EZB – bis zum bit­teren Ende

Es gibt dieses schöne Zitat: “Wahnsinn ist, wenn man immer wieder das Gleiche tut, aber andere Resultate erwartet.“ Exakt dies scheint seit der Finanz­krise 2008 das Motto der EZB zu sein. Anders kann man sich die immer gleiche und doch nicht wir­kende Medi­kation der Notenbank nicht erklären. Denn die letzte Krise ent­stand auf Grund zu nied­riger Zinsen und zu viel bil­ligen Geldes. Nichts­des­to­trotz lautet die Devise der Euro­päi­schen Zen­tralbank (EZB): noch nied­rigere Zinsen und noch mehr bil­liges Geld. Diese irr­sinnige Politik wird gna­denlos scheitern. Man kann Pro­bleme mit der Druck­presse in die Zukunft ver­schieben, jedoch kei­nes­falls lösen.
(von Marc Friedrich und Mat­thias Weik)
Im Gegensatz zu den US-Kol­legen der FED hat die EZB die Zinsen nach der Krise nicht wieder erhöht. Ganz im Gegenteil. Draghi wird in die Geschichts­bücher ein­gehen als der erste EZB Chef, der die Zinsen nie erhöht, sondern immer nur gesenkt hat. Somit haben wir seit 2016 den Nullzins, und die Banken zahlen sogar Straf­zinsen für ihre Ein­lagen bei der EZB. Die Aus­wir­kungen sind seit Jahren zu spüren. Viele Banken haben Kon­to­füh­rungs­ge­bühren ein­ge­führt, Filialen werden geschlossen, Bank­au­to­maten abgebaut, der Service ein­ge­dampft und Fusionen finden statt. Zuletzt sogar zwi­schen einer Spar­kasse und einer Volksbank! Und jetzt hat der Ita­liener Mario Draghi, wie von uns pro­gnos­ti­ziert, uns ein bit­teres Abschieds­ge­schenk bzw. seiner Nach­fol­gerin Christine Lagarde ein Will­kom­mens­ge­schenk gemacht. Er hat den Ein­la­genzins abermals gesenkt auf ‑0,5 Prozent, und ab November beginnt das neue Auf­kauf­pro­gramm im Volumen von 20 Mil­li­arden pro Monat. Das letzte Auf­kauf­pro­gramm hatte ein Volumen von 2,59 Bil­lionen Euro und wurde erst Ende 2018 beendet. Keine neun Monate später sieht man sich schon wieder gezwungen, ein neues Pro­gramm zu starten. Wie viele Beweise benö­tigen unsere Poli­tiker noch für die Ein­sicht, dass der Euro ster­bens­krank ist? Ab dem 1. November wird die EZB dann, unter ihrer neuen Herr­scherin Christine Lagarde, mit per Com­puter selbst erschaf­fenem Geld noch mehr Anleihen von fak­tisch bank­rotten Staaten wie bei­spiels­weise Italien oder Grie­chenland sowie Anleihen von soge­nannten Zom­bie­un­ter­nehmen, welche längst pleite sein müssten, kaufen. Kurzum, die EZB wird alles unter­nehmen, um die Insol­venz­ver­schleppung weiter vor­an­zu­treiben und das zum Scheitern ver­ur­teilte Wäh­rungs­expe­riment Euro am Leben zu erhalten.
Der Euro zer­stört Europa, unseren Wohl­stand und unsere Banken
Fakt ist: Der Euro trennt Europa, anstatt es zu einen. Der Euro ist viel zu schwach für Deutschland und viel zu stark für die Länder Süd­eu­ropas. Während Deutschland einen Zinssatz im posi­tiven Bereich benötigt (3–4 Prozent), benö­tigen die Länder Süd­eu­ropas einen Zinssatz von minus 5 Prozent und mehr. Damit die Länder Süd­eu­ropas wieder Wett­be­werbs­fä­higkeit erlangen können, müssten sie ihre eigenen Wäh­rungen kräftig abwerten können. Dies ist im Zins- und Wäh­rungs­korsett der Eurozone jedoch unmöglich. Folglich werden die Länder Süd­eu­ropas unter dem Euro volks­wirt­schaftlich niemals auf die Beine kommen. Es ist also voll­kommen egal, wie viel Geld noch von Nord- in Richtung Süd­europa trans­fe­riert wird.
Der Euro ist alles andere als eine stabile Währung. Seit seiner Ein­führung hat er bereits 30 Prozent seiner Kauf­kraft ver­loren. Auf Grund der Nied­rig­zins­phase bluten nicht nur Spar­buch­be­sitzer, Lebens­ver­si­cherer, sondern auch Kranken‑, Renten- und Pensionskassen.
Die EZB erkauft sich lediglich teuer Zeit auf Kosten der Bürger und der Banken. Die Mehr­be­lastung durch die 0,1% Zins­senkung wird die deut­schen Banken 600 Mil­lionen Euro im Jahr kosten. Aktuell liegen bei der EZB ca. 600 Mil­li­arden Euro, und die Kosten der Banken belaufen sich somit auf 2,4 Mil­li­arden Euro im Jahr. Zukünftig müssen die Banken der EZB 3 Mil­li­arden über­weisen. Wie lange das noch stemmbar ist, steht in den Sternen. Wir gehen von wei­teren Gebühren, Fusionen und einem breiten Ban­kensterben aus. Unsere Haupt­kan­di­daten sind immer noch die Com­merzbank und Deutsche Bank.
Der Sparer ist der Dumme – Alters­armut vorprogrammiert
Die Folgen der EZB-Politik sind schwer­wiegend. Wer spart wird bestraft. Wer Schulden macht wird belohnt. Sollten die Men­schen in Deutschland tat­sächlich anfangen, nicht nur ihr Erspartes zu ver­kon­su­mieren, sondern auch noch Schulden zu machen und folglich nichts mehr für das Alter zurück­zu­legen, dann wird eine Alters­ar­muts­welle auf uns zukommen, die jeg­liche Vor­stel­lungs­kraft über­steigt. Wer das in Kauf nimmt, um den zum Scheitern ver­ur­teilten Euro am Leben zu erhalten, der handelt nicht nur unvor­stellbar unver­ant­wortlich, sondern hoch­gradig unsozial.
Aktien- und Immo­bi­li­en­preise werden weiter nach oben getrieben
Mehr denn je werden die Banken gezwungen sein, noch groß­zü­giger bei der Kre­dit­vergabe zu sein. Folglich werden sich noch mehr Bürger voll­kommen über­teuerte Immo­bilien kaufen, die sie sich über­haupt nicht leisten können, mit Geld, das sie eigentlich gar nicht haben und auch niemals bekommen dürften. Die Preise für Eigen­tums­woh­nungen haben sich bereits in den sieben größten Städten seit 2009 beinahe ver­doppelt. Dieser Trend wird wei­terhin anhalten, bis die Blase platzt. Die gra­vie­renden Folgen einer geplatzten Immo­bi­li­en­blase mussten viele Men­schen ins­be­sondere in den USA, Irland, Spanien… am eigenen Leibe erfahren. Par­teien die sich einer­seits über stei­gende Mieten beschweren und den Miet­preis­deckel fordern und ande­rer­seits den Euro unter­stützen, haben jeg­liche Glaub­wür­digkeit ver­loren. Böse Zungen würden diese sogar als Heuchler bezeichnen.
Auch an den Akti­en­märkten wird das viele billige Geld für eine noch größere Blase sorgen. Die ETF-Fonds haben sich seit der Finanz­krise sogar ver­fünf­ein­halb­facht (von 716 Mil­li­arden auf über 4,68 Bil­lionen Dollar). Das Platzen der Blase an den Akti­en­märkten wird 2009 bei weitem in den Schatten stellen.
Dras­tische Nega­tiv­zinsen, Aufkauf von Aktien und Ban­ken­union werden kommen
Anstatt das Wäh­rungs­expe­riment Euro zu beenden, müssen wir uns auf weitere dra­ko­nische Maß­nahmen gefasst machen. Die EZB und die EU werden alles unter­nehmen, um den Euro um jeden Preis, so lange wie möglich am Leben zu erhalten und ihr eigenes Scheitern soweit wie möglich in die Zukunft hin­aus­zu­schieben. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis die Zinsen kon­ti­nu­ierlich weiter gesenkt werden und die Auf­kauf­pro­gramme weiter nach oben gefahren werden. Wir gehen von einem Nega­tiv­zinssatz von bis zu minus 5 Prozent aus. Dies ist jedoch aus­schließlich möglich, wenn Bargeld massiv begrenzt wird. Bar­geld­ab­he­bungs­be­schrän­kungen werden die Folge sein. Mit Sicherheit wird das Auf­kauf­pro­gramm weiter nach oben gefahren. Die EZB wird zukünftig nicht nur Anleihen, sondern so wie die Schweizer Natio­nalbank (SNB) auch noch Aktien kaufen.
Die SNB besitzt mitt­ler­weile Aktien von 6600 Unter­nehmen. Allein der Wert des Bestands an US-Aktien beläuft sich auf knapp 90 Mil­li­arden Dollar. Spä­testens dann sind dem Wahnsinn Tor und Tür geöffnet und wir leben end­gültig im Zeit­alter der Plan­wirt­schaft der Noten­banken. Ferner wird die deutsche Politik die Ban­ken­union in Zukunft nicht mehr auf­halten. Dies bedeutet, dass wir Sparer in Zukunft auch für die maroden Banken Süd­eu­ropas haften werden. Spä­testens dann ist es unab­dingbar, sein Erspartes von der Bank zu nehmen. Vor­aus­ge­setzt, dass dies zu diesem Zeit­punkt über­haupt noch möglich sein sollte.
Unsere Pro­gnosen:

  • Sobald die Rezession in der Eurozone voll ein­schlägt, werden die Zinsen weiter erheblich gesenkt
  • die Auf­kauf­pro­gramme werden dras­tisch nach oben gefahren
  • die Target2 Ver­bind­lich­keiten Deutsch­lands werden die 1 Bil­lio­nen­marke reißen
  • Immer mehr Banken werden in Europa von der Bild­fläche ver­schwinden und die Groß­banken Europas werden voll­kommen den Anschluss an die Welt­spitze verlieren
  • Die Finanz­markt­blasen werden weiter auf­ge­pumpt — Aktien, Anleihen, ETF´s und Immobilien
  • Der Euro wird scheitern bis spä­testens 2023

Dexit lang­fristig weniger teuer
Offen­kundig wird bis zum bit­teren Ende am Euro fest­ge­halten. Wie lange wird es noch dauern, bis die Poli­tiker erkennen, dass das Wäh­rungs­expe­riment Euro zum Scheitern ver­ur­teilt ist? Wir gehen nur noch von wenigen Jahren aus. Bis spä­testens 2023 ist das Spiel aus­ge­reizt. Aller­dings wird es weitaus schneller gehen, wenn die Politik so weiter macht wie bisher. Eine zweite Rezession wird der Euro nicht über­leben und die EZB nicht auf­fangen können. Wann werden die Poli­tiker endlich erkennen, dass der Euro Europa trennt, anstatt es zu einen? Wie lange wird die volks­wirt­schaft­liche Scha­dens­ma­xi­mierung noch vor­an­ge­trieben? Wann wird sich die Erkenntnis durch­setzen, dass der Dexit aus der Eurozone die lang­fristig defi­nitiv weniger teure Lösung sein wird. Es ist jetzt an der Zeit, den Euro kon­trol­liert abzu­wi­ckeln, denn kol­la­biert der Euro unkon­trol­liert, werden die Kosten — gesell­schaftlich wie monetär — um ein Viel­faches höher. Zwei­fellos wird uns ein Dexit viele eisen­harte und ver­lorene Jahre bescheren. Ein unkon­trol­lierter Zusam­men­bruch der Eurozone jedoch Chaos und weit mehr als eine ver­lorene Dekade. Es ist an der Zeit, der Rea­lität ins Auge zu blicken und noch grö­ßeren Schaden von Deutschland und Europa abzu­wenden. Wie lange werden die Bürger dieses Landes das Expe­riment Euro noch mit­tragen, oder besser gesagt: Wie lange sind sie noch gewillt, für den Irrsinn zu bezahlen?
Anle­ger­tipps
Jetzt heißt die Devise: Absi­chern, Gegen­ge­wichte auf­bauen und Diver­si­fi­kation! Raus aus fest­ver­zins­lichen Wert­pa­pieren und rein in Sach­werte. Solange es noch möglich ist Geld­me­talle (Gold und Silber) kaufen, denn die EZB kann unendlich viele Euros aber kein Gramm Gold oder Silber drucken. Solange Geld gedruckt wird, werden die Akti­en­märkte weiter steigen. Dennoch kann das Platzen der Blase nicht auf Ewigkeit in die Zukunft gedruckt werden. Das­selbe gilt für Immo­bilien. Wer jetzt noch kauft, der muss sich über­legen, ob er in Zukunft noch einen dummen Käufer findet, der noch mehr dafür bezahlt.
————————————-
Über die Autoren — www.friedrich-weik.de
Marc Friedrich und Mat­thias Weik sind Öko­nomen, vier­fache Best­sel­ler­au­toren und Gründer der Hono­rar­be­ratung FRIEDRICH&WEIK VER­MÖ­GENS­SI­CHERUNG für Pri­vat­per­sonen und Unter­nehmen, sowie Initia­toren des täglich han­del­baren offenen Sach­wert­fonds, dem Friedrich & Weik Wer­te­fonds. Am 31.10.2019 erscheint ihr fünftes Buch „Der größte Crash aller Zeiten“.
Sie kom­men­tieren das aktuelle Geschehen auf ihrem Blog, auf Twitter und in ihrem kos­ten­freien News­letter mit spitzer Feder, knallhart und fak­ten­ba­siert. Auch auf ihren zahl­reichen Vor­trägen im In- und Ausland sowie auf ihrem YouTube-Kanal nehmen sie kein Blatt vor den Mund sondern sprechen Klartext.
Mehr dazu erfahren Sie hier.