Irak: Ist die For­derung nach Abzug der US-Truppen nur Show?

Wie ernst kann man die For­derung des Irak nehmen, die west­lichen Truppen des Landes zu ver­weisen? Diese Frage stellt sich ange­sichts der neu­esten Entwicklungen.

Nachdem Droh­nenmord an dem ira­ni­schen General Sol­eimani hat das ira­kische Par­lament auf Antrag des Pre­mier­mi­nisters den Abzug aller aus­län­di­schen Truppen aus dem Land gefordert. Die USA haben sich geweigert, dem Folge zu leisten.

Aber wie ernst ist es der ira­ki­schen Regierung mit der For­derung wirklich? 

Im Irak gibt es Mas­sen­pro­teste gegen die Präsenz der US-Truppen im Land und langsam drängt sich der Ver­dacht auf, dass die For­derung nach Trup­pen­abzug nur eine Show ist, um das Volk zu beru­higen. Der ira­kische Pre­mier­mi­nister hatte zwar von den USA gefordert, Unter­händler zu schicken, um die Details des Abzugs zu besprechen, die USA haben das jedoch ver­weigert. Und eine offi­zielle For­derung nach Trup­pen­abzug, die vom ira­ki­schen Prä­si­denten aus­ge­sprochen werden müsste, gibt es nicht.

Am 27. Januar wurde die US-Bot­schaft in Bagdad mit Raketen beschossen und es gab einige Ver­letzte, wor­aufhin die USA beim Irak um Erlaubnis gebeten haben, Luft­ab­wehr­systeme vom Typ Patriot in den Irak bringen zu dürfen. Ob Bagdad dem zuge­stimmt hat, ist aus den Mel­dungen nicht ersichtlich. Eine deut­liche Ablehnung, wie man sie nach der For­derung zum Trup­pen­abzug erwarten müsste, ist aber auch ausgeblieben.

Und obwohl das Par­lament am 5. Januar den Trup­pen­abzug gefordert hat, hat der Irak am 30.Januar erklärt, die gemein­samen Ope­ra­tionen mit den USA gegen Ter­ro­risten zu ver­stärken. In der Erklärung heißt es:

„Um die Zeit, die der inter­na­tio­nalen Koalition bis zum Beginn der neuen Bezie­hungen bleibt, zu nutzen, wurde beschlossen, gemeinsame Ope­ra­tionen durch­zu­führen, die es unseren Streit­kräften ermög­lichen, den IS zu bekämpfen.“

Eine For­derung nach Trup­pen­abzug klingt anders.

Und israe­lische Quellen melden zudem, dass die USA im Gegenteil sogar neue Mili­tär­basen an der Grenze zum Iran bauen.


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru

Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“