Skandal in Frank­reich: Fran­zö­si­scher Geheim­dienst machte Deal mit Ter­ro­risten anstatt sie zu verfolgen

Ein Geheim­dienst­skandal erschüttert Frank­reich, aber die deut­schen Medien berichten darüber mit keinem Wort.
Es gibt immer wieder Ver­dachts­fälle, dass west­liche Geheim­dienste in Ter­ror­an­schläge in den eigenen Ländern ver­wi­ckelt sind. Und manchmal kommt es auch ans Licht, nur bestraft wird dafür niemand. In Deutschland gilt das zum Bei­spiel für das Celler Loch, bei dem der nie­der­säch­sische Ver­fas­sungs­schutz eine Bombe an der Mauer eines Gefäng­nisses in Celle gezündet hat und dies der RAF in die Schuhe schieben wollte. Als das einige Jahre später her­auskam, wurde aber niemand bestraft und die Medien haben auch nicht protestiert.
Aber es gibt viele andere Ver­dachts­fälle. Der bekann­teste ist in Deutschland derzeit der Anschlag auf den Weih­nachts­markt in Berlin durch Anis Amri, bei dem es weit mehr Fragen als Ant­worten zur Rolle des Ver­fas­sungs­schutzes gibt. Aber die Medien berichten darüber nur kurz und ver­meiden es, allzu kri­tische Fragen zu stellen, von hart­nä­ckigem Nach­bohren erst gar nicht zu reden.
Auch in Spanien gibt es derzeit einen ähn­lichen Fall, über den Exo­ma­gazin-TV mit allen Ein­zel­heiten und Quellen berichtet hat. Robert Flei­scher von Exo­ma­gazin-TV hat bei Spanien den Vorteil, den ich bei Russland habe: Er spricht die Sprache und kann Orig­anlquellen lesen.
Auch in Spanien hat ein Islamist viele Men­schen mit einem Lie­fer­wagen getötet und nun kam heraus, dass er sehr enge Kon­takte zum spa­ni­schen Geheim­dienst hatte. Auch darüber habe ich in deut­schen Medien (übrigens abge­sehen von RT-Deutsch) keinen Artikel gefunden.
Und nun Frank­reich. Über den Skandal, der dort gerade ans Licht kommt, hat das rus­sische Fern­sehen berichtet. Ich habe den Bericht übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Einen „Skandal staat­lichen Aus­maßes“, so nannte man in Frank­reich die Erklärung des ehe­ma­ligen Leiters der Gegen­spionage des Landes. Er hat beschlossen, darüber zu sprechen, wie seine Abteilung mit Ter­ro­risten ver­han­delte. Nach dem Ver­sprechen, keine wei­teren Anschläge auf fran­zö­si­schem Boden zu verüben, konnten sich die Extre­misten der Ver­ant­wortung entziehen.
Jetzt ist er 83 Jahre alt und kann es sich leisten, offen zu sprechen. Der ehe­malige fran­zö­sische Geheim­dienstchef Ive Bonnet gab zu, dass er nicht nur wusste, wer hinter dem Anschlag auf ein jüdi­sches Restaurant in Paris im Jahr 1982 steckte, sondern auch einen Nicht­an­griffspakt mit den Ter­ro­risten geschlossen hat.
„Das war es eine sehr ange­spannte Zeit damals. Mehrere Ter­ror­or­ga­ni­sa­tionen arbei­teten gleich­zeitig in Frank­reich. Unsere Aufgabe war es, ihre Angriffe auf fran­zö­si­schem Boden zu stoppen“ sagte der ehe­malige Leiter der Sicher­heits­ab­teilung des fran­zö­si­schen Innenministeriums.
Was vor seiner Zeit geschah, war ihm egal, das sei Aufgabe der Ermittler. Was danach geschah, liege auch nicht in seiner Ver­ant­wortung. Er hatte die Aufgabe, die Fran­zosen zu schützen und die habe er erfüllt. Danach, im Jahr 1985, hat die­selbe Ter­ror­gruppe Men­schen in Italien und Öster­reich erschossen: auf den inter­na­tio­nalen Flug­häfen Rom und Wien wurden zwanzig Men­schen getötet.
„Die Aussage des ehe­ma­ligen Chefs der fran­zö­si­schen Spio­na­ge­abwehr ist ein sehr großer Skandal. Kein demo­kra­ti­scher Staat hat bisher solche Abkommen mit ter­ro­ris­ti­schen Orga­ni­sa­tionen geschlossen. Demo­kra­tische Länder sollten Ter­ro­risten diese Hand­lungs­freiheit nicht geben“ sagte Jaakow Peri, der ehe­malige Chef des israe­li­schen Geheim­dienstes Schabak.
Am 9. August 1982 warfen Ter­ro­risten eine Granate in das Restaurant Gol­denberg in Paris und feu­erten dann mit Maschi­nen­ge­wehren auf die Besucher, töteten sechs Men­schen und ver­letzten 35 weitere. Die Angreifer flüch­teten, bevor die Polizei eintraf.
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Das Restaurant ist seit langem geschlossen, der Besitzer starb vor ein paar Jahren, an die Ereig­nisse erinnert nur eine Gedenk­tafel. Aber die Erin­nerung in den Herzen ist lebendig. Ange­hörige der Opfer warten immer noch darauf, dass die Ver­ant­wort­lichen bestraft werden. Sie nannten die Mit­teilung des ehe­ma­ligen Chefs der fran­zö­si­schen Spio­na­ge­abwehr einen staat­lichen Skandal.
Bonnet hält seine münd­liche Ver­ein­barung mit der paläs­ti­nen­si­schen Gruppe Abu Nidal, die mehr als drei­hundert Tote in zwanzig Ländern for­derte, für gerecht­fertigt. Gleich­zeitig waren auch der Elysee-Palast und damit der Prä­sident über den Deals informiert.
Der ört­liche Rab­biner Levy erinnert sich jeden Tag an all die Schrecken dieses Tages, wenn er an dem Gebäude vor­beigeht, in dem sich das Restaurant befand: „Ich erinnere mich an die Schüsse. Als ich herkam, waren schon Kran­ken­wagen da, es gab Panik. Ein Abkommen mit Ter­ro­risten? Nein. Sie sollten vor Gericht gestellt werden.“
Die Namen der Täter wurden erst vor vier Jahren bekannt und es wurden sogar inter­na­tionale Haft­be­fehle erlassen, aber sie leben wei­terhin in Nor­wegen, Jor­danien und Palästina in Freiheit. Hin­ter­bliebene und ihre Anwälte fordern nun, dass Macron alle Doku­mente über das, was damals im Jahr 1982 geschah, freigibt und gleich­zeitig eine par­la­men­ta­rische Unter­su­chung darüber durch­führen lässt, mit wem noch solche Abma­chungen geschlossen wurden und wie viele weitere Ter­ro­risten frei in Frank­reich herumlaufen.
Ende der Übersetzung
Da immer mehr Fälle bekannt werden, bei denen west­liche Geheim­dienste unbe­stritten engste Kon­takte zu Ter­ro­risten hatten, die in west­lichen Ländern Ter­ror­an­schläge verübt haben und es auch bei aktu­ellen Fällen Hin­weise darauf gibt, muss man sich fragen, welche Rolle die Geheim­dienste bei Ter­ror­an­schlägen gespielt haben und viel­leicht bis heute spielen. Aber die „Qua­li­täts­medien“ meiden dieses Thema wie der Teufel das Weihwasser. 


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“