Klaas Heufer-Umlauf (33) ist ein deutscher Moderator, Schauspieler, Sänger und Fernsehproduzent, hauptsächlich bekannt als Teil des Duos Joko und Klaas. (Screenshot: YouTube)

Unfä­higkeit oder Ver­un­treuung? Klaas Heufer-Umlauf ver­senkt 300.000 € Spendengelder

Der Mann sieht aus wie aus einem „Allein-gegen-den-Rest-der-Welt-Action-Film“. Der Inbe­griff des gut­aus­se­henden, blond-blau­äu­gigen deutsch-ent­schlos­senen Helden mit mar­kantem Kinn, der im Alleingang die Welt rettet. Eigentlich der nächste Kan­didat für Gilettes neue Wer­be­video-Linie „Local Heroes“. Aber nur eigentlich.
Viel­leicht hat er ja etwas zu oft in den Spiegel geguckt und sein foto­genes Hel­den­ge­sicht schon auf den Titel­blättern leuchten gesehen. Er als Retter von Hun­derten in Seenot gera­tenen Flücht­lingen, die ihm im Hin­ter­grund zujubeln. Dafür hat er nämlich Geld gesammelt, denn er wollte eine zivile Seenot-Ret­tungs­flotte für Mis­sionen auf dem Mit­telmeer chartern. Das, so Heufer-Umlauf, wäre doch eine „sehr schöne Methode, der Ohn­macht, die man in dieser Situation fühlt, ent­ge­gen­zu­wirken und etwas zu machen“.
„Etwas“ gemacht hat er auch. Unter dem Hashtag — unter nicht so Pro­gres­siven auch „Raute“ genannt — bat er um Spenden, um so eine zivile Flotte zur See­not­rettung ins Mit­telmeer zu schicken. Und er schaute dabei mit ent­schlos­senem Hel­den­blick aus einer See­not­ret­tungs­weste und sprach: „Ich werde per­sönlich dafür Sorge tragen, dass das Geld da ankommt, wo es hin muss“.

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Klaas Heufer-Umlauf sam­melte fast 300.000 Euro, denn er ist nicht irgendwer. Er ist im Fern­sehen in ver­schie­denen For­maten zu sehen, oft zusammen mit Joko Win­ter­scheidt. Dabei haben sich die beiden das Image erar­beitet, in Jux‑, Spiel- und Duell­shows die abge­fah­rensten Her­aus­for­de­rungen und Zumu­tungen anzu­nehmen und durch­zu­ziehen. Wahr­scheinlich trauten ihm seine Zuschauer deshalb auch die Raute-Zivile-Flotte-Aktion zu und spen­deten: 7.428 Spender brachten genau 297.036 Euro zusammen. Im Schnitt hat also jeder Spender 40 Euro gespendet. Chapeau.
So. Dafür hätte er tat­sächlich einiges auf die Beine stellen können. Wenn ihn die Sorge um die Migranten auf dem Mit­telmeer so umtreibt wie er sagt („Ein Thema, das mich nicht los­lässt – und ich hoffe, einige andere auch nicht“), dann hätte er ja die­selbe Summe nochmal locker von seinem eigenen Ver­mögen drauf­legen können und eine richtige Flotte los­schicken können. Denn der schöne Jungmann mit dem Hel­den­herzen besitzt ein geschätztes Ver­mögen von zehn Mil­lionen Euro.
Mit viel Geld und mächtig medialem Rückenwind aus­ge­stattet, sollte nun das Seenot-Problem ange­gangen werden. Ein Verein wurde gegründet, der sich um die Spen­den­gelder kümmern sollte. Als Vor­sit­zender bot sich Erik Mar­quardt an, ein deut­scher EU-Abge­ord­neter der Grünen und NGO-Aktivist. Zum Schatz­meister wurde Ruben Neu­ge­bauer ernannt, ein Foto­jour­nalist, der schon die NGO Sea Watch mit­auf­gebaut hatte.
Was aber dann folgte und nun in meh­reren Artikeln und offi­zi­ellen Erklä­rungen dar­gelegt und mühsam ver­ar­gu­men­tiert werden muss, ist, dass das Geld kom­plett weg ist und bis auf ein paar kleine Fei­gen­blatt-Aktionen, bei denen 17 Men­schen von ganz anderen Orga­ni­sa­tionen aus dem Mit­telmeer gerettet wurden, aber der zivile Flot­ten­hashtag doch irgendwie dabei geholfen hat, die 300.000 Euro einfach weg sind. Keine Zivile Flotte, keine Men­schen , die von der Klaas Heufer-Umlauf-Flotte gerettet wurden, nix. Auch keine Infor­ma­tionen. Von Januar 2019 bis Juli 2019 war außer Funk­stille vom Ret­tungs­schiff nichts zu hören.
Nichts außer anhal­tendem Schweigen, kein Bericht, keine Videos oder Fotos von Fortgang der #Civil­Fleet. Nicht einmal die Spender wussten, ob es denn nun schon los­ge­gangen war, ob das Schiff schon auf Ret­tungskurs war oder wie lange es noch dauern würde.
Und als sich die Retter wieder mel­deten, war es ein erneuter Spen­den­aufruf, diesmal mit Jan Böh­mermann. Der erneute Aufruf erbrachte sogar eine Million Euro, aber kein Ster­bens­wörtchen zum Seenotrettungsschiff.
Um die lang­at­migen Erklä­rungen zum epi­schen Scheitern kurz zusam­men­zu­fassen, die man, wenn man möchte, auch im Ein­zelnen nach­lesen kann: Es klappte nicht alles so, wie man sich das vor­ge­stellt hatte, das Schiff „Golfo Azurro“ war zu teuer, die Umflaggung auch (30.000 €), Umbauten für die medi­zi­nische Ver­sorgung der Geret­teten, es gab immer mehr Kosten, da kamen dann mal eben 206.675 € zusammen und dann stellte sich raus, dass der Schiffs­ei­gen­tümer für den ganzen Umflag­gungs- und Umbau­zauber viel zu viel Geld bekommen hatte und überdies die beauf­tragte Firma „Deep Water Foun­dation“ nur als Brief­kas­ten­firma besteht… und nicht einmal das hat Klaas Heufer-Umlauf oder sein #Civil­fleet-Verein selbst her­aus­ge­funden, sondern die Internet-Zeitung “addendum”, die die ganze Sache recher­chiert hat. Da dürften sich die wei­teren juris­ti­schen Prü­fungen wohl erüb­rigen, ob der Brief­kas­ten­firma-Schiffs­eigner viel­leicht doch was zurück­zahlen müsste. Addendum schreibt nämlich:
„‘Deep Water Foun­dation‘ (…) wurde am 23. Februar 2010 in Panama City als Gesell­schaft regis­triert. Als Adresse dient das ‚edi­ficio Ibiza‘, ein Apart­ment­komplex im Zentrum der Haupt­stadt von Panama am Pazifik. Deren im Fir­menbuch ver­zeichnete Gründer sind im Off­shore-Paradies in Zen­tral­amerika keine Unbe­kannten. Ihre Namen tauchen in den Regis­trie­rungs­pa­pieren von hun­derten soge­nannten ‚sociedad anonima‘ auf, was nichts anderes sind als Briefkastenfirmen.
Völlig legal ist so dort die Anony­mi­sierung von Ver­mögen ebenso möglich wie Steu­er­flucht, bei der weltweit Mil­li­ar­den­be­träge außer Landes geschafft werden. Die Brief­kas­ten­firmen dienen auch gern zur Ver­schleierung von Ver­mö­gens­ver­hält­nissen, zur Steu­er­hin­ter­ziehung und Geld­wäsche. Welchen kon­kreten Geschäfts­zweck die ‚Deep Water Foun­dation‘ erfüllt, lässt sich daher nicht sagen. Es über­rascht jedoch kaum, dass die Namen der beiden Eigen­tümer jener Firma, von der die NGO-Akti­visten ihr Ret­tungs­schiff char­terten, auch in den Off­shore-Leaks-Doku­menten auf­tauchen. Dabei han­delte es sich um ein Datenleak, welches jour­na­lis­tisch ver­wertet erstmals die dunkle Seite der glo­balen Finanz­ströme in Steu­er­pa­ra­diese ver­an­schau­lichte und im Jahr 2013 ein Beben auslöste.“
Die Recherche von addendum muss man sich durch­lesen. Man war offenbar bei #Civil­Fleet nicht son­derlich begeistert über Nach­fragen zum Projekt und die „Anfra­ge­be­ant­wortung verlief schleppend“. Vieles bleibe vage, bemängelt der Bericht und auch, dass man bei dem Verein die schril­lenden Alarm­glocken nicht hören wollte.
Der Verein, der die ganze Hashtag-Aktion durch­ziehen sollte, ver­si­chert trotz allem seinen Spendern treu­herzig: „Wir haben jedoch ange­sichts enormer Wider­stände unser Bestes gegeben, um im Sinne der Spen­de­rinnen die See­not­rettung im Mit­telmeer wieder möglich zu machen.“
Bei der Web­seite „bento“ äußerten sich jetzt die Flotten-Ver­ant­wort­lichen. Ihren Behaup­tungen nach haben sie das Projekt recht­zeitig auf Eis gelegt und konnten angeblich den Großteil der Spenden retten.
Wir zitieren hier noch einmal:
„Ich werde per­sönlich dafür Sorge tragen, dass das Geld da ankommt, wo es hin muss“.
Wenigstens sollen die instal­lierten, medi­zi­ni­schen Ein­rich­tungen und ähn­liches von der „Golfo Azurro“ wieder abmon­tiert und anderen See­not­ret­tungs­schiffen im Mit­telmeer zur Ver­fügung gestellt worden sein.
Aber mal ganz im Ernst: Sowas nennt man heute einen „epic fail“, eine epo­chale Fehl­leistung. Dass man das alles wesentlich preis­werter und schneller und effi­zi­enter – und das WIRKLICH gegen große und bedroh­liche Wider­stände durch­ziehen kann, das haben die Jungs von den Iden­ti­tären vor­ge­macht. Sie haben nicht ganz 70.000 Euro zusam­men­be­kommen, sind tat­sächlich mit einer inter­na­tio­nalen Crew auf der C‑Star in See gestochen und mussten täglich gegen unglaub­liche Hin­der­nisse ankämpfen. Sie mussten sich gegen Schi­kanen von allen Seiten, fiese Machen­schaften von vor Geld strot­zenden NGOs, Hetz­ar­tikel, Behör­den­willkür, falsche Anschul­di­gungen, Hafen­blo­ckaden und Durch­su­chungen durch­setzen. Diese Männer haben ihre Mission wirklich hel­denhaft durchgezogen.