Totale Macht­über­nahme: Indo­nesien wird zunehmend islamischer

Indo­nesien ent­wirft ein neues Straf­ge­setzbuch mit immer stär­kerem isla­mi­schen Ein­fluss. — Ein Blick in die west­eu­ro­päische Zukunft
Indo­nesien will seine Straf­ge­setze refor­mieren. Die neue Geset­zes­sammlung stellt vor­ehe­lichen Sex, homo­se­xuelle Kon­takte, Abtrei­bungen, obs­zönes Ver­halten und Auf­klärung über Ver­hü­tungs­mittel unter teil­weise dra­ko­nische Strafen. Damit kommt der Entwurf vielen Wün­schen mos­le­mi­scher Ver­treter sehr weit entgegen.
Aus libe­ralen Kreisen kamen nun deut­liche Pro­teste, berichtet die NZZ. Staats­prä­sident Joko Widodo hat daher die für diese Woche geplante Ver­ab­schiedung der neuen Gesetze gestoppt und zugleich die Über­ar­beitung einiger Artikel gefordert. Das alte Straf­ge­setzbuch stammt zu wesent­lichen Teilen aus der Kolo­ni­alzeit. Es gilt als säkular und relativ liberal.
Indo­nesien hat eine mehr­heitlich mos­le­mische Bevöl­kerung, zugleich aber auch starke nicht-mos­le­mische Min­der­heiten. Die Ent­wicklung des Landes ist daher reprä­sen­tativ für Länder, in denen der mos­le­mische Anteil der Bevöl­kerung zunehmend größer wird. Stellen Moslems erst einmal die Mehrheit, ver­lieren die Min­der­heiten sehr bald nach und nach alle zuvor ver­brieften Rechte. Dieser Prozess lässt sich spe­ziell in den west­lichen Teilen Neu­guineas beob­achten, in denen Christen die Mehrheit stellen. Dort unter­stützt die Zen­tral­re­gierung die fort­ge­setzte Isla­mi­sierung. Außerdem nutzt sie das dünner besie­delte und wirt­schaftlich erfolg­reiche Land im Rahmen des Trans­mi­grasi-Pro­gramms zur Ansiedlung von Bewohnern aus dem über­wiegend mos­le­mi­schen, über­be­völ­kerten Java.
Der Entwurf zu einem Straf­ge­setzbuch passt zu einer ganzen Reihe wei­terer Maß­nahmen, die eine for­cierte totale Isla­mi­sierung des Landes bedeuten. Dazu gehören Scharia-Banken und die För­derung von Ernäh­rungs­ketten, die den isla­mi­schen Regeln unter­worfen sind. Das neue Straf­ge­setzbuch würde die Mei­nungs­freiheit an vielen Punkten beschränken. Strafbar ist dann nicht nur Kritik am Prä­si­denten — auch Bemer­kungen zum Koran, die den Sit­ten­wächtern nicht passen, werden mit teil­weise dra­ko­ni­schen Strafen belegt.
Da sich eine ähn­liche Ent­wicklung auch in Malaysia beob­achten lässt und die Regeln des neuen Straf­ge­setz­buchs auch für Aus­länder gelten, zeichnet sich hier eine Tendenz zur totalen mos­le­mi­schen Herr­schaft ab. Lange Zeit wurden beide Länder als Bei­spiel für einen libe­ralen Islam gepriesen — ein Fehl­urteil, wie sich jetzt zeigt. Indo­nesien und Malysia ähneln immer mehr den kon­ser­va­tiven ara­bi­schen Staaten. Ein libe­raler Islam ist der Wunsch­traum west­eu­ro­päi­scher Poli­tiker, die die Aus­ein­an­der­setzung mit dem Islam wei­terhin scheuen. Mit ihrer Unter­scheidung von isla­misch und isla­mis­tisch machen sie sich und der Bevöl­kerung wei­terhin krampfhaft etwas vor. Wie Indo­nesien immer stärker belegt, gibt es den Unter­schied ent­weder über­haupt nicht oder er spielt über den Ein­zelfall hinaus kaum eine Rolle.


Quelle: freiewelt.net