Migranten arbeiten 27 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer Vollzeit; unter den übrigen Bürgern sind es 37 Prozent der Frauen und 70 Prozent der Männer.“
- „Den Befragungen zufolge leiden Bürger mit türkischen Wurzeln vor allem in der zweiten Lebenshälfte weit häufiger unter Schmerzen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Zudem zeigt die amtliche Statistik, die nicht nach Nationalitäten aufschlüsselt, dass Migranten in der zweiten Lebenshälfte überdurchschnittlich oft verletzt oder krank sind.“ – Stelter: Damit steigen auch die Gesundheitsausgaben.
- „Würden allein die 2,9 Millionen türkischstämmigen Einwohner ähnliche Lebensverhältnisse erreichen wie der Durchschnitt der übrigen 78 Millionen Einwohner, dann verringerte sich schon dadurch die allgemeine Quote um etwa einen dreiviertel Prozentpunkt. Das entspräche einem Rückgang der statistisch gemessenen Armut auf das Niveau des Jahres 2005.“
Dabei ist diese Erkenntnis nicht nur mit Blick auf die Türken interessant, sondern auch mit Blick auf die Flüchtlingswelle wie die WiWo berichtet: „Die kulturelle Nähe oder Distanz spielt eine entscheidende Rolle. Je größer diese Distanz der Zugewanderten oder deren Nachkommen zur Mehrheitsgesellschaft ist, desto größer sind im Schnitt auch deren Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. ‚In allen europäischen Ländern liegen muslimische Immigranten bei fast allen Merkmalen der Integration hinter allen anderen Einwanderergruppen. Das gilt für den Arbeitsmarkt, aber auch für Bildungsergebnisse, für interethnische Kontakte, also solche mit der heimischen Bevölkerung und die Identifikation mit dem Wohnland‘, sagte Koopmans. Kulturelle Assimilationsbereitschaft, so kurz gefasst seine These, ist die beste Voraussetzung für eine gelingende Integration.“
„Koopmans wurde lange von der Migrationsforschung in Deutschland und erst recht von den politischen Akteuren ignoriert oder gar angefeindet. Seine Ergebnisse sind schließlich unbequem für Politiker, da sie keine konfliktfreien Lösungen durch bürokratische Akte des Staates nahelegen. Kultur und religiöse Praxis von Menschen sind in einem freien Land dem direkten Zugriff des Staates schließlich mit gutem Grund entzogen.“
Womit wir wieder bei der Kernaussage wären: Es geht nicht um Umverteilung, sondern um Bildung, Investition und Steuerung der Zuwanderung. Was nutzt uns Zuwanderung, die den Anteil der Armen erhöht, die dann per Umverteilung alimentiert werden?
→ F.A.Z.: „Viele Türken in Deutschland sind arm“, 19. Mai 2016
→ WiWo.de: „Warum viele Türken weniger integriert sind als andere Gruppen“, 3. Juni 2016