Bildquelle: Screenshot PP/SWR/Youtube

Sind wir tat­sächlich auf noch mehr Zuwan­derung angewiesen?

Die Bad. Zeitung wie­derkäut wie andere Medien auch, dass wir sonst aus­sterben. — Demo­skopen rechnen immer noch mit den Geburts­daten der Vergangenheit.
(von Albrecht Künstle)
Wieder mehr Kinder – und doch nicht genug“ titelte unsere Regionalzeitung:
https://www.badische-zeitung.de/wieder-mehr-kinder-in-baden-wuerttemberg-und-doch-nicht-genug–175624533.html. Die Gebur­tenrate reiche für den Erhalt des Bestandes der Baden-Würt­tem­berger nicht aus, das Ländle bleibe auf die Zuwan­derung ange­wiesen, wurde im Unter­titel behauptet. Na und, werden manche sagen, ohne Schwaben kein Kret­schmann, was soll daran schlimm sein? Aber: Wir Badener gehören ja auch dazu, und uns gilt es zu erhalten! Das kann Rest-Deutschland nicht egal sein, denn wir sind wichtige Net­to­zahler beim Län­der­fi­nanz­aus­gleich. Ohne uns müsste man für Berlin eine neue Luft­brücke organisieren.

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Wir Baden-Würt­tem­berger wie auch das übrige Deutschland würden auch ohne eine stärkere Zuwan­derung nicht aus­sterben. Die Ein­woh­nerzahl unseres Bun­des­landes hat die 11 Mio. über­schritten, das sind jetzt 310 EW/km² gegenüber 230 bun­desweit. Und bei uns bleiben die aus dem Süden ein­fal­lenden Migranten vorerst hängen. Erst wenn sie einen Auf­ent­halts­status geschenkt bekommen, zieht die Hälfte in die Metro­polen weiter, wo schon ihre Ver­wandten residieren.
Wie kommen nun „Demo­graphen“ darauf, dass die Geburtsrate für den Bevöl­ke­rungs­erhalt nicht aus­reiche? Wenn man sich die Ent­wicklung anschaut, ging die Kin­derzahl der Frauen von 2,6 Anfang der 60er Jahre auf 1,5 im Jahr 1980 zurück. Das war die Zeit, in der deutsche Familien sich kaum mehr Kinder leisten konnten. Und die Gast­ar­bei­ter­fa­milien getan haben, wozu sie gerufen wurden. Sie arbei­teten, Kinder in die Welt setzen war nicht einmal ein Mar­ken­zeichen der tür­ki­schen Gast­ar­beiter. Dann hat sich die Gebur­tenrate rund 30 Jahre lang auf nied­rigem Niveau bei ungefähr 1,4 Kindern sta­bi­li­siert. Doch dann ging es mit den Geburten auf 1,6 Kinder bergauf.
Das reiche nicht, wir bräuchten 2,1 Kinder je Frau, behaupten die geis­tigen Schlepper in Insti­tu­tionen, Medien und der Politik. Auch die 1,93 Kinder aus­län­di­scher Frauen seien zu wenig, wir brauchen noch gebär­freu­digere Migran­tinnen. Doch machen die Hiobs-Pro­pheten den Fehler, den man nach dem Absol­vieren einer ein­fachen Haupt­schule nicht mehr machen dürfte. Sie pro­gnos­ti­zieren die Bevöl­ke­rungs­ent­wicklung nur mit der Kin­derzahl je Frau, nicht mit dem Alter, in dem die Kinder geboren werden.
Ich mache für diese Bevöl­ke­rungs­un­ter­gangs-Bot­schafter ein ein­faches Bei­spiel: Es macht einen Unter­schied, wie viel täglich im Bauch landet, ob man im Abstand von sechs Stunden oder alle fünf Stunden isst. Abzüglich Schlaf speist man im ersten Fall dreimal am Tag, im zweiten Fall jedoch viermal. Nicht anders ist es bei den Geburten.
Wenn Neu-Migran­tinnen ihr erstes Kind schon im Alter von 20 Jahren gebären, statt wie bei uns mit 30 Jahren, dann bringen die zuge­wan­derten und nach­ge­holten Frauen und deren Kin­der­bräute mehr Kinder zur Welt als unsere ein­hei­mi­schen Frauen – sogar bei gleicher Kin­derzahl. Konkret: Bei einer Lebens­er­wartung von ange­nommen 84 Jahren hat das Kind einer 30jährigen Mutter noch eine Oma, aber schon keine Ur-Oma mehr, macht 2,8 Gene­ra­tionen aus. Kinder von 20jährigen Müttern haben eine Oma, Ur-Oma und sogar noch eine Ur-Ur-Oma, also 4,2 Gene­ra­tionen der Großfamilie.
Was wir brauchen ist keine neue Anwer­bungs­of­fensive, sondern Experten, Fach­kräfte die in den Insti­tuten richtig rechnen köen, Leute bei den Medien, welche die zum Fraß vor­ge­wor­fenen Zahlen hin­ter­fragen können. Und Poli­tiker, welche die Lösung der Pro­bleme unseres Landes in einer ideo­lo­gie­freien Wirtschafts‑, Finanz- und Ener­gie­po­litik suchen. Ob wir solche Fach­kräfte mit Hilfe des neuen Fach­kräfte-Zuwan­de­rungs­ge­setzes finden können, darf stark bezweifelt werden. Wenn bei uns etwas aus­stirbt, ist es nicht das Volk, sondern Volks­ver­treter, die ihr Hirn benutzen, statt die Beschluss­vor­lagen ihrer Fraktionsoberen.