Haben Sie dieses Phänomen auch schon festgestellt? Die Post kommt nicht mehr, jedenfalls nicht mehr so oft (täglich), und in ländlichen Gebieten nur noch zum Teil einmal in der Woche. Schuld ist natürlich Corona – für was alles diese Schein-Seuche herhalten muss! Da ist es nur folgerichtig, dass auch die Post lahmt. Übrigens beim Stichwort „Lahmen“: Die anscheinend so fortschrittlichen Verhältnisse in Deutschland erinnern an die Zeit von Thurn und Taxis, als es Wochen brauchte, um die Sendungen zu befördern – mit der Kutsche! Heute benutzen die Zusteller Autos, mancherorts mit Elektroantrieb, um die Briefe und Pakete zu befördern, besser „herbeizuschleichen“. Das geht ähnlich schnell wie mit der Kutsche. „Hoch auf dem gelben Wagen, sitz ich beim Schwager vorn, vorwärts die Rosse traben, lustig schmettert er das Horn…“ schallerte einst der verstorbene Bundespräsident Walter Scheel und begeisterte die Massen damit.
(von Udo Schulze)
Weniger begeistert sind die Bürger in modernen Zeiten über die Post, die sich auch noch ein Qualitätssiegel verpasst. Ich erinnere mich an Zeiten in den 1980er-Jahren, als ich junger Reporter war und Berichte über die Bundespost schrieb. Kurz vor Weihnachten, als Millionen Pakete – übrigens kaum verspätet – Richtung DDR gingen, um den Verwandten dort ein einigermaßen erträgliches Weihnachtsfest zu ermöglichen, war das anders. Mit Tränen in den Augen denke ich heute daran, wie die Gegengeschenke – übrigens auch ziemlich pünktlich – bei uns eintrafen. Baumkuchen, der den Namen nur verdiente, weil er hart wie Holz war, Dresdner Stollen, dessen Zutaten wir zuvor gen Osten schickten, die Verwandten davon zwei fertigten, einen für uns, der retour geschickt wurde und einen für sie daheim.
Das sei hier nur am Rande erwähnt, schließlich stammt die Unaussprechliche ja aus der DDR und möchte allen Deutschen das Gefühl geben, in der DDR zu leben.
Heute werden auch wichtige Briefe von privaten Postdiensten und „staatlichen“ einfach nicht weiter befördert. Ausrede: Die allgemeine Krise. Besser wäre es, die Zusteller nicht auszunutzen, für gerechte Löhne arbeiten zu lassen und die Post – übrigens auch die Bahn – die viele Pakete befördert, wieder als Staatsbetrieb laufen zu lassen, wie einst.
Ach, was ich vergessen habe: Wenn der Staat Geld will, Steuern, Gebühren, „Gebühren“ für falsches Parken, zu schnelles Fahren, im Auto zum Handy greifen und andere Verkehrsverstöße, dann, ja dann ist die Post schnell wie der Blitz, seltsam, aber wahr.
Die Ursachen für diese Misere liegen in der Vergangenheit, als der „schwarze Riese“ in Deutschland und die „eiserne Lady“ in Großbritannien das Ruder in den Händen hielten. Das war in den 1980er-Jahren, als Helmut Kohl und Maggie Thatcher mit dem Ausverkauf der Staatsbetriebe begannen, was „Modernisierung“ genannt wurde und dem Raubtierkapitalismus Tür und Tor in Europa öffnete.
Da wurde die Deutsche Bundespost (die damals noch einen Bundesminister hatte) zur Deutschen Post AG und Telekom AG, die Deutsche Bundesbahn zur Deutschen Bahn AG, die seit dieser Zeit stets unpünktlich ist, und die Bundesanstalt für Flugsicherung zur Deutschen Flugsicherungs GmbH. Sie alle wurden zu Börsenobjekten, bei denen Qualität ein Fremdwort ist und nur auf den Gewinn geschielt wird. Solange es keine reinen Staatsbetriebe gibt, die unter Aufsicht stehen und Rechenschaft ablegen müssen, wird so mancher Brief im Nirwana verschwinden und die Empfänger blöd dreinschauen.
Das gleiche Bild bietet sich bei den Kliniken in Deutschland, die auf Gewinn wie ein Wirtschaftsunternehmen arbeiten, zu einem Großteil privatisiert sind und die Gesundheit der Patienten nicht im Blick haben, sondern die Finanzen. Kliniken werden geschlossen wie Imbissbuden und die Landbevölkerung muss eine längere Reise zum nächsten Krankenhaus antreten, was übrigens auch für die Notärzte gilt, die ihre Einsatzorte oft viele Kilometer vom nächsten Klinikum entfernt haben.
Das ist die Service-Wüste Deutschland im Jahr 2020, großes Maul und nix dahinter.
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