Wie das rus­sische Fern­sehen über Anhö­rungen im US-Kon­gress berichtet

Am Mittwoch hat die dritte Runde im Amts­ent­he­bungs­ver­fahren gegen US-Prä­sident Trump mit Anhö­rungen im Jus­tiz­aus­schuss des US-Kon­gresses begonnen. Als Kon­trast­pro­gramm zur ein­heit­lichen Meinung der deut­schen Medien über­setze ich eine Bericht des rus­si­schen Fern­sehens dazu.
Die erste Runde in dem Polit-Zirkus in Washington waren die Anhö­rungen hinter ver­schlos­senen Türen. Als Ergebnis davon haben die US-Demo­kraten offi­ziell ein Ver­fahren ein­ge­leitet und in der zweiten Runde die gleichen Zeugen im Geheim­dienst­aus­schuss des Kon­gresses noch einmal verhört, dieses Mal aller­dings öffentlich. Danach gab es eine Pause von zwei Wochen, in der die Demo­kraten ihren Bericht über die Anhö­rungen geschrieben haben. Ergebnis: Ihrer Meinung nach ist Trump schuldig und nun beginnt die dritte Runde, das sind Anhö­rungen im Jus­tiz­aus­schuss des Kon­gresses, die am Mittwoch begonnen haben.
Die Details über die Ergeb­nisse der öffent­lichen Anhö­rungen finden Sie hier, eine Zusam­men­fassung der Ereig­nisse der zwei Wochen zwi­schen Runde zwei und drei finden Sie hier.
Die deut­schen Main­stream-Medien sind sich wei­terhin einig und unter­stützen die Sicht der US-Demo­kraten im Impeachment gegen Trump. Es gibt aber auch eine andere Sicht auf den Fall, die in Deutschland jedoch gerne ver­schwiegen oder als „Ver­schwö­rungs­theorie“ dar­ge­stellt wird. Dabei hat sie durchaus Argu­mente, die man zumindest anhören sollte, wenn man eine objektive Sicht auf den Fall ent­wi­ckeln möchte.
Das rus­sische Fern­sehen hat nach den Anhö­rungen vom Mittwoch einen Bericht darüber gebracht, der die Argu­mente der Trump-Gegner zeigt, aber im Gegensatz zu den deut­schen Medien zeigt er auch die Argu­mente der Trump-Unter­stützer. Daher habe ich den Beitrag des rus­si­schen Fern­sehens über­setzt.
Beginn der Übersetzung:
Ein guter Tag für Trump, ein schlechter Tag für die Demo­kraten. So beschrieb das Weiße Haus die Anhö­rungen vor dem Jus­tiz­aus­schuss des Reprä­sen­tan­ten­hauses. Dorthin ist das Ver­fahren vom Geheim­dienst­aus­schuss wei­ter­ge­leitet worden. Vier Jura­pro­fes­soren wurden ein­ge­laden, von denen zwei bereits an den Amts­ent­he­bungs­an­hö­rungen gegen einen anderen Prä­si­denten, Bill Clinton, teil­ge­nommen hatten.
Nach der Übergabe des drei­hun­dert­sei­tigen Berichtes an den Jus­tiz­aus­schuss ver­legten die Demo­kraten im Kon­gress die Anhö­rungen vom Geheim­dienst­aus­schuss des Unter­hauses in den Jus­tiz­aus­schuss. Dort wird der US-Prä­sident nun formell ange­klagt. Trumps Gegner haben im Aus­schuss ihren eigenen Mann, den Aus­schuss­vor­sit­zenden Gerald Nadler.
Im Sommer hat er sich mit dem Bericht von Son­der­er­mittler Mueller die Finger ver­brannt und er sehnt sich nun nach einer Revanche: „Während des Amts­ent­he­bungs­ver­fahrens 1974 übergab Prä­sident Nixon Dut­zende von Akten. 1998 gab Prä­sident Clinton eine Blut­probe ab. Prä­sident Trump hin­gegen hat sich geweigert, auch nur ein ein­ziges Dokument vor­zu­legen und hat alle Zeugen ange­wiesen, nicht aus­zu­sagen“, sagte Nadler. Er wurde jedoch sofort an seine eigenen Worte von vor zwanzig Jahren erinnert. Damals ver­tei­digte er Clinton und nannte das Ver­fahren gegen ihn einen Staats­streich. Ein wei­terer Teil­nehmer dieser Anhö­rungen von vor 20 Jahren ist eben­falls im Raum. Auch Jura­pro­fessor Michael Gerhard trat 1998 auf dem Capitol Hill als Experte auf. Heute sind vier Experten geladen und Gerhard ist einer von dreien, die von den Demo­kraten berufen wurden.
„Schwer­wie­gende Ver­stöße des Prä­si­denten, ein­schließlich Bestechung, einer Bitte an einen aus­län­di­schen Führer um einen per­sön­lichen Gefallen im Aus­tausch für eine Gegen­leistung von Trump und die Behin­derung der Justiz und des Kon­gresses, das sind schlimmere Ver­stöße, als sie je von einem Prä­si­denten begangen wurden“, sagte Michael Gerhardt.
Trump-Anhänger fanden auf solche Anschul­di­gungen scharf­sinnige Ant­worten. Der Repu­bli­kaner Doug Collins erin­nerte auch an Obama, dessen Umfeld über den Tod des US-Bot­schafters in Bengasi gelogen hatte und sogar an Lincoln, der die Abge­ord­neten von Maryland ver­haf­teten ließ. Aber wenn es nur diese beiden gewesen wären.
„Lyndon Johnson befahl der CIA, einen Spion in Barry Gold­waters Kam­pagne ein­zu­schleusen. Prä­sident Kennedy befahl seinem Bruder Robert Kennedy, eine seiner Geliebten als DDR-Spionin abzu­schieben, würde das als tadel­loses Ver­halten gelten? Können Sie min­destens einen Prä­si­denten in der Geschichte der Ver­ei­nigten Staaten nennen, mit Aus­nahme von Prä­sident Har­rison, der 32 Tage nach seiner Amts­ein­führung gestorben ist, auf den ein Amts­ent­he­bungs­ver­fahren nicht anwendbar wäre?“, fragte Collins.
„Ich bete zu Gott, dass Prä­sident James Madison so etwas nicht nach­ge­wiesen wird, sonst müsste man viele wis­sen­schaft­liche Werke umschreiben. Ich kann das jedoch nicht ausschließen.“
Jonathan Terley von der Uni­versity of Washington ist der einzige repu­bli­ka­nische Zeuge und er bezeichnet das Amts­ent­he­bungs­ver­fahren als his­to­ri­schen Fehler. Seine Kol­legin Pamela Karlan aus Stanford scheint Zeiten und Epochen zu ver­wechseln: Sie ver­glich Trump mit einem Monarchen.
„Könige konnten nichts falsch machen, denn das Wort des Königs war das Gesetz. Aber die US-Ver­fassung hindert Prä­sident Trump daran, zu tun, was er will. Die Ver­fassung besagt, dass man keine Titel tragen darf. Deshalb kann der Prä­sident seinen Sohn Barron nennen, aber er kann ihn nicht zum Baron machen“, sagte Karlan.
„Indem die Demo­kraten Kinder in das Ver­fahren hin­ein­ge­zogen haben, haben sie einen neuen Tief­punkt erreicht“, sagte Vize­prä­sident Pence. Selbst die stets ruhige First Lady hat die Geduld ver­loren. Nicht Donald, sondern Melania schrieb auf Twitter:
„Ein min­der­jäh­riges Kind ver­dient Pri­vat­sphäre und sollte vor der Politik geschützt werden. Pamela Karlan, Sie sollten sich für Ihren bös­ar­tigen und vor­ein­ge­nom­menen öffent­lichen Miss­brauch eines Kindes zu solchen Zwecken schämen.“ (Anm. d. Übers.: Barron Trump, das einzige gemeinsame Kind von Melania und Donald Trump, ist erst 13 Jahre alt und wird von der Familie von der Öffent­lichkeit abge­schirmt)

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Dies ist der zweite Abgriff auf die Familie des Prä­si­denten in den letzten Tagen. Der erste war das Buch „Free Melania“ der CNN-Jour­na­listin Kate Bennett. Bennett behauptet zum Bei­spiel, dass der Prä­sident und seine Frau in getrennten Schlaf­zimmern schlafen und dass Melania angeblich Ivanka nicht mag. Sieht so aus, als ob die Demo­kraten nun ver­suchen, Trump von hinten anzu­greifen, weil Fron­tal­an­griffe so schwierig und ergeb­nislos sind.
„Was sie tun, ist sehr schlecht für unser Land. Und die Repu­bli­ka­nische Partei war noch nie so geeint wie heute. Sie waren noch nie so geeint wie jetzt. So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Trump.
Diese Einheit sollte durch die plötz­liche Reise von Giu­lianis Anwalt gestärkt werden, der mit einem Filmteam von One America News auf einer Reise nach Europa begleitet wird. Die Jour­na­listen drehen einen Film über die Ein­mi­schung der Ukraine in die ame­ri­ka­ni­schen Wahlen und die Ver­wick­lungen von Sohn und Vater Biden.
Laut New York Times hat Giu­liani während seiner Reise in Budapest bereits mit dem ehe­ma­ligen ukrai­ni­schen Gene­ral­staats­anwalt Jurij Luzenko gesprochen und ist nach Kiew geflogen, um sich mit dessen Vor­gänger Viktor Schokin zu treffen. Es war Schokin, der von Vize­prä­sident Biden wegen des Ver­suchs, den Fall Burisma zu unter­suchen, von seinem Posten ent­fernt wurde.
Ende der Übersetzung
 


Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“