Putin im O‑Ton über Abrüs­tungs­ver­träge und sein Angebot, den USA moderne, rus­sische Waffen zu verkaufen

Bei der Podi­ums­dis­kussion mit den Regie­rungs­chefs Japans, Indiens, Malaysias, der Mon­golei und Russ­lands beim großen „Öst­lichen Wirt­schafts­forum“ wurde Putin auch zum Thema Abrüstung befragt.
Auch wenn ich das Thema Abrüs­tungs­ver­träge immer wieder behandelt habe, finde ich es wichtig, auf­zu­zeigen, wie die rus­sische Position zu dem Thema ist, nachdem die USA prak­tisch alle Abrüs­tungs­ver­träge im Alleingang gekündigt haben. Daher habe ich die Fragen an Putin zu dem Thema und die Ant­worten des rus­si­schen Prä­si­denten übersetzt.
Beginn der Übersetzung: 
Mode­rator: Kommen wir zum Thema Sicherheit. Der Wandel in der Welt zeigt sich auch daran, dass die NATO heute drei Atom­mächte hat – Amerika, Groß­bri­tannien, Frank­reich – und die Shang­haier Orga­ni­sation für Zusam­men­arbeit bereits vier: Russland, China, Indien, Pakistan. Natürlich hängt viel von den rus­sisch-ame­ri­ka­ni­schen Abkommen ab, gerade im Bereich der stra­te­gi­schen Sta­bi­lität. Prä­sident Putin, was denken Sie: Im vor­letzten Jahr haben Sie in ihrer Ansprache an die Nation neue Arten von Hightech-Waffen, ins­be­sondere Über­schall­waffen, vorgestellt.
Putin: Hyper­schall­waffen.
Brilev: Können sie Teil eines großen Deals mit den Ame­ri­kanern werden?
Putin: Die vor­han­denen Instru­mente (Abrüs­tungs­ver­träge), tat­sächlich gibt es nur noch eines von ihnen, den NEW-START-Vertrag über die Beschränkung stra­te­gi­scher Atom­waffen, und dieser Vertrag wurde nur zwi­schen Russland und den Ver­ei­nigten Staaten abge­schlossen. Jetzt haben die USA eine neue Idee vor­gelegt, sie wollen die Volks­re­publik China in diese gemeinsame Arbeit ein­be­ziehen, aber die Chi­nesen haben durchaus Gründe zu sagen, dass die chi­ne­sische Nukle­ar­ka­pa­zität viel nied­riger ist, als die rus­sische und ame­ri­ka­nische, und sie ver­stehen nicht, was sie redu­zieren sollen, wenn sie doch ohnehin über viel weniger Trä­ger­systeme und Spreng­köpfe ver­fügen. Das ist eine durchaus logische Position.
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Aber wir dürfen nicht ver­gessen, dass die Ver­ei­nigten Staaten nicht einmal dem Vertrag über das Verbot von Atom­waf­fen­tests bei­getreten sind.
Mode­rator: Sie haben ihn nicht ratifiziert.
Putin: Sie haben ihn nicht rati­fi­ziert, also sind sie ihm nicht beigetreten.
Jetzt sprechen sie über die Mög­lichkeit, Waffen ins All zu bringen. Das sind alles sehr ernste Her­aus­for­de­rungen, denen sich die Menschheit gegenüber sieht. Stellen Sie sich vor, dass über dem Kopf eines jeden von uns ständig Waffen im geo­sta­tio­nären Orbit fliegen, viel­leicht sogar Atom­waffen. Die Flugzeit wird sehr kurz sein, so eine Waffe abzu­wehren, wird sehr schwierig. Das kann wirklich die gesamte globale Sicher­heits­ar­chi­tektur verändern.
Solange unsere ame­ri­ka­ni­schen Partner zu all unseren Vor­schlägen, die Abrüs­tungs­ge­spräche fort­zu­setzen, das Wett­rüsten ein­zu­dämmen, schweigen, gibt es hier wirklich nichts Neues. Wir trafen uns das letzte Mal in Osaka mit den ame­ri­ka­ni­schen Partnern und es wurde auch die Frage gestellt, ob es möglich ist, unsere neuen, modernen Waffen, ein­schließlich der Hyper­schall­ra­keten, in einen Vertrag ein­zu­binden. Immerhin haben nur wir diese Tech­no­logie, die USA haben sie nicht. Ich sagte zu Donald: „Wenn Du willst, ver­kaufen wir Dir solche Raketen und das Gleich­ge­wicht ist wieder her­ge­stellt.“ Sie sagen, dass sie bald selbst solche Waffen pro­du­zieren werden. Wahr­scheinlich werden sie tat­sächlich bald solche Waffen haben. Aber warum sollen sie Geld für die teure Ent­wicklung aus­geben, wenn wir es bereits aus­ge­geben haben? Wir könnten etwas Geld von ihnen bekommen, nicht auf Kosten unserer Sicherheit, sondern um einen Aus­gleich zu schaffen. Aber wir können auch darüber sprechen, wie und was gezählt werden kann, ich spreche über die Anzahl der Trä­ger­systeme und die Anzahl der Spreng­köpfe. Egal wie man es macht, auf jeden Fall ist Russland zu diesem Dialog, zu dieser Dis­kussion bereit. Aber bisher haben wir keine klare Antwort von den Ame­ri­kanern erhalten.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür inter­es­sieren, wie Russland auf die Fragen der inter­na­tio­nalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und unge­kürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. In dem Buch gibt es viele Pas­sagen, wie diese, aus solchen Podi­ums­dis­kus­sionen zum Thema Abrüstung und man kann Putins Ein­stellung und Vor­schläge zu dem Thema über die Jahre verfolgen.

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“