Klage wider die zeit­geistige Into­leranz: Die Sicht der auf­ge­zwun­genen Denk­weise durchbrechen

Von Peter Helmes / Michael Dunkel
 – „Meine Erkennt­nisse bleiben, und immer noch stehe ich vor der Betonwand der offi­zi­ellen Ansichts­pflicht“ (M. Dunkel*)
– „Alle Themen, welche ich im per­sön­lichen Gespräch beleuchte, erhalten ein Für und Wider, ein aus dem Herzen kom­menden Bedürfnis, mich in beide Seiten hinein zu ver­setzen und diese auch ver­stehen zu wollen“ (M. Dunkel)
Ich habe einen außer­or­dent­lichen Men­schen lieb­ge­wonnen und schätzen gelernt. con­servo-Leser haben schon viele Artikel von ihm lesen können. Die Resonanz auf seine Schrift­stücke ist jeweils außer­or­dentlich hoch – was keine Frage der Quan­tität sondern der Qua­lität seiner Gedanken ist.
Michael Dunkel*) besitzt die besondere Gabe – auch in der Blog­ger­szene eine Rarität – nicht nur über poli­tische Ereig­nisse berichten zu können, sondern in seine Refle­xionen fließen immer wieder – und in reich­lichem Maße – per­sön­liche Emp­fin­dungen ein. Ich bin sicher, dass ihm – müsste er über ein schweres Ver­brechen berichten – dies auch noch in wohl­klin­genden Worten und mit beson­derer Empathie gelänge, in mit­rei­ßender Prosa sozu­sagen allemal.
Er wahrt Abstand, wo andere viel­leicht plump zu Werke gingen, und er ent­facht Emo­tionen, wo das Auge des gestreßten Lesers an Ober­fläch­lichem hän­ge­zu­bleiben drohte. Und was bei Dunkel gewiss nie der Fall sein wird: Er würde nie ein­seitig ver­ur­teilen. „Audiatur et altera pars“ („man höre stets auch die andere Seite“) ist gewiss eine seiner gewich­tigsten Maximen.
Erdulden und ertragen
Dunkel ist ein Meister gelebter Toleranz, die schier endlose Duld­samkeit mit all­gemein einem Gelten- und Gewäh­ren­lassen anderer (erst recht auch fremder) Über­zeu­gungen, Hand­lungs­weisen und Sitten zu ver­binden fähig ist.
Das geschieht nicht „locker aus der Hüfte“, nein, bei ihm merkt man zuweilen, dass der Begriff Toleranz nicht nur ange­nehme Asso­zia­tionen weckt. Toleranz kommt aus dem latei­ni­schen „tolerare“ – und das bedeutet nicht „einfach damit leben“, sondern vor allem „erdulden“ und „ertragen“ – was zeigt, dass Toleranz auch eine Last sein kann.
Michael Dunkel bevorzugt jedoch die positive Inter­pre­tation des „tolerare“, nämlch duldsam, nach­sichtig, groß­zügig und weit­herzig zu sein. In der Inter­pre­tation des Gegen­be­griffs von Toleranz, nämlich In-toleranz, wird deutlich, was ich meine: Der Into­le­rante ist unduldsam, hat keine andere Meinung und/oder will eine andere Meinung als die eigene nicht gelten lassen. Wer Michael Dunkel kennt, weiß, dass er ein ent­schie­dener, ja kämp­fe­ri­scher Gegner der Into­leranz ist.
Der Phi­losoph Max Müller bringt noch eine weitere Dimension in die Begriffs­aus­legung: Er stellt die Toleranz nicht nur als den gegen­sei­tigen Respekt des Ein­zelnen gegenüber anderen Ansichten dar, sondern sieht darüber hinaus in gelebter Toleranz „eine Ver­an­kerung im christ­lichen Lie­bes­gebot“ – „Liebe Deinen Nächsten…“. Nach dieser Maxime lebt Michael Dunkel, und dieser Geist leuchtet auch aus seinen vielen Büchern und Artikeln.
Toleranz bedeutet auch für mich, die Meinung des anderen zu achten, ohne sie über­nehmen zu müssen. Sie ist ein Aus­druck des Respekts und nicht der Unterwürfigkeit.
Der große Phi­losoph René Des­cartes hat es all­ge­mein­ver­ständlich, aber bra­vourös ausgedrückt:
„Cogito, ergo sum. Ich denke, und mithin so bin ich,
Ist das eine nur wahr, ist es das andere gewiss…“
Das ist ein hoch­in­ter­es­santer Aspekt. Er zeigt u.a. auf, dass sich Toleranz nur der erlauben kann, der auf einem gesi­cherten Fun­dament, auf einem Wer­te­gerüst also, steht. Mehr noch: Seine eigene Erkennt­nis­fä­higkeit fußt auf einem nicht weiter kri­ti­sier­baren Fun­dament (lat. fun­da­mentum incon­cussum, „uner­schüt­ter­liches Fundament“).
In seinem Werk „Medi­ta­tiones de prima phi­lo­sophia“ (1641) for­mu­liert Des­cartes fol­gende metho­dische Begründung:
„Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phan­ta­siert, selber nicht mehr zweifeln.“
Von diesem Fun­dament aus ver­sucht Des­cartes dann, die Erkennt­nis­fä­higkeit wieder aufzubauen.
Die Toleranz, so ver­standen, hilft jedem, seine eigene Phi­lo­sophie zu über­denken und zu posi­tio­nieren. Und das tut Michael Dunkel – mit einem gehö­rigen Gran Lei­den­schaft. Ich bin glücklich, ihn zu den stän­digen con­servo-Autoren zählen zu dürfen.
Peter Helmes, 12. Juni 2019
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Ich habe diese Betrachtung zur Toleranz vor­an­ge­stellt, weil der fol­gende Artikel von Michael Dunkel eben – unaus­ge­sprochen – seine Toleranz deutlich erkennen lässt. In typi­scher Dunkel-Manier – die stets sein Inneres nach außen kehrt – schreibt er:
Die Chancen auf ein Für und Wider
von Michael Dunkel
„Men­schen, welche mich per­sönlich kennen oder auch über FB meine Men­ta­lität, meine Ansichten, lesen, wissen, dass ich bin offen und gerade heraus bin.
Alle Themen, welche ich im per­sön­lichen Gespräch beleuchte, erhalten ein Für und Wider, einem aus dem Herzen kom­menden Bedürfnis, mich in beide Seiten hinein zu ver­setzen und diese auch ver­stehen zu wollen – unter dem Aspekt von eigener Lebens­er­fahrung, von erar­bei­tetem Wissen und auch von Mensch­lichkeit, wenn es im Thema um Ver­feh­lungen gehen sollte.
Ich bin schon fast fana­tisch, wenn es um Gerech­tigkeit geht, und habe oft meine Gesprächs­partner in eine Art Ver­zweiflung gebracht, weil ich bohre, nach­frage, erläutere und auch über­zeugen will.
Grund­sätzlich immer mit Respekt.
„Ein Gefan­gener meiner Gedanken“

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Umso mehr wächst meine Wut, meine Ohn­macht, wenn ich die seit Jahren prak­ti­zierte Politik ver­folge, die gesteuerte Medi­en­land­schaft betrachte, den Versuch erkenne, die Mei­nungs­bildung zu manipulieren.
Es geht seit Jahren in allen Bereichen einen Schritt zurück – und dann, mit Gewalt, drei Schritte nach vorne und in die völlig falsche Richtung.
So werde ich ein Gefan­gener meiner Gedanken, weil mir der Versuch, alle Themen abzu­wägen, ver­wehrt bleibt, und ich nur noch in vielen Fällen in eine gewisse Ein­sei­tigkeit gerate.
Diese Ein­sei­tigkeit kommt ja nur zu Stande, weil der Staat und seine Ver­treter im Gleich­klang mit den Medien keine Luft lassen, zwei Rich­tungen zu beleuchten.
Solange nur eine Richtung vor­ge­geben ist, darf kein ver­nünftig den­kender Mensch die zweite Richtung unter den Tisch fallen lassen.
Genau deshalb sind meine Artikel immer dieser zweiten Sicht gewidmet. Als Versuch, einen Gegenpol zu schaffen, wenn es darum geht, die Sicht der auf­ge­zwun­genen Denk­weise zu durchbrechen.
Damit stehe ich nicht alleine, denn es gibt Hun­derte von Kämpfern, und ich glaube, genau aus diesen ange­führten Gründen.
Es bleibt keine Zeit, Aspekte abzu­wägen, die Ereig­nisse über­schlagen sich täglich, und die Deu­tungen bleiben auf offi­zi­eller Seite wie ein­be­to­niert in der nach meiner Sicht völlig fal­schen Richtung stecken.
Wer mich kennt, weiß, dass es mir fast kör­per­liche Schmerzen bereitet, mir die Chance auf ein Für und Wider selbst ver­bieten zu müssen, weil der ganze Wahnsinn, der in Deutschland tobt, kaum noch zu durch­dringen ist.
Dann bin ich lieber ein ein­sei­tiger Gegenpol zu der ein­sei­tigen Pflicht­sicht der Offiziellen.

*) Michael Dunkel ist ein rhei­ni­scher, poly­glotter, libe­ral­kon­ser­va­tiver Literat und schreibt für con­servo.