Was Ihnen Ihr Arzt über „evi­denz­ba­sierte Medizin“ verheimlicht

Der Arzt hat für viele Pati­enten nach wie vor den Status als „Gott in weiß“. Den Arzt hin­ter­fragen? Geht gar nicht. Denn die Meinung des Arztes sollte stets respek­tiert und akzep­tiert werden.

Aber was, wenn ein Arzt auch mal falsch liegt oder etwas nicht weiß? Was, wenn eine vor­ge­schlagene The­rapie mal nicht so anschlägt wie sie sollte?

Offi­ziell hält sich jeder Arzt an die Leit­linien für evi­denz­ba­sierte Medizin und emp­fiehlt nur The­rapien, die darin eine Rolle spielen. Doch es gibt Dinge, die Ihnen Ihr Arzt – und besonders Ihr Hausarzt – über evi­denz­ba­sierte Medizin ver­schweigt, Sie aber dennoch inter­es­sieren könnte.

Eine kri­tische Betrachtung unseres Medizinsystems.

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Dieser Beitrag ist ein Gast­beitrag von Martin Auerswald. Martin ist stu­dierter Bio­che­miker und Mole­ku­larer Bio­tech­nologe. Er hat sich gegen eine Kar­riere in der Phar­ma­branche ent­schieden, um das Wissen für nach­haltige Gesundheit zu ver­mitteln, anstatt neue Medi­ka­mente zu ent­wi­ckeln. Auf Schnell­Ein­fach­Gesund finden Sie mehr Bei­träge von ihm.

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Chro­nische Erkran­kungen – Eine große Her­aus­for­derung für unser Gesundheitssystem

Ich habe großen Respekt vor Ärzten. Was jeder Medi­ziner in seinem Studium und danach leisten muss, ist enorm.

Doch ich mag es über­haupt nicht, wenn Medi­ziner ihr Wort und Wissen als unfehl­bares Gesetz ansehen und stets bevorzugt die Medi­ka­menten-Keule schwingen, selbst wenn es auch natür­li­chere und nach­hal­tigere Alter­na­tiven gibt. Dagegen soll sich dieser Beitrag richten.

Eine wichtige Todes­ur­sache in diesem Land sind „iatrogene Krank­heiten“. Das sind Krank­heiten, die durch fal­sches ärzt­liches Handeln sowie Neben­wir­kungen von Medi­ka­menten her­vor­ge­rufen werden. Das heißt über­setzt: Auch Ärzte machen Fehler. Häufig sogar.

Schlimm ist, wenn eine falsche medi­ka­mentöse Behandlung durch­ge­führt wird. Noch schlimmer ist es jedoch, wenn natür­liche Behand­lungs­kon­zepte bei chro­ni­schen Erkran­kungen keine Rolle spielen und als „nicht evi­denz­ba­siert“ abgetan werden.

Was chro­nische Erkran­kungen angeht, ist Deutschland in Europa Spitzenreiter.

Betrachtet man die aktu­ellen Betrof­fe­nen­zahlen und Krank­heits­kosten für chro­nische Erkran­kungen in Deutschland und die stete Zunahme, kommt man zu einem ein­deu­tigen Ergebnis: Unser jet­ziges Medi­zin­system wird so nicht mehr lange exis­tieren können.

Blut­hoch­druck, Depres­sionen, Rücken­schmerzen, Typ 2 Dia­betes und Auto­im­mun­erkran­kungen ver­schlingen schon jetzt einen großen Teil der Krank­heits­kosten und werden dies auch in Zukunft immer stärker tun. Die Betrof­fe­nen­zahlen explo­dieren seit 30 Jahren förmlich.

Das Problem mit unserem Medizinsystem

Das Problem mit unserem Medi­zin­system ist, dass es „rein evi­denz­ba­siert“ arbeitet und für chro­nische Erkran­kungen fast nur die Ver­schreibung von Medi­ka­menten vorsieht.

Die Ursachen, die die jeweilige Krankheit aus­lösen und ver­schlimmern, spielen in diesem Sze­nario keine Rolle. Mit Medi­ka­menten können chro­nische Erkran­kungen jedoch nur kon­trol­liert, aber nicht „geheilt“ werden.

Die Ursachen für jene Erkran­kungen liegen zu über 80 % in unserer Lebens­führung – Ernährung, Stress, Sport, innere Glau­bens­sätze, Nähr­stoff­de­fizite. Diese Ursachen mit Medi­ka­menten besei­tigen? Funk­tio­niert nicht.

Warum eine ursa­chen­be­tonte Behandlung, die etwa eine ange­passte Ernährung vor­sieht, in unserer Medizin keine Rolle spielt? Weil sie offi­ziell nicht evi­denz­ba­siert ist – und weil nur die wenigsten Medi­ziner wissen, wie eine ursa­chen­be­tonte Behandlung wirklich geht.

Was bedeutet „Evi­denz­ba­siert“ wirklich?

Der Begriff „evi­denz­ba­siert“ wurde 1996 von D.L. Sackett erstmals beschrieben, um Pati­enten vor pseu­do­wis­sen­schaft­lichen Behand­lungen zu schützen.

„Evi­denz­ba­siert“ ist demnach die For­derung, die Behandlung eines Pati­enten sowohl

  1. a) nach der kli­ni­schen Erfahrung des behan­delnden Arztes als auch
  2. b) nach vor­lie­gender Studien-Evidenz abzu­wägen.

Das bedeutet, eine Behandlung ist evi­denz­ba­siert, wenn wis­sen­schaft­liche Studien die Wirk­samkeit bestä­tigen und/oder es bereits kli­nische Erfahrung damit gibt. In der Rea­lität sieht das so aus, dass sich Medi­ziner, Ärz­te­kammer und Leit­linien nur nach Studien-Evidenz orientieren.

Kli­nische Erfahrung nimmt nur mehr eine unter­ge­ordnete Rolle ein – was fatal ist. Denn es gibt Behand­lungs­kon­zepte, die eine lang­jährige Erfahrung hinter sich haben, aber (noch) keine Studien höchsten Standards.

Warum unser Gesund­heits­system nicht funktioniert

Ein Medi­ziner emp­fiehlt eine Behandlung nur, wenn sie auch evi­denz­ba­siert ist. Dabei wird nur die Studien-Evidenz betrachtet, immer weniger die kli­nische Erfahrung.

Das bedeutet, es müssen aus­rei­chend gute Studien exis­tieren, die eine Wirk­samkeit belegen, um eine Behandlung zu empfehlen.

Der Gold­standard für kli­nische Studien ist das soge­nannte Placebo-Dop­pel­blind-Design. Es gibt also eine Gruppe, die bekommt eine Behandlung sowie eine Gruppe, die bekommt das Placebo. Sowohl Arzt als auch Patient wissen nicht, wer das Placebo bekommt, und wer nicht.

Das ist eine sehr gute Her­an­ge­hens­weise für Medi­ka­mente. Doch was ist mit Behand­lungen, die nicht auf Medi­ka­menten aufbaut? Was ist mit Stress­be­wäl­tigung, Nähr­stoff­the­rapie und gesunder Ernährung? Diese Behand­lungen können schlichtweg nicht nach dem­selben Stu­di­en­design wie ein Medi­kament unter­sucht werden.

Doch genau das wird gefordert, damit eine Behandlung akzep­tiert wird. 

Eine gesunde Ernährung ist nicht evi­denz­ba­siert, weil sie nicht „ver­blindet“ werden kann (der Patient sieht, was er isst) und weil sie zu komplex ist.

Die meisten chro­ni­schen Erkran­kungen können mit Anpas­sungen in der Lebens­führung positiv beein­flusst, wenn nicht sogar geheilt werden. Doch dies wird sich im aktu­ellen Medi­zin­system nicht durch­setzen. Allein schon, weil die wirt­schaft­lichen Inter­essen hinter Medi­ka­menten zu stark sind im Ver­gleich zur gesunden Ernährung, die erfah­rungs­gemäß keine eigene Lobby hat.

Ein Medi­zin­system, das nur Behand­lungen mit Studien-Evidenz zulässt, welche wie­derum nur Medi­ka­mente erfüllen können, wird keine gesunde Ernährung in Betracht ziehen.

Medi­ka­mente werden also immer mehr bevorzugt, natür­liche Behand­lungs­me­thoden ver­nach­lässigt. Während die Zahl chro­ni­scher Erkran­kungen und die Behand­lungs­kosten immer mehr steigen.

Wir erinnern uns an die Defi­nition von „evi­denz­ba­siert“: Es reicht bereits, wenn eine Behandlung längere Zeit erfolg­reich (über 30 Jahre) ange­wandt wird, um evi­denz­ba­siert zu sein. Studien sind nicht zwingend nötig. Aber genau das sind sie in unserer Behandlungs-Realität.

Gute Alter­na­tiven zu schlechten Behandlungen

Die meisten Ärzte ori­en­tieren sich für ihre evi­denz­ba­sierten Emp­feh­lungen also nur an Medi­ka­menten, nicht an natür­lichen Behand­lungs­kon­zepten. Hinzu kommt, dass natür­liche Behand­lungen in der Aus­bildung der meisten Ärzte nur eine unter­ge­ordnete Rolle spielen, wenn überhaupt.

Es ist die Aufgabe des Arztes, die ideale Behandlung für ein Problem vor­zu­schlagen. Wenn die Behand­lungen nur auf Medi­ka­mente ein­ge­schränkt werden, ist in vielen Fällen keine erfolg­reiche, nach­haltige The­rapie möglich.

In dem Sinne ist ein Arzt, der nur Medi­ka­mente ver­schreibt und alles Natür­liche außer Acht lässt, nicht der The­rapeut, der er sein sollte.

Was bedeutet das für Betroffene chro­ni­scher Erkran­kungen? Was können Sie tun?

  1. Sie haben freie Auswahl bei der Ärz­tewahl. Wenn Sie mit einem medi­zi­ni­schen Problem einen Arzt auf­suchen und dieser Ihnen keine zufrie­den­stel­lende Lösung anbieten kann, dürfen Sie einen anderen Arzt auf­suchen. Holen Sie sich eine zweite, wenn nicht dritte Meinung ein und begeben Sie sich bei einem Medi­ziner in Behandlung, der kom­petent ist und auch natür­liche Lösungen anbietet.
  2. Infor­mieren Sie sich bei Ihrer Kran­ken­kasse, welche Behand­lungen noch unter­stützt werden. Viele gesetz­liche Kran­ken­kassen unter­stützen mitt­ler­weile etwa Kurse und Seminare in Stressprävention.
  3. Es gibt noch andere the­ra­peu­tische Berufe. Ergänzend zu Ihrer medi­zi­ni­schen Behandlung können Sie auch Heil­prak­tiker, Ernäh­rungs­be­rater oder Per­sonal Coaches auf­suchen, um Sie zu unter­stützen. Wenn ein Arzt nicht das Wissen für eine natür­liche Behandlung vor­weist, können Sie sich jemanden suchen, der es hat.
  4. Infor­mieren Sie sich selbst. Es gibt immer mehr Bücher, Rat­geber, Web­sites und Aus­tausch­mög­lich­keiten zu Ihrem jewei­ligen medi­zi­ni­schen Problem. Suchen und finden Sie diese Mög­lich­keiten und machen sich selbst schlau. Viel­leicht hilft Ihnen das, an den rich­tigen The­ra­peuten zu kommen.
  5. Nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand. Nicht der Arzt ist ver­ant­wortlich für Ihre Gesundheit, sondern Sie. Über­legen Sie, was Sie selbst tun können, um gesünder zu sein – eine gesunde Ernährung, Sport, gezielte Nah­rungs­er­gänzung und Stress­re­duktion sind nur einige Möglichkeiten.