Wieso stehen heid­nische Obe­lisken vor Kirchen?

Auch wenn das antike Rom, ent­gegen den geschönten Erklä­rungen der Frem­den­führer, auf Not, Leid, Elend und Tod gegründet und gebaut wurde, zieht mich die Stadt immer wieder in ihren Bann. Die Antike grüßt, so könnte man meinen, aus jedem Kel­lerloch – an jeder Ecke.

(von Edgar Steinbrecher)

Störend war und ist für mich aber der Protz, mit welchem sich die katho­lische Kirche, nicht nur hier, dar­stellt. Was in den Kirchen golden glänzt, ist Gold! Diese Art des Nar­zissmus setzt sich auch im Freien fort und macht vor nichts halt. Besonders abstoßend sind hier die, mittels Kreuz bekrönten und somit ent­stellten Obe­lisken. Die Frage, die sich auf­drängt ist, wer in 3 Teufels Namen – um bei der christ­lichen Ter­mi­no­logie zu bleiben – kam auf so eine über­ge­schnappte Idee und deko­riert sogar vor den eigenen Haupt­kirchen die Plätze mit Sym­bolen, welche nach den gel­tenden, katho­li­schen Termini, Götzen und deren Kulte ver­herr­lichen? In anderen Reli­gionen ist es undenkbar, dass fremd­re­li­giöse Attribute auf deren Vor­plätzen der Sakral­bauten stehen würden.

Im Islam wird gerade der Obelisk ant­ago­nis­tisch gesehen. Der am Weg der Hadsch lie­gende Obelisk muss sogar von den Gläu­bigen gesteinigt werden. Eine Art der Apo­theose des Sym­boles, wie in Rom, ist undenkbar!

Diese Über­legung machte mich neu­gierig. Geschönte Erklä­rungen der ein­schlä­gigen Frem­den­führer kann man g l a u b e n – besser ist aber zu wissen und zu forschen:

Erstes Stu­di­en­objekt meiner Wahl wurde der Late­r­ano­belisk – gesucht, reno­viert und auf­ge­stellt von Sixtus V, einem Renais­sance­papst mit einer kurzen Pon­ti­fi­katszeit von etwas über 5 Jahren. Ihm werden ferner die Obe­lis­ken­auf­stel­lungen auf dem Peters­platz und der Piazza Popolo zuge­schrieben, weiter der Fast­neubau der Late­ran­ba­silika samt Som­mer­palast, „fast“ weil zwei Gebäu­de­teile der Vor­gän­ger­kirche erhalten blieben – die Reste der Kapelle Sancta Sanc­torum und diese heilige Treppe über welche Jesus geführt worden sein soll – ein früher Baulöwe eben, dem es auch nicht zuviel war, ganze Stra­ßenzüge neu zu gestalten und sich so zu präsentieren.

Weiter spen­dierte er dem Vatikan noch eine Bibliothek. Alles in allem ein her­zens­guter „Papa“, der nur an das Wohl seiner Schäfchen dachte.

Das war und ist das von der Catholica insze­nierte Image. Fol­gende Tat­sachen werden dabei tot­ge­schwiegen: Dieser Pon­tifex Maximus erar­beitete sich schnell den Bei­namen der „Eiserne“. Anlässlich der Fei­er­lich­keiten zur Über­nahme seines Pon­ti­fi­kates ließ er Dut­zende von Köpfen, angeb­licher Räuber rollen, welche am Vortag – welch eine Fügung – gefasst worden waren. Einmal dabei, gings mit Hin­rich­tungen munter weiter. So bildete sich schnell das geflü­gelte Wort, dass im ersten Amtsjahr dieses Stell­ver­treter Gottes auf Erden mehr Köpfe von Scha­fotten rollte als Melonen auf römi­schen Märkten!

Ferner musste er sich mit dem kom­plett unaus­ge­gli­chenen Haushalt der „Mutter Kirche“ befassen. Sein Vor­gänger, Gregor XIII. (das war der, nach welchem bis heute unser Kalender benannt wird, auch wenn es eigentlich der ursprünglich Alt­ägyp­tische war, nur modi­fi­ziert) scheint mehr als groß­zügig mit dem Ver­teilen der peku­niären Erträge gewesen zu sein. Unter anderem, so berichten Zeit­ge­nossen, bekamen die seine Hei­ligkeit umge­benden Jesuiten, denen er sehr gewogen war, was immer sie wünschten.

Selbst­ver­ständlich umgaben die Mit­glieder der Gesell­schaft Jesu auch Sixtus. Der war jedoch dem schwarzen Orden weniger zugetan. Gegen­seitige Ani­mo­si­täten schau­kelten sich hoch, er wollte die Societas Jesu auf­heben, ja die Bezeichnung Jesuiten, die ursprünglich ein Schimpfname war, aber den Ordens­mit­gliedern gefiel, ver­bieten. Dies, obwohl oder gerade weil selbige schon nicht nach­voll­ziehbare Macht­struk­turen erreicht hatten und diese weidlich nutzten. Ein Jesui­ten­pater war es auch, der sich im Umfeld des Papstes mit dem Versuch der Über­setzung der Hie­ro­glyphen befasste. Eine damals all­ge­meine „Ägyp­to­manie“ half dabei, dass Papa Sixtus sein Amen zur Auf­stellung gab, nicht ohne sein ursprünglich erz­bi­schöf­liches Wappen, als auf­ge­setzte Skulptur in Bronze.

Die Über­set­zungs­ver­suche der Hie­ro­glyphen waren ver­geblich – der Stein von Rosette wurde erst 1799 gefunden –, aber immer, wenn man den Spuren von Obe­lisken seit Sixtus V. folgt, wo immer die bis heute stehen, stößt man auf die Societas Jesu, Ordens­kürzel SJ. Inter­essant noch, dass die in Rom anwe­senden Jesuiten neun Tage vor dem Ableben des „Eisernen“ eine Dau­er­an­dacht begannen. An deren Ende war Sixtus V., wie man heute schreiben würde, plötzlich und uner­wartet ver­schieden. Ob Tot­beten wirklich funk­tio­nierte oder eine Into­xi­kation half, lasse ich dahin­ge­stellt, auch wenn einmal mehr der jesui­tische Grundsatz gegriffen haben mag: Der Zweck heiligt die Mittel! Seine letzte Ruhe­stätte in der „Santa Maria Mag­giore“, eine der Papst­ba­si­liken Roms, ist nicht zugänglich. Vor der Ein­gangstür wurde ein Beicht­stuhl platziert!

Der Grund, weshalb die Obe­lisken „kreuz­ge­brand­markt“ wurden und von wem dies dem damals pon­ti­fi­kalen Welt­herr­scher ein­ge­redet wurde, zeichnet sich durch die Evidenz der jesui­ti­schen Präsenz ab. Die Sym­bolik wurde zusätzlich – mal wieder – „kor­re­spon­dierend modi­fi­ziert“ ungleich der Tat­sache, dass es ein offi­zi­elles Symbol schon lange gab (ein Kreis, ähnlich dem Reichs­apfel mit Kreuz, im Kreis die Buch­staben IHS, weiter ver­schiedene Mari­en­namen und, last but not least, Herz Jesu).

Die „neu­je­sui­tische“ Erklärung der Steine dürfte fol­gende gewesen sein: Der Torso der Sixtus-Obe­lisken ver­körpert die Menschheit, das Pyra­midon die hier­ar­chisch-katho­lische Ordnung. Die Löwen die Stärke und Macht, die Berge und der Stern waren das Wappen von Sixtus V. – und über allem die „Mutter Kirche“, dar­ge­stellt als Kreuz. Spannend wird an der Stelle die sym­bol­be­dingte Über­legung, ob diese Kirche aus­schließlich nur syn­kre­tisch (d. h. Ver­mi­schung der Ansichten und Kult­hand­lungen, Riten aus Vor­gän­ger­kulten) oder syn­op­tisch (d. h. wei­ter­ge­wachsen, aus den Vor­gän­ger­kulten) gesehen werden muss. Und – rein paren­the­tisch: Es ergibt wohl auch für das Lesen der Bibel samt der anhän­gigen Texte Sinn, diese mys­tisch zu betrachten. Schließlich wurden die ja von soge­nannten Mys­tikern verfasst!

Weiter dürfte es kaum ein Zufall sein, dass überall auf dem Globus, wo diese „osi­ris­gött­lichen“ Fin­ger­zeige stehen, Jesuiten oder deren Helfer nicht weit sind! Diese haben ja die Sym­bolik der Steine spä­testens im 16. Jahr­hundert neu inter­pre­tiert und für sich adap­tiert. Oft genug wurden diese frommen Sol­daten mit per­fiden irdi­schen Gesetzen kon­fron­tiert, d. h., deren „mis­sio­na­rische“ Tätig­keiten wurden ver­boten, Depen­dancen geschlossen, das Tragen jesui­tisch-mön­chi­scher Kutten untersagt usw. Leider spielte aber, wie im Falle von England, genau dieses Verbot den frommen Sol­daten in die Karten: Jetzt konnte man sich bewegen und agieren, ohne dass man son­derlich auf­ge­fallen wäre. Im Falle von England half das ungemein bei der Lösung, wie man wieder Fuß fassen konnte. Eine, aller­dings nicht neue Antwort war hier die Gründung einer wei­ter­füh­renden arkanen Gesell­schaft, einer Großloge, heute Frei­mau­rerei genannt (solche Ver­ei­ni­gungen findet man über die Prä­antike zurück). Der Grund des Warum liegt auf der Hand: Die Catholica war nach der Los­lösung der Gläu­bigen durch Heinrich VIII. von Rom und der Instal­lation einer eigenen Kirche, freundlich aus­ge­drückt, nicht mehr gerne bei allen dort gesehen. Die peku­niären Erträge brachen weg. Was lag da näher, als seine Mannen fürs Grobe damit zu beauf­tragen, wieder mehr als nur einen Fuß in die Türe, in diesem Fall auf die Insel, zu bekommen? Es wird meist über­sehen, dass auch die Instal­lation der angli­ka­ni­schen Kirche eine Reform und damit ein Protest war! Genau dafür, besser dagegen, wurde der jesui­tische Orden von Paul III. gegründet – gegen den Pro­tes­tan­tismus, nicht nur in deut­schen Landen. Zwar kam die katho­lische Kirche auf der Insel nie mehr richtig groß heraus, aber – immerhin – man einigte sich und lebt seither gut und gern neben­ein­ander. Die Son­der­wirt­schaftszone „City of London“ macht es möglich: jesui­tische Kon­trolle samt Ein­nahmen sind gegeben. Und wie sym­bo­li­siert man das? Richtig – mit einem Obelisk!

Bereits der Ordens­gründer, Ignatius von Loyola, soll Mit­glied der Geheim­or­ga­ni­sation Los Alumb­rados (Illu­minati, Erleuchtete), gewesen sein, auch wenn sich keine direkten Belege dazu finden. Wie auch? Mit­glie­der­listen wurden nicht geführt, und im Falle von zeit­ge­nös­si­schen Doku­menten wurden diese ver­nichtet oder ver­borgen. Unter den Begriff der vati­ka­ni­schen Geheim­ar­chive fallen auch die Doku­men­ten­lager der Jesuiten – arkan ist arkan – und wer befasst sich schon noch groß­artig mit dieser The­matik? Den Wenigsten ist bewusst, dass die meisten Bil­dungs­in­sti­tu­tionen samt der ver­ord­neten Lehr­pläne bis heute der jesui­ti­schen Kon­trolle unter­liegen, weltweit! Damit nicht genug, werden natürlich alle rele­vanten Insti­tu­tionen – leider auch poli­tische – deren Zensur unter­worfen. Seit der Gründung unserer aktu­ellen Republik unter­liegt man selber kei­nerlei Kon­trolle sondern, ganz im Gegenteil, übt diese aus.

Hier das euro­päische Para­de­bei­spiel für die, welche selbst einmal recher­chieren möchten:

Gehen Sie auf Google Earth und geben Sie „Ber­laymont Gebäude, Brüssel“ ein. Dies ist das Gebäude der Euro­päi­schen Kom­mission, deren Alt­vor­sit­zender Junker seine Vor­stands­kol­legen und sich selbst als „Jesuiten“ bezeichnete. Der Grundriss spricht Bände, die Erklärung dafür, dass dieser im Gedenken an ein frü­heres Non­nen­kloster an gleicher Stelle gewählt wurde, ist wenig glaubhaft! Ferner kann der Kauf­preis, der damals auf­ge­rufen wurde, eben­falls online ein­ge­sehen werden. Bedenkt man, wann dieser geflossen ist, war der Erlös, welcher auf alle Mit­glieder der dama­ligen EWG umgelegt wurde, mehr als saftig. Welcher Pro­zentsatz davon an Rom abge­führt werden musste, bleibt so was wie ein Beichtgeheimnis.

Auf die jesui­tische Nähe quer durch die Jahr­hun­derte zu den jewei­ligen Macht­habern sowie deren initi­ierte Hel­fers­helfer (Stichwort arkane Gesell­schaften und deren durch empi­rische Werte ent­wi­ckeltes, an Raf­fi­nesse nicht zu über­tref­fendes System) werde ich in wei­ter­füh­renden Artikeln ein­gehen. Dank der Ambi­guität der Obe­lisken, die eigentlich eine Metapher samt Iko­no­graphie inklusive Sym­bolik der alten Ägypter waren und sind, wird es eine Freude, der jesui­ti­schen Inter­pre­tation bis hin zur spe­ku­la­tiv­f­rei­mau­re­ri­schen Ver­wendung von Teilen der­selben zu folgen.