Und MH17? Medien melden Fäl­schungen bei hol­län­di­scher Unter­su­chung zu Flug­zeug­ab­sturz 2009

Wieder einmal muss man rus­sische Mel­dungen ver­folgen, wenn man Neu­ig­keiten über die 2014 bei Donezk abge­schossene malay­sische Boeing erfahren möchte, die in den Nie­der­landen Schlag­zeilen machen.

In den Nie­der­landen bahnt sich ein neuer Skandal an, denn es gibt Berichte, dass der Unter­su­chungs­be­richt über den Absturz einer tür­ki­schen Fracht­ma­schine bei Ams­terdam im Jahre 2009 von offi­zi­eller Seite ver­fälscht worden ist. Das wirft ein ganz beson­deres Licht auf die Unter­su­chungen zum Abschuss des malay­si­schen Fluges MH17 über der Ukraine, der eben­falls in den Nie­der­landen unter­sucht wird und auf Äuße­rungen des nie­der­län­di­schen Außen­mi­nisters, der Par­al­lelen zum Abschuss der ukrai­ni­schen Maschine bei Teheran gezogen hat.

Dazu hat sich die Spre­cherin des rus­si­schen Außen­mi­nis­te­riums in einer offi­zi­ellen Erklärung geäußert, die ich über­setzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Wir können die Aus­sagen des nie­der­län­di­schen Außen­mi­nisters Blok im Zusam­menhang mit dem Flug­zeug­ab­sturz in der Nähe von Teheran am 8. Januar 2020 nicht igno­rieren, in denen er weit her­ge­holte Par­al­lelen zwi­schen der Zer­störung des ukrai­ni­schen Pas­sa­gier­flug­zeugs und der Zer­störung der malay­si­schen Boeing im Juli 2014 in der Ukraine gezogen hat. Wir ver­stehen, dass das auch Teil der Medi­en­kam­pagne ist, denn alle Fragen die dazu an uns gerichtet wurden, auch von bri­ti­schen Medien, haben diese Themen auch mit­ein­ander verknüpft.

Der Chef­di­plomat der Nie­der­lande hat aus unserer Sicht die Tra­gödie im Iran, die ihre eigenen Ursachen hat, für neue Angriffe auf Russland und für Werbung für die ohnehin schon recht läs­tigen und sub­jek­tiven Ansätze Den Haags zum Absturz von Flug MH17 missbraucht.

Im Zusam­menhang mit dem Absturz von Flug PS752 im Iran for­derte Blok nun, dass Russland „befrie­di­gende Ant­worten auf eine Reihe von Fragen des Ermitt­lungs­teams“ geben müsse. Ich möchte Ihre Auf­merk­samkeit besonders auf die For­mu­lierung „befrie­di­gende Ant­worten“ lenken. Das heißt, das sind nur solche Ant­worten, die die Schluss­fol­ge­rungen der Unter­su­chung bestä­tigen und ihnen nicht wider­sprechen. Es geht nicht um Ant­worten auf Fragen, sondern um solche Ant­worten, die er anscheinend als richtig ansieht.

Blok, der sich nicht an dem Mangel an Beweisen stört, spricht nun von einigen „per­sön­lichen Gefühlen“, dass sich der rus­sische Außen­mi­nister, wenn es um MH17 geht, angeblich „unwohl“ fühlt und dass „die Russen besser beraten wären ihre Schuld ein­zu­ge­stehen und sich bereit zu erklären, die Ange­hö­rigen der Opfer zu ent­schä­digen und damit die Span­nungen zu besei­tigen.“ Das ist natürlich ein starker Ansatz. Ich habe nur eine Frage: Welche wei­teren Ent­hül­lungen sind von nie­der­län­di­schen Phy­sio­gno­misten noch zu erwarten?

Früher wurden Regen­tänze abge­halten. Es hat über­haupt nichts mit Recht­spre­chung zu tun, wenn es um Gefühle geht: „Es wäre besser, deine Schuld ein­zu­ge­stehen und befrie­di­gende Ant­worten auf Fragen zu geben“.

Auf der anderen Seite ist das nichts Neues im nie­der­län­di­schen König­reich. Sub­jektive Ein­schät­zungen sind dort vorherrschend.

Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass die Unter­su­chung, die von den Nie­der­landen durch­ge­führt wird, objektiv betrachtet in ernsten Schwie­rig­keiten ist. Wir haben wie­derholt darüber gesprochen und eine Reihe von Beweisen vor­gekegt, die die Version der Ermittler wider­legen. Dar­unter sind die Ergeb­nisse eines Expe­ri­ments, das von Almaz-Antey (Anm. d. Übers.: Her­steller der Buk-Rakete, die das Flugzeug abge­schossen hat) durch­ge­führt wurde, und primäre Radar­daten, die die Mög­lichkeit des Abschusses einer Rakete aus dem Gebiet aus­schließen, das die Ermittler benannt haben und die Infor­ma­tionen des rus­si­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­riums darüber, dass über die Rakete, die nach Angaben des Gre­miums das malay­sische Flugzeug zum Absturz brachte, der ukrai­ni­schen Armee gehörte.

Wir haben die nie­der­län­dische Seite und die Öffent­lichkeit wie­derholt darüber infor­miert, auch in den Erklä­rungen und Kom­men­taren des rus­si­schen Außen­mi­nis­te­riums, sowie in der Antwort der Gene­ral­staats­an­walt­schaft der Rus­si­schen Föde­ration auf die Anschul­di­gungen gegen Russland im „Fall Tsemach„. Das sagte der rus­sische Außen­mi­nister Sergej Lawrow während seiner Jah­res­pres­se­kon­ferenz über das Jahr 2019.

Und in den Nie­der­landen selbst zeigen sich viele neue Beweise dafür, dass der nie­der­län­dische Staat schon vor der Tra­gödie von Flug MH17 nicht durch gewis­sen­hafte, vor­ur­teils­freie und unvor­ein­ge­nommene Ansätze bei Ermitt­lungen zu Flug­zeug­ab­stürzen geglänzt hat. Ohne Freude, sondern sehr über­rascht und sogar scho­ckiert haben wir die in der Presse prä­sen­tierten Unter­lagen über die Ver­fäl­schung der Ursachen des Flug­zeug­ab­sturzes der Turkish Air­lines 2009 bei Ams­terdam durch den nie­der­län­di­schen Sicher­heitsrat gelesen. All dies geschah, wie wir aus den Medien ver­standen haben, zugunsten der ame­ri­ka­ni­schen Firma Boeing.

Warum sagen ich, dass wir scho­ckiert waren? Weil es Grenzen des Zuläs­sigen geben muss. Schließlich ist reden wir nicht nur von ein­zelnen Beamten, sondern von ganzen Staaten und ihren Fach­leuten, denen die Men­schen ver­trauen und die die Wahrheit ent­hüllen sollen. Wenn solche Unter­lagen auf­tauchen, die darüber berichten, wie die Unter­su­chung der Tra­gödie in den Nie­der­landen tat­sächlich abge­laufen ist, dann ver­schlägt einem das tat­sächlich den Atem. Es stellte sich heraus, dass wir es all die Jahre mit Men­schen zu tun haben, die etwas zu ver­bergen haben.

Wie hoch ist die Wahr­schein­lichkeit, dass das gleiche jetzt nicht wieder geschieht, ange­sichts der Ergeb­nisse und Merk­wür­dig­keiten bei der Arbeit, die wir beob­achten und über die wir gerade deshalb sprechen, um die Auf­merk­samkeit auf diese Dinge zu lenken? Das ist die große Frage. Was hat das, was im Iran mit dem ukrai­ni­schen Flugzeug pas­siert ist mit dem zu tun, was vor ein paar Jahren mit der malay­si­schen Boeing pas­siert ist? Wo ist der Zusam­menhang? Es gibt über­haupt keinen. All das wird den Lesern, der öffent­lichen Meinung, in einer selt­samen Rei­hen­folge prä­sen­tiert. Man sollte meinen, so etwas wäre unmöglich. Und es wird nicht von Men­schen fernab der Ermittler oder der Regierung mit­ge­teilt, die Romane schreiben oder mit neuen Ver­schwö­rungs­theorien kommen, es wird von Beamten der Regierung getan. Dabei fühlt man sich, um ehrlich zu sein, schlecht.

Ich möchte auch hin­zu­fügen, dass es inak­zep­tabel ist und was es für die Ange­hö­rigen der Opfer bedeutet, über die Tra­gödie im Iran zu spe­ku­lieren, um poli­tisch moti­vierte Anschul­di­gungen gegen Russland vor­an­zu­treiben. Bloks unbe­gründete For­derung, Russland solle „die Schuld ein­ge­stehen“ für den Absturz des malay­si­schen Flug­zeugs in der Ukraine, nur weil ein ukrai­ni­sches Flugzeug im Iran abge­schossen wurde, ist unan­ge­messen, inak­zep­tabel und ent­behrt jeder gesunden Logik. Der nie­der­län­dische Minister ver­gisst den ent­schei­denden Unter­schied zwi­schen diesen Vor­fällen: Die von der rus­si­schen Seite im Fall MH17 vor­ge­legten Beweise zeigen, dass die Anschul­di­gungen gegen Russland völlig unbe­gründet sind. Blok über­sieht auch erneut die klare Ver­wicklung der Ukraine in die Kata­strophe, die den Luftraum über dem Kon­flikt­gebiet trotz der dies­be­züglich vor­ge­brachten Bedenken des nie­der­län­di­schen Par­la­ments nicht geschlossen hat.

Ende der Übersetzung


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru

Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“