By Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0, Link

Bericht im Rus­si­schen Fern­sehen: “Trump ist der erste schwarze Prä­sident und ein Friedensstifter”

Das rus­sische Fern­sehen schaut in der Sendung „Nach­richten der Woche“ jeden Sonntag über den großen Teich und berichtet über die poli­tische Woche in den USA. In dieser Woche ging es um Frieden mit den Taliban und neu­esten Mel­dungen aus dem Wahl­kampf. Ich habe den Beitrag des rus­si­schen Fern­sehens wie üblich übersetzt. 

Beginn der Übersetzung:

Die Ver­ei­nigten Staaten und die afgha­ni­schen Taliban haben ein Frie­dens­ab­kommen unter­zeichnet. Die Ame­ri­kaner haben sich ver­pflichtet, ihre und die NATO-Truppen innerhalb von 14 Monaten aus Afgha­nistan abzu­ziehen, wenn die Taliban bis dahin von Gewalt Abstand nehmen. Darüber hinaus kamen die Par­teien überein, einen inter-afgha­ni­schen Dialog auf­zu­nehmen, also die Auf­nahme direkter Ver­hand­lungen zwi­schen den Taliban und der Regierung Afgha­ni­stans. Natürlich prä­sen­tiert Trump dieses Ereignis als seinen großen diplo­ma­ti­schen Sieg. Aber in Wirk­lichkeit ist es für die Ver­ei­nigten Staaten ein völ­liger Fehl­schlag, eine Kapitulation.

Die Ame­ri­kaner sind vor 19 Jahren in Afgha­nistan ein­mar­schiert, um die Ter­ror­or­ga­ni­sation Al-Qaida zu bekämpfen. Während dieser Zeit gab es für die Afghanen keinen Frieden, das Land liegt in Trümmern und die Regierung kon­trol­liert nur die Hälfte des Landes. Dafür ist die Pro­duktion von Opium für Drogen in Afgha­nistan während der Anwe­senheit der Ame­ri­kaner um das 40-fache gestiegen. Und Al-Qaida wurde nicht besiegt. Die Ter­ro­risten haben sich statt­dessen als IS-Kämpfer im gesamten Nahen Osten ausgebreitet.

Die Einigung ist für Trump nur ein Zug im Wahl­kampf. Die Wahl findet im November statt. Während die Repu­bli­ka­nische Partei einen Kan­di­daten hat, es ist klar, dass es keinen außer Trump geben kann, haben die Demo­kraten keinen Kandidaten.

Aus den USA berichtet unser Korrespondent.

Bis vor kurzem trat Joe Bidens Kampf um die Prä­si­dent­schaft auf der Stelle. In einem Staat nach dem anderen zog er den Kür­zeren. Aber in South Carolina wachte er auf, gab alles und gewann.

Neben dem ehe­ma­ligen Vize­prä­si­denten sind seine Frau und Tochter mit ihm auf der Bühne, sein Sohn Hunter war nicht dabei. Der ist bekannt für seine dunklen Geschäfte in der Ukraine und hat den Vater Umfra­ge­werte gekostet. Aber sein Rivale Sanders bekam nur halb so viele Stimmen und Biden ver­sucht, alle davon zu über­zeugen, dass sein Wahl­kampf noch wie­der­belebt werden kann.

„Wir sind sogar sehr lebendig. Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie hier den Kan­di­daten bestimmen können. Sie haben die Prä­si­denten Bill Clinton und Barack Obama nomi­niert. Jetzt haben Sie unseren Wahl­kampf auf den Weg geschickt, um Donald Trump zu besiegen. Das beginnt jetzt“, sagte Joe Biden, der demo­kra­tische Kandidat.

South Carolina ist ein wich­tiger Bun­des­staat. Jeder Dritte hier ist Afro­ame­ri­kaner und das ist auch ein Stim­mungstest der Schwarzen in Amerika. Trump hat dort am Vortag seine eigene Umfrage durch­ge­führt. Bei einem Treffen mit Unter­stützern sprach der Prä­sident vor 30.000 Menschen.

Für die Repu­bli­kaner gibt es nur Trump. Inner­par­tei­lichen Wahlen in South Carolina wurden aus Mangel an Kan­di­daten abgesagt. Wer konnte sich vor vier Jahren vor­stellen, dass Afro­ame­ri­kaner für Trump beten würden, aber jetzt sagen schwarze Akti­visten im Weißen Haus Dinge, die unbe­zahlbar sind.

Die Arbeits­lo­sen­quote unter Afro­ame­ri­kaner so niedrig wie nie, ihre Löhne steigen stetig und junge Men­schen aus schwarzen Vierteln werden nicht wahllos ins Gefängnis geworfen.

„Wir schauen auf kon­krete Ergeb­nisse. Jetzt haben wir einen Prä­si­denten, der in vier Jahren viel mehr getan hat, als ein schwarzer Prä­sident in acht Jahren. Sie sind der erste schwarze Prä­sident des Landes.“, sagte ein poli­ti­scher Aktivist.

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Lag Trumps Beliebtheit bei den Afro­ame­ri­kanern vor seiner Wahl bei 8 Prozent, sind es jetzt mehr als 40. Die Blexit-Bewegung, eine Bewegung von Schwarzen, die von der Demo­kra­ti­schen Partei, Obamas Partei, zur Repu­bli­ka­ni­schen Partei von Trump über­laufen, wächst massiv.

Trump erzählt auf dem kon­ser­va­tiven Par­teitag, wie sehr er das Land liebt. Er lobt sich selbst, die Kon­kurrenz kri­ti­siert er nicht, er par­odiert sie. Er erin­nerte an die jüngste Debatte der Demo­kraten, bei der der Mil­li­ardär Michael Bloomberg sich ganz und gar unwohl gefühlt hat.

Trump wirft Bloomberg vor, die Prä­si­dent­schaft kaufen zu wollen. Der Mann, der zu den zehn reichsten Men­schen der Welt gehört, hat bereits 530 Mil­lionen Dollar für den Wahl­kampf aus­ge­geben. Es ist über­präsent im Radio, im Internet, im Fern­sehen. Und er hat auch 3 Minuten Werbung in der Prime Time gekauft. Heute werden mehrere Sender dieses Video zeigen. (Anm. d. Übers.: Das Wahl­kampf­video von Bloomberg wird im Beitrag gezeigt) Trump wird darin nicht einmal erwähnt, aber die ganzen drei Minuten zeigen, wie ein echter Anführer die Corona-Epi­demie ver­meiden würde.

Es gibt bereits 62 Fälle in den Ver­ei­nigten Staaten, einer ist an der Infektion gestorben. Im Bun­des­staat Washington wird eine Brut­stätte des Coro­na­virus in einem Pfle­geheim ver­mutet. Trump empfahl diese Woche, sich keine Sorgen zu machen und gab Rat­schläge nach dem Motto „Waschen Sie Ihre Hände vor dem Essen“.

Das Coro­na­virus ist jetzt eine sehr große Bedrohung für Trumps Wahlsieg. Das Virus kann die ame­ri­ka­nische Wirt­schaft schä­digen, aber sie ist die Säule, auf der sein gesamter Prä­si­dent­schafts­wahl­kampf basiert. Die bei­spiellos guten Wirt­schafts­daten sind für Trump eine Gele­genheit, die Kon­kur­renten abzu­wat­schen und sich selbst vor den eigenen Fans zu loben. Aber selbst wenn diese Karte gestochen wird, hat Trump einen neuen Trumpf in der Hand: Jetzt ist er ein Friedensstifter.

Die fast 20-jährige ame­ri­ka­nische Präsenz in Afgha­nistan ist fast vorbei. Die USA und die Taliban haben ein Frie­dens­ab­kommen unter­zeichnet. Die Taliban ver­pflichten sich, mit Al-Qaida zu brechen und ihre Nachbarn in Ruhe zu lassen. Washington hat ver­sprochen, dass es in 14 Monaten keine ame­ri­ka­ni­schen Sol­daten mehr in Afgha­nistan geben wird.

Natürlich werden die Ame­ri­kaner nicht als Sieger nach Hause zurück­kehren. 2001, nach den Anschlägen vom 11. Sep­tember 2001, ent­sandte das Pen­tagon Truppen nach Afgha­nistan, um die Taliban zu ver­nichten. Ihre Bewegung wurde als ter­ro­ris­tische Bewegung ein­ge­stuft und das ist sie immer noch. Die Taliban sind immer noch in dem Land, dagegen konnte Washington zusammen mit Tau­senden von NATO-Sol­daten nichts tun.

In Kabul wurde das Abkommen von NATO-Gene­ral­se­kretär Stol­tenberg zusammen mit dem ame­ri­ka­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nister Esper unter­zeichnet. Für US-Poli­tiker ist es jetzt überall auf der Welt ruhiger, als Washington. Trump hat eine „Säu­berung“ gestartet.

Die Geschwin­digkeit und Menge der Infor­ma­tionen, die aus dem Weißen Haus an die Presse durch­ge­si­ckert sind, hat deutlich gemacht: Es gab viele Feinde im Umfeld des Prä­si­denten. Trump selbst sagte, es gäbe eine Menge „Schlangen“ in seiner Umgebung. Sie wurden für etwa anderthalb Jahre gejagt, Beamte wurden über­prüft, verhört und es wurden Schluss­fol­ge­rungen gezogen: über Unzu­ver­lässige wurden Dos­siers angelegt. Das Weiße Haus hat bereits mit den Auf­räum­ar­beiten begonnen.

Illoyale Mit­ar­beiter werden auf­ge­fordert, zu gehen, eine Kar­riere im öffent­lichen Dienst dürfte es nicht mehr geben. Seit dem Amts­ent­he­bungs­ver­fahren haben bereits mehrere Per­sonen, die mit den Demo­kraten zusam­men­ge­ar­beitet haben, ihre Ämter ver­loren. Trump hat John Rat­cliffe, seinen Chef­be­rater in diesem his­to­ri­schen Prozess, zum Geheim­dienstchef ernannt.

Ende der Übersetzung


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru

Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“