Ich habe vor einigen Monaten darüber berichtet, dass in Russland – während in Deutschland bereits der Greta-Hype in vollem Gange war – keinerlei Medienberichte über Greta gegeben hat. Inzwischen ist das Medienphänomen Greta Thunberg aber auch für die russischen Medien unübersehbar geworden. Allerdings unterscheidet sich die Berichterstattung doch sehr von dem, was man im Westen so hört, sieht und liest.
In Russland ist den Medien klar, dass das Mädchen ausgenutzt wird, dass einige daran eine Menge Geld verdienen und dass damit natürlich auch Interessen von Lobbyisten bedient werden. Das konnte man in einem Beitrag der russischen Sendung „Nachrichten der Woche“ am Sonntag deutlich sehen, den ich übersetzt habe.
Beginn der Übersetzung:
Am 23. September verkündete Ministerpräsident Medwedew die Unterzeichnung eines Regierungsdekrets, in dem Russland sich zum Pariser Klimaabkommen bekennt. Damit wurde Russland der 187. Staat, der an diesem globalen Umweltprojekt beteiligt ist. Das Thema Umwelt ist ein großes Thema und auf internationaler Ebene kommt es deswegen aus irgendeinem Grund oft zu Streit.
Greta Thunberg ist ein 16-jähriges Mädchen aus Schweden, dessen Name inzwischen alle kennen. Sie hielt vom Podium des UN-Umweltgipfels eine panischen Rede über das drohenden Ende der Welt.
„Menschen sterben. Ganze Ökosysteme sterben. Wir stehen am Rande eines Massensterbens und Ihr diskutiert nur über Geld und erzählt Märchen über endloses Wirtschaftswachstum. Wie könnt Ihr es wagen? Ihr lasst uns im Stich. Aber junge Leute beginnen zu erkennen, dass Ihr sie verratet. Alle zukünftigen Generationen schauen auf Euch. Und wenn Ihr uns bewusst verratet, sage ich Euch: Wir werden Euch niemals vergeben. Wir werden es Euch nicht erlauben, das ungestraft zu tun“ erklärte Greta.
Sie ist Umweltaktivistin. Freitags schwänzt sie die Schule, um an dem Tag gegen die Klimaerwärmung zu kämpfen. Sie ist nicht mit dem Flugzeug zum Öko-Gipfel in New York gekommen, das verschmutzt ihr die Luft zu sehr und so segelte sie auf einer Segelyacht über den Atlantik. Die Yacht selbst wurde im Auftrag der Rothschilds gebaut, die Strecke dauerte mehrere Wochen, weil der Hilfsmotor aus Liebe zur Natur verplombt war. Greta Thunberg kam bei den Vereinten Nationen an, um Angst zu machen.
Das Kind selbst hat fast Todesangst. Die Angst wird durch das Asperger-Syndrom verstärkt. Das ist eine Form von Autismus, die sich durch Besessenheit von einem Thema, fehlende Selbstkritik und im Ergebnis durch eine Störung sozialen Kontaktfähigkeit ausdrückt. Gretas Mutter sagt, die Krankheit gebe ihrer Tochter „Superkräfte“.
Greta mit den „Superkräften“ wurde vom schwedischen PR-Spezialisten Ingmar Rentzhog entdeckt. Er hat Greta im Internet bekannt gemacht, einen Film über sie gedreht verdient nun mit ihrem Image Geld. Als er beschuldigt wurde, dass er ein krankes Mädchen für seinen Profit ausnutzt, indem er auf Umweltfragen spekuliert, war Greta Thunberg bereits der schillerndste Medienstar und sogar Kandidatin für den Friedensnobelpreis. Jetzt machen alle möglichen Lobbygruppen Jagd auf das Mädchen. Sie wurde bereits mit LGBT-Flagge und auch einem Plakat fotografiert, auf dem zu Klimastreiks in Russland aufgerufen wird. In den USA wird sie sogar gegen Trump in Stellung gebracht.
Vor New York war Greta schon im Europäischen Parlament, hat auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos und auch mit dem Papst, Barack Obama, George Soros, Jean-Claude Juncker und im britischen Parlament gesprochen.
Greta ist die Heldin auf Titelseiten der GQ und der Time. Ihre Mutter hat ein Buch über sie geschrieben. Das Mädchen wird von allen führenden TV-Sendern der Welt gezeigt. Sie kommt immer mit etwa dem gleichen kurzen Text, aber das reicht, um das ganze Unterfangen recht profitabel zu machen. Jedenfalls sammelt der Name Greta Thunberg jetzt viel mehr Geld ein, als ihre auch recht erfolgreichen Eltern verdienen können. Mama ist eine bekannte Sängerin in Schweden, Malena Ernman, sie belegte vor zehn Jahren den 21. Platz bei der Eurovision und ihr Vater ist der Schauspieler Svante Thunberg.
Verbessert Greta Thunberg wirklich das Klima auf der Erde? Schwer zu sagen. Experten nehmen sie nicht ernst, die Politik nimmt sie auch nicht ernst. Es ist wohl eher eine recht erfolgreiche kommerzielle Show, deren Regisseure auf das Mitleid der Leute mit dem Kind spekulieren, während sie die Angst vor dem Ende der Welt schüren. Allerdings ist es inzwischen gefährlich, das heute im Westen laut zu sagen.
Das erlebte der Experte im Studio des amerikanischen TV-Senders FOX News, Michael Knowles, der es wagte, folgendes zu sagen: „Bei der Bewegung der Klimahysterie geht es nicht um Wissenschaft. Wenn es um Wissenschaft ginge, dann würde die Diskussion von Wissenschaftlern geführt werden, nicht von Politikern und einem geistig nicht gesunden schwedischen Mädchen, die von ihren Eltern und der internationalen Linken ausgenutzt wird.“
Als Michael Knowles danach im Internet beschimpft wurde, antwortete er auch noch auf Twitter: „Die Mutter des Mädchens hat ein ganzes Buch über psychische Gesundheit geschrieben. Es ist keine Schande, mit psychischen Erkrankungen zu leben. Was eine Schande ist, ist ein Kind – vor allem eines mit mentalen Störungen – auszubeuten, indem man mit seiner Hilfe die eigene politische Agenda fördert.“
Die Welle des Hasses gegen FOX News war so heftig, dass sich der Sender offiziell für die Äußerungen des Studiogastes entschuldigen und versichern musste, dass nicht mehr geplant ist, den Experten Michael Knowles in eine Sendung einzuladen. Das heißt, eine Diskussion selbst über Greta Thunberg ist schon absolut unmöglich.
Ruft Greta Thunberg selbst Beunruhigung hervor? Ganz sicher. Über sich selbst. Sie wird dabei nicht gesünder, sie wird vom Schule schwänzen auch nicht schlauer. Das schreibt der renommierte, australische Psychologe Michael Carr-Gregg dazu: „Ich befürchte, dass sie das Schicksal von Kindern teilen könnte, die zu TV-Stars geworden sind, die ausgebrannt sind und mit möglicherweise verheerenden psychischen Problemen konfrontiert wurden. Ich mache mir Sorgen, wenn Kinder, wie dieses Mädchen, das wahrscheinlich medizinische Behandlung braucht, für so etwas benutzt werden. Als Elternteil, wenn es mein Kind wäre, würde ich es nicht auf die Weltbühne bringen. Sie scheint von Weltuntergangsängsten geplagt zu sein, in dem sie die Bedrohung durch den Klimawandel, der sich langfristig und nicht kurzfristig auswirkt, stark übertreibt, und damit bei unseren Kindern existenzielle Ängste hervorruft.“
Denken Sie nicht, dass jemand in diesem Studio gegen den Umweltgedanken oder dagegen ist, Mutter Natur zu retten. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass unsere Bemühungen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Wälder wieder aufzuforsten, nun offiziell Teil eines gigantischen, internationalen Projektes mit fast zweihundert Ländern sind. Leider ohne die Vereinigten Staaten. Trump hat für Amerika das Pariser Klimaabkommen zerrissen.
Greta Thunberg weckt bei mir persönlich Assoziationen mit dem Kinderkreuzzug. Das war im 11. Jahrhundert in Frankreich. Alles begann mit der Vision eines französischen Schäfers namens Stefan. Ihm war Christus selbst erschienen und hatte zu einer Befreiungskampagne nach Jerusalem aufgerufen, um das Grab des Herrn von den Muslimen zurückzuerobern.
Stefan erzählte so überzeugend von seinen Visionen, dass Erwachsene ihm erlagen und er auch andere Kinder in seinen Bann zog. Diese, wie die heutige Greta Thunberg, waren froh, nicht zu lernen, sondern einer hohen Idee zu dienen. Der Wahn war so stark, dass niemand darüber nachdachte, wie man die Vision verwirklichen könnte, über das Meer nach Jerusalem zu gelangen. Inspiriert von der zukünftigen Leistung glaubten die Kinder – zusammen mit den Erwachsenen -, dass sich das Meer einfach vor ihnen teilen würde.
Die Geschichte des Kinderkreuzzuges wurde im 19. Jahrhundert von dem russischen Schriftsteller Jewgeni Garschin geschrieben: „Es gab so viele Kinder unterschiedlichen Alters, dass das Ende der Prozession nicht zu sehen war. Sie gingen, in Gruppen eingeteilt, mit roten Kreuze, die sie auf ihre Kleider genäht hatten, die hell in der Junisonne leuchteten. In jeder Gruppe schwenkten sie an einer langen Stange ein weißes Banner oder ein Banner mit roten Kreuzen. Hinter den Kindern zog eine riesige Menge von Erwachsenen mit: Bauern, Städter, ritterliche Knappen, alles bunt gemischt“ heißt es in der Geschichte.
So sah es wohl aus. Wie auch immer, als sie in Marseille ankamen, teilte sich das Meer nicht. Aber es gab Händler, die ihre Schiffe kostenlos zur Verfügung stellten. So wurden Tausende von Kindern in Begleitung von Erwachsenen nach Nordafrika gebracht, wo sie einfach in die Sklaverei verkauft wurden. Das ist eine Geschichte darüber, dass Erwachsene für ihre Kinder verantwortlich sind und sie lieben, trösten, lehren und schützen müssen. So ist es zumindest in Kulturen üblich, die ihre Traditionen achten.
Ende der Übersetzung
Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“
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