Donald Trump, Bildquelle: Wikimedia Commons, Gage Skidmore, Bildlizenz: CC-BY-SA 2.0

Wortlaut des umstrit­tenen Tele­fo­nates der Prä­si­denten Trump und Selensky

Das mit Spannung erwartete Gespräch zwi­schen US-Prä­sident Trump und dem ukrai­ni­schen Prä­si­denten Selensky wurde heute ver­öf­fent­licht. Über das Gespräch wurde viel spe­ku­liert, die Demo­kraten in den USA haben den Ver­dacht gehabt, Trump habe Selensky unter Druck gesetzt und ein Amts­ent­he­bungs­ver­fahren gegen Trump eingeleitet.
Ich habe dieses Gespräch über­setzt, eine Bewertung im Bezug auf die Vor­würfe gegen Trump werde ich gesondert schreiben.
Beginn der Übersetzung:
THEMA: Tele­fon­ge­spräch mit dem ukrai­ni­schen Prä­si­denten Selensky
Teil­nehmer: Prä­sident Selensky der Ukraine
Pro­to­kol­lanten: Situa­ti­onroom im Weißen Haus
DATUM, ZEIT UND ORT: 25. Juli 2019, 9:03 – 9:33 Uhr EDT
Der Prä­sident: Herz­lichen Glück­wunsch zu dem großen Sieg. Wir haben alle aus den Ver­ei­nigten Staaten zuge­schaut und Sie haben einen groß­ar­tigen Job gemacht. Die Art und Weise, wie Sie von hinten gekommen sind, jemand, dem keine große Chance gegeben wurde, und Sie haben am Ende mit Leich­tigkeit gewonnen. Das ist eine fan­tas­tische Leistung. Glückwunsch.
Prä­sident Selensky: Sie haben absolut recht, Herr Prä­sident. Es war ein großer Sieg und wir haben hart dafür gear­beitet. Wir haben viel gear­beitet, aber ich möchte Ihnen gestehen, dass ich die Gele­genheit hatte, von Ihnen zu lernen. Wir haben einige Ihrer Fähig­keiten und Kennt­nisse genutzt und konnten sie als Muster für unsere Wahlen ver­wenden und ja, es stimmt, dass es sich um ein­zig­artige Wahlen gehandelt hat. Wir waren in einer ein­zig­ar­tigen Situation, sodass wir in der Lage waren, einen ein­zig­ar­tigen Erfolg zu erzielen. Ich kann Ihnen Fol­gendes sagen; Das erste Mal haben Sie mich ange­rufen, um mir zu gra­tu­lieren, als ich meine Prä­si­dent­schafts­wahlen gewonnen habe und das zweite Mal rufen Sie mich jetzt an, als meine Partei die Par­la­ments­wahlen gewonnen hat. Ich denke, ich sollte öfter kan­di­dieren, damit Sie mich öfter anrufen können und wir öfter tele­fo­nieren können.
Der Prä­sident: [Gelächter] Das ist eine sehr gute Idee. Ich denke, Ihr Land ist darüber sehr glücklich.
Prä­sident Selensky: Nun ja, um Ihnen die Wahrheit zu sagen, wir ver­suchen hart zu arbeiten, weil wir den Sumpf hier in unserem Land tro­cken­legen wollten. Wir haben viele neue Leute geholt. Nicht die alten Poli­tiker, nicht die typi­schen Poli­tiker, weil wir ein neues Format und eine neue Art von Regierung wollen. Sie sind ein groß­ar­tiger Lehrer für mich auch darin.
Der Prä­sident: Nun, es ist sehr nett von Ihnen, das zu sagen. Ich will sagen, dass wir viel für die Ukraine tun. Wir ver­wenden darauf viel Mühe und viel Zeit. Viel mehr, als es die euro­päi­schen Länder tun und die sollten Ihnen mehr helfen, als sie es tun. Deutschland tut fast nichts für Sie. Alles, was sie tun, ist zu reden und ich denke, das ist etwas, wonach Sie die wirklich fragen sollten. Als ich mit Angela Merkel gesprochen habe, redete sie über die Ukraine, aber sie tut nichts. Das gilt für viele der euro­päi­schen Länder, also denke ich, dass Sie sich das ansehen wollen, aber die Ver­ei­nigten Staaten waren sehr gut zur Ukraine. Ich würde nicht sagen, dass es not­wen­di­ger­weise wech­sel­seitig ist, weil Dinge pas­sieren, die nicht gut sind, aber die Ver­ei­nigten Staaten waren sehr, sehr gut zur Ukraine.
Prä­sident Selensky: Ja, Sie haben völlig Recht. Nicht nur zu 100%, sondern tat­sächlich zu 1000% und ich kann Ihnen Fol­gendes sagen; Ich habe mit Angela Merkel gesprochen und mich mit ihr getroffen. Ich habe mich auch mit Macron getroffen und ich habe ihnen gesagt, dass sie nicht so viel tun, wie sie in den Fragen der Sank­tionen tun müssen. Sie erzwingen keine Sank­tionen. Sie arbeiten nicht so viel für die Ukraine, wie sie sollten. Es stellt sich heraus, dass die Euro­päische Union, auch wenn sie logi­scher­weise unser größter Partner sein sollte, tech­nisch gesehen, sind die Ver­ei­nigten Staaten aber ein viel grö­ßerer Partner für uns, als die Euro­päische Union und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, denn die Ver­ei­nigten Staaten tun viel für die Ukraine. Viel mehr als die Euro­päische Union, vor allem, wenn wir über Sank­tionen gegen die Rus­sische Föde­ration sprechen. Ich möchte Ihnen auch für Ihre große Unter­stützung im Ver­tei­di­gungs­be­reich danken. Wir sind bereit, die nächsten Schritte unserer Zusam­men­arbeit zu machen, spe­ziell sind wir fast bereit, mehr Javelins (Anm. d. Übers.: US-Anti-Panzer-Rakete) aus den Ver­ei­nigten Staaten für Ver­tei­di­gungs­zwecke zu kaufen.
Der Prä­sident: Ich möchte, dass Sie uns einen Gefallen tun, weil unser Land viel durch­ge­macht hat und die Ukraine viel darüber weiß. Ich möchte, dass Sie her­aus­finden, was mit dieser ganzen Situation mit der Ukraine pas­siert ist, es geht um Crowdstrike (Anm. d. Übers.: Crowdstrike ist eine IT-Firma, die den angeb­lichen Hack gegen den Server der Demo­kraten im US-Wahl­kampf 2016 unter­sucht hat, was viele Fragen auf­wirft, weil es ein ein­ma­liger Vorgang ist, dass eine Unter­su­chung von Straf­taten von einer kleinen, pri­vaten Firma anstatt vom FBI durch­ge­führt wurde) … Ich denke, Sie haben einen Ihrer wohl­ha­benden Leute … Der Server, es heißt, die Ukraine hat ihn. Es gibt eine Menge Dinge, die vor sich gegangen sind, die ganze Situation. Ich denke, Sie umgeben sich mit einigen der gleichen Leute. Ich möchte, dass der Gene­ral­staats­anwalt Sie oder Ihre Leute anruft und ich möchte, dass Sie dem auf den Grund gehen. Wie Sie gestern gesehen haben, endete dieser ganze Unsinn mit einer sehr schlechten Leistung eines Mannes namens Robert Mueller, einer inkom­pe­tenten Leistung, aber es heißt, dass vieles davon mit der Ukraine begann. Was auch immer Sie tun können, es ist sehr wichtig, dass Sie es tun, wenn das möglich ist.
Prä­sident Selensky: Ja, es ist sehr wichtig für mich und auch alles, was Sie gerade erwähnt haben. Für mich als Prä­si­denten ist es sehr wichtig und wir sind offen für jede künftige Zusam­men­arbeit. Wir sind bereit, eine neue Seite der Zusam­men­arbeit in den Bezie­hungen zwi­schen den Ver­ei­nigten Staaten und der Ukraine zu eröffnen. Zu diesem Zweck habe ich gerade unseren Bot­schafter aus den Ver­ei­nigten Staaten zurück­ge­rufen und er wird durch einen sehr kom­pe­tenten und sehr erfah­renen Bot­schafter ersetzt werden, der hart daran arbeiten wird, dass unsere beiden Nationen ein­ander näher kommen. Ich wünsche und hoffe auch, dass er Ihr Ver­trauen und per­sön­liche Bezie­hungen zu Ihnen haben wird, damit wir noch enger zusam­men­ar­beiten können. Ich per­sönlich will Ihnen sagen, dass einer meiner Assis­tenten vor kurzem mit Herrn Giu­liani gesprochen hat und wir hoffen sehr, dass Herr Giu­liani in die Ukraine reisen kann und wir uns treffen werden, sobald er in die Ukraine kommt. Ich wollte Ihnen nur noch einmal ver­si­chern, dass Sie unter uns nur Freunden haben. Ich werde dafür sorgen, dass ich mich mit den besten und erfah­rensten Men­schen umgebe. Ich wollte Ihnen auch sagen, dass wir Freunde sind. Wir sind gute Freunde und Sie, Herr Prä­sident, haben Freunde in unserem Land, damit wir unsere stra­te­gische Part­ner­schaft fort­setzen können. Ich habe auch vor, mich mit groß­ar­tigen Leuten zu umgeben und zusätzlich zu dieser Unter­su­chung garan­tiere ich als Prä­sident der Ukraine, dass alle Unter­su­chungen offen und trans­parent durch­ge­führt werden. Das kann ich Ihnen versichern.
Der Prä­sident: Gut, weil ich gehört habe, dass Sie einen Staats­anwalt hatten, der sehr gut war, und er wurde aus­ge­schaltet und das ist wirklich unfair. Viele Leute sprechen darüber, über die Art und Weise, wie Ihr sehr guter Staats­anwalt aus­ge­schaltet wurde und bei Ihnen waren einige sehr schlechte Leute beteiligt. Herr Giu­liani ist ein hoch ange­se­hener Mann. Er war der Bür­ger­meister von New York City, ein groß­ar­tiger Bür­ger­meister, und ich möchte, dass er Sie anruft. Ich werde ihn bitten, Sie zusammen mit dem Gene­ral­staats­anwalt anzu­rufen. Rudy weiß sehr gut, was pas­siert ist und er ist ein sehr fähiger Kerl. Wenn Sie mit ihm sprechen könnten, wäre das groß­artig. Die ehe­malige Bot­schaf­terin aus den Ver­ei­nigten Staaten, die Frau bedeutete schlechte Nach­richten und die Men­schen, mit denen sie in der Ukraine zu tun hatte, bedeu­teten schlechte Nach­richten, darüber möchte ich Sie nur infor­mieren. Die andere Sache, es wird viel über Bidens Sohn geredet, dass Biden die Anklage gestoppt hat und viele Leute mehr her­aus­finden wollen, also was immer Sie mit dem Gene­ral­staats­anwalt machen können, wäre groß­artig. Biden lief herum und prahlte, dass er die Anklage gestoppt hat, also, wenn Sie sich das anschauen können … Das klingt furchtbar für mich.
Prä­sident Selensky: Ich wollte Ihnen von dem Staats­anwalt erzählen. Zual­lererst ver­stehe ich die Situation und ich bin über die Situation infor­miert. Da wir in unserem Par­lament die absolute Mehrheit gewonnen haben, wird der nächste Gene­ral­staats­anwalt zu 100 % meine Person, mein Kan­didat, sein, der vom Par­lament gebilligt wird und im Sep­tember als neuer Staats­anwalt antritt. Er wird sich mit der Situation befassen, ins­be­sondere mit dem Unter­nehmen, das Sie in dieser Ange­le­genheit erwähnt haben. Die Frage der Unter­su­chung des Falles ist eigentlich sicher­zu­stellen, dass die Wahrheit rekon­struiert wird, wir werden uns darum kümmern und an der Unter­su­chung des Falles arbeiten. Darüber hinaus möchte ich Sie fragen, ob Sie zusätz­liche Infor­ma­tionen haben, die Sie uns zur Ver­fügung stellen können, es wäre sehr hilf­reich für die Unter­su­chung, für die Justiz in unserem Land in Bezug auf die Bot­schaf­terin der Ver­ei­nigten Staaten in der Ukraine, soweit ich mich erinnere, war ihr Name Iwa­no­witsch. Es war toll, dass Sie mir als erster gesagt haben, dass sie eine schlechte Bot­schaf­terin war, weil ich Ihnen zu 100 % zustimme. Ihre Haltung mir gegenüber war bei weitem nicht die beste, da sie den vor­he­rigen Prä­si­denten bewundert hat und sie auf seiner Seite war. Sie würde mich als neuen Prä­si­denten nicht gut genug akzeptieren.
Der Prä­sident: Nun, sie wird einiges durch­machen. Ich werde Herrn Giu­liani anrufen lassen und ich werde auch Gene­ral­staats­anwalt Barr anrufen lassen und wir werden dem auf den Grund gehen. Ich bin sicher, Sie werden es her­aus­finden. Ich hörte, dass der Staats­anwalt sehr schlecht behandelt wurde und er war ein sehr fairer Staats­anwalt, daher viel Glück mit allem. Ihre Wirt­schaft wird immer besser werden, wie ich vor­her­gesagt habe. Sie haben eine Menge Assets. Es ist ein groß­ar­tiges Land. Ich habe viele ukrai­nische Freunde, das sind unglaub­liche Leute.
Prä­sident Selensky: Ich möchte Ihnen sagen, dass ich auch einige ukrai­nische Freunde habe, die in den Ver­ei­nigten Staaten leben. Als ich das letzte Mal in den Ver­ei­nigten Staaten war, habe ich in New York in der Nähe des Central Park, im Trump Tower, gewohnt. Ich werde mit ihnen sprechen und hoffe, sie in Zukunft wie­der­zu­sehen. Ich möchte Ihnen auch für Ihre Ein­ladung danken, die Ver­ei­nigten Staaten, ins­be­sondere Washington DC, zu besuchen. Ande­rer­seits möchte ich Ihnen auch ver­si­chern, dass wir den Fall sehr ernst nehmen und an der Unter­su­chung arbeiten werden. Was die Wirt­schaft betrifft, so gibt es viel Potenzial für unsere beiden Länder und eines der Themen, die für die Ukraine sehr wichtig sind, ist die Ener­gie­un­ab­hän­gigkeit. Ich glaube, wir können sehr erfolg­reich sein und bei der Ener­gie­un­ab­hän­gigkeit mit den Ver­ei­nigten Staaten zusam­men­ar­beiten. Wir arbeiten bereits an der Koope­ration. Wir kaufen ame­ri­ka­ni­sches Öl, aber ich bin sehr hoff­nungsvoll für ein zukünf­tiges Treffen. Wir werden mehr Zeit und mehr Gele­gen­heiten haben, diese Mög­lich­keiten zu dis­ku­tieren und uns besser kennen zulernen. Ich möchte Ihnen sehr für Ihre Unter­stützung danken.
Der Prä­sident: Gut. Nun, vielen Dank, und ich schätze das. Ich werde Rudy und Gene­ral­staats­anwalt Barr sagen, dass sie Sie anrufen sollen. Danke. Wann immer Sie ins Weiße Haus kommen möchten, rufen Sie uns an. Geben Sie uns ein Datum und wir werden das aus­ar­beiten. Ich freue mich auf Sie.
Prä­sident Selensky: Vielen Dank. Ich würde mich sehr freuen, zu kommen und würde mich freuen, Sie per­sönlich zu treffen und Sie besser kennen zulernen. Ich freue mich auf unser Treffen und möchte Sie auch ein­laden, die Ukraine zu besuchen und nach Kiew zu kommen, was eine schöne Stadt ist. Wir haben ein schönes Land, das Sie will­kommen heißen würde. Ande­rer­seits glaube ich, dass wir im Sep­tember beide in Polen sein werden und hof­fentlich in Polen zusam­men­kommen können. Danach könnte es eine sehr gute Idee für Sie sein, in die Ukraine zu reisen. Wir können ent­weder mein Flugzeug nehmen und in die Ukraine fliegen, oder wir können Ihr Flugzeug nehmen, was wahr­scheinlich viel besser ist, als mein Flugzeug.
Der Prä­sident: Okay, wir können das aus­ar­beiten. Ich freue mich darauf, Sie in Washington und viel­leicht in Polen zu sehen, weil ich denke, dass wir zu diesem Zeit­punkt beide dort sein werden.
Prä­sident Selensky: Vielen Dank, Herr Präsident.
Der Prä­sident: Herz­lichen Glück­wunsch zu der fan­tas­ti­schen Arbeit, die Sie geleistet haben. Die ganze Welt hat zuge­schaut. Herz­lichen Glückwunsch.
Prä­sident Selensky: Vielen Dank, Herr Prä­sident bye-bye.
— Ende des Gesprächs —
Ende der Übersetzung
 

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“