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Impeachment – ein Thea­ter­stück für zwölf Stifte

Wochenlang war es dem stau­nenden Beob­achter ein Rätsel, warum die Demo­kraten den Impeachment-Beschluss des Kon­gresses nicht umgehend an den Senat zur Unter­su­chung wei­ter­ge­leitet hatten. Mehr­heits­füh­rerin Pelosi ließ sich Zeit, stam­melte sich durch Inter­views, wich Fragen nach den Gründen aus und unternahm nichts.

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Die Erklärung der Tages­schau, Pelosi sei letztlich von den „jungen Wilden“ zu diesem aus­sichts- und sogar grund­losen Ver­fahren gedrängt worden, teile ich nicht. Meine Erklärung für die Ver­zö­gerung – und eine bessere werden sie derzeit kaum finden – ist jedoch fol­gende: es hat einfach etwas länger gedauert, die exklu­siven, ver­gol­deten und signierten Stifte anfer­tigen zu lassen, mit denen Pelosi Punkt um Strich die letzte und ent­schei­dende Urkunde vor lau­fenden Kameras verfertigte.

Die Tra­dition, Stifte sym­bo­lisch auf­zu­laden ist natürlich nicht neu. Bedeu­tende Abkommen, Frie­dens­schlüsse oder Gesetze laden dazu geradezu ein. Erinnert sei hier nur an den gigan­ti­schen Kugel­schreiber mit dem Abbild Johannes Paul II., mit dem Lech Walesa 1980 die Ver­ein­barung mit den kom­mu­nis­ti­schen Macht­habern Polens über die Zulassung der Gewerk­schaft Soli­darnosc unter­schrieb. Ange­fangen mit derlei medialer Insze­nierung von Schreib­gerät hat meines Wissens jedoch General McArthur, der die dafür vor­ge­se­henen sechs Füll­fe­der­halter noch auf einem schnöden Holz­tisch bereit legen ließ, um 1945 die Kapi­tu­lation Japans auf der USS Mis­souri für die anwe­senden Generäle in Form von Sou­venirs fest­zu­halten. Aber für den war die Kulisse besser, der Anlass ange­mes­sener und McArthur sprach einige bedeu­tungs­volle Worte, statt sich hinter einem Hashtag zu verstecken.

Nancy Pelosi ließ gleich ein Dutzend edle Stifte anfer­tigen und auf Sil­ber­ta­bletts bereit­stellen. Nur, was gab es zu feiern? Der Weg, den das Impeachment-Ver­fahren gehen wird, ist in jeder Hin­sicht schlecht für die Demo­kraten. Ein kurzes Ver­fahren ließe sie wie Deppen aus­sehen, die im Fisch­laden nach einem Käsebrot fragten. Ein langes, bei dem beide Seiten Zeuge für Zeuge vor­laden, würde unter Eid auch Aus­sagen von Joe Biden und seinem Sohn Hunter ver­langen, dessen Fähigkeit, sich von einer ukrai­ni­schen Gas­firma $50.000 pro Monat für den Mangel jeder noch so geringen Expertise zahlen zu lassen, Sena­toren und Wähler sicher brennend inter­es­siert. Amts­miss­brauch und „Quid pro quo” sind zwei­schneidige Schwerter.

Doch auch wenn ich das Impeachment-Ver­fahren und die gegen Trump erho­benen Vor­würfe ver­folgt habe, will ich mich hier gar nicht wertend über das Ver­fahren an sich äußern – auch wenn ich – wie ange­deutet – vermute, dass es wie das Horn­berger Schießen aus­gehen wird. Was mich aber ebenso wie viele ame­ri­ka­nische Medien – auch linke – stört, ist die pompöse Form, die Pelosi hier gewählt hat. Ein Amts­ent­he­bungs­ver­fahren stellt ja nor­ma­ler­weise nicht gerade eine diplo­ma­tische Stern­stunde voller Pathos und zere­mo­ni­eller Bedeutung dar, sondern ist – wenn es nicht zu poli­ti­schen Zwecken miss­braucht wird wie in diesem Fall – eine ziemlich ernste Angelegenheit.

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Das Pulver ging aus zur schönsten Stund‘, sodass man nit mehr schiessen kunnt!“

Seit der Nie­derlage Clintons im Jahr 2016 leiden viele Demo­kraten nun schon drei Jahre an TDS, dem „Trump Der­an­gement Syndrom”. Wie die alten Horn­berger, die einer der zahl­reichen Erzäh­lungen gemäß bei jeder Staub­wolke am Horizont Salut geschossen haben sollen, weshalb bei der tat­säch­lichen Ankunft des Herzogs das Pulver ver­schossen war, schießen die Demo­kraten mit Pelosi an der Spitze einen Impeachment-Pfeil nach dem anderen ab. Der erste flog schon, bevor Trump im Amt war. Unter­dessen läuft der Wahl­kampf eher schleppend. Nicht Trump zu sein als Kern­kom­petenz zu ver­kaufen, ist eine ver­dammt harte Nummer und wird am Ende wohl nicht reichen.

Im Tages­schau-Interview sagte Josef Braml von der Deut­schen Gesell­schaft für Aus­wärtige Politik auf die berech­tigte Frage, wem der pein­liche Impeachment-Prozess am Ende nützen werde: „Trump“, und damit hat er wohl völlig recht. Dass Trump dies jedoch nutzen würde, um „von sich und seiner mageren Politik abzu­lenken“, ist Unsinn. Braml schätzt die Lage in Amerika falsch ein, was beim der­zei­tigen Zustand der Deut­schen Außen­po­litik aller­dings wenig ver­wun­derlich ist. Wenn schon die „magere Politik“ Trumps zur sta­bilsten wirt­schaft­lichen Phase der USA, zur Rückkehr von einst abge­wan­derten Indus­trien, zu vor­teil­haften Han­dels­ver­trägen wie soeben mit China und zum nach­las­senden Druck in der Migra­ti­ons­krise führt, wie mögen da wohl „fette Jahre“ aussehen?

Ange­sichts der aus­ge­but­terten deut­schen Indolenz und Duld­samkeit wünscht man geradezu solche „mageren ame­ri­ka­ni­schen Jahre”. Oder um ein Wort unserer ewigen Kanz­lerin anzu­wandeln: Die Ame­ri­kaner leben in den besten Ver­ei­nigten Staaten, die sie je hatten!

Nein, von „mager“ kann keine Rede sein. Die Wähler wissen das und schauen ver­wundert auf die Dis­krepanz zwi­schen ihrer Rea­lität mit stei­genden Löhnen und einer his­to­risch nied­rigen Arbeits­lo­sigkeit von 3,6% gehört, und der Welt­un­ter­gangs­rhe­torik der Demo­kraten, die von der Welt im All­ge­meinen und den USA im Beson­deren schwa­dro­nieren, die wegen Trump auf dem direkten Weg in den siebten Kreis der Hölle seien. Was die Demo­kraten dringend brauchen, um Trump zu schlagen sind schlechte Nach­richten, das ver­steht auch die Wäh­ler­basis. Mit dieser Wahrheit wahl­kämpft es sich jedoch denkbar schlecht, noch dazu kommen weder aus der Ukraine, noch dem Mueller-Report noch aus der Wirt­schaft schlechte Nach­richten für Trump.

Die pein­liche Pelosi-Pen-Posse möchten nicht wenige Abge­ordnete und Unter­stützer der Demo­kraten am liebsten schnell der Ver­ges­senheit anheim­geben. Nicht zuletzt das rest­liche Kan­di­da­tenfeld der Demo­kraten für die Prä­si­dent­schaftswahl, welche ver­zweifelt die Hände in die Luft werfen und rufen „Hallo, wir sind auch noch da. Und wir wollten eigentlich kein Impeachment.” Trump wird wohl dafür sorgen, dass die Erin­nerung an das ver­stö­rende Ver­halten Pelosis beim Wähler frisch bleibt. Man sollte nicht ver­suchen, einen Pfau beim Wähler zu über­trumpfen, indem man sich wie ein Gockel aufführt.


Quelle: unbesorgt.de