Die Amadeu Antonio-Stiftung ist frustriert und sie ist nicht allein. Alles was linksgrün ist, leidet mit. Der Frontsänger der „Söhne Mannheims“, Xavier Naidoo, hat zum zweiten Mal vor Gericht gewonnen: Man darf ihn nicht einen Antisemiten nennen. Da steckt der Staat Zigmillionen in den Kampf gegen „rääächts“, und dann vermasselt so ein dämliches Gericht gleich zweimal einen richtigen Schauprozess, den man sich als Goldmedaille ans Revers hätte heften können.
Der Fall Xavier Naidoo ist nicht nur interessant, weil der Mann einen hohen Bekanntheitsgrad hat. Er ist auch ein Musterfall für linke Unterstellungsinquisition. Aber rufen wir uns kurz in Erinnerung:
Eine namenlose Dame, die in der Presse ausschließlich als „Referentin der Amadeu Antonio-Stiftung“ bezeichnet wird, hatte 2017 bei einer Veranstaltung im bayerischen Straubing in ihrem Vortrag „Reichsbürger – Verschwörungsideologien mit deutscher Spezifik“ vor Publikum über den Sänger gesagt: „Er ist Antisemit, das darf ich, glaube ich, aber gar nicht so offen sagen, (…), aber das ist strukturell nachweisbar.“
Xavier Naidoo reagierte auf diese unverschämte Unterstellung mit einer Unterlassungsklage. Das Landgericht Regensburg gab ihm in erster Instanz recht. Im Sommer 2018 untersagte die Richterin Barbara Pöschl der beklagten „Referentin“, den Sänger als Antisemiten zu bezeichnen. Die Bezeichnung „Antisemit“ sei in Deutschland ein „sehr grober Vorwurf“, den die Beklagte nicht ausreichend habe belegen können, wogegen sich der Kläger sehr glaubwürdig von jedem Antisemitismus distanziert habe. Sein Sohn trage einen hebräischen Namen und er habe im Jahr 2005 in der Oper von Tel Aviv ein Konzert anlässlich des 40sten Jahrestages der deutsch-israelischen Beziehungen gegeben. Sein Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus sei bekannt, er unterstütze hier zahlreiche Initiativen.
Die beklagte Referentin versuchte daraufhin, aus seinen Liedtexten „antisemitsche Codes und Chiffren“ heraus zu interpretieren, solche seien ihm überhaupt nicht bekannt, entgegnete der Sänger.
Das Gericht stellte in der Urteilsbegründung fest, dass Xavier Naidoo sich zu Recht auf die Kunstfreiheit berufe, dass der Vorwurf des Antisemitismus in seine Persönlichkeitsrechte eingreife, dass er seine Texte keineswegs so auffasse oder gemeint habe und die Beklagte ihre Vorwürfe auch nicht belegen könne.
Die verklagte Referentin fand das nicht richtig und ging in Berufung. Die Sache kam vor das Oberlandesgericht Nürnberg. Als Grund für die Berufung führte sie an, dass das Landgericht im Rahmen der Interessenabwägung zu Unrecht von ihr verlange, wichtige Beweise für ihre Meinung vorzulegen.
Das ist hübsch. Da ist sie ganz empört, die Dame, dass man für Unterstellungen, schwere Beleidigungen und Bezichtigungen auf einmal Beweise vorlegen muss. Daran ist man offenbar in sakrosankten Pranger-Institutionen, wie der Amadeu Antonio-Stiftung nicht gewöhnt. Dort und in anderen linksgrün-politisch-korrekten Einrichtungen aller Art ist der beweisfreie Rufmord Andersdenkender schließlich ein bewährtes und lukratives Geschäftsmodell.
Im Prozess wurde der Text von Xavier Naidoos Song „Marionetten“ zur Interpretation herangezogen, um einen strukturellen „Antisemitismus zu belegen“. Den Text dieses Stücks kann man hier nachlesen und hören.
Interessanterweise kommt in dem Songtext nichts vor, was einen Antisemitismus belegt. Es ist ein Text, der „die Regierenden“ als Marionetten anklagt und gleichzeitig ein Appell an diese, sich von den wirklich Mächtigen, die sie beherrschen, zu lösen. Sie seien doch für „ihre Puppenspieler nur Sachverwalter“. Wer diese „Puppenspieler“ sind, das lässt er vollkommen im Dunkel. Nur einmal kommt ein konkreter Hinweis mit dem Wort „Pizza“, was aber wohl eine Assoziation zu „Pizzagate“ ist, die die Clintons, Alefantis, Dutroux, Podesta, Jeffrey Epstein, Wall Street, etc. betrifft und ebenfalls mit Juden nichts zu tun hat.
Es sei denn, die Referentin ist selbst der Auffassung, dass die „Wahren Mächtigen“, die hinter den Kulissen agieren und die Regierungen an Marionettenfäden bewegen, Juden seien. Dann ist das aber ihre Denkweise, die sie selbst in Naidoos Texte hinein interpretiert und sie sollte mal überlegen, ob nicht SIE ein Problem hat. Der „strukturelle Antisemitismus“ ist also eher eine Denkweise, aufgrund welcher jemand in irgendwelchen Andeutungen, die das gar nicht belegen, Hass auf jüdische Menschen hinein interpretiert. Damit hätte Xavier Naidoos Text im Prinzip als Rorschachtest (Rorschach-Formdeuteversuch) bei Frau „Referentin“ fungiert. Sie ist es, die die „Welteliten hinter den Kulissen“ als jüdisch interpretiert. Und das unterstellt sie dem Sänger als Antisemitismus.
Das Nürnberger Oberlandesgericht folgte der Argumentation der „Referentin“ nicht, sondern bewertete den angeblichen „strukturellen Antisemitismus“ ähnlich:
„Das OLG erkannte in der Meinungsäußerung der Referentin wertende und tatsächliche Bestandteile und ließ die Richtigkeit der Tatsachenbehauptung daher mit in die Interessenabwägung einfließen. Naidoo sei dem Vorwurf, judenfeindlich zu sein, entgegengetreten und habe sich in Interviews mehrfach gegen Antisemitismus ausgesprochen und unterstütze unstreitig Initiativen gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenhass. Zudem habe die Referentin mit der Äußerung, der Antisemitismus sei “strukturell nachweisbar”, den Eindruck erweckt, dies objektiv beweisen zu können. Nach Auffassung des OLG hat sie Naidoos Texte aber lediglich in einer bestimmten Weise gedeutet, von der sich der Musiker jedoch distanziert habe.“
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Die „taz“ berichtet über das Urteil, bemüht sich nach Kräften, es als ein Fehlurteil hinzubiegen, was es nicht ist. Natürlich instrumentalisiert man den elenden Anschlag in Halle gegen Naidoo und erweckt den Eindruck, der Sänger trage irgendwie mit seinen Songs Schuld daran, dass ein antisemitischer Idiot (der sich übrigens entschieden von dem Vorwurf ein Nazi zu sein distanziert), versucht hat, in eine Synagoge einzudringen, um Juden zu ermorden:
„Wer Naidoo getrennt von dem Anschlag in Halle betrachtet, von andauernden Warnungen des Zentralrats der Juden, von täglichen Berichten antisemitischer Übergriffe, wer erst von Antisemitismus spricht, nachdem Schüsse fallen, verharmlost nicht nur Ressentiments, sondern macht sich mit antisemitischem Gedankengut gemein – und wird so diskursiver Brandstifter.“
Den Schreiberlingen von der taz sei geraten, einmal zu lesen, was die jüdische Gemeinde in Halle dazu zu sagen hat:
„Leider gibt es bereits Versuche einiger politischer Kräfte, die traurigen Ereignisse des Anschlags für die eigenen politischen Ziele zu missbrauchen.
Hier kann nur das wiederholt werden, was wir bereits zuvor betont haben:
Der wahre Feind ist der Hass.
Egal gegen wen, sei es gegen Juden, Christen oder Muslime – Sunniten oder Schiiten –, oder auch gegen Atheisten oder Agnostiker, gegen Frauen oder Männer, gegen Menschen mit oder ohne Behinderung, gegen Kranke oder Gesunde, gegen Menschen, die angeblich zu intelligent oder zu wenig intelligent sind, gegen Reiche oder Arme.
Aber auch gegen denjenigen, die bestimmte Berufe ausüben, z. B. in der Kohlenbranche, bei der Bundeswehr oder bei der Polizei; gegen SUV-Fahrer oder gegen Fahrradfahrer.
Das Wort TOLERANZ sollte über die eigenen Ansichten und vor allem über die eigenen Taten gestellt werden. Der politische Missbrauch der Opfer des Terroranschlags in Halle macht uns noch trauriger.“
Man kann der jüdischen Gemeinde in Halle für ihren klugen, weisen und freundlichen Offenen Brief und ihre hochherzige Haltung nur von Herzen danken und beipflichten.
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