Ent­hüllte Zeit­ge­schichte: „Die Hölle auf Erden“ – So grausam war der Untergang Dresdens durch alli­ierte Luft­an­griffe wirklich! – Der schänd­liche Streit um die Opferzahlen!

Wenige Wochen vor der Kapi­tu­lation der deut­schen Wehr­macht, am 13. Februar 1945, ordnete Royal-Air-Force-Luft­mar­schall Arthur T. Harris die Ver­nichtung der alten Barock­stadt Dresden an. Und das, obwohl es dort laut dem Völ­ker­rechtler und His­to­riker Alfred M. de Zayas, „kaum mili­tä­rische Ziele“ gab. Höchstens ein Bahnhof als Verkehrsknotenpunkt.

(Quelle: Alfred M. de Zayas: „Die deut­schen Ver­trie­benen – Keine Täter, sondern Opfer – Hin­ter­gründe, Tat­sachen, Folgen“, Graz 2006, S. 123).

Der erste Luft­an­griff der ins­gesamt 1.400 bri­ti­schen Flug­zeuge auf Dresden erfolgte um 22.21 Uhr (13. Februar 1945) und bombte die Stadt sozu­sagen ins Feuer.

Ein zweiter folgte um 1.30 Uhr (am 14. Februar 1945).

Und als ob das nicht genug wäre, griffen um 12.12 Uhr mittags auch noch 450 US-ame­ri­ka­nische Flug­zeuge an. Alles in allem wurden 3.000 Tonnen Brand- und Spreng­bomben abgeworfen!

Der Publizist Klaus Rainer Röhl spricht in diesem Zusam­menhang von der „umfang­reichsten Hin­richtung deut­scher Zivi­listen“, die „es je in diesem Krieg gegeben hatte.“

(Quelle: Klaus Rainer Röhl: „Ver­botene Trauer – Ende des deut­schen Tabus“, München, 2002, S. 127).

Zu dieser Zeit befanden sich neben den her­kömm­lichen Ein­wohnern auch noch rund 200.000 Flücht­linge (aus Schlesien) in der Dresden.

Ein Zeit­zeuge ent­setzte sich nach den ver­hee­renden Bom­ben­an­griffen: „So weit man sehen konnte, ein brül­lender Feu­er­orkan! Alle die fünf­stö­ckigen Häuser ringsum brannten von unten bis oben und leuch­teten wie geschmol­zenes Eisen. Die Flammen schlugen stock­werkhoch aus allen Fenstern.“

Klaus Rainer Röhl: „Die Bewohner von Dresden und die in der Stadt kam­pie­renden Flücht­linge starben unter Höl­len­qualen in einem von Harris und seinen Planern wis­sen­schaftlich vor­aus­be­rech­neten Inferno von Feu­er­stürmen. Noch in die über­füllten Parks und Grün­an­lagen, in die sich Zehn­tau­sende von Ver­zwei­felten geflüchtet hatten, warf man Luft­minen und Splitterbomben.“

Und weiter: „Der Sog des Feuers war so heftig, dass es allen Sau­er­stoff wie in einem Gebläse auf­saugte und die Men­schen die keinen Sau­er­stoff mehr ein­atmen konnten, sodass ihre Lun­gen­bläschen von innen her platzten, einen qual­vollen Ersti­ckungstod erlitten (…) Auf die Über­le­benden und Flüch­tenden machten ame­ri­ka­nische Begleit­jäger, die keine deut­schen Flug­zeuge mehr vor­fanden, Jagd mit schweren Maschi­nen­ge­wehren, mit großem Erfolg (…)“

(Quelle: Klaus Rainer Röhl: „Ver­botene Trauer – Ende des deut­schen Tabus“, München, 2002, S. 129, 130).

Eine Augen­zeugin: „Ich muss durch eine Über­führung der Bahn­gleise am Neu­städter Bahnhof. Nur eine schmale Gasse führt hin­durch: links und rechts hoch auf­ge­schichtete Lei­chen­berge. Die Köpfe zeigen nach einer Richtung, die Füße nach einer anderen. Als ich durch bin, stehe ich vor einem rie­sigen Berg von Leichen. Bekleidete und nackte Leichen. Ver­kohlte abge­rissene Beine und Arme. Und überall der Ekel erre­gende süß­liche Gestank von Verwesung.“

Eine andere Augen­zeugin: „Aber das Wasser (der Elbe/d.A.) brannte ja – erst später hörte ich, dass während des ersten Angriffs aus­schließlich Brand­bomben geworfen worden waren und im zweiten Angriff Naphta- und Spreng­bomben, um die Über­le­benden in den Bunkern auch zu zer­malmen – und die Men­schen, die in Parks zusam­men­hockten, konnten von Bäumen oder Gebäuden erschlagen werden! Das war doch Hölle auf Erden!“

Über jene, die in den Häusern waren, schil­derte sie: „Bren­nende Fackeln. Sie schrien, wie nur Men­schen in Todesnot schreien können. Sie stürzten zusammen. Hun­derte bren­nende, schreiende Fackeln stürzten zusammen, ver­stummten. Und immer neue folgten, und keiner kam mit dem Leben davon.“ Und: „Die Straßen mit Leichen übersät, Torsos hingen in den ver­stüm­melten Bäumen (…) Men­schen irrten umher (…)“

Gerhart Hauptmann, schle­si­scher Dichter und Lite­ratur-Nobel­preis­träger, der als der bedeu­tendste deutsche Ver­treter des Natu­ra­lismus galt, beschrieb bei diesem grau­en­vollen Anblick unter Tränen: „Wer das Weinen ver­lernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens (…) ich habe den Untergang Dresdens unter den Sodom- und Gomorrha-Höllen der eng­li­schen und ame­ri­ka­ni­schen Flug­zeuge per­sönlich erlebt (…)“

Alfred M. de Zayas empört sich darüber, dass an dem „Mas­saker in Dresden“ „besonders ent­setzlich“ sei, dass es „kalt­blütig verübt“ wurde!

(Quelle: Alfred M. de Zayas: „Die deut­schen Ver­trie­benen – Keine Täter, sondern Opfer – Hin­ter­gründe, Tat­sachen, Folgen“, Graz 2006, S. 127ff.).

„Dieser Mas­senmord an Zivi­listen wurde denn auch schon im gleichen Monat Februar von den großen eng­li­schen Zei­tungen erstmals so benannt und kri­ti­siert“ (Röhl, S. 131).

Die Nazis hielten Archiv­bilder, die aller­dings kaum vor­handen waren, von der wie ein gigan­ti­scher Hochofen glü­henden Stadt zurück.

Schändlich der spätere Streit über die tat­säch­liche Zahl der Opfer:

– Die amt­liche Sta­tistik der Stadt Dresden gab in der DDR-Zeit 40.000 iden­ti­fi­zierte, auf den Plätzen der Stadt ver­brannten und in Mas­sen­gräbern bestat­teten Leichen an.

– Der Befehls­haber der Ord­nungs­po­lizei, Grosse, Oberst der Schutz­po­lizei in Dresden, sprach von 68.650 (iden­ti­fi­zierten) „Gefal­lenen“.

– Der Report oft he Joint Relief 1941–1946, eine zusam­men­fas­sende Dar­stellung des Inter­na­tio­nalen Roten Kreuzes, gab die Zahl der Opfer in und um Dresden mit 275.000 an.

– Der im März 2010 von der Stadt in Auftrag gege­benen For­schungs­be­richt einer His­to­ri­ker­kom­mission ging von „lediglich“ bis zu 25.000 Toten aus (Röhl, S. 131, 227).

– Der Völ­ker­rechtler de Zayas sprach von 100.000 Toten und 400.000 Obdachlosen.

„Der alli­ierte Bom­ben­krieg gegen die deut­schen Städte war Mas­senmord (…) (von) England sys­te­ma­tisch und fast fabrik­mäßig betrieben, von den Ame­ri­kanern lange mit einer gewissen Distanz betrachtet, aber am Ende klar mit­ge­tragen und also mit zu ver­ant­worten. Es war ein Krieg der Alli­ierten gegen die Zivil­be­völ­kerung, im Namen der Gerech­tigkeit gegen die Schul­digen betrieben, gerichtet gegen Unschuldige“ (Röhl, S. 136).

Quellen: Martin K. Sorge: „The Other Price of Hitler’s War – German Military and Civilian Losses Resulting from World War II.”, Westport, Conn.: Greenwood Press, 1986, S. 101, 102 und Martin Midd­le­brook: “The Battle of Hamburg”, New York: Charles Scribner’s Sons, 1981, S. 244, 268, 269 sowie : Keith Lowe: „Der wilde Kon­tinent – Europa in den Jahren der Anarchie 1943 – 1950“, Stuttgart, 2014, S. 31,32/Klaus Rainer Röhl: „Ver­botene Trauer – Ende des deut­schen Tabus“, München, 2002, S. 102–137/Alfred M. de Zayas: „Die deut­schen Ver­trie­benen – Keine Täter, sondern Opfer – Hin­ter­gründe, Tat­sachen, Folgen“, Graz 2006, S. 124).


Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de