Wie eine höhere Eigen­tums­quote an Immo­bilien die Ungleichheit reduziert

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Die Wohn­ei­gen­tums­quote in Deutschland ist so niedrig wie in keinem anderen Land der Eurozone. Eine neue Studie hat unter­sucht, wie sie sich erhöhen ließe.
  • „Die Wohn­ei­gen­tums­quote in Deutschland ist so niedrig wie in keinem anderen Land der Eurozone. Selbst innerhalb der OECD liegt Deutschland an vor­letzter Stelle: Hier­zu­lande sind nur 45 % der Haus­halte Eigen­tümer ihrer Wohn­stätte, der OECD-Durch­schnitt liegt bei etwa 70 %.“ – Stelter: Das ist einer der wesent­lichen Erklä­rungs­fak­toren für das deutlich geringere Ver­mögen der Deut­schen im Ver­gleich zu den Nachbarn. Denn, Immo­bilien fördern Sparen, pro­fi­tieren von unserem Geld­system mit stei­gendem Leverage und damit von stei­genden Preisen. Sie sind die wesent­liche Asset­klasse, die in den letzten 30 Jahren zugelegt hat.
  • „Nach Daten der Euro­päi­schen Zen­tralbank lag das Net­to­ver­mögen des Median-Haus­halts in Deutschland im Jahr 2014 bei etwa 61.000 Euro – nur die bal­ti­schen Repu­bliken und die Slo­wakei haben in der Eurozone ein gerin­geres Ver­mögen. Selbst das durch­schnitt­liche Haus­halts­ver­mögen war mit 214.000 Euro nied­riger als in zahl­reichen anderen euro­päi­schen Staaten, dar­unter Frank­reich, Italien und Spanien.“ – Stelter: So ist es. Trotzdem denken unsere Poli­tiker, wir müssten für die anderen gera­de­stehen. Wir sparen falsch.
  • „Zudem ist die Ver­mö­gens­un­gleichheit in Deutschland aus­ge­sprochen hoch: Der Gini-Koef­fi­zient des Haus­halts­net­to­ver­mögens nimmt den höchsten Wert innerhalb der Eurozone an. In einer kürzlich ver­öf­fent­lichten Studie zeigen wir, dass in der Tat ein deut­licher, nega­tiver Zusam­menhang zwi­schen der Wohn­ei­gen­tums­quote und der Ver­mö­gens­un­gleichheit besteht.“ – Stelter: Das muss man sich merken. Wir sind ärmer, weil wir weniger Immo­bilien haben und das Ver­mögen ungleicher ver­teilt ist. Nun will die Politik Ver­mögen mehr besteuern und senkt damit viel­leicht die Ungleichheit, aber zum Preis noch gerin­gerer Ver­mögen bei uns.

Wohn­ei­gen­tums­quote und Gini-Koef­fi­zient der Haushaltsnettovermögen


Quelle: MAKRONOM

  • „(Die) Ver­mö­gens­un­gleichheit (wird) durch zwei Fak­toren zu etwa gleichen Teilen bestimmt: einer­seits durch die Dif­ferenz der Durch­schnitts­ver­mögen der Wohn­ei­gen­tümer und Mieter, ande­rer­seits durch die Ver­mö­gens­un­gleichheit innerhalb der Gruppe der Wohn­ei­gen­tümer.“ – Stelter: Es gibt also Mieter, Klein-Eigen­tümer und Groß-Eigen­tümer. Nicht wirklich überraschend.
  • „(Der) Ver­mö­gens­un­ter­schied zwi­schen Mietern und Eigen­tümern, ist in Deutschland besonders groß: Haus­halte mit selbst­ge­nutztem Wohn­ei­gentum ver­fügten im Jahr 2014 mit durch­schnittlich 423.000 Euro über ein achtmal so großes Net­to­ver­mögen wie Mie­ter­haus­halte (53.000 Euro). Der Immo­bi­li­enboom der letzten Jahre dürfte diesen Unter­schied eher noch ver­größert haben.“ – Stelter: Natürlich hat er das. Zugleich sind die Geld­ver­mö­gens­sparer von den tiefen Zinsen getroffen worden.
  • „Doch warum ist die Wohn­ei­gen­tums­quote in Deutschland so gering? Dieser Frage sind wir in einer wei­teren Studie nach­ge­gangen, in der wir die Rolle der Woh­nungs­po­litik in Deutschland unter­suchen. Dazu betrachten wir drei Poli­tiken, die Mieter im Ver­gleich zu Wohn­ei­gen­tümern begüns­tigen: Erstens macht eine recht hohe Grund­er­werb­steuer den Erwerb sowie den Wei­ter­verkauf eines Eigen­heims unat­traktiv. Zweitens lassen sich die Kosten von Immo­bi­li­en­dar­lehen für selbst­ge­nutztes Wohn­ei­gentum nicht von der Steuer absetzen. Drittens ist der soziale Woh­nungsbau so gestaltet, dass der Zugang ratio­niert wird und bei weitem nicht auf die ein­kom­mens­schwächsten Gruppen beschränkt bleibt.“ – Stelter: Wir haben eine Politik, die Mieten sys­te­ma­tisch bevorzugt und Eigentum hemmt. Das hat damit zu tun, dass die Politik das Bild des abhän­gigen Bürgers pflegt, denn diesem kann man mehr Gutes tun (bzw. so tun, als würde man es tun).
  • „Zur Beur­teilung der quan­ti­ta­tiven Poli­tik­wir­kungen haben wir ein Gleich­ge­wichts­modell des Woh­nungs­marktes in Deutschland ent­wi­ckelt, (und ver­gleichen die) Werte (mit den) USA, also für ein Land mit einer deutlich höheren Wohn­ei­gen­tums­quote, sehr geringen Trans­ak­ti­ons­steuern, steu­er­licher Abzugs­fä­higkeit von Hypo­the­ken­zinsen und ohne nen­nens­werten sozialen Woh­nungsbau. Wie die fol­genden Abbil­dungen zeigen, hat jede der drei Poli­tik­än­de­rungen eine deut­liche positive Wirkung auf die Wohn­ei­gen­tums­quote. In Kom­bi­nation würden alle drei Anpas­sungen die Wohn­ei­gen­tums­quote von derzeit 45 % auf 58 % erhöhen und damit die Lücke zu den USA um etwa zwei Drittel schließen.“ – Stelter: Damit ist auch der ent­schei­dende Faktor zum Bekämpfen der ungleichen Ver­mö­gens­ver­teilung gefunden: För­derung des pri­vaten Immobilieneigentums.

Aus­wir­kungen der Woh­nungs­po­litik der USA auf die Wohn­ei­gen­tums­quoten in Deutschland


Quelle: MAKRONOM

  • „Während aktuell die ver­mö­gendsten 30 % der Haus­halte zum Großteil Eigen­tümer und die untersten 50 % fast alle Mieter sind, würde die Änderung der Woh­nungs­po­litik unseren Berech­nungen zufolge vor allem Haus­halte in der Mitte der Ver­mö­gens­ver­teilung zu Eigen­tümern machen. Zwar würden Haus­halte ihre Finanz­ver­mögen zugunsten von Immo­bi­li­en­besitz redu­zieren und sich stärker ver­schulden, ins­gesamt stiege jedoch das Net­to­ver­mögen der Haus­halte um mehr als 11 % an.“ – Stelter: was eben auch mit dem Leverage-Effekt zu tun hat.
  • „Aller­dings bleibt unklar, ob der­artige Poli­tik­maß­nahmen tat­sächlich das Wohl­ergehen der Haus­halte befördern. (…) eine Senkung der Grund­er­werb­steuer ist mit lang­fris­tigen Wohl­fahrts­ver­lusten ver­bunden, die sich durch Umver­tei­lungs­wir­kungen erklären lassen: Höhere Mieten schaden ebenso wie höhere Ein­kom­mens­steuern ärmeren Haus­halten, die auch nach der Reform nicht zu Eigen­tümern werden und somit nicht von der Senkung der Grund­er­werb­steuer pro­fi­tieren.“ – Stelter: Wenn wir aber ins­gesamt ver­mö­gender werden, wäre dies doch auf anderem Weg kom­pen­sierbar. Es zeigt übrigens sehr schön, dass die Kosten der Transfers zugunsten der ärmeren Schichten immer die Mit­tel­schicht trägt. Denn die haben im Ist weniger Eigentum und damit weniger Vermögen.
  • „Hin­gegen erhöht sowohl die Abzugs­fä­higkeit der Hypo­the­ken­zinsen als auch die Abschaffung des sozialen Woh­nungsbaus lang­fristig die Wohl­fahrt sämt­licher Haus­halte, selbst der­je­nigen mit nied­rigen Ein­kommen. Noch größere Wohl­fahrts­ge­winne ließen sich erzielen, wenn der soziale Woh­nungsbau als ratio­nierte Objekt­för­derung durch eine Sub­jekt­för­derung, also direkte wohn­kos­ten­ab­hängige Transfers an ein­kom­mens­schwache Haus­halte, ersetzt werden würde.“ – Stelter: aber nur, wenn aus­rei­chend gebaut wird. Wird bauen wie in Berlin ver­hindert, kann das nur zulasten der unteren Ein­kom­mens­gruppen gehen.

Dr. Daniel Stelter –www. think-beyondtheobvious.com