Wenn Menschen sich Sand vorstellen, der sich über idyllische Strände und endlose Wüsten ausbreitet, denken sie verständlicherweise an eine unendliche Ressource. Und es scheint unvorstellbar, dass der Rohstoff Sand knapp werden könnte. Doch die Gier nach ihm wird immer größer – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Nach Wasser ist Sand der meistgenutzte Rohstoff weltweit. Sand ist der kostbarste Rohstoff der Erde. Viele Menschen sind sich der Sandkrise nicht bewusst. Sand wurde in den letzten Jahren zu einer Ressource von entscheidender Bedeutung. Wüstensand ist – man mag es kaum glauben – nicht zur Betonverarbeitung geeignet. Deshalb haben Baukonzerne bislang Sand aus Flussbetten oder Kiesgruben abgebaut. Doch dieser Vorrat geht langsam zur Neige und so hat die Bauwirtschaft den Meeresboden ins Visier genommen.
In Indien ist die Sand-Mafia die mächtigste kriminelle Organisation. Erst im Juli starben sechs Kinder, als sie in illegalen Sandminen arbeiteten. Ein Journalist wurde ermordet, der über illegalen Sandabbau recherchierte und berichtete. Da Singapur keinen Sand hat, aber seine ehrgeizigen Expansionspläne wie den nContainerterminal der Welt, baggert Singapur unter den Mangrovenwäldern Kambodschas Sand aus. Die Auslöschung eines Ökosystems droht, die Heimat vieler Tiere und Pflanzen, die auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen. Doch nicht nur in Asien findet ein Raubbau an der Natur wegen Sand statt, sondern auch in Europa. In Europa ist zum Beispiel in Italien die Mafia an dem illegalen Sandhandel beteiligt. Über 15 Milliarden Tonnen Sand werden jährlich weltweit aus der Natur abgebaut, an Land und am oder im Meer. Die Extraktionsraten waren im asiatisch-pazifischen Raum am höchsten, gefolgt von Europa und Nordamerika. Der Meeressand eignet sich zum Beispiel sehr gut für die Herstellung von Beton, weil Zement optimal an den oft unregelmäßig geformten, eher eckigen Körnern anhaften kann. Reden wir über Sand und die schrecklichen Folgen durch die Gier nach ihm. Der illegale Sandabbau ist größer als alle anderen Umweltverbrechen zusammen.
Die weltweiten Sandvorkommen werden knapp: Die ungebremste Nachfrage vor allem aus der Bauindustrie gefährdet inzwischen ganze Ökosysteme.
Heute betreibt das organisierte Verbrechen in Indien, Italien und anderswo illegalen Handel mit Boden und Sand. Singapurs großvolumige Sandimporte haben zu Streitigkeiten mit Indonesien, Malaysia und Kambodscha geführt. Eigentlich hatte Kambodscha die Sandexporte verboten, Begründung: Das Ausgraben und Abtransportieren von Sand haben das Ökosystem der Küsten und der benachbarten Gebiete schwer geschädigt.
Da die Vorräte an geeignetem Sand auf dem Land immer mehr zur Neige gehen, muss Nachschub aus dem Meer her. Um an diesen heranzukommen, fahren speziell ausgerüstete Schiffe in Küstennähe auf und ab, um den Sand vom Meeresgrund mittels riesiger Sauger abzutragen. Für die Biosphäre kann dieses Vorgehen zur Katastrophe werden, darüber haben wir bereits mehrfach berichtet.
Für den Bau von Häusern und Straßen werden bereits wertvolle Strände, gar ganze Inseln abgetragen. In Saudi Arabien stirbt ein ganzes Korallenriff ab; In anderen Regionen ersticken Algen und Seegräser. Die Folgen des Abbaus für die Ökosysteme sind oft verheerend: Die Saugrüssel wirbeln das Sediment mitsamt seiner Bewohner auf und hinterlassen Löcher im Meeresgrund. Und die Ozeane reagieren empfindlich auf Veränderungen: Von der Wasseroberfläche bis hinein ins Sediment stören die Bagger eine komplexe Abfolge von Schichten.
Warum der Rohstoff Stand knapp wird, sehen wir an Vietnam. Hier übersteigt die Inlandsnachfrage nach Sand die Gesamtreserven des Landes. Wenn dieses Missverhältnis weiterhin besteht, könnte dem Land nach jüngsten Aussagen des Bauministeriums der Bausand bald ausgehen. Nach Angaben des Baubeamten ist die wachsende Nachfrage in Verbindung mit der verringerten Sandansammlung in Flüssen auf Grund von vorgelagerten Wasserkraftwerken für den Mangel verantwortlich.
Sand und Kies sind heute die am meisten extrahierten Materialien der Welt und übertreffen fossile Brennstoffe und Biomasse (gemessen am Gewicht). Sand ist ein wichtiger Bestandteil für Beton , Straßen, Glas und Elektronik . Für Landgewinnungsprojekte wie zum Beispiel in Singapur, Schiefergasförderung, wie zum Beispiel in den USA und Stranderneuerungsprogramme, wie zum Beispiel Sylt, werden riesige Mengen Sand abgebaut.
Die jüngsten Überschwemmungen in Indien, Nepal und Bangladesch werden die weltweit wachsende Nachfrage nach Sand erhöhen.
Haben die Nationen im Jahr 2010 noch rund 11 Milliarden Tonnen Sand nur für den Bau abgebaut, sind es mittlerweile 15 Milliarden Tonnen. Die Extraktionsraten waren im asiatisch-pazifischen Raum am höchsten, gefolgt von Europa und Nordamerika. Allein in den USA wird die Produktion und Verwendung von Bausand und Kies auf 8,9 Milliarden US-Dollar geschätzt, und die Produktion ist in den letzten fünf Jahren um 24 Prozent gestiegen.
Der internationale Handelswert von Sand ist in die Höhe geschossen und hat sich in den letzten 25 Jahren fast versechsfacht .
Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass diese Zahlen die globale Sandgewinnung und ‑nutzung stark unterschätzen. Laut Regierungsbehörden kann eine ungleichmäßige Aufzeichnung in vielen Ländern die realen Förderraten verbergen . Offizielle Statistiken berichten weitestgehend über die Verwendung von Sand und enthalten in der Regel keine nicht baulichen Zwecke wie hydraulisches Brechen und das Aufspülen der Strände.
Sylt – Eine Million Kubikmeter Sand jedes Jahr
Das System des Sandtransportes ist einfach: Man braucht einen Bagger, der zur See fährt, Rohleitungen und ein paar Radlader, die den aufgespülten Sand zurechtschieben. Natürlich gehört dazu noch eine Mannschaft, die die Geräte bedient. Die Landesregierung Schleswig-Holstein ist Träger dieser Küstenschutzmaßnahme. Anfänglich wurden die Arbeiten Jahr für Jahr ausgeschrieben. Seit einiger Zeit wird eine vierjährige Ausschreibung praktiziert. Dieses ist für beide Seiten effektiver. In der Regel wird mit diesem System der jährliche Sandverlust an der Westküste der Insel Sylt von etwa einer Million Kubikmeter Sand ersetzt, so ein Bericht aus SHZ.
Schuld daran, dass die Strände immer schmaler werden, ist auch der Anstieg des Meeresspiegels. Die Wasserkante kommt jedes Jahr in Schleswig-Holstein etwa sechs Meter näher an den Strand, mit schlimmen Folgen. Und was geschieht, wenn Stürme in Zukunft häufiger auftreten, haben wir Ihnen am Beispiel Langeoog erklärt.
Ostfriesische Inseln – Strandaufspülung Beispiel Langeoog
Nach einem stürmischen Winter und vielen Dünenabbrüchen, muss auch in diesem Sommer wieder eine Strandaufspülung auf Langeoog stattfinden um die Trinkwasserversorgung aller weiterhin zu erhalten, so auf Langeoog.de
„In Winter 2019/20 kam es als Folge des Tiefdruckgebietes Sabrina vom 10. 02 bis zum 13. 02. 2020 zu einer Kette aufeinander folgender Sturmtiden. Diese führten zu starken Erosionen des Strandes und des Sanddepots vor der Schutzdüne, die im Jahr 2017/18 aufgespült worden sind,“ so der Küstenschutz für die Insel Langeoog, Für den Strandbereich vor dem Pirolatal müssen ca. 700.000 m³ Sand aufgespült werden. Das Pirolatal bezeichnet ein Dünengebiet auf der Nordseeinsel Langeoog.
Der Küstenschutz auf den Ostfriesischen Inseln ist eine Aufgabe des Landes Niedersachsen und wird durch den NLWKN wahrgenommen. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes. Diese Maßnahme trägt ganz erheblich zur Verbesserung der Sturmflutsicherheit der Insel Langeoog bei. Die Arbeiten werden so ausgeführt, dass unter der Maßgabe einer wirtschaftlichen Baudurchführung eine möglichst geringe Beeinträchtigung der Inselgäste und der Natur stattfindet. Ein Abschluss der Arbeiten ist bis September 2020 vorgesehen, so der Küstenschutz.
Mehr Sand am Strand – Beispiel Tunesien – 500.000 Kubikmeter Sand aufgeschüttet.
Die Bevölkerung von Rafraf bekam , was ihr lange Zeit fehlte: einen Strand.
Am schwierigsten erwies sich die Materialbeschaffung, denn Sand von Stränden zu nehmen, ist in Tunesien gesetzlich verboten und Wüstensand ist zu pulverig. Sie nahmen für den Strand Sand vom Meeresboden – gefördert von Deutschland. Drei, vier Millionen Jahre alt sei der Sand, den sie nach Rafraf geschafft haben, so der Bericht von der KfW vom 9. März 2020.
Der steigende Meeresspiegel bedroht Tunesiens 1.100 Kilometer lange Mittelmeerküste. Mit weitreichenden Folgen: Denn die Menschen an der Küste erbringen 90 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung des Landes. Über die Jahre nahm der Strand Meter um Meter ab und die Wellen kamen immer näher. Den Strand vor Hammam Sousse hat die Küstenschutzbehörde APAL wiederaufgebaut, indem sie Unterwasserwellenbrecher anlegen ließ. Die bewirken, dass das Ufer nicht mehr erodiert und sich dort Sand ansammelt. Dies ist eine der Methoden, die Tunesien mit Unterstützung der KfW einsetzt, um seine von Erosion bedrohte Mittelmeerküste zu stabilisieren. Knapp 38 Millionen Euro haben die ersten drei Phasen des Vorhabens gekostet und es wurde zu 75 Prozent von der KfW im Auftrag der Bundesregierung mit Zuschüssen und Darlehen finanziert.
WER HAT DEN STRAND GESTOHLEN? Der illegale Sandabbau ist größer als alle anderen Umweltverbrechen zusammen.
Allein China importiert jährlich eine Milliarde Tonnen Sand, und seine zunehmende Knappheit führt zu illegalem Bergbau in großem Maßstab und tödlichen Konflikten. So braucht Shenzhen an der Grenze zu Hongkong Platz für 1,7 Millionen Wohnungen und gewerbliche Flächen. Die Lokalregierung beabsichtigt daher die Aufschüttung von 5.000 Hektar Land.
Wer schon einmal mit dem Schiff von Hongkong nach Macau gefahren ist, sieht, wie ganze Inseln für den Sandabbau dem Boden gleich gemacht werden. In Macau sieht man ein Frachtschiff nach dem anderen, mit Sand beladen. Auf Sand gebaut, sieht man auch in Hongkong, hier sollen sogar weitere 1000 Hektar Land rund um die Insel Kau Yi Chau in der zentralen Wasserstraße östlich von Lantau – der größten Außeninsel der Stadt geschaffen werden. Weitere 700 Hektar werden in einer zweiten Phase folgen.
Da immer mehr Sand aus Flussbetten, Küsten und Sandbänken geholt wird, werden Straßen zerstört, Brücken brechen zusammen und die Strände erodieren. Und die Sandkriege der Welt werden sich nur noch verschlimmern.
Während die Strände für den Tourismus wieder aufgespült werden, u. a. mit Sand aus dem Meer, verschwinden 75 bis 90% aller Strände der Welt, denn der Welt geht der Sand aus.
Strände sind das Ziel für organisierte Banden auf der ganzen Welt. Der Bauboom in Ländern wie China und Indien und die weltweite Nachfrage nach Konsumgütern mit Sandmineralien haben Kriminelle bereichert, die sich auf den Diebstahl von Stränden spezialisiert haben.
Diese Banden sind als „Sandmafias“ bekannt geworden, und ihre Auswirkungen sind, wenn sie global verstanden werden, massiv. Der illegale Sandabbau ist größer als alle anderen Umweltverbrechen zusammen.
Aus einer Reihe von Gründen verschwinden derzeit 75 bis 90 Prozent aller natürlichen Sandstrände . Die Ursachen für den Anstieg der Sandnachfrage sind auf mehrere Gründe zurückzuführen. Sie reichen von einer boomenden Bauindustrie über Landerweiterungen bis hin zum Abbau von Mineralien an Stränden. Ein Element der globalen Ungerechtigkeit ist, dass nur 15 Prozent der Weltbevölkerung in Nordamerika oder Europa leben, aber etwa 50 Prozent des gesamten Titandioxids verbrauchen, das hauptsächlich an Stränden im globalen Süden gewonnen wird.
Der illegale Sandabbau hat einen zehnmal höheren wirtschaftlichen Wert als alle Wildtierkriminalität. Laut einer Studie von Luis Fernando Ramadon, einem Ermittler der Polizei und Professor für Bergbauverbrechen an der Nationalen Polizeiakademie in Brasilien, ist der illegale Sandabbau größer als alle anderen Umweltverbrechen zusammen.
Professor Ramadan erklärt: „Es ist eine einfache Form der Anreicherung mit weniger Risiko und Kosten als der Handel mit Drogen, Menschen oder Organen.“ Er fügt hinzu, dass es nicht nur so profitabel ist, sondern auch das umweltschädlichste ist.
Nachdem die Inseln in Indonesien wegen Sandraub von der Karte gestrichen worden waren, kam es zwischen Singapur und Indonesien zu einem Streit
In Indonesien werden nicht nur Strände gestohlen, sondern ganze Inseln sind verschwunden, nachdem die Sandmafia sie zerstört hat, weil sie den Sand nach Singapur verkauft hat. Im boomenden Stadtstaat Singapur ist 1 Kilo Sand teurer als 1 Liter Rohöl . Der Grund dafür ist ein Sandexportverbot aus einer ganzen Reihe regionaler Sandexportländer, das nach einer Explosion von Problemen im Zusammenhang mit dem Sandabbau in diesen Ländern in Kraft trat.
Nachdem die Inseln von der Karte gestrichen worden waren, kam es zwischen Singapur und Indonesien zu einem Streit darüber, wo die internationale Grenze zwischen ihnen lag. Und im Südchinesischen Meer haben die Spannungen zwischen den USA und China viele Gründe, aber laut The Economist: „Der Elefant im Porzellanladen “ könnten die enormen Sandreserven sein, die für die Gewinnung im flachen Meer zur Verfügung stehen.
Protest in Indonesien wegen Unternehmen aus den Niederlanden – wegen Sandabbau
Makassar ist die Hauptstadt der indonesischen Provinz Südsulawesi. Hier demonstrierten Fischer gegen die niederländische Baggerfirma Boskalis. Wie der niederländische NOS im Juli 2020 berichtete, protestierten Dutzende Fischer seit Wochen gegen die Baggerarbeiten von Boskalis vor der Küste der indonesischen Insel Sulawesi. Das Ausbaggern hat zu einem enormen Rückgang der Fischbestände geführt, sagte Wiert Wiertsema von der Organisation Both Ends, die den Fischern hilft. Die Bagger trüben auch das Wasser. „Die Fischer können vorübergehend nicht fischen“, sagte Wiertsema im VPRO-Radioprogramm Bureau Buitenland. Die Fischer befürchten auch längerfristige Schäden.
Es ist wahr, dass sich ein Sandgewinnungsgebiet, in dem das Unternehmen ausbaggert, mit dem Fischereigebiet überschneidet, sagt Lara Muller von Boskalis. Aus diesem Grund wurden ihrer Ansicht nach in sechs Dörfern Mittel zur Entschädigung der Fischer eingerichtet. Den Fischern ist laut Wiertsema jedoch keine Entschädigung bekannt.
Das holländische Unternehmen Dredger Boskalis wird auch den ersten Polder in Singapur bauen. Es handelt sich um eine Fläche von 810 Hektar in der Nähe der Insel Pulau Tekong, einer der größten Inseln in Singapur, so ein Bericht von NOS im April 2018.
Das holländische Unternehmen ist auch bekannt durch den Bau von Palm Islands
Das holländische Unternehmen ist auch bekannt durch den Bau von Palm Islands. In Dubai z. B. beteiligte sich Boskalis mit drei seiner 300 Baggerschiffe, nämlich der Colbart, der Taurus und der Ursa an der Aufschüttung und Sicherung von Palm Island I, einer künstlichen Insel in Palmenform mit einer Küstenlänge von 120 km, wofür ca. 200 Millionen Kubikmeter Sand und Steine bewegt werden mussten. In Dubai hatten die Protz-Bauten die eigenen Ressourcen aufgezehrt und Sand wurde aus Australien importiert.
Die künstlichen Inselwelten von Dubai wurden mit gekauften Sand aus Australien aufgeschüttet.
Im Nordosten von Australien, an der Küste vor Brisbane, liegt die wohl größte Sand-Abbaustelle für Meeressand. Der Sandexport bringt dem Land jährlich fünf Milliarden Dollar ein. North Stradbroke Island – liebevoll „Straddie“ genannt – ist die zweitgrößte Sandinsel der Welt. Straddie liegt etwa 30 Kilometer südöstlich von Brisbane, Australien, und ist eine wichtige Touristenattraktion in Queensland. Die Insel zog auch Unternehmen an, die daran interessiert waren, Mineralien aus dem Sand abzubauen. Obwohl der Sandabbau Millionen von Dollar zur Wirtschaft der Insel beitrug , war er aufgrund seiner Auswirkungen auf Lebensräume von Wildtieren und archäologische Stätten der Aborigines ein umstrittenes Unternehmen . Fast die gesamte Vegetation wird an Bergbaustandorten zerstört und die Erholung erfolgt nur langsam. Die Regierung plant, bis 2026 80 Prozent der Insel in eine geschützte Parklandschaft umzuwandeln.
Singapur importiert ungeachtet aller Verbote weiterhin Sand aus den Nachbarländern.
Allein aus Kambodscha hat Singapur von 2007 bis 2017 circa 16 Millionen Tonnen Sand importiert, nachdem der Sandexport nach Singapur 2017 auf Grund von Protesten von Umweltschützern gestoppt wurde. Doch noch immer baggert Singapur unter den Mangrovenwäldern Kambodschas Sand aus. Die Auslöschung eines Ökosystems droht, die Heimat vieler Tiere und Pflanzen, die auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen, ob die Siamkrokodile, Kappengibbons oder auch Elefanten.
Singapur setzt auf Meersand, um seine ehrgeizigen Expansionspläne wie den Mega-Hafen von Tuas zu verwirklichen, der als größtes Containerterminal der Welt geplant ist. Der Mega-Hafen von Tuas soll bis 2040 fertiggestellt sein.
Für die erste von vier Bauphasen in Tuas, die 2021 zu einem Preis von rund 1,8 Milliarden US-Dollar abgeschlossen werden soll, werden etwa 88 Millionen Kubikmeter Sand verwendet, um eine Fläche „Land auf Sand“ zu gewinnen, die 383 Fußballfeldern entspricht.
Laut dem Ministerium für nationale Entwicklung in Singapur, das die Sandimporte überwacht, habe es mehrere Sandquellen. „Sand wird kommerziell aus verschiedenen Ländern importiert, um die Widerstandsfähigkeit unserer Sandversorgung zu gewährleisten“, sagte das Ministerium. „Die Regierung hat die Industrie auch ermutigt, die Abhängigkeit von Sand zu verringern.“
Zwei Händler, die Sand nach Singapur importierten, gaben an, dass die Ware Sand knapper werde, und dies treibe Singapur dazu, Sand von so weit wie möglich zu beziehen, zum Beispiel aus Indien, was die Kosten in die Höhe treiben würde. Der Transport ist der größte Kostenaufwand bei der Beschaffung von Sand.
Meersand wird hauptsächlich zur Landgewinnung verwendet, während Flusssand ein zentraler Bestandteil von Baumaterialien wie Zement ist.
Die Ermordung eines Reporters im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh hat die Gefahren für Journalisten aufgedeckt, die über illegalen Sandabbau im Land berichten.
Shubham Mani Tripathi, Korrespondent der Hindi-Tageszeitung Kampu Mail, wurde am 19. Juni 2020 erschossen, als er mit seinem Motorrad nach Hause zurückkehrte.Tage vor seinem Tod sagte Tripathi in einem Facebook-Post, dass er wegen seiner Berichterstattung um sein Leben fürchtete, sagte Reporter ohne Grenzen (RSF). Tripathi recherchierte wegen Indiens „Sandmafia“, die illegal Sand aus Flussbetten abbaut, um ihn an den Bausektor zu verkaufen. Er berichtete auch über ein illegales Bauprojekt, das später auf Grund seiner Ermittlungen abgerissen wurde. Die Sand-Mafia ist die mächtigste kriminelle Organisation in Indien, darüber haben wir bereits berichtet, Lesen Sie hier: The Price of sand – Illegaler Sandabbau in Indien – Uganda und Sansibar haben keinen Sand mehr – Wer denkt schon daran, dass der Sand knapp wird?
Sand Mining from Out of Eden Walk on Vimeo.
In USA schießen neue Sandminen für Fracksand aus dem Boden
Die feinen Gesteinskörnchen sind beim sogenannten hydraulischen Fracturing, oder kurz Fracking, unerlässlich. Geschätzt 56,3 Milliarden Pfund Sand dürften die Energieunternehmen in einem Jahr in Öl- und Gasbohrlöcher blasen, um mit dieser Fördermethode Gesteinsschichten aufzubrechen und den Ressourcen einen Weg nach draußen zu bahnen. Um den Sand im Fracking-Verfahren einsetzen zu können, muss er allerdings vorbehandelt werden. Er muss zunächst gesiebt werden, denn für die Fördermethode eignen sich nur Körner einer bestimmten Größe. Dann werden Verunreinigungen eliminiert. Und schließlich wird der Sand gewaschen und getrocknet.
Der Aufschwung der vergangenen Jahre ist etwas ins Stocken geraten. Die Nachfrage nach Fracksand hängt stark von den Preisen von Öl und Gas ab und die sind zuletzt eher gefallen. Fracking hat zudem Proteste von Umweltschützern auf sich gezogen und auch die Kritik an möglicherweise negativen gesundheitlichen Folgen von Quarzstaub wächst. Zahlreiche neue Minen wurden trotzdem eröffnet. Allein in Wisconsin hat sich die Zahl der Sandsteinminen seit 2012 auf mehr als verdoppelt.
130.000 Tonnen Fracksand kann 40.000 olympische Schwimmbäder füllen
Sand-Schlaraffenland Alpen
Wie wir bereits in unserem Beitrag: Die weltweiten Sandvorkommen werden knapp – erklärten, sind die Alpen zum Beispiel gigantische Sandfabriken. Tauwetter und Schwerkraft lassen Felsen ins Tal donnern. Sie zerfallen dabei in einzelne Kieselsteine. Von Bergbächen erfasst, zerbröseln die Kieselsteine mit der Zeit in unzählige Sandkörner. Dieser Sand wird schließlich von Flüssen bis ins Meer transportiert.
Doch weltweit versperren immer mehr Staudämme den Weg und dadurch schaffen es immer weniger Sandkörner bis zum Meer: Mit großen wirtschaftlichen und politischen Folgen für die betroffenen Staaten.
Als künstliche Barrieren blockieren 80.000 Staudämme die Flüsse in den USA. In China werden Stauanlagen so rasant gebaut, dass bis demnächst kein einziger Wasserlauf das Meer erreichen wird. Weltweit gibt es etwa 845.000 Dämme. Der Sand, der an den Stränden liegen sollte, steckt hinter den Staudämmen fest. 1/4 der weltweiten Sandreserven sind durch diese Dämme gefangen und er ist gefährdet durch den Sandabbau aus den Flüssen.
50 % der Sandflüsse wird nie das Meer erreichen! Wenn bis zum Jahr 2100 nichts geschieht, werden unsere Strände bald Geschichte sein. Zusammen mit dem vorhergesagten Anstieg des Meeresspiegels bilden sie eine ökologische Zeitbombe. Bis zum Jahr 2100 wird der Meeresspiegel um 1 bis 1.5 Meter gestiegen sein. Derzeit leben 100 Millionen Menschen weniger als 1 m über dem Meeresspiegel. Das heißt, jedes Sandkorn zählt.
Die Sand-Mafia
Jeder glaubt, es gäbe ihn wie Sand am Meer. Doch er ist ein wertvoller Rohstoff, vor allem für die Bauindustrie und die nimmt nicht jeden Sand – unserer Erde geht der Sand aus.
Jährlich werden rund 70 Milliarden Dollar mit ihm umgesetzt – auf jedem Kontinent wird er abgegraben. Mittlerweile haben sich in vielen Ländern mafiöse Strukturen entwickelt, die sich weder um Gesetze noch um die Betroffenen scheren. Selbst vor Morden schreckt die Mafia nicht zurück. Die Sandmafia ist keine einzige Mafia, sondern eine Gruppe von Mafias. Kleine, defragmentierte Gruppen, die in verschiedenen Teilen des Landes tätig sind. Sie arbeiten meist sehr eng mit lokalen Politikern zusammen. Korruption ist weit verbreitet.
In Italien ist allerdings die Sand-Mafia die echte Mafia und sie gräbt nicht nur Sand für Bauzwecke aus, sondern befasst sich auch mit der Deponierung radioaktiver Abfälle. Wenn sie Löcher zum Ausheben von Sand graben, nutzen sie die Löcher für ihre andere Aufgabe, Abfälle zu entsorgen.
Unsere moderne Zivilisation ist auf Sand gebaut
Unsere moderne Zivilisation ist auf Sand gebaut : Beton, asphaltierte Straßen, Keramik, Metallurgie, Erdöl-Fracking – sogar das Glas auf Smartphones – erfordern die bescheidene Substanz. Flusssand ist am besten: Wüstensandkörner sind oft zu rund, um als industrielle Bindemittel zu dienen, und Marinesand ist ätzend. Eine Studie der Vereinten Nationen berechnet jedoch, dass der gesamte Sandverbrauch der Menschheit – mehr als 40 Milliarden Tonnen pro Jahr – jetzt doppelt so hoch ist, wie die Menge an Sedimenten, die auf natürliche Weise auf der Erde durch die Summe der Flüsse der Welt wieder aufgefüllt werden.
Heute ist Sand so wertvoll geworden, dass er über enorme Entfernungen transportiert wird: Australien schickt Schiffsladungen Sand für Landgewinnungsprojekte nach Arabien. China, der Erbauer der Welt, ist auch der Sandfresser des Planeten. Indien liegt mit seinen explodierenden Megastädten an zweiter Stelle beim weltweiten Sandverbrauch.
Deutschland – Von Glas bis Zahnpasta
250 Millionen Tonnen Sand und Kies werden jährlich in Deutschland gefördert. Bis zu zwei volle Einkaufstüten Sand und Kies entfallen laut Bundesverband Mineralische Rohstoffe auf jeden Deutschen – pro Tag. Denn Sand steckt nicht nur in Straßen und Gebäuden, er wird auch für die Produktion vieler Alltagsgegenstände genutzt: Handys und Computerchips, geschmolzen wird er zu Glas.
Der größte Sandverbraucher ist die öffentliche Hand. Doch steht der Sand auf der Liste der Umweltprobleme der Staaten? Wir sprechen über Wasser in Europa oder landwirtschaftlichen Boden oder Fischereiabkommen. – Aber über Sand wird nicht gesprochen.
Die EU zum Beispiel beschäftigt sich zwar mit den Themen Wasser und Landraub, aber von einem Problem „Sandraub“ scheint man dort noch nichts gehört zu haben.
Das Problem ist sehr real: Strände verschwinden und mit ihnen ganze Häuserreihen, Fischer verlieren ihre Existenzgrundlage.
Solange die nationalen Vorschriften nur geringfügig durchgesetzt werden, treten weiterhin schädliche Auswirkungen auf. Wir glauben, dass die internationale Gemeinschaft eine globale Strategie für die Sandregierungen zusammen mit globalen und regionalen Sandbudgets entwickeln muss. Es ist an der Zeit, Sand wie eine Ressource zu behandeln, die mit sauberer Luft, biologischer Vielfalt und anderen natürlichen Ressourcen vergleichbar ist, die die Nationen für die Zukunft verwalten wollen.
Wir brauchen eine Alternative zum Bauprodukt Sand.
Es gibt eine gigantische Plünderung der Erde, doch wer denkt schon daran, dass es sich hierbei um den Rohstoff Sand handelt? Die weltweiten Sandvorkommen werden knapp: Die ungebremste Nachfrage vor allem aus der Bauindustrie gefährdet inzwischen ganze Ökosysteme. Für den Bau von Häusern und Straßen werden bereits wertvolle Strände, gar ganze Inseln abgetragen. Es gibt eine Alternative – Hanf, sogar umweltfreundliche Häuser aus Hanf:
Um den Trend umzukehren, müssen wir weniger bauen und verbrauchen – global. Dies erfordert wiederum eine radikal andere Sicht auf das derzeit herrschende Wirtschaftssystem. Um innerhalb der planetaren Grenzen gut zu leben, brauchen wir eine Nachwachstumsstrategie für die Wirtschaft.
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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