Die Sand-Mafia – Gigan­tische Plün­derung der Erde wegen Roh­stoff Sand! (+Videos)

Wenn Men­schen sich Sand vor­stellen, der sich über idyl­lische Strände und endlose Wüsten aus­breitet, denken sie ver­ständ­li­cher­weise an eine unend­liche Res­source. Und es scheint unvor­stellbar, dass der Roh­stoff Sand knapp werden könnte. Doch die Gier nach ihm wird immer größer – mit ver­hee­renden Folgen für Mensch und Umwelt. Nach Wasser ist Sand der meist­ge­nutzte Roh­stoff weltweit. Sand ist der kost­barste Roh­stoff der Erde. Viele Men­schen sind sich der Sand­krise nicht bewusst. Sand wurde in den letzten Jahren zu einer Res­source von ent­schei­dender Bedeutung. Wüs­tensand ist – man mag es kaum glauben – nicht zur Beton­ver­ar­beitung geeignet. Deshalb haben Bau­kon­zerne bislang Sand aus Fluss­betten oder Kies­gruben abgebaut. Doch dieser Vorrat geht langsam zur Neige und so hat die Bau­wirt­schaft den Mee­res­boden ins Visier genommen.

In Indien ist die Sand-Mafia die mäch­tigste kri­mi­nelle Orga­ni­sation. Erst im Juli starben sechs Kinder, als sie in ille­galen Sand­minen arbei­teten. Ein Jour­nalist wurde ermordet, der über ille­galen Sand­abbau recher­chierte und berichtete. Da Sin­gapur keinen Sand hat, aber seine ehr­gei­zigen Expan­si­ons­pläne wie den  nCon­tai­ner­ter­minal der Welt, baggert Sin­gapur unter den Man­gro­ven­wäldern Kam­bo­dschas Sand aus. Die Aus­lö­schung eines Öko­systems droht, die Heimat vieler Tiere und Pflanzen, die auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen. Doch nicht nur in Asien findet ein Raubbau an der Natur wegen Sand statt, sondern auch in Europa. In Europa ist zum Bei­spiel in Italien die Mafia an dem ille­galen Sand­handel beteiligt. Über 15 Mil­li­arden Tonnen Sand werden jährlich weltweit aus der Natur abgebaut, an Land und am oder im Meer. Die Extrak­ti­ons­raten waren im asia­tisch-pazi­fi­schen Raum am höchsten, gefolgt von Europa und Nord­amerika. Der Mee­ressand eignet sich zum Bei­spiel sehr gut für die Her­stellung von Beton, weil Zement optimal an den oft unre­gel­mäßig geformten, eher eckigen Körnern anhaften kann. Reden wir über Sand und die schreck­lichen Folgen durch die Gier nach ihm. Der illegale Sand­abbau ist größer als alle  anderen Umwelt­ver­brechen zusammen.

Die welt­weiten Sand­vor­kommen werden knapp: Die unge­bremste Nach­frage vor allem aus der Bau­in­dustrie gefährdet inzwi­schen ganze Ökosysteme.

Heute betreibt das orga­ni­sierte Ver­brechen in Indien, Italien und anderswo ille­galen Handel mit Boden und Sand. Sin­gapurs groß­vo­lumige Sand­im­porte haben zu Strei­tig­keiten mit  Indo­nesien, Malaysia und Kam­bo­dscha geführt.  Eigentlich hatte Kam­bo­dscha die Sand­ex­porte ver­boten, Begründung: Das Aus­graben und Abtrans­por­tieren von Sand haben das Öko­system der Küsten und der benach­barten Gebiete schwer geschädigt.

 

Da die Vorräte an geeig­netem Sand auf dem Land immer mehr zur Neige gehen, muss Nach­schub aus dem Meer her. Um an diesen her­an­zu­kommen, fahren spe­ziell aus­ge­rüstete Schiffe in Küs­tennähe auf und ab, um den Sand vom Mee­res­grund mittels rie­siger Sauger abzu­tragen. Für die Bio­sphäre kann dieses Vor­gehen zur Kata­strophe werden, darüber haben wir bereits mehrfach berichtet.

Für den Bau von Häusern und Straßen werden bereits wert­volle Strände, gar ganze Inseln abge­tragen. In Saudi Arabien stirbt ein ganzes Koral­lenriff ab; In anderen Regionen ersticken Algen und See­gräser. Die Folgen des Abbaus für die Öko­systeme sind oft ver­heerend: Die Saug­rüssel wirbeln das Sediment mitsamt seiner Bewohner auf und hin­ter­lassen Löcher im Mee­res­grund. Und die Ozeane reagieren emp­findlich auf Ver­än­de­rungen: Von der Was­ser­ober­fläche bis hinein ins Sediment stören die Bagger eine kom­plexe Abfolge von Schichten.

Warum der Roh­stoff Stand knapp wird, sehen wir an Vietnam. Hier über­steigt die Inlands­nach­frage nach Sand die Gesamt­re­serven des Landes. Wenn dieses Miss­ver­hältnis wei­terhin besteht, könnte dem Land nach jüngsten Aus­sagen des Bau­mi­nis­te­riums der Bausand bald aus­gehen. Nach Angaben des Bau­be­amten ist die wach­sende Nach­frage in Ver­bindung mit der ver­rin­gerten Sand­an­sammlung in Flüssen auf Grund von vor­ge­la­gerten Was­ser­kraft­werken für den Mangel verantwortlich.

Sand und Kies sind heute die am meisten extra­hierten Mate­rialien der Welt und über­treffen fossile Brenn­stoffe und Bio­masse (gemessen am Gewicht). Sand ist ein wich­tiger Bestandteil für  Beton , Straßen,  Glas  und  Elek­tronik . Für Land­ge­win­nungs­pro­jekte wie zum Bei­spiel in Sin­gapur,  Schie­fer­gas­för­derung, wie zum Bei­spiel in den USA  und  Stran­der­neue­rungs­pro­gramme, wie zum Bei­spiel Sylt, werden riesige Mengen Sand abgebaut.

Die jüngsten Über­schwem­mungen in Indien, Nepal und Ban­gla­desch werden die weltweit wach­sende Nach­frage nach Sand erhöhen.

Haben die Nationen im Jahr 2010 noch rund 11 Mil­li­arden Tonnen Sand nur für den Bau abgebaut, sind es mitt­ler­weile 15 Mil­li­arden Tonnen.  Die Extrak­ti­ons­raten waren im asia­tisch-pazi­fi­schen Raum am höchsten, gefolgt von Europa und Nord­amerika.  Allein in den USA wird die Pro­duktion und Ver­wendung von Bausand und Kies auf 8,9 Mil­li­arden US-Dollar geschätzt, und die Pro­duktion ist in den letzten fünf Jahren um 24 Prozent gestiegen. 

Der inter­na­tionale Han­delswert von Sand ist in die Höhe geschossen und hat sich  in den letzten 25 Jahren fast ver­sechs­facht .

Darüber hinaus haben wir fest­ge­stellt, dass diese Zahlen die globale Sand­ge­winnung und ‑nutzung stark unter­schätzen. Laut Regie­rungs­be­hörden kann eine ungleich­mäßige Auf­zeichnung in vielen Ländern die realen För­der­raten ver­bergen . Offi­zielle Sta­tis­tiken berichten wei­test­gehend über die Ver­wendung von Sand und ent­halten in der Regel keine nicht bau­lichen Zwecke wie hydrau­li­sches Brechen und das Auf­spülen der Strände.

Sylt – Eine Million Kubik­meter Sand jedes Jahr

Das System des Sand­trans­portes ist einfach: Man braucht einen Bagger, der zur See fährt, Roh­lei­tungen und ein paar Rad­lader, die den auf­ge­spülten Sand zurecht­schieben. Natürlich gehört dazu noch eine Mann­schaft, die die Geräte bedient. Die Lan­des­re­gierung Schleswig-Hol­stein ist Träger dieser Küs­ten­schutz­maß­nahme. Anfänglich wurden die Arbeiten Jahr für Jahr aus­ge­schrieben. Seit einiger Zeit wird eine vier­jährige Aus­schreibung prak­ti­ziert. Dieses ist für beide Seiten effek­tiver. In der Regel wird mit diesem System der jähr­liche Sand­verlust an der West­küste der Insel Sylt von etwa einer Million Kubik­meter Sand ersetzt, so ein Bericht aus SHZ.

Schuld daran, dass die Strände immer schmaler werden, ist auch der Anstieg des Mee­res­spiegels. Die Was­ser­kante kommt jedes Jahr in Schleswig-Hol­stein etwa sechs Meter näher an den Strand, mit schlimmen Folgen. Und was geschieht, wenn  Stürme in Zukunft häu­figer auf­treten, haben wir Ihnen am Bei­spiel Lan­geoog erklärt.

Ost­frie­sische Inseln – Strand­auf­spülung Bei­spiel Langeoog

 

Nach einem stür­mi­schen Winter und vielen Dünen­ab­brüchen, muss auch in diesem Sommer wieder eine Strand­auf­spülung auf Lan­geoog statt­finden um die Trink­was­ser­ver­sorgung aller wei­terhin zu erhalten, so auf Langeoog.de 

„In Winter 2019/20 kam es als Folge des Tief­druck­ge­bietes Sabrina vom 10. 02 bis zum 13. 02. 2020 zu einer Kette auf­ein­ander fol­gender Sturmtiden. Diese führten zu starken Ero­sionen des Strandes und des Sand­depots vor der Schutzdüne, die im Jahr 2017/18 auf­ge­spült worden sind,“  so der Küs­ten­schutz für die Insel Lan­geoog,  Für den Strand­be­reich vor dem Piro­latal müssen ca. 700.000 m³ Sand auf­ge­spült werden. Das Piro­latal bezeichnet ein Dünen­gebiet auf der Nord­see­insel Langeoog.

 

Küs­ten­par­al­leler Sand­transport und Über­sichtsplan Strandaufspülung

Der Küs­ten­schutz auf den Ost­frie­si­schen Inseln ist eine Aufgabe des Landes Nie­der­sachsen und wird durch den NLWKN wahr­ge­nommen. Die Finan­zierung erfolgt aus Mitteln der Bund-Länder-Gemein­schafts­aufgabe zur Ver­bes­serung der Agrar­struktur und des Küs­ten­schutzes. Diese Maß­nahme trägt ganz erheblich zur Ver­bes­serung der Sturm­flut­si­cherheit der Insel Lan­geoog bei. Die Arbeiten werden so aus­ge­führt, dass unter der Maßgabe einer wirt­schaft­lichen Bau­durch­führung eine mög­lichst geringe Beein­träch­tigung der Insel­gäste und der Natur statt­findet. Ein Abschluss der Arbeiten ist bis Sep­tember 2020 vor­ge­sehen, so der Küstenschutz.

Mehr Sand am Strand – Bei­spiel Tunesien –  500.000 Kubik­meter Sand aufgeschüttet.

Die Bevöl­kerung von Rafraf bekam , was ihr lange Zeit fehlte: einen Strand.

Am schwie­rigsten erwies sich die Mate­ri­al­be­schaffung, denn Sand von Stränden zu nehmen, ist in Tunesien gesetzlich ver­boten und  Wüs­tensand ist zu  pul­verig. Sie nahmen für den Strand Sand vom Mee­res­boden – gefördert von Deutschland.  Drei, vier Mil­lionen Jahre alt sei der Sand, den sie nach Rafraf geschafft haben, so der Bericht von der KfW vom 9. März 2020.

Der stei­gende Mee­res­spiegel bedroht Tune­siens 1.100 Kilo­meter lange Mit­tel­meer­küste. Mit weit­rei­chenden Folgen: Denn die Men­schen an der Küste erbringen 90 Prozent der gesamt­wirt­schaft­lichen Leistung des Landes. Über die Jahre nahm der Strand Meter um Meter ab und die Wellen kamen immer näher. Den Strand vor Hammam Sousse hat die Küs­ten­schutz­be­hörde APAL wie­der­auf­gebaut, indem sie Unter­was­ser­wel­len­brecher anlegen ließ. Die bewirken, dass das Ufer nicht mehr ero­diert und sich dort Sand ansammelt. Dies ist eine der Methoden, die Tunesien mit Unter­stützung der KfW ein­setzt, um seine von Erosion bedrohte Mit­tel­meer­küste zu sta­bi­li­sieren. Knapp 38 Mil­lionen Euro haben die ersten drei Phasen des Vor­habens gekostet und es wurde zu 75 Prozent von der KfW im Auftrag der Bun­des­re­gierung mit Zuschüssen und Dar­lehen finanziert.

WER HAT DEN STRAND GESTOHLEN?  Der illegale Sand­abbau ist größer als alle anderen Umwelt­ver­brechen zusammen.

Allein China impor­tiert jährlich eine Mil­liarde Tonnen Sand, und seine zuneh­mende Knappheit führt zu ille­galem Bergbau in großem Maßstab und töd­lichen Kon­flikten. So braucht Shenzhen an der Grenze zu Hongkong Platz für 1,7 Mil­lionen Woh­nungen und gewerb­liche Flächen. Die Lokal­re­gierung beab­sichtigt daher die Auf­schüttung von 5.000 Hektar Land.

Wer schon einmal mit dem Schiff von Hongkong nach Macau gefahren ist, sieht, wie ganze Inseln für den Sand­abbau dem Boden gleich gemacht werden. In Macau sieht man ein Fracht­schiff nach dem anderen, mit Sand beladen. Auf Sand gebaut, sieht man auch in Hongkong, hier sollen sogar weitere 1000 Hektar Land rund um die Insel Kau Yi Chau in der zen­tralen Was­ser­straße östlich von Lantau – der größten Außen­insel der Stadt geschaffen werden. Weitere 700 Hektar werden in einer zweiten Phase folgen.

Da immer mehr Sand aus Fluss­betten, Küsten und Sand­bänken geholt wird, werden Straßen zer­stört, Brücken brechen zusammen und die Strände ero­dieren. Und die Sand­kriege der Welt werden sich nur noch verschlimmern.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Während die Strände für den Tou­rismus wieder auf­ge­spült werden, u. a. mit Sand aus dem Meer, ver­schwinden 75 bis 90% aller Strände der Welt, denn der Welt geht der Sand aus.

Strände sind das Ziel für orga­ni­sierte Banden auf der ganzen Welt. Der Bauboom in Ländern wie China und Indien und die welt­weite Nach­frage nach Kon­sum­gütern mit Sand­mi­ne­ralien haben Kri­mi­nelle berei­chert, die sich auf den Dieb­stahl von Stränden spe­zia­li­siert haben.

Diese Banden sind als „Sand­mafias“ bekannt geworden, und ihre Aus­wir­kungen sind, wenn sie global ver­standen werden, massiv. Der illegale Sand­abbau ist größer als alle anderen Umwelt­ver­brechen zusammen.

 

UNEP / GRID-Genf

Aus einer Reihe von Gründen ver­schwinden derzeit 75 bis 90 Prozent aller natür­lichen Sand­strände . Die Ursachen für den Anstieg der Sand­nach­frage sind auf mehrere Gründe zurück­zu­führen. Sie reichen von einer boo­menden Bau­in­dustrie über Land­er­wei­te­rungen bis hin zum Abbau von Mine­ralien an Stränden. Ein Element der glo­balen Unge­rech­tigkeit ist, dass nur 15 Prozent der Welt­be­völ­kerung in Nord­amerika oder Europa leben, aber etwa 50 Prozent des gesamten Titan­di­oxids ver­brauchen, das haupt­sächlich an Stränden im glo­balen Süden gewonnen wird.

Der illegale Sand­abbau hat einen zehnmal höheren wirt­schaft­lichen Wert als alle Wild­tier­kri­mi­na­lität. Laut einer Studie von Luis Fer­nando Ramadon, einem Ermittler der Polizei und Pro­fessor für Berg­bau­ver­brechen an der Natio­nalen Poli­zei­aka­demie in Bra­silien, ist der illegale Sand­abbau größer als alle anderen Umwelt­ver­brechen zusammen.

Pro­fessor Ramadan erklärt: „Es ist eine ein­fache Form der Anrei­cherung mit weniger Risiko und Kosten als der Handel mit Drogen, Men­schen oder Organen.“ Er fügt hinzu, dass es nicht nur so pro­fi­tabel ist, sondern auch das umwelt­schäd­lichste ist.

Nachdem die Inseln in Indo­nesien wegen Sandraub von der Karte gestrichen worden waren, kam es zwi­schen Sin­gapur und Indo­nesien zu einem Streit

 

Ganze Inseln ver­schwinden in Indonesien

In Indo­nesien werden nicht nur Strände gestohlen, sondern ganze Inseln sind ver­schwunden, nachdem die Sand­mafia sie zer­stört hat, weil sie den Sand nach Sin­gapur ver­kauft hat. Im boo­menden Stadt­staat Sin­gapur ist 1 Kilo Sand teurer als 1 Liter Rohöl . Der Grund dafür ist ein Sand­ex­port­verbot aus einer ganzen Reihe regio­naler Sand­ex­port­länder, das nach einer Explosion von Pro­blemen im Zusam­menhang mit dem Sand­abbau in diesen Ländern in Kraft trat.

Nachdem die Inseln von der Karte gestrichen worden waren, kam es zwi­schen Sin­gapur und Indo­nesien zu einem Streit darüber, wo die inter­na­tionale Grenze zwi­schen ihnen lag. Und im Süd­chi­ne­si­schen Meer haben die Span­nungen zwi­schen den USA und China viele Gründe, aber laut The Eco­nomist: „Der Elefant im Por­zel­lan­laden “ könnten die enormen Sand­re­serven sein, die für die Gewinnung im flachen Meer zur Ver­fügung stehen.

Protest in Indo­nesien wegen Unter­nehmen aus den Nie­der­landen – wegen Sandabbau

 

In Makassar pro­tes­tieren Fischer auf See gegen die nie­der­län­dische Bag­ger­firma Boskalis im Juli 2020

Makassar ist die Haupt­stadt der indo­ne­si­schen Provinz Süd­su­lawesi. Hier demons­trierten Fischer gegen die nie­der­län­dische Bag­ger­firma Boskalis. Wie der nie­der­län­dische NOS im Juli 2020 berichtete, pro­tes­tierten Dut­zende Fischer seit Wochen gegen die Bag­ger­ar­beiten von Boskalis vor der Küste der indo­ne­si­schen Insel Sulawesi. Das Aus­baggern hat zu einem enormen Rückgang der Fisch­be­stände geführt, sagte Wiert Wiertsema von der Orga­ni­sation Both Ends, die den Fischern hilft. Die Bagger trüben auch das Wasser. „Die Fischer können vor­über­gehend nicht fischen“, sagte Wiertsema im VPRO-Radio­pro­gramm Bureau Bui­tenland. Die Fischer befürchten auch län­ger­fristige Schäden.

Es ist wahr, dass sich ein Sand­ge­win­nungs­gebiet, in dem das Unter­nehmen aus­baggert, mit dem Fische­rei­gebiet über­schneidet, sagt Lara Muller von Boskalis. Aus diesem Grund wurden ihrer Ansicht nach in sechs Dörfern Mittel zur Ent­schä­digung der Fischer ein­ge­richtet. Den Fischern ist laut Wiertsema jedoch keine Ent­schä­digung bekannt.

Das hol­län­dische Unter­nehmen Dredger Boskalis wird auch den ersten Polder in Sin­gapur bauen. Es handelt sich um eine Fläche von 810 Hektar in der Nähe der Insel Pulau Tekong, einer der größten Inseln in Sin­gapur, so ein Bericht von NOS im April 2018. 

Das hol­län­dische Unter­nehmen ist auch bekannt durch den Bau von Palm Islands

Das hol­län­dische Unter­nehmen ist auch bekannt durch den Bau von Palm Islands. In Dubai z. B. betei­ligte sich Boskalis mit drei seiner 300 Bag­ger­schiffe, nämlich der Colbart, der Taurus und der Ursa an der Auf­schüttung und Sicherung von Palm Island I, einer künst­lichen Insel in Pal­menform mit einer Küs­ten­länge von 120 km, wofür ca. 200 Mil­lionen Kubik­meter Sand und Steine bewegt werden mussten. In Dubai hatten die Protz-Bauten die eigenen Res­sourcen auf­ge­zehrt und Sand wurde aus Aus­tralien importiert.

Die künst­lichen Insel­welten von Dubai wurden mit gekauften Sand aus Aus­tralien aufgeschüttet.

 

NASA Earth Obser­vatory Juni 2020 – Australien

Im Nord­osten von Aus­tralien, an der Küste vor Brisbane, liegt die wohl größte Sand-Abbau­stelle für Mee­ressand. Der Sand­export bringt dem Land jährlich fünf Mil­li­arden Dollar ein. North Strad­broke Island – lie­bevoll „Straddie“ genannt – ist die zweit­größte Sand­insel der Welt. Straddie liegt etwa 30 Kilo­meter süd­östlich von Brisbane, Aus­tralien, und ist eine wichtige Tou­ris­ten­at­traktion in Queensland. Die Insel zog auch Unter­nehmen an, die daran inter­es­siert waren, Mine­ralien aus dem Sand abzu­bauen. Obwohl der Sand­abbau Mil­lionen von Dollar zur Wirt­schaft der Insel beitrug , war er auf­grund seiner Aus­wir­kungen auf Lebens­räume von Wild­tieren und archäo­lo­gische Stätten der Abori­gines ein umstrit­tenes Unter­nehmen . Fast die gesamte Vege­tation wird an Berg­bau­stand­orten zer­stört und die Erholung erfolgt nur langsam. Die Regierung plant, bis 2026 80 Prozent der Insel in eine geschützte Park­land­schaft umzuwandeln.

Sin­gapur impor­tiert unge­achtet aller Verbote wei­terhin Sand aus den Nachbarländern.

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Allein aus Kam­bo­dscha hat Sin­gapur von 2007 bis 2017 circa 16 Mil­lionen Tonnen Sand impor­tiert, nachdem der Sand­export nach Sin­gapur 2017 auf Grund von Pro­testen von Umwelt­schützern gestoppt wurde. Doch noch immer baggert  Sin­gapur unter den Man­gro­ven­wäldern Kam­bo­dschas Sand aus. Die Aus­lö­schung eines Öko­systems droht, die Heimat vieler Tiere und Pflanzen, die auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen, ob die Siam­kro­kodile, Kap­pen­gibbons oder auch Elefanten.

Sin­gapur setzt auf Meersand, um seine ehr­gei­zigen Expan­si­ons­pläne wie den Mega-Hafen von Tuas zu ver­wirk­lichen, der als größtes Con­tai­ner­ter­minal der Welt geplant ist. Der Mega-Hafen von Tuas soll bis 2040 fer­tig­ge­stellt sein.

Für die erste von vier Bau­phasen in Tuas, die 2021 zu einem Preis von rund 1,8 Mil­li­arden US-Dollar abge­schlossen werden soll, werden etwa 88 Mil­lionen Kubik­meter Sand ver­wendet, um eine Fläche „Land auf Sand“ zu gewinnen, die 383 Fuß­ball­feldern entspricht.

 

Ein Sand­bagger, wie er zur Rück­ge­winnung von Land in Sin­gapur ver­wendet wurde. Foto: Xinhua

Laut dem Minis­terium für nationale Ent­wicklung in Sin­gapur, das die Sand­im­porte über­wacht, habe es mehrere Sand­quellen. „Sand wird kom­mer­ziell aus ver­schie­denen Ländern impor­tiert, um die Wider­stands­fä­higkeit unserer Sand­ver­sorgung zu gewähr­leisten“, sagte das Minis­terium. „Die Regierung hat die Industrie auch ermutigt, die Abhän­gigkeit von Sand zu verringern.“

Zwei Händler, die Sand nach Sin­gapur impor­tierten, gaben an, dass die Ware Sand  knapper werde, und dies treibe Sin­gapur dazu, Sand von so weit wie möglich zu beziehen, zum Bei­spiel aus Indien, was die Kosten in die Höhe treiben würde. Der Transport ist der größte Kos­ten­aufwand bei der Beschaffung von Sand.

Meersand wird haupt­sächlich zur Land­ge­winnung ver­wendet, während Flusssand ein zen­traler Bestandteil von Bau­ma­te­rialien wie Zement ist.

Die Ermordung eines Reporters im indi­schen Bun­des­staat Uttar Pradesh hat die Gefahren für Jour­na­listen auf­ge­deckt, die über ille­galen Sand­abbau im Land berichten.

 

Ille­galer Sand­abbau in Ambet Khadi mit Hilfe lokaler Behörden

Shubham Mani Tri­pathi, Kor­re­spondent der Hindi-Tages­zeitung Kampu Mail, wurde am 19. Juni 2020 erschossen, als er mit seinem Motorrad nach Hause zurückkehrte.Tage vor seinem Tod sagte Tri­pathi in einem Facebook-Post, dass er wegen seiner Bericht­erstattung um sein Leben fürchtete, sagte   Reporter ohne Grenzen (RSF). Tri­pathi recher­chierte wegen Indiens „Sand­mafia“, die illegal Sand aus Fluss­betten abbaut, um ihn an den Bau­sektor zu ver­kaufen. Er berichtete auch über ein ille­gales Bau­projekt, das später auf Grund seiner Ermitt­lungen abge­rissen wurde. Die Sand-Mafia ist die mäch­tigste kri­mi­nelle Orga­ni­sation in Indien, darüber haben wir bereits berichtet, Lesen Sie hier: The Price of sand – Ille­galer Sand­abbau in Indien – Uganda und San­sibar haben keinen Sand mehr – Wer denkt schon daran, dass der Sand knapp wird?

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Sand Mining from Out of Eden Walk on Vimeo.

In USA schießen neue Sand­minen für Fracksand aus dem Boden

Die feinen Gesteins­körnchen sind beim soge­nannten hydrau­li­schen Frac­turing, oder kurz Fracking, uner­lässlich. Geschätzt 56,3 Mil­li­arden Pfund Sand dürften die Ener­gie­un­ter­nehmen in einem Jahr in Öl- und Gas­bohr­löcher blasen, um mit dieser För­der­me­thode Gesteins­schichten auf­zu­brechen und den Res­sourcen einen Weg nach draußen zu bahnen. Um den Sand im Fracking-Ver­fahren ein­setzen zu können, muss er aller­dings vor­be­handelt werden. Er muss zunächst gesiebt werden, denn für die För­der­me­thode eignen sich nur Körner einer bestimmten Größe. Dann werden Ver­un­rei­ni­gungen eli­mi­niert. Und schließlich wird der Sand gewa­schen und getrocknet.

Der Auf­schwung der ver­gan­genen Jahre ist etwas ins Stocken geraten. Die Nach­frage nach Fracksand hängt stark von den Preisen von Öl und Gas ab und die sind zuletzt eher gefallen. Fracking hat zudem Pro­teste von Umwelt­schützern auf sich gezogen und auch die Kritik an mög­li­cher­weise nega­tiven gesund­heit­lichen Folgen von Quarz­staub wächst. Zahl­reiche neue Minen wurden trotzdem eröffnet. Allein in Wis­consin hat sich die Zahl der Sand­st­ein­minen seit 2012 auf mehr als verdoppelt.

130.000 Tonnen Fracksand kann  40.000 olym­pische Schwimm­bäder füllen

An overview of the 400 acre plot of Pre­ferred Sands mine in Blair, WI, on June 20, 2012. Lukas Keapproth/Wisconsin Center for Inves­ti­gative Journalism

Sand­abbau für Fra­clking in den USA

Sand-Schla­raf­fenland Alpen

Wie wir bereits in unserem Beitrag: Die welt­weiten Sand­vor­kommen werden knapp – erklärten, sind die Alpen zum Bei­spiel gigan­tische Sand­fa­briken. Tau­wetter und Schwer­kraft lassen Felsen ins Tal donnern. Sie zer­fallen dabei in ein­zelne Kie­sel­steine. Von Berg­bächen erfasst, zer­bröseln die Kie­sel­steine mit der Zeit in unzählige Sand­körner. Dieser Sand wird schließlich von Flüssen bis ins Meer transportiert.

Doch weltweit ver­sperren immer mehr Stau­dämme den Weg und dadurch schaffen es immer weniger Sand­körner bis zum Meer: Mit großen wirt­schaft­lichen und poli­ti­schen Folgen für die betrof­fenen Staaten.

Als künst­liche Bar­rieren blo­ckieren 80.000 Stau­dämme die Flüsse in den USA. In China werden Stau­an­lagen so rasant gebaut, dass bis dem­nächst kein ein­ziger Was­serlauf das Meer erreichen wird. Weltweit gibt es etwa 845.000 Dämme. Der Sand, der an den Stränden liegen sollte, steckt hinter den Stau­dämmen fest. 1/4 der welt­weiten Sand­re­serven sind durch diese Dämme gefangen und er ist gefährdet durch den Sand­abbau aus den Flüssen.

50 % der Sand­flüsse wird nie das Meer erreichen! Wenn bis zum Jahr 2100 nichts geschieht, werden unsere Strände bald Geschichte sein. Zusammen mit dem vor­her­ge­sagten Anstieg des Mee­res­spiegels bilden sie eine öko­lo­gische Zeit­bombe. Bis zum Jahr 2100 wird der Mee­res­spiegel um 1 bis 1.5 Meter gestiegen sein. Derzeit leben 100 Mil­lionen Men­schen weniger als 1 m über dem Mee­res­spiegel. Das heißt, jedes Sandkorn zählt.

Die Sand-Mafia

Jeder glaubt, es gäbe ihn wie Sand am Meer. Doch er ist ein wert­voller Roh­stoff, vor allem für die Bau­in­dustrie und die nimmt nicht jeden Sand –  unserer Erde geht der Sand aus.

Jährlich werden rund 70 Mil­li­arden Dollar mit ihm umge­setzt – auf jedem Kon­tinent wird er abge­graben. Mitt­ler­weile haben sich in vielen Ländern mafiöse Struk­turen ent­wi­ckelt, die sich weder um Gesetze noch um die Betrof­fenen scheren. Selbst vor Morden schreckt die Mafia nicht zurück. Die Sand­mafia ist keine einzige Mafia, sondern eine Gruppe von Mafias. Kleine, defrag­men­tierte Gruppen, die in ver­schie­denen Teilen des Landes tätig sind. Sie arbeiten meist sehr eng mit lokalen Poli­tikern zusammen.  Kor­ruption ist weit verbreitet.

In Italien ist aller­dings die Sand-Mafia die echte Mafia und sie gräbt nicht nur Sand für Bau­zwecke aus, sondern befasst sich auch mit der Depo­nierung radio­ak­tiver Abfälle. Wenn sie Löcher zum Aus­heben von Sand graben, nutzen sie die Löcher für ihre andere Aufgabe, Abfälle zu entsorgen.

Unsere moderne Zivi­li­sation ist auf Sand gebaut

Penny’s Bay – Hongkong (2000 – 2002)

Unsere moderne Zivi­li­sation ist auf Sand gebaut : Beton, asphal­tierte Straßen, Keramik, Metall­urgie, Erdöl-Fracking – sogar das Glas auf Smart­phones – erfordern die bescheidene Sub­stanz. Flusssand ist am besten: Wüs­ten­sand­körner sind oft zu rund, um als indus­trielle Bin­de­mittel zu dienen, und Mari­nesand ist ätzend. Eine Studie der Ver­einten Nationen berechnet jedoch, dass der gesamte Sand­ver­brauch der Menschheit – mehr als 40 Mil­li­arden Tonnen pro Jahr – jetzt doppelt so hoch ist, wie die Menge an Sedi­menten, die auf natür­liche Weise auf der Erde durch die Summe der Flüsse der Welt wieder auf­ge­füllt werden.

Heute ist Sand so wertvoll geworden, dass er über enorme Ent­fer­nungen trans­por­tiert wird: Aus­tralien schickt Schiffs­la­dungen Sand für Land­ge­win­nungs­pro­jekte nach Arabien. China, der Erbauer der Welt, ist auch der Sand­fresser des Pla­neten. Indien liegt mit seinen explo­die­renden Mega­städten an zweiter Stelle beim welt­weiten Sandverbrauch.

Deutschland – Von Glas bis Zahnpasta

250 Mil­lionen Tonnen Sand und Kies werden jährlich in Deutschland gefördert. Bis zu zwei volle Ein­kaufs­tüten Sand und Kies ent­fallen laut Bun­des­verband Mine­ra­lische Roh­stoffe auf jeden Deut­schen – pro Tag. Denn Sand steckt nicht nur in Straßen und Gebäuden, er wird auch für die Pro­duktion vieler All­tags­ge­gen­stände genutzt: Handys und Com­pu­ter­chips, geschmolzen wird er zu Glas.

 

Der größte Sand­ver­braucher ist die öffent­liche Hand. Doch steht der Sand auf der Liste der Umwelt­pro­bleme der Staaten?  Wir sprechen über Wasser in Europa oder land­wirt­schaft­lichen Boden oder Fische­rei­ab­kommen. – Aber über Sand wird nicht gesprochen.

Die EU zum Bei­spiel beschäftigt sich zwar mit den Themen Wasser und Landraub, aber von einem Problem „Sandraub“ scheint man dort noch nichts gehört zu haben.

Das Problem ist sehr real: Strände ver­schwinden und mit ihnen ganze Häu­ser­reihen, Fischer ver­lieren ihre Existenzgrundlage.

Solange die natio­nalen Vor­schriften nur gering­fügig durch­ge­setzt werden, treten wei­terhin schäd­liche Aus­wir­kungen auf. Wir glauben, dass die inter­na­tionale Gemein­schaft eine globale Stra­tegie für die Sand­re­gie­rungen zusammen mit glo­balen und regio­nalen Sand­budgets ent­wi­ckeln muss. Es ist an der Zeit, Sand wie eine Res­source zu behandeln, die mit sau­berer Luft, bio­lo­gi­scher Vielfalt und anderen natür­lichen  Res­sourcen ver­gleichbar ist, die die Nationen für die Zukunft ver­walten wollen.

Wir brauchen eine Alter­native zum Bau­produkt Sand.

Es gibt eine gigan­tische Plün­derung der Erde, doch wer denkt schon daran, dass es sich hierbei um den Roh­stoff Sand handelt? Die welt­weiten Sand­vor­kommen werden knapp: Die unge­bremste Nach­frage vor allem aus der Bau­in­dustrie gefährdet inzwi­schen ganze Öko­systeme. Für den Bau von Häusern und Straßen werden bereits wert­volle Strände, gar ganze Inseln abge­tragen. Es gibt eine Alter­native – Hanf, sogar umwelt­freund­liche Häuser aus Hanf:

Das Flat House befindet sich auf der Margent Farm ,

Um den Trend umzu­kehren, müssen wir weniger bauen und ver­brauchen – global. Dies erfordert wie­derum eine radikal andere Sicht auf das derzeit herr­schende Wirt­schafts­system. Um innerhalb der pla­ne­taren Grenzen gut zu leben, brauchen wir eine Nach­wachs­tums­stra­tegie für die Wirtschaft.

Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org