Wo sind all die Homo­se­xu­ellen hin? Oder: Viel Glück, Mila – Du wirst es brauchen.

Meinen Respekt für die junge, les­bische, fran­zö­sische Teen­agerin Mila, die es gewagt hatte, den Islam zu kri­ti­sieren, weil sie von einem jungen Araber wegen ihrer sexu­ellen Ori­en­tierung ange­griffen wurde. Mila schrieb, „Ich hasse Religion, der Koran ist voller Hass… Eure Religion ist Scheiße“, und kann seitdem wegen zahl­reicher Mord­dro­hungen nicht zur Schule gehen.

(von Maria Schneider)

Mir kommt bei diesem Geschehnis sogleich meine alte, les­bische Bekannte E. beim Frau­en­notruf in den Sinn, deren Unter­stützung ich vor ein paar Jahren für eine Auf­klä­rungs­kam­pagne über die Gewalt von Migranten gegen deutsche Frauen erbeten hatte: „Wir machen keine Unter­schiede. Alle Men­schen sind gleich. Auch deutsche Männer ver­prügeln ihre Frauen.“ Ja, und? Habe ich je etwas anderes behauptet? Ich muss aber auch fest­stellen, dass deutsche Mes­ser­männer vor und auch nach 2015 eher rar gesät sind.

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E. fuhr fort: „Jeder Mensch muss das Recht haben, hierher zu kommen. Du weißt nicht, was die armen Männer erlebt haben und wie trau­ma­ti­siert sie sind. Sie müssen kommen dürfen, weil das ihr Men­schen­recht ist.“ Dies von einer Kampf­lesbe der ersten Stunde, die ernsthaft Dis­kus­sionen darüber führte, ob männ­liche Hunde bei Frau­en­treffen zuge­lassen werden dürften oder nicht.

Nun hat E. ein schönes Büro, erhält jährlich Zuschüsse von der Stadt und ist weich gebettet. So etwas will man – Ver­zeihung, frau — natürlich nicht aufs Spiel setzen, um wieder da anzu­fangen, wo man schon einmal vor 30 Jahren war. Kann man doch ver­stehen, oder? Oder?

Ich bin schwul und die Welt ist schön. Basta.

Ich denke an meine lang­jäh­rigen, schwulen Bekannten, die seit Monaten von einer tür­ki­schen Familie ter­ro­ri­siert werden, die in ihr Mietshaus gezogen ist.

Das kostet zwar Nerven, aber dann bucht man halt zusätzlich ein wei­teres Schnäppchen in einem 5‑S­terne-Hotel in der Karibik. Haupt­sache Spaß, Sommer, Sonne, Strand und schöne, junge, halb­nackte Männer in Sehweite.

Polizei rufen? Sich beim Ver­mieter (eine kirch­liche Ein­richtung) beschweren? Besser nicht. Könnte das Wohl­gefühl stören. Könnte Rache bei den Nachbarn aus­lösen. Könnte dazu führen, dass man beim Blick in die Fratze der Wahrheit das Getucke und Gekreische ein­stellen und plötzlich wieder wie ein Mann kämpfen muss, ja sogar Aggression zeigen muss.

Wie unschwul! Dann lieber der All­ergie frönen, einen veganen Kuchen backen, im kit­schigen Por­zel­lan­ge­schirr ser­vieren und beim Gespräch wei­terhin jedes Thema, das auch nur den Anschein an Nega­ti­vität erweckt, mit erstaunlich bru­taler Männ­lichkeit aus der bunten Tun­tenwelt eliminieren.

Fast hätte ich meine alte Bekannte A. ver­gessen. Eine über­zeugte Mar­xistin, die mit ihrer Frau – wie sie Leh­rerin – im teu­ersten Viertel der Stadt zur Miete in einer Villa lebt. Sie ist gegen die Migration der archai­schen Männer, darf dies aber im Kreise ihrer Partei – der SPD – nicht laut sagen.

Neulich erzählte sie mir eine 1 Stunde lang ihren Frust wegen der Migranten. Auf meine Frage, warum sie dann noch zur SPD ginge, hatte sie keine Antwort. Statt­dessen berichtete sie von ihrem erbit­terten Kampf, den sie seit Monaten für Gen­der­sprache in Schrift­stücken führt, die ihr eigentlich total egal war. Lediglich weil die Männer dagegen waren, wetzt sie jetzt seit Monaten das Kriegsbeil.

So kann man auch sein Leben ver­schwenden und poten­tielle Ver­bündete ver­prellen, während immer mehr Männer ins Land kommen, die eine solche Dis­kussion von vorn­herein nicht zulassen würden.

Chris­topher Street und ver­brannte BHs – das war einmal 

Was waren das im Ver­gleich dazu noch Zeiten, als Schwule noch Männer waren und 1969 in New York in der Chris­topher Street gegen die Razzien der Polizei in Schwu­len­kneipen demonstrierten!

Was waren das für Zeiten, als die Frauen in den 1960ern auf die Straße gingen, ihre BHs ver­brannten und gegen wirk­liche Dis­kri­mi­nierung und Ver­ge­wal­tigung in der Ehe demonstrierten.

Und heute?

Heute ist der Chris­topher Street Day zu einer vul­gären Kar­ne­vals­parodie ohne poli­ti­schen Inhalt verkommen.

„Eman­zi­pierte“ Kar­rie­re­frauen ver­ein­samen oder haben gar nicht mehr die Wahl, zu Hause bei ihren Kindern zu bleiben. Unfähige Frauen erhalten als Gleich­stel­lungs­be­auf­tragte, Vize-Prä­si­dentin oder Prä­si­dentin der Euro­päi­schen Kom­mission hoch­be­zahlte Jobs und zeigen kei­nerlei Interesse am Schicksal ihrer Geschlechtsgenossinnen.

Die Schwulen- und Les­ben­be­wegung ver­schläft die neue Gefahr

Und die LGBT-Bewegung? Sichert sich staats­fi­nan­zierte Jobs bei Schwulen- und Les­ben­ver­bänden und ergeht sich in Geschlech­ter­va­ri­anten. Die Schwulen packen ihre Cojones nur noch im Darkroom oder im Luxus­apartment aus. Die Lesben jammern weiter gegen das Patri­archat der alten, weißen Männer, sind sich aber nicht zu schade, meinen Bekannten darum zu bitten, sie nachts an den Bahnhof zu begleiten, weil sie Angst davor haben, von Migranten über­fallen zu werden.

Dabei gäbe es so einiges zu tun, wenn Schwule nicht an Kränen wie im Iran enden oder Lesben nicht unter Vor­haltung einer Waffe zur Heirat mit einem Mann gezwungen werden wollen, wie dies in Syrien gang und gäbe ist.

Und die pro­mi­nenten Schwulen und Lesben?

Hört man hierzu die Stimmen von Claudia Roth, dem Schwu­len­mas­kottchen? Hat Hape Ker­keling je einen „Hurz“ dazu gesagt? Ihm scheint die Ver­marktung seines poli­tisch kor­rekten Pil­ger­buchs und seiner Herz-Schmerz-Bio­graphie wich­tiger zu sein.

Was ist mit Ulrike Fol­kerts, Klaus Wowereit, Guido Maria Kret­schmer, Hella von Sinnen und Wolfgang Joop? Sie hätten das Geld und die Macht, auf die Homo­phobie hin­zu­weisen, die unter vielen Moslems gras­siert. Und sie haben das Geld und die Macht, sich hinter sicheren Zäunen zu verschanzen.

Dunja Hayali – ich mag Sie nicht 

Dass Anne Will meint, zu den unver­letz­lichen, glei­cheren Schweinen auf der Farm der Tiere zu gehören, ist offen­sichtlich. Die gleiche Ein­stellung darf man bei Dunja Hayali ver­muten, die als les­bische Christin mit kurzen Haaren und ver­schlis­senen Hosen in ihrer ira­ki­schen Heimat nicht wohl­ge­litten wäre.

Hat man je ein Wort der Dank­barkeit von Frau Hayali gehört, dass sie hier in einem freien Land auf­wachsen durfte? Hat sie je über die Ver­folgung der Christen oder der Homo­se­xu­ellen in ihrer Heimat gesprochen? Schweigen in der Wüste.

Frau Hayali hat an der Deut­schen Sport­hoch­schule stu­diert und dort wohl das Schwimmen im Strom gelernt. Sie erntete lieber das Bun­des­ver­dienst­kreuz wegen ihres gra­tis­mü­tigen Enga­ge­ments gegen Ras­sismus und Frem­den­feind­lichkeit, statt über Christo- und Homo­phobie unter Arabern zu berichten.

So etwas benötigt echten Mut, der das Leben kosten kann, wie gerade Frau Hayali sicherlich weiß. Irgendwie ver­stehe ich Sie also, Frau Hayali. Aber gut leiden kann ich Sie des­wegen noch lange nicht. Für mich sind Sie eine dop­pelte Ver­rä­terin: Gegen Ihre ira­ki­schen Schwestern und gegen Ihre deut­schen Schwestern, für deren ste­tigen Frei­heits­verlust Sie mit­ver­ant­wortlich sind.

Auf­schrei der Femi­nis­tinnen? Fehlanzeige 

Alice Schwarzer – man muss sie nicht mögen – ist die letzte, ehr­liche Femi­nistin, die das Kind – den poli­ti­schen Islam – beim Namen nennt. Viele „Femi­nis­tinnen“ hassen sie dafür, stört sie doch auch ihre Kom­fortzone. Denn wenn man hin­schauen wollte, müsste man handeln und sich dem Kon­flikt stellen. Aber welche „Femi­nistin“ will schon den Verlust ihrer als Haus­be­set­zerin billig erwor­benen Alt­bau­wohnung ris­kieren oder ihren erschli­chenen Job an der Uni verlieren?

Wo bleibt der Auf­schrei der Frauen, die Opfer von Män­ner­gewalt und Miss­brauch wurden? Wo sind die Schwulen, die von ihren Familien ver­stoßen wurden, jahr­zehn­telang ver­steckt „im Schrank“ leben mussten, die AIDS-Hilfe mit auf­bauten und die Homoehe erkämpft haben? Wo sind sie geblieben?

Alice Weidel – geht gar nicht.

Wahr­scheinlich kaufen sie sich eine weitere Siche­rungs­kette für die Haustüre, wie ein wei­teres Les­benpaar, das ich 30 Jahre lang gekannt hatte. Die Freund­schaft zer­brach wegen meiner „rechts­ra­di­kalen“ Ansichten und weil ich ihnen als zukünf­tigen Erstopfern der Isla­mi­sierung Demons­tra­tionen und Reden der les­bi­schen Alice Weidel ans Herz gelegt hatte. Antwort: „Die (die AfD) sind gegen uns. Damit wollen wir nichts zu tun haben.“

Dass ein Unter­schied darin besteht, als Partei die Homoehe abzu­lehnen und im Iran Homo­se­xuelle am Kran zu erhängen, scheint vielen Schwulen und Lesben bis heute zu entgehen.

Und so buchen meine schwulen Bekannten ihren nächsten Som­mer­urlaub im Luxus­hotel, das Les­benpaar folgt der veganen Religion und meine Bekannte beim Frau­en­notruf gibt ihren nächsten Wendo-Kurs in Selbst­ver­tei­digung, der zur Hälfte aus einem Stuhl­kreis besteht, wo die Frauen sich im „geschützten Raum“ mal wieder so richtig über die bösen, weißen Männer aus­kotzen können.

Daher – viel Glück, Mila. Du wirst es gebrauchen können. Denn zumindest in Deutschland sind mutige, junge, weiße Frauen wie Du ganz auf sich allein gestellt.

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Maria Schneider ist freie Autorin und Essay­istin. In ihren Essays beschreibt sie die deutsche Gesell­schaft, die sich seit der Grenz­öffnung 2015 in atem­be­rau­bendem Tempo ver­ändert. Darüber hinaus ver­fasst sie Reiseberichte.
 
Kontakt: Maria_Schneider@mailbox.org