Der Nordpol bewegt sich zügig gen Süden: Der Grund ist offenbar gefunden

Die magne­ti­schen Pole der Erde sind in einem per­ma­nenten Zustand der Bewegung. Der magne­tische Nordpol bewegt sich durch die öst­liche Hemi­sphäre süd­wärts. In den 1830er-Jahren wurde seine Position erstmals doku­men­tiert. Seitdem legte er auf seiner Bahn von Alaska nach Sibirien rund 2250 Kilo­meter zurück.

Bis 2015 mit 55 km pro Jahr unterwegs – nun ein bisschen langsamer

Die Geschwin­digkeit variiert: Bewegte er sich Anfang des 20. Jahr­hun­derts noch mit 16 Kilo­metern pro Jahr fort, beschleu­nigte er zwi­schen 1990 und 2015 auf rund 55 Kilo­meter pro Jahr, heute sind es noch etwa 40 Kilo­meter. Der magne­tische Südpol bewegt sich dagegen beständig langsam. Dem jüngsten World Magnetic Model zufolge blieb er in den ver­gan­genen 30 Jahren im Küs­ten­be­reich der Antarktis.

Doch warum nun bewegt sich der magne­tische Nordpol – an dem Punkt zeigt das Magnetfeld der Erde ver­tikal ins Innere – so ver­gleichs­weise schnell gen Sibirien?

Geo­dynamo erzeugt Magnetfeld der Erde

Generell wandert der magne­tische Nordpol auf­grund von Strö­mungen im Erd­in­neren, erzeugt von einer Art Geo­dynamo: Der Erdkern besteht größ­ten­teils aus flüs­sigem Eisen. Heißes Magma steigt bis an die Grenze zum Erd­mantel auf, kühlt dort aus und sinkt wieder in die Tiefe. Zugleich rotiert der Erdkern. Durch diese sich über­la­gernden Bewe­gungen ent­steht im glut­heißen flüs­sigen Erd­in­neren Strom und damit ein Magnetfeld, dessen Ströme sich dyna­misch ändern.

For­scher um Philip Livermore von der School of Earth and Envi­ronment an der Uni­ver­sität Leeds haben nun die magne­ti­schen Aus­prä­gungen der ver­gan­genen Jahr­zehnte unter­sucht. Ihre Studie ver­öf­fent­lichten sie in der Zeit­schrift „Nature Geo­science“.

Zwei magne­tische Flecken bestimmen über Pol

Zunächst sei auf­fällig, dass der Pol bis 1970 mäandert sei, in den ver­gan­genen Jahren aller­dings eine ver­gleichs­weise lineare Route ein­ge­schlagen habe. Den wei­teren Aus­füh­rungen zufolge wurden Position und Bewegung des Nordpols in den ver­gan­genen Jahr­zehnten im Wesent­lichen von zwei magne­ti­schen „Flecken“ in der Kern-Mantel-Grenze – also im Übergang vom Erd­mantel zum tiefer gele­genen Erdkern – unter Kanada und Sibirien bestimmt.

Feld unter Kanada ver­liert an Kraft

Ab den 1970er-Jahren hätten sich die Strö­mungs­muster im Erd­in­neren ver­ändert, wodurch das Feld unter Kanada sich länglich aus­ge­formt und an Kraft ver­loren habe, während das unter Sibirien an Stärke gewonnen habe, was den Pol in erhöhter Geschwin­digkeit in seine Richtung gelenkt habe.

Stu­di­en­leiter Livermore spricht auf BBC Radio 4 von einem „Tau­zieh­effekt“ durch die beiden Flecken, bei dem zunächst der kana­dische domi­nierte, inzwi­schen habe sich „das sibi­rische Fleckchen (…) leicht verstärkt“

Daten von SWARM-Satelliten

Zu dieser Schluss­fol­gerung kamen die For­scher anhand von Daten, die von den SWARM-Satel­liten der Euro­päi­schen Welt­raum­or­ga­ni­sation (ESA) gesammelt wurden. Dieses Trio von Satel­liten umkreist die Erde und misst präzise die magne­ti­schen Signale, die aus dem Kern, dem Mantel, der Kruste und den Ozeanen unseres Pla­neten sowie aus der Iono­sphäre und der Magne­to­sphäre stammen.

Magnetpol wird Richtung beibehalten

Per­spek­ti­visch deuten den For­schern zufolge eine Reihe von Modellen darauf hin, dass sich der Nord­ma­gnetpol im nächsten Jahr­zehnt weitere 390 bis 660 Kilo­meter in Richtung Sibirien bewegt.

Lang­fristig Pol­sprung möglich

Lang­fristig könnte sich das Magnetfeld der Erde nach Ein­schätzung von Wis­sen­schaftlern auch umkehren. Das würde bedeuten, dass es seine Richtung um 180 Grad dreht und der magne­tische Südpol zum Nordpol wird und umgekehrt.

Es wäre nicht der erste so genannte Pol­sprung, den die Erde durchlebt. Nach Erkennt­nissen von Geo­logen kann dies in Zeit­räumen von 200.000 bis 300.000 Jahren passieren.


Quellen: PublicDomain/weather.com am 11.05.2020