Rainer Hahne, Lübckes bester Freund, äußerte im Gespräch mit der “Welt” seine Bedenken, dass Stephan E. der Täter wäre. Auch ein V‑Mann, der Stephan E. kannte, zweifelt an ihm als Täter. Steckt hinter dem Mord also tatsächlich ein rechtsradikales Motiv oder könnte auch ein Täter aus dem privaten Umfeld mit einem privaten Motiv für den Tod von Lübcke in Frage kommen?
Im Mordfall Walter Lübcke wurde Mitte Juni der Kasseler Stephan E. (45) durch Spezialeinheiten der Polizei als „unter dringendem Tatverdacht“ stehend festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Der Tatvorwurf gegenüber Stephan E. basiert offenbar einzig und allein in einer seiner Hautschuppen, die man auf Lübckes Kleidung fand. Doch während es sonst in Kriminalfällen ohne eindeutige Beweislage üblich ist, nicht den vollen Namen in der Berichterstattung anzugeben, das Gesicht unkenntlich zu machen und die Privatsphäre des Tatverdächtigen zu schützen, zeigen sich die Medien bei Stephan E. wenig zurückhaltend.
So ist selbst das Wohnhaus, wo Stephan E. mit Frau und Kindern vor der Verhaftung lebte, Bestandteil mancher Berichte. Dabei gibt es mehrere Stimmen, die in Frage stellen, dass die Tat dem rechten Milieu und Stephan E. zuzuordnen sei.
“Ich kann mir nicht vorstellen, dass es der Stephan war. Da müssen höhere Mächte im Spiel sein“, so beispielsweise Ex-V-Mann Benjamin G. zur Bild-Zeitung.
V‑Mann G. wurde zwischen 2003 und 2006 vom hessischen Verfassungsschutz als V‑Mann geführt. Genau in dieser Zeit trat Stephan E. (45), immer wieder polizeilich in Verbindung mit dem rechtsextremen Milieu in Erscheinung. Doch in den letzten zehn Jahren verhielt er sich eher unauffällig.
Freund Lübckes glaubt nicht, dass Stephan E. der Täter ist
Auch Rainer Hahne, Lübckes bester Freund, äußert im Gespräch mit der „Welt“ seine Bedenken, dass Stephan E. der Täter wäre. So heißt es dort, dass Hahne an einen Täter in der rechten Szene trotz Drohungen nicht so wirklich glaube. Ginge es nach Hahne, muss
“der Walter den Täter gekannt haben. Der hätte keinen Fremden so nah an sich herangelassen, der mitten in der Nacht auf seiner Veranda auftaucht.“
Wie die „Welt“ weiter berichtete, sei Lübcke an dem betreffenden Abend selbst nicht auf der Kirmes gewesen. Dort heißt es, es sei nämlich der erste Abend gewesen, an dem Lübcke zusammen mit seiner Ehefrau auf das gemeinsame Enkelkind aufpassen wollte, während seine Söhne und die Schwiegertochter offenbar die Kirmes besuchten.
Der „Merkur“ schrieb, dass sich womöglich der Täter extra die Tatnacht ausgesucht hätte, weil zu dem Zeitpunkt eine Kirmes in dem sonst ruhigen Ort stattfand. „Das kann ich nicht verneinen. Das ist durchaus Teil unserer Theorie und der Ermittlungen“, so der Kripo-Sprecher Dirk Hintermeier zu dieser Vermutung.
Das spricht dafür, dass der Täter womöglich Einblick in die aktuelle familiäre Situation als auch in die regionalen Gegebenheiten hatte, was beides für einen Täter aus dem Umfeld Lübckes spricht.
Ersthelfer verwischte auf der Terrasse Spuren
Ob Lübcke Stephan E. so nah an sich heranließ, dass eine Hautschuppe an die Kleidung kommen konnte, ist fraglich. Denn es soll laut den Berichten kein Kampf zwischen Täter und Opfer stattgefunden haben. Und das Stephan E. Lübcke, wenn er Lübcke erschossen hätte, ihn dann noch berührt, ist äußerst unwahrscheinlich.
Auch das kleine Zeitfenster für die Tat ist auffällig. Wie Nachbarn der „Welt“ berichteten, hätte der Politiker bis etwa 23 Uhr auf der Terrasse seines Hauses gesessen, offenbar mit einem Gast. Lübckes Ehefrau hätte zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Enkelkind im Haus geschlafen, so die „Welt“ weiter.
Bereits gegen 00:35 Uhr hätte dann der jüngere Sohn des Paares seinen Vater auf der Terrasse aufgefunden. Er alarmierte offenbar umgehend die Einsatzkräfte und anscheinend auch einen Freund, den Sanitäter Florian A., der offenbar auf der Kirmes war.
Florian A. wurde eine Woche nach der Tat per SEK-Einsatz am Nordseehafen Harlesiel festgenommen. Er wurde jedoch kurze Zeit später, wie andere Medien berichten, anscheinend, weil keine Tatwaffe bei ihm gefunden wurde und der Tatverdacht sich nicht erhärtete, wieder freigelassen. Doch warum wurde Florian A. erst eine Woche nach der Tat festgenommen?
Wie Nachbarn gegenüber Welt berichteten, wurde vom Ersthelfer, also Florian A., Blut von der Terrasse aufgewischt. Vor allem, so heißt es in dem „Welt“-Artikel, um der Familie den Anblick zu ersparen. Jedoch wurden dadurch möglicherweise wichtige Spuren beseitigt.
Die „Hessische Niedersächsische Allgemeine“ schreibt, dass direkt vor Ort kein Hinweis auf ein Verbrechen entdeckt werden konnte. Erst Ärzten im Krankenhaus soll das Einschussloch im Kopf aufgefallen sein, das durch eine Kleinkaliberwaffe, die eher unüblich für einen Profi-Killer ist, verursacht wurde.
Lübcke soll sich mit Kasseler Mafia angelegt haben
Auf Wikipedia war kurz nach Lübckes Tod ein Eintrag zu lesen (er wurde kurze Zeit später wieder gelöscht), der darauf hindeutete, dass Lübcke sich mit der Kasseler Mafia angelegt hätte. Diesen Wikipedia-Eintrag erwähnt auch am 7.6.19 der „Spiegel“.
Florian A., der bosnische Wurzeln aufweist und wie gesagt mit einem Lübcke-Sohn befreundet sein soll, soll auch Käufer einer „Schrottimmobilie“, die ursprünglich Lübcke gehörte hätte, sein.
Es besteht also in vielerlei Hinsicht die Möglichkeit, dass statt einem rechtsradikalen Motiv auch ein Täter aus dem privaten Umfeld mit einem privaten Motiv für den Tod Lübckes in Frage kommt.
Quelle: www.epochtimes.de