Pexels / Pixabay

Wer hat Angst vor der skan­di­na­vi­schen Kriminalitätsstatistik?

In Schweden ist es längst tabu, darüber zu dis­ku­tieren, wer hinter der aktu­ellen Kri­mi­na­li­täts­epi­demie im Land steckt. Eine solche Sta­tistik wurde nur zweimal vom Schwe­di­schen Natio­nalen Rat für Kri­mi­nal­prä­vention (BRÅ) ver­öf­fent­licht, 1996 und 2005. Als BRÅ 2005 seinen letzten Bericht zum Thema “Kri­mi­na­lität unter Men­schen, die in Schweden und im Ausland geboren wurden” ver­öf­fent­lichte, ent­hielt er die fol­gende Anmerkung:
“Kri­tiker haben argu­men­tiert, dass neue Ergeb­nisse auf­ge­blasen seien, aus dem Zusam­menhang gerissen sind und falsch inter­pre­tiert werden können und dazu führen, dass ‘wir und sie’-Denken ver­stärkt werden könnte. Es gibt allen Grund, solche Risiken ernst zu nehmen. BRÅs Ein­schätzung ist jedoch…, dass ein wis­sens­ba­siertes Bild der Ein­wan­de­rungs­kri­mi­na­lität besser ist als eines, das auf Ver­mu­tungen und per­sön­lichen Wahr­neh­mungen basiert. Das Fehlen aktu­eller Fakten über Ver­brechen unter den im Ausland Gebo­renen und ihren Kindern erleichtert die Ent­stehung und Fes­tigung von Mythen. Wenn Kri­mi­na­lität ein Problem in bestimmten Gruppen von im Ausland Gebo­renen ist, dann ver­schwinden die Pro­bleme nicht, es sei denn, man zeigt sie auf und spricht offen über sie. Ein kor­rektes Bild des Umfangs und der Ent­wicklung der Pro­bleme sollte statt­dessen die beste Grundlage für die Analyse der Bedin­gungen und die Ver­bes­serung der Fähigkeit aller Ein­wohner sein, in Schweden unab­hängig von ihrer eth­ni­schen Her­kunft gut zu funktionieren.”
Damals schätzten die Behörden offenbar noch Fakten.
Zwölf Jahre später, im Januar 2017, wei­gerte sich Jus­tiz­mi­nister Morgan Johansson jedoch ent­schieden, Sta­tis­tiken über die eth­nische Her­kunft von Kri­mi­nellen in Schweden zu ver­öf­fent­lichen. Laut Johansson:
“Es wurden in der Ver­gan­genheit in Schweden Studien durch­ge­führt, und es gibt auch unzählige inter­na­tionale Studien, die alle das Gleiche zeigen: Dass Min­der­heiten in der Kri­mi­nal­sta­tistik oft über­re­prä­sen­tiert sind, aber wenn man sozio­öko­no­mische Fak­toren her­aus­nimmt, ver­schwindet sie [die Über­re­prä­sen­tation] fast voll­ständig. Die poli­ti­schen Schluss­fol­ge­rungen, die ich ziehen muss, kann ich also bereits mit bestehenden inter­na­tio­nalen und schwe­di­schen Studien treffen.”
Johansson, der nicht nur Jus­tiz­mi­nister ist, sondern auch als Minister für Migra­tions- und Asyl­po­litik fun­giert, war mit seinen Ansichten nicht allein. Als das schwe­dische Fern­sehen die poli­ti­schen Par­teien im schwe­di­schen Par­lament fragte, sagte die Mehrheit, dass sie eine solche Sta­tistik nicht für not­wendig hielten.
Da es jedoch in diesem Sommer wei­terhin keine öffent­lichen Sta­tis­tiken zu einem so wich­tigen öffent­lichen Thema gibt, hat es eine private Stiftung, Det Goda Sam­hället (“Die gute Gesell­schaft”), über­nommen, diese Sta­tis­tiken in einem neuen Bericht zu erstellen, Invandring och brotts­lighet — ett tret­tioårs­per­spektiv (“Ein­wan­derung und Kri­mi­na­lität — eine Per­spektive über 30 Jahre”). Alle darin ent­hal­tenen Roh­daten wurden von BRÅ bestellt und geliefert. Die Roh­daten von BRÅ können hier abge­rufen werden.
Nach dem neuen Bericht von Det Goda Samhället:
“Zum ersten Mal werden jetzt mehr Ver­brechen — in abso­luten Zahlen — von Per­sonen mit aus­län­di­schem Hin­ter­grund als von Per­sonen schwe­di­scher Her­kunft begangen…” Die kri­mi­nellste Bevöl­ke­rungs­un­ter­gruppe sind Men­schen, die [in Schweden] mit zwei im Ausland gebo­renen Eltern geboren wurden.”
Der Bericht kommt zu dem Schluss:
“In den mehr als dreißig Jahren, die die Umfragen abdecken, ist eine Tendenz deut­licher als alle anderen, nämlich dass der Anteil der von Per­sonen mit aus­län­di­schem Hin­ter­grund began­genen Straf­taten am Gesamt­vo­lumen stetig zunimmt…” In der ersten der unter­suchten Perioden, 1985–1989, machten Per­sonen mit aus­län­di­schem Hin­ter­grund 31 Prozent aller Ver­brechen aus. Im Zeitraum 2013–2017 war die Zahl auf 58 Prozent gestiegen. So machen Men­schen schwe­di­scher Her­kunft heute weniger als die Hälfte, 42 Prozent, der gesamten Kri­mi­na­lität in Schweden aus, obwohl sie 67 Prozent der befragten Bevöl­kerung ausmachen.”
Im Jahr 1996 ver­öf­fent­lichte BRÅ in seinem ersten Bericht zu diesem Thema (S. 40): “Das all­ge­meine Bild aus aus­län­di­schen Studien über die Kin­der­kri­mi­na­lität von Ein­wan­derern ist, dass sie eine höhere Kri­mi­na­li­tätsrate auf­weisen als Ein­wan­derer der ersten Gene­ration. Das ist in Schweden nicht der Fall”. Dem neuen Bericht zufolge ist es jetzt so, und das ist viel­leicht die größte Anklage gegen die schwe­dische Inte­gra­ti­ons­po­litik der letzten 30 Jahre: Die Politik funk­tio­niert ein­deutig nicht.
Eine weitere bemer­kens­werte Schluss­fol­gerung des Berichts ist die Zunahme der Ver­brechen, die von im Ausland gebo­renen nicht regis­trierten Per­sonen in Schweden begangen werden — dazu gehören illegale Ein­wan­derer, EU-Bürger und Tou­risten. Die Ver­brechen, die diese Gruppe begangen hat, sind von 3% im Zeitraum 1985–89 auf 13% im Zeitraum 2013–17 gestiegen.
Der Bericht wurde von der schwe­di­schen Presse und der poli­ti­schen Ebene weit­gehend igno­riert, von wenigen Aus­nahmen abge­sehen, wie den Lokal­zei­tungen Göte­borgs-Posten und Norr­kö­pings Tid­ningar.
In Nor­wegen wurde kürzlich ein Bericht über die Über­re­prä­sen­tation von Ein­wan­derern und ihren Nach­kommen in der Kri­mi­nal­sta­tistik bei Sta­tistics Norway bestellt, und zwar von Frems­kritts­partiet (FrP), die Teil der nor­we­gi­schen Regie­rungs­ko­alition ist. “Wir hatten gewusst, dass Ein­wan­derer in diesen Sta­tis­tiken über­re­prä­sen­tiert sind, aber nicht so sehr”, sagte Jon Helgheim, Sprecher der Ein­wan­de­rungs­po­litik der FrP.
“Zum Bei­spiel, wenn wir die unbe­rei­nigten Zahlen ver­wenden… Afghanen und Somalis wird wegen Gewalt und Miss­hand­lungen fünfmal mehr Scha­den­ersatz berechnet als Nor­wegern. Bereinigt um Alter und Geschlecht ist die Über­re­prä­sen­tation fast dreimal so hoch… Die meisten Ein­wan­derer sind keine Kri­mi­nellen, doch wenn die Ein­wan­de­rer­be­völ­kerung in fast allen Kri­mi­na­li­täts­ka­te­gorien über­re­prä­sen­tiert ist, dann gibt es ein Problem, über das zu sprechen wir wagen müssen.”
Laut Dag­bladet fordert FrP seit Jahren detail­lierte Sta­tis­tiken über Ver­brechen von Ein­wan­derern und Kindern von Ein­wan­derern. Im Jahr 2015 gab die Partei Daten von Sta­tistics Norway in Auftrag, aber die Agentur wei­gerte sich, Kri­mi­na­li­täts­sta­tis­tiken auf der Grundlage des Her­kunfts­landes der Ein­wan­derer zu erstellen.
Zwei Jahre später ver­öf­fent­lichte Sta­tistics Norway eine Studie, die zeigte, dass Ein­wan­derer in der Kri­mi­nal­sta­tistik stark über­re­prä­sen­tiert waren, aber der Bericht war nicht detail­liert genug, so FrP, der einen neuen, jetzt ver­füg­baren Bericht bestellte. Laut Dag­bladet zeigen die neuen Sta­tis­tiken “dass Ein­wan­derer aus nicht-west­lichen Ländern in 65 von 80 Kri­mi­na­li­täts­ka­te­gorien über­re­prä­sen­tiert sind. Im Jahr 2017 waren 7,1 Prozent der nor­we­gi­schen Bevöl­kerung Ein­wan­derer aus einem nicht-west­lichen Land.”
Laut Dag­bladet zeigen die neuen Sta­tis­tiken auch, dass “die größte Über­re­prä­sen­tation bei Gewalt und Miss­hand­lungen in nahen Bezie­hungen [ist]”.
“Nicht-west­liche Ein­wan­derer und ihre Nach­kommen werden achtmal so oft wegen fami­liärer Gewalt ange­klagt wie der Rest der Bevöl­kerung. Ins­gesamt wurden im Zeitraum 2015–2017 durch­schnittlich 443 Per­sonen pro Jahr ange­klagt, [und] 35 Prozent (155) der Ange­klagten stammten aus einem nicht-west­lichen Land oder hatten einen nicht-west­lichen Hin­ter­grund. Nur die Hälfte der­je­nigen, denen Miss­handlung in nahen Bezie­hungen vor­ge­worfen wird, sind das, was SSB [das sta­tis­tische Büro] den Rest der Bevöl­kerung nennt… Afrika, Asien, Latein­amerika, Ozeanien mit Aus­nahme von Aus­tralien und Europa außerhalb der EU und des EWR gelten als nicht-west­liche Länder”.
Laut Dag­bladet werden Männer aus der Paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­be­hörde und Somalia dreimal häu­figer wegen Gewalt und Miss­handlung ange­klagt als nor­we­gische Männer.
FrP wurde von seinen poli­ti­schen Gegnern beschuldigt, diese Sta­tis­tiken spe­ziell für die Kom­mu­nal­wahlen in Nor­wegen am 9. Sep­tember 2019 bestellt zu haben. Dag­bladet fragte Helgheim, ob die Ver­wendung dieser Sta­tis­tiken “zynisch” sei. Darauf ant­wortete Helgheim:

Unge­rech­tigkeit

“Nein, das ist über­haupt nicht zynisch. Das ist sehr wichtig für die Bürger, damit sie etwas darüber wissen. Es wäre ein Ver­sagen der FrP, nicht alles zu tun, was wir können, um die Wähler über Rea­li­täten und Fakten zu infor­mieren. Unsere Gegner kri­ti­sieren uns ständig dafür, dass wir die Ein­wan­de­rungs­karte gezogen haben… Ich kann keine anderen Erklä­rungen finden, als dass die­je­nigen, die nicht wollen, dass dies bekannt wird, auch nicht über die Folgen der Ein­wan­derung nach Nor­wegen infor­miert werden wollen.”
In Dänemark ist die Ver­öf­fent­li­chung solcher Sta­tis­tiken an sich im Gegensatz zu Schweden und Nor­wegen eher unum­stritten. Das dänische sta­tis­tische Amt, Sta­tistics Denmark, ver­öf­fent­licht sie jedes Jahr, und sie sind für jedermann zugänglich.
Laut einem der jüngsten Berichte, “Immi­granten in Dänemark 2018″, wie Ber­lingske Tidende im April berichtete:
“Die Zahlen zeigen, dass die Kri­mi­na­lität im Jahr 2017 bei den männ­lichen Ein­wan­derern um 60 % und bei den männ­lichen nicht-west­lichen Nach­kommen um 234 % höher war als bei der gesamten männ­lichen Bevöl­kerung. Berück­sichtigt man bei­spiels­weise, dass viele der Nach­kommen jung sind, und Sta­tistics Denmark tut dies im Bericht, so liegen die Zahlen bei 44% für Ein­wan­derer bzw. 145% für Nach­kommen. Wenn man die Zahlen von Ein­wan­derern und Nach­kommen aus nicht-west­lichen Ländern weiter um Alter und Ein­kommen kor­ri­giert, sind es 21% und 108%”.
Zur Natio­na­lität der kri­mi­nellen Migranten berichtete Ber­lingske Tidende:
“An der Spitze der Liste stehen liba­ne­sische Männer, die, was ihre Nach­kommen betrifft, fast viermal so kri­minell sind wie Durch­schnitts­männer, wenn man die Zahlen an das Alter anpasst. Deutlich gefolgt von männ­lichen Nach­kommen aus Somalia, Marokko und Syrien. Der Gewalt­index beträgt 351 für Nach­kommen aus nicht-west­lichen Ländern. Sie sind 3,5 mal gewalt­tä­tiger als die gesamte Bevöl­kerung. Nach­kommen aus dem Libanon haben einen Index der Gewalt­ver­brechen von 668, wenn sie alters­ge­recht kor­ri­giert werden.”
Wenn die skan­di­na­vi­schen poli­ti­schen Führer nicht anfangen, sich aktiv mit den Fakten aus­ein­an­der­zu­setzen, die diese Sta­tis­tiken beschreiben, werden die Pro­bleme nur noch schwie­riger zu lösen sein — bis zu dem Punkt, an dem sie viel­leicht gar nicht mehr lösbar sind.
————————————-
Judith Bergman, eine Kolum­nistin, Juristin und Poli­to­login, ist eine ange­sehene Senior Fellow am Gatestone Institute.

Quelle: gatestoneinstitute.org