Die Flagge der USA in einem Zustand wie das Land selbst: Ein gerupftes Huhn! - (U.S. Air Force photo by Josh Plueger)

Der rus­sische Blick auf die poli­ti­schen Kämpfe in den USA

Wie jede Woche hat das rus­sische Fern­sehen auch an diesem Sonntag wieder einen Blick über den großen Teich auf die poli­ti­schen Ent­wick­lungen in den USA geworfen. 

Da die rus­sische Bericht­erstattung über die Politik in den USA sich teil­weise stark von dem unter­scheidet, was die deut­schen Medien berichten, über­setze ich die Bei­träge des rus­si­schen Fern­sehens zu dem Thema inzwi­schen schon tra­di­tionell. So auch dieses Mal.

Beginn der Übersetzung:

Donald Trump startet zuver­sichtlich den Wahl­kampf zur Wie­derwahl. Impeachment und „Ukrai­n­egate“ haben seine Beliebtheit nur erhöht.

Je näher die Wahl rückt, desto höher wird der Einsatz und Trump hat die Trümpfe in der Hand. Die Regierung teilt vor­sichtig mit: Der Prä­sident wird die Steuern senken.

„Bei einem Treffen im Oval Office sagte der Prä­sident, lassen Sie uns die Steuern bis Sep­tember senken. Wir gehen davon aus, dass die Steuern für die Mit­tel­schicht um 10 Prozent gesenkt werden“, sagte Larry Kudlow, Trumps Wirtschaftsberater.

Aber Umfragen zufolge glauben 66 Prozent der Ame­ri­kaner ohnehin an Trumps Wie­derwahl. Er füllt Stadien. Seine Unter­stützer lieben ihn von Kopf bis Fuß: Trump-Bilder auf Mützen, T‑Shirts und Socken.

Hier bestellen!

Joe Biden, den die demo­kra­tische Elite so gerne gegen Trump nomi­nieren wollte, macht bei den Vor­wahlen bisher keine Punkte. Bei den Vor­wahlen in New Hamp­shire wurde er nur Fünfter. Frus­triert hat er ein Treffen mit den Wählern abgesagt und den Staat einen Tag früher ver­lassen, als geplant.

Ein inves­ti­ga­tiver Film ist der Fang­schuss für die Kam­pagne des ehe­ma­ligen Vize­prä­si­denten. Pre­miere war am Vor­abend der Vor­wahlen auf einem der ame­ri­ka­ni­schen TV-Kanäle. Jour­na­listen erzählten aus­führlich, wie Bidens Sohn Mil­lionen in der Ukraine „gewa­schen“ hat und wie sein hoch­ran­giger Vater ihn gedeckt hat.

„Joe Biden fordert, dass ich gefeuert werde und ich fragte: Wie begründen Sie das?! Wie können Sie erklären, dass der Gene­ral­staats­anwalt gefeuert wurde?! Poro­schenko sagte, wir würden uns etwas ein­fallen lassen“, sagt Viktor Schokin, der ehe­malige Gene­ral­staats­anwalt der Ukraine, in dem Film.

Am Ende wendet sich sogar die schwarze Bevöl­kerung, die sich an Bidens Zeit mit Obama erinnert, vom ehe­ma­ligen Vize­prä­si­denten ab. Die Kon­gress­ab­ge­ordnete aus Hawaii, Tulsi Gabbard, eine ehe­malige Sol­datin der US-Armee, die im Nahen Osten den Geruch des Krieges kennen lernte, sagt „Nein zum Krieg“. Gabbard erhielt etwas mehr als 3 Prozent der Stimmen. Der 78-jährige Sozi­al­de­mokrat Bernie Sanders gewann den Staat.

Bernie Sanders sticht unter allen demo­kra­ti­schen Kan­di­daten durch seine Rhe­torik hervor. Die ganze Kam­pagne betont, dass er keine finan­zi­ellen Inter­essen bedient. Es hat nichts mit der Wall Street zu tun. Seine Spon­soren sind die Wähler, die jeweils 10 oder 20 Dollar zahlen. Hier ist das Wahl­plakat, darauf steht geschrieben: „Bezahlt aus dem Fonds „Bernie ‑2020″. Es waren nicht Mil­lionäre, die zahlen“.

Der am wei­testen vom Volk ent­fernte, aber der reichste Kan­didat im Rennen, ist der Mil­li­ardär Bloomberg. Er kauft Poli­to­logen, kauft Anzeigen, seine Wahl­kam­pagne ist in Amerika jetzt aus jedem Bügel­eisen zu hören und all das nur, um sicher­zu­stellen, dass Trump nicht für eine weitere Amtszeit im Weißen Haus bleibt.

„Er wird seine 400 bis 500 Mil­lionen Dollar aus­geben und viel­leicht wird er sogar die Vor­wahlen gewinnen. Er hat keine Chance, Prä­sident zu werden. Um ehrlich zu sein, ich würde lieber gegen Bloomberg als gegen Sanders antreten. Sanders hat echte Unter­stützer, aber Bloomberg kauft einfach alles“, sagte Trump.

Es gibt bereits das Gerücht, dass Bloomberg Hillary Clinton zur Vize­prä­si­dentin machen wird, wenn er gewinnt. Und jetzt steigen bei so einem Tandem natürlich seine Gewinn­chancen. Aber Trump ver­sucht unter­dessen, die Obama-Admi­nis­tration so weit wie möglich zu ver­un­glimpfen. Vor allem die Autorin der Außen­po­litik, eben diese Ex-Außen­mi­nis­terin Hillary Clinton: Unter ihr sollen Mili­tär­ge­heim­nisse ins Ausland geleakt worden sein. Ins­be­sondere nach Russland.

„Wir haben eine große Anzahl von super­schnellen Raketen. Sie sind fünf, sechs und sogar sie­benmal schneller, als her­kömm­liche Raketen. Wir brauchen sie, weil Moskau solche Waffen bereits besitzt. Ich werde Ihnen nicht sagen, wie Moskau sie bekommen hat. Die Russen haben die Idee aus den Plänen der Obama-Admi­nis­tration über­nommen. Das ist sehr schlecht“, sagte Trump.

Trumps Worte sorgten für Auf­sehen. Jour­na­listen bedrängten Generäle und die wussten nicht, was sie sagen sollten, weil die USA wie­derholt erklärt haben: Sie ent­wi­ckeln eine solche Art von Raketen gar nicht. Infol­ge­dessen wurden Trumps Worte nicht widerlegt, aber auch nicht bestätigt. Das Pen­tagon macht angeblich beim Wett­rüsten nicht mit und braucht auch keine Parität bei Atom­waffen mit Russland und China.

„Wir wollen keine Parität. Die Russen haben in den letzten 15 Jahren viel Arbeit geleistet, um ihr Arsenal zu erweitern und zu moder­ni­sieren und wir haben die Lebens­dauer der bereits bestehenden Systeme nur ver­längert. Um ehrlich zu sein, über­rascht mich die Idee, dass wir ein Wett­rüsten beginnen“, sagte Charles Richard, Chef des US Stra­tegic Command.

Das Weiße Haus fügte hinzu: Sie werden mit Moskau über neue Ver­träge über Abrüstung sprechen. Ame­ri­ka­nische Zei­tungen schreiben: Die Regierung sucht nun aktiv nach einem kom­pe­tenten Ver­hand­lungs­führer, der in der Lage sein wird, die Inter­essen der Ver­ei­nigten Staaten in dem zukünf­tigen Abkommen zu verteidigen.

Ende der Übersetzung


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru

Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“