AfD-Bun­des­vor­stand: Nie­der­mayer glaubt nicht an Höcke-Kandidatur

Der Par­tei­en­for­scher Oskar Nie­der­mayer erwartet trotz des AfD-Erfolgs bei der Land­tagswahl in Thü­ringen zunächst keinen wei­teren Auf­stieg des AfD-Spit­zen­po­li­tikers Björn Höcke. Er glaube nicht, dass Höcke auf dem Bun­des­par­teitag im November für einen Vor­stands­posten kan­di­dieren werde, sagte Nie­der­mayer der “Neuen Osna­brücker Zeitung”. Zwar domi­niere Höckes “Flügel” die erfolg­reichen AfD-Lan­des­ver­bände Bran­denburg, Sachsen und Thüringen.Doch hätten die ost­deut­schen Lan­des­ver­bände relativ wenige Mit­glieder und damit auch wenige Par­tei­tags­de­le­gierte. “Also werden sich Höcke und seine Leute jemanden suchen, der zwar dem ‘Flügel‘ nahe­steht, aber nicht als direkter ‘Flügel‘-Mann fun­giert.” Nie­der­mayer wider­sprach zugleich der These, durch die aktu­ellen Wahl­er­geb­nisse für die AfD werde suk­zessive die Demo­kratie unter­graben. Er sagte, in Thü­ringen habe nur ein ganz kleiner Teil der deut­schen Wäh­ler­schaft abge­stimmt. Im Bund liege die Partei dagegen bei 13, 14 Prozent. “Da kann ich eine Gefahr für die Demo­kratie nicht erkennen.” Zudem seien nicht alle Wähler der AfD Anti-Demo­kraten. “Die meisten wählen immer noch die AfD wegen ihrer flücht­lings­po­li­ti­schen Posi­tionen. Das bedeutet nicht, dass diese Leute ein in sich geschlos­senes rechts­extremes Weltbild haben.” Ähnlich äußerte sich der Mainzer Par­tei­en­for­scher Jürgen Falter. Er sagte der NOZ: “Ich glaube nicht, dass die Wähler der AfD in Thü­ringen mehr­heitlich bewusst eine rechts­ra­dikale Partei gewählt haben. Viele von ihnen nehmen die Partei ganz anders wahr.” Wenn man ihre Anhänger frage, dann heiße es mehr­heitlich, die AfD sei eine Partei der rechten Mitte, eine bür­ger­liche Partei. Falter fügte hinzu, die AfD habe mitt­ler­weile relativ viele Über­zeu­gungs­wähler. “Die meisten machen ihr Kreuz nicht deshalb bei der AfD, weil sie einen völ­kisch-natio­na­lis­ti­schen Kurs ein­schlagen wollen oder aus reinem Protest, sondern weil sie gegen Ein­wan­derung generell oder gegen das Ausmaß der Ein­wan­derung sind, weil sie mehr Sicherheit haben wollen auf den Straßen, weil sie anti-isla­mis­tisch ein­ge­stellt sind oder sich nach alten Fami­li­en­werten zurück­sehnen.” Die Demo­kratie sehe er durch die jüngsten Wahl­er­geb­nisse für die AfD nicht in Gefahr, so Falter weiter. Zum einen hätten ja immerhin über 75 Prozent der Wähler nicht für die AfD gestimmt. Zum anderen sei “die AfD von heute nicht die NSDAP von gestern, wenn man die Inhalte vergleicht”.
 

Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Björn Höcke, über dts Nachrichtenagentur