Unge­decktes Geld: Von Krise zu Krise

(Auszug aus dem im Mai erschie­nenen Buch „Geld: Eine kleine Ideen­ge­schichte“ (Edition Forum Freie Gesell­schaft). Zur bes­seren Les­barkeit wurde auf die Ver­öf­fent­li­chung der Fuß­noten verzichtet.)

In der Geld­ge­schichte hat es eine Vielzahl von Ban­ken­krisen („Runs“) gegeben, die Huerta de Soto in seinem Buch ‚Geld, Bank­kredit und Kon­junk­tur­zyklen‘ auf­ge­listet und unter­sucht hat.

(von Hubert Milz)

Huerta de Soto ver­ortet das Grundübel aller Ban­ken­krisen in der vor­sätz­lichen Miss­achtung der Ver­fü­gungs­rechte der Bank­sicht­ein­lagen, also beim Umgang mit dem mone­tären Depo­situm irre­gulare. Bei einem Depo­situm irre­gulare über­nimmt ein Lagerist die Auf­be­wahrung von Gütern. In einem Wei­zensilo bspw. lagern etliche Bauern ihre Wei­zen­ernte und der Depot­be­treiber über­nimmt die Ver­pflichtung der Bewa­chung und des Schutzes des depo­nierten Weizens. Der Bauer A, der z. B. 100 t Weizen im Silo lagert, hat jeder­zei­tiges Ver­fü­gungs­recht über 100 t Weizen mit der­selben Qua­lität, welche dem ursprünglich ins Silo ange­lie­fertem und ein­ge­la­gertem Weizen ent­spricht. Das Tantundem, also das Äqui­valent der ein­ge­la­gerten Ware, muss für den Depo­nenten jederzeit ver­fügbar sein.

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Eine Sicht­einlage Geldes bei einer Bank ist nichts anderes als ein solches Depo­situm irre­gulare. Auch hier über­nimmt die Bank – als Lagerist – die Aufgabe, das Geld auf­zu­be­wahren und zu schützen: Hierfür erhält die Bank Gebühren.

Huerta de Soto zeigt die geschicht­liche Ent­wicklung der Ver­un­treuung der Sicht­ein­lagen durch die Banken; das Tantundem wurde nicht mehr zu 100% vor­ge­halten, sondern die Banken benutzten das Geld auf den Depo­si­ten­konten für eigene Zwecke. Zu Anfang geschah dies ohne ein beson­deres Pri­vileg durch die Herr­schenden; die Ban­kiers waren einfach unehrlich und wurden in alten Zeiten hierfür auch mit dem Tode bestraft. Jedoch, weil Regie­rende oftmals in Geld­nöten sind und von den Ban­kiers billige Kredite wünschten, wurde den Banken das Pri­vileg zuge­standen die Depo­si­ten­gelder nicht zu 100% vor­zu­halten. Vielmehr brauchten die Banken nur noch einen ‚ver­nünf­tigen‘ Teil – da nicht alle Depo­nenten zur selben Zeit über die depo­nierten Gelder ver­fügen werden – als wahr­scheinlich not­wendige Bar­re­serve zu halten. Im Laufe der Jahr­hun­derte wurde dieses Pri­vileg der Teil­re­serve, die mehr­fache Ver­fü­gungs­gewalt über ein und das­selbe Gut – nämlich das ein­ge­la­gerte Geld (Gold und Silber), gesetzlich ver­ankert. Huerta de Soto the­ma­ti­siert die frühen Ver­wer­fungen, die durch solche Prak­tiken in der Antike ent­standen sind, und schlägt über das Mit­tel­alter den Bogen in die Neuzeit.

Dabei zeigte Huerta de Soto mit allen Bei­spielen, dass der damalige Wirt­schafts­verlauf genau der „öster­rei­chi­schen Kon­junk­tur­theorie“ ent­spricht: Geld­schöpfung ex nihilo durch Erhöhung der Kredite, ohne dass diesen reale Erspar­nisse gegen­über­stehen, mit dadurch künstlich sti­mu­lierten Boom­phasen und schließlich scharfe Rezes­sionen mit Banken- und Firmenpleiten.

Die Panik von 1819

In den USA ver­sorgte vor­nehmlich die neu geschaffene Bank of United States die Wirt­schafts­sub­jekte mit unge­deckten Bank­noten und Kre­diten, die nicht durch Erspar­nisse gedeckt waren. Andere Banken wirkten mit.

Die Folge war eine künstlich erzeugte Wirt­schafts­aus­weitung, die erst endete, als jene Bank­noten zur Ein­lösung vor­gelegt wurden und die Kre­dit­aus­weitung endete. Es folgte eine „Kre­dit­ver­knappung“ und eine aus­ge­dehnte Depression. Inves­ti­tionen wurde nicht zu Ende geführt und große Arbeits­lo­sigkeit herrschte.

Die Krise von 1825

Diese weit­gehend eng­lische Krise wurde auch aus­gelöst durch eine enorme Kre­dit­aus­weitung für Inves­ti­tionen in Eisen­bahnen und in der Tex­til­in­dustrie. Die Krise von 1825 erzeugte eine Depression, die erst 1832 endete.

Die Krise von 1847

Ab 1840 kam es in Groß­bri­tannien erneut zu Kre­dit­aus­wei­tungen, die auch Frank­reich und die USA ein­schlossen. Ins­be­sondere gingen die Kredite an Eisen­bahn­ge­sell­schaften. Die Aktien dieser Gesell­schaften waren gefragt und es ent­stand eine spe­ku­lative Blase, deren Platzen 1846 in eine größere Wirt­schafts­krise für Groß­bri­tannien mündete.

Trotz Peel’scher Bankakte von 1844 kam es zur Krise, und zwar, weil nur die Emis­sionen von Bank­noten durch Gold gedeckt sein mussten, die Bank­de­po­siten und Dar­lehen bei den Geschäfts­banken indes nicht. Die Krise führte zu erhöhter Arbeits­lo­sigkeit und die Akti­en­kurse fielen, besonders die Eisen­bahn­aktien fielen ins Bodenlose.

Die Panik von 1857

Zwi­schen 1852 und 1857 finan­zierte eine beträcht­liche Kre­dit­aus­weitung einen Auf­schwung. Gewinne, Nomi­nal­löhne, Preise und Akti­en­kurse stiegen an, eine all­ge­meine Spe­ku­lation fand statt. Als Gewinn­rück­gänge in den kon­sum­fernen Stufen und anstei­gende Kosten sichtbar wurden, brach die Krise aus. Viele Banken stellten am Paniktag, dem 22. August 1857, in New York ihre Geschäfts­tä­tigkeit ein.

Die Krise von 1866

Die Kre­dit­aus­dehnung begann 1861 durch eng­lische, fran­zö­sische und spa­nische Banken. Die Aus­dehnung trieb die Preise für Zwi­schen­güter der Schlüs­sel­in­dus­trien geschwind nach oben. Es folgten spek­ta­kuläre Bank­zu­sam­men­brüche und eine Panik brach aus. Wie schon 1847 und 1857 wurde in Groß­bri­tannien die Peel’sche Bankakte außer Kraft gesetzt, um die Wirt­schaft mit unge­deckten Bank­noten liquide zu halten. Frank­reichs größte Invest­mentbank brach zusammen, eine Depression setze ein – Arbeits­lo­sigkeit breitete sich aus.

Die Krise von 1873

Die Kre­dit­ex­pansion der USA im Zuge des Sezes­si­ons­kriegs dehnte sich auf Europa aus. Enorme Bör­sen­spe­ku­la­tionen trieben die Wert­pa­pier­kurse. Zunächst kam es im Mai 1873 in Europa zur Krise und im Fol­gejahr auch in den USA. Große ame­ri­ka­nische Banken brachen zusammen und eine schwere Depression folgte. Nur Frank­reich blieb ver­schont, weil sich Frank­reich der Kre­dit­aus­weitung ent­halten hatte.

Die Krise von 1882

Ab 1878 wurden in USA und Frank­reich die Kredite kräftig aus­ge­weitet. In Frank­reich kam es zu vielen Akti­en­emis­sionen, einem Arbeits­be­schaf­fungs­pro­gramm und mas­siver Dar­le­hens­ge­währung an die Industrie. Die Bank Union Generale brach 1882 zusammen und die Krise brach aus. Die Bank Crédit Lyonnais stand am Rande des Ruins. Über 400 Banken brachen in USA zusammen. Arbeits­lo­sigkeit ver­breitete sich über die kapi­tal­in­ten­siven Industriezweige.

Die Krise von 1890 bis 1892

Die unge­deckte Kre­dit­ex­pansion erfolgte weltweit, Schwer­punkt war Süd­amerika. 1890 brach die Krise aus mit Unter­nehmens- und Bör­sen­zu­sam­men­brüchen. Arbeits­lo­sigkeit und die sons­tigen Neben­er­schei­nungen, die einer Krise folgen, traten auf.

Die Krise von 1907

Ab 1896 wurde erneut die Kre­dit­aus­weitung (ex nihilo) ange­kurbelt. Die Krise brach 1907 aus und war für die USA sehr ernst, da dort sehr viele Banken zusammenbrachen.

Die Krise von 1913

Der kre­dit­fi­nan­zierte Auf­schwung nach 1907 ver­ur­sachte 1913 die Krise. Durch den Aus­bruch des Ersten Welt­kriegs wurde diese Krise unterbrochen.

Nach 1913, also nach Gründung der FED, erhielten die Krisen eine neue Qua­lität. Für Selgin wirken – mit Blick auf 100 Jahre FED-System und FED-Politik – Zen­tral­banken grund­sätzlich desta­bi­li­sierend, sie ver­län­gerten, ver­schärften und erzeugten viele Krisen und Rezessionen.

Die Krise von 1920

Durch die Infla­tio­nierung der US-Geld­menge unter Prä­sident Wilson im Ersten Welt­krieg kam es 1920 zu einer Krise. Der neue Prä­sident Warren G. Harding ver­traute auf die Markt­wirt­schaft und unter­sagte Inter­ven­tionen der FED. Ergo berei­nigten die Markt­kräfte innerhalb weniger Monate die mone­tären Ver­wer­fungen und die Rezession war schnell vorbei.

Die Krise von 1929 und die große Depression

Die soge­nannten „Gol­denen Zwan­ziger Jahre“ waren gekenn­zeichnet durch viele tech­nische Neue­rungen, ver­bunden mit großen Pro­duk­ti­vi­täts­fort­schritten. Bei einem natür­lichen Angebot des Geldes hätten in jenen Jahren die Preise für Dienst­leis­tungen und Kon­sum­güter scharf fallen müssen, ver­bunden mit starken Reallohnzuwächsen.

Das war jedoch nicht der Fall, weil die FED und andere Zen­tral­banken die Geld­menge stark infla­tio­nierten. Offi­ziell dienten die FED-Pro­gramme der Geld­wert­sta­bi­li­sierung. Star-Öko­nomen wie Irving Fisher unter­stützten wohl­wollend diese Art der Politik. Eigentlich orga­ni­sierte die FED nur eine unge­heure, durch nichts gedeckte Kreditausweitung.

Durch die infla­tio­nierte Geld­menge fielen die Preise nicht und ebenso stiegen die Real­löhne dadurch nicht. Statt­dessen nahm eine phan­tas­tische Bör­sen­spe­ku­lation ihren Lauf; bspw. stiegen die Eisen­bahn­aktien zwi­schen 1922 und Sep­tember 1929 von 189 Index­punkten auf 446, die Kurse der Ener­gie­lie­fe­ranten klet­terten von 82 Punkten auf 375 Punkte und der Kurs von „Radio Cor­po­ration of America“, obwohl diese Firma keine Divi­dende zahlte, stieg von 84 auf 410 Punkte. Im Oktober 1929 platzte eine gigan­tische Blase; die Markt­kräfte drängten auf eine Berei­nigung der Verzerrungen.

Anstatt nun den Markt­kräften – wie 1920 – freien Raum zur Berei­nigung der Ver­wer­fungen zu lassen, unter­banden und ver­hin­derten zunächst Prä­sident Hoover und danach Prä­sident Roo­sevelt mit aller Gewalt, welcher einer Staats­macht zur Ver­fügung steht, dass die Preise sanken, und taten alles, damit die Preise auf hohem Niveau verharrten:

  • Unter Prä­sident Hoover wurden die Ein­fuhr­zölle massiv erhöht und damit die inter­na­tionale Arbeits­teilung unter­graben, weil die betrof­fenen Export­länder eben­falls pro­tek­tio­nis­tisch reagierten.
  • Unter Prä­sident Roo­sevelt wurden die Maß­nahmen gegen die Erholung der Wirt­schaft verfeinert:
     etliche Steuern wurden erhöht,
     gesetz­liche Mindest- und Höchst­preise wurden erlassen, ferner
     staat­liche Kar­tell­bil­dungen angetrieben,
     viele Arbeits­be­schaf­fungs­pro­gramme umge­setzt und
     die staat­li­cher­seits ange­ordnete Ver­nichtung von Lebens­mitteln (Ver­nichtung von Ernten und Vieh­be­ständen) wurde durch­ge­führt, schließlich
     wurde pri­vater Gold­besitz verboten.Alle diese Maß­nahmen sorgten dafür, dass die Krise zur großen Depression wurde.

Die Politik des New Deal von Prä­sident Roo­sevelt musste jede Volks­wirt­schaft in die Knie zwingen; so gingen in der Phase zwi­schen 1929 bis 1933 alleine 5.096 Banken zugrunde.

Bis heute hält sich, ins­be­sondere durch die oben genannte empi­rische Arbeit Milton Friedmans und Anna Jacobson Schwartz, die populäre Sicht­weise, dass die restriktive Geld­po­litik der FED die Krise aus­gelöst und dadurch die große Depression ver­ur­sacht habe.

Robert P. Murphy wider­legte dies, indem er zeigte, dass die FED gleich nach dem Bör­sen­krach die Märkte mit Liqui­dität flutete und eine Nied­rigst-Zins-Politik son­der­gleichen fuhr. Mit den Mitteln der expan­siven Geld­po­litik, mit denen die FED die Krise erzeugt hatte, wollte die FED nunmehr die Krise bekämpfen – salopp gesprochen: Die FED wollte Feuer mit Benzin löschen.

Die Abwertung des Dollars von 20 US-Dollar je Feinunze Gold auf 35 US-Dollar je Feinunze Gold ist – so Robert P. Murphy – eine gran­diose Bank­rott­erklärung der infla­tio­nis­ti­schen Politik der FED und der Roo­sevelt-Regierung gewesen.

Rezes­sionen nach Ende des 2. Weltkriegs

Die Zyklen nach dem Zweiten Welt­krieg sind durch die bewusste infla­tionäre Politik ver­ur­sacht worden, die die Zen­tral­banken betrieben.

Keyne­sia­nische Öko­nomen domi­nierten die Politik. So kam es, dass die expansive Geld- und Fis­kal­po­litik in den 1970er Jahren in eine schwere Rezession mündete – Stag­flation genannt.

Dieses Ergebnis der expan­siven Geld- und Fis­kal­po­litik war von den Öko­nomen der „Wiener Schule der Volks­wirt­schafts­lehre“ längst erwartet worden. Ihre zeit­liche Fehl­ein­schätzung bzw. das ver­zö­gerte Ein­treten beruhte darauf, dass die Zen­tral­banken den infla­tio­nären Prozess unter einem „Papier­geld­standard“ zeitlich weitaus aus­ge­dehnter betreiben können als bei einem Goldstandard.

Die Fort­setzung ab den 1980er Jahren:

Die US-Spar­kas­sen­krise (Savings and Loan Crisis) von 1981 – unter Prä­sident Jimmy Carter wurde die Haftung der ame­ri­ka­ni­schen Ein­la­gen­si­cherung (Federal Deposit Insu­rance Cor­po­ration, FDIC) von 70 % des Gut­habens auf 100 % ange­hoben. Von den ca. 3.800 Spar­kassen wiesen 1981 ca. 85 % Ver­luste aus.

Die Begrenzung der Ver­luste durch den FDIC, die Nied­rig­zins­po­litik der FED und stei­gende Immo­bi­li­en­preise berei­teten den Boden für Moral Hazard: Die Spar­kassen betrieben sehr ris­kante Finan­zie­rungs­ge­schäfte, wobei große Teile dieser Finan­zie­rungen als Kre­dit­ver­brie­fungen ver­kauft wurden.

Als dann die Immo­bi­li­en­preise ein­brachen und die FED die Zinsen anhob, kol­la­bierte das Geschäfts­modell (Risiken der Fris­ten­trans­for­mation) der Spar­kassen. Der Staat sprang als Retter ein. Diese Rettung kostete den US-Steu­er­zahlern etliche Mil­li­arden US-Dollar.

Der Schwarze Montag am 19. Oktober 1987 war eine Reaktion auf die Bör­sen­hausse ab 1982. Bereits die leichte Anhebung des Leitzins durch die FED sorgte für Ner­vo­sität und die Kurse brachen ein. Daraus wurde der erste Bör­sen­krach des auto­ma­tisch-elek­tro­ni­schen Handels: Die auto­ma­ti­schen Ver­kaufs­auf­träge der com­pu­ter­ge­steu­erten Ver­kaufs­pro­gramme sorgten für einen sich ver­stär­kenden Börsenabschwung.

Die Japan­krise, die im Jahr 1990 aus­brach, stürzte Japan in eine öko­no­mische Sta­gnation, die bis heute nicht über­wunden wurde. Die Basis der Krise schuf Japans Zen­tralbank. Von 1982 bis 1987 senkte sie die Leit­zinsen – bspw. den Dis­kontsatz von 5,5% auf 2,5% – und hielt die Leit­zinsen bis 1989 auf diesem nied­rigen Niveau. Kredite waren billig und flossen in den Aktien- und Immo­bi­li­en­markt, so dass sich dort Blasen bildeten.

Der japa­nische Akti­en­index Nikkei stand 1982 bei rund 7.100, erreichte 1989 auf dem Höhe­punkt des Booms 38.916, so dass die Aktien von NTT – Japans Tele­fon­ge­sell­schaft – einen Kurswert auf­wiesen, der höher war als alle an deut­schen Börsen gehan­delten deut­schen Inlands­aktien zusammen.

Par­allel waren die Immo­bi­li­en­preise in phan­tas­tische Höhen geschossen. Der Preis­index der Immo­bilien stieg von 5.800 im Jahr 1980 auf 20.600 im Jahr 1989. Infol­ge­dessen über­stieg der Grund­stückswert des kai­ser­lichen Palastes in Tokio den Wert des Grund und Bodens von Kali­fornien, und der gesamte Grund und Boden Japans war viermal höher bewertet als der gesamte Grund und Boden der USA.

Japans Zen­tralbank änderte 1989 die Zins­po­litik, innerhalb von fünfzehn Monaten wurde der oben genannte Leitzins von 2,5% auf 6% ange­hoben – Folge: Die Blase platzte, der Nikkei-Index brach innerhalb eines Jahres um über 40% ein. Erst im Jahr 2009 lag der Index wieder wie 1982 bei ca. 7.100. Durch aktive, keyne­sia­nisch inspi­rierte Kon­junk­tur­po­litik (schul­den­fi­nan­zierte Kon­junk­tur­pro­gramme, Nied­rig­zins­po­litik – auch mit realen Minus­zinsen) ver­sucht Japans Politik nunmehr seit gut dreißig Jahren, die Misere zu über­winden – erfolglos.

Die Tequila-Krise (1994/1995) ist der populäre Aus­druck für die Peso-Krise, die Mexiko 1994/1995 heim­suchte. Die mexi­ka­nische Regierung hatte den Peso an den US-Dollar gebunden und musste laufend inter­ve­nieren, um diese Bindung durchzuhalten.

Die Geld­po­litik war expansiv (mit ca. 20% p. a.). Das Han­dels­bi­lanz­de­fizit war in 1994 relativ hoch. Die Ver­suche, Angebot und Nach­frage des Peso zu regu­lieren, miss­langen, der Peso wurde um 13% abge­wertet, die Dollar-Bindung auf­ge­geben und der Peso büßte rund 50% seines Werts ein.

Mit Asi­en­krise wird die Finanz‑, Wäh­rungs- und Wirt­schafts­krise Ost­asiens der Jahre 1997 und 1998 bezeichnet. Sie begann im März 1997 in Thailand. Thailand hatte den Baht an den US-Dollar gekoppelt. Der Baht verlor an Wert und viele Markt­teil­nehmer tauschten Baht gegen US-Dollar.

Als die thai­län­dische Zen­tralbank ver­geblich mit über 20 Mil­li­arden US-Dollar gegen den Markt inter­ve­niert hatte, gab die thai­län­dische Regierung den Kampf gegen die Rea­lität auf.

Die Krise griff dann auf mehrere asia­tische Staaten über, ins­be­sondere auf viele der so genannten Tiger- und Pantherstaaten.

Als Bra­si­li­en­krise wird die bra­si­lia­nische Finanz­krise von 1998/99 bezeichnet. Die Ursachen sind ori­ginär in der Geld- und Finanz­po­litik der bra­si­lia­ni­schen Politik ver­ankert. Der Real (im Plural Réis) war von 1690 bis 1942 die bra­si­lia­nische Währung und wurde durch den Cru­zeiro (Umtausch 1.000 : 1) abgelöst.

Bis 1994 erlebte Bra­silien durch die Infla­ti­ons­po­litik der Regie­rungen sechs Wäh­rungs­re­formen. In jener Zeit hatte Bra­silien – nach offi­zi­ellen Angaben – monat­liche Infla­ti­ons­raten von 80%.

1994 wurde als neue Währung wieder ein Real ein­ge­führt, dessen Infla­ti­onsrate um die 2% im Jah­res­durch­schnitt lag. Der Real wurde fest an den US-Dollar gekoppelt. Wegen der defi­zi­tären bra­si­lia­ni­schen Haus­halts­po­litik wertete dies den Real stetig auf. Folglich wurde gegen den Real spe­ku­liert. Als dann der Bun­des­staat Minas Gerais ankün­digte, den Schul­den­dienst ein­zu­stellen, setzte die Flucht aus dem Real ein und die Zen­tralbank tätigte massive Ankäufe des Reals, um den künstlich hohen Kurs zu halten. Die Markt­kräfte waren stärker und die Zen­tralbank gab im Januar 1999 die Ver­tei­digung des über­höhten Real­kurses auf. Danach brach der Kurs des Reals um gut 50% ein und Bra­silien stürzte in eine Finanz- und Wirtschaftskrise.

Scheinbar schwappte Bra­si­liens Krise auf Argen­tinien über und löste dort angeblich die Argen­ti­ni­en­krise (1998/99 bis 2002/2005) aus. Doch auch in Argen­tinien waren die Ursachen der Krise durch die Wirt­schafts­po­litik haus­ge­macht. 1985 wurde die neue Währung Austral ein­ge­führt, welche fest an den US-Dollar gekoppelt wurde, ebenso der Peso, welcher 1991 den Austral ablöste.

Da die Haus­halts­po­litik der Regierung kei­neswegs kon­so­li­dierend war und die Schulden stetig weiter stiegen, geriet Argen­ti­niens Währung – genau wie zuvor die Wäh­rungen in Mexiko und Bra­silien – unter Abwer­tungs­druck. Durch das Fest­halten am Wech­selkurs litt die Wett­be­werbs­fä­higkeit der argen­ti­ni­schen Wirt­schaft. Argen­tinien rutschte in eine Rezession und erhielt vom IWF Milliardenkredite.

Gerüchte, dass der IWF seine Kredite gekündigt hätte, führten 2001 zu einer Banken- und Ver­trau­ens­krise. Zunächst wurde die Währung um 29% abge­wertet und schließlich zur Gänze frei­ge­geben. Die Märkte wer­teten den Peso um 74% ab. Ab 2003 erholte sich der Peso wieder, nunmehr inter­ve­nierte die argen­ti­nische Zen­tralbank gegen die Auf­wertung des Pesos.

Als die Dotcom-Blase (auch Nasdaq-Blase genannt) im Jahre 2000 platzte, ging bspw. in Deutschland eine gut zwei­jährige Lot­te­rie­party zu Ende, die bis ins Frühjahr 2000 eigentlich nur Gewinner kannte.

Aus­löser der Bla­sen­bildung waren die hohen Gewinn­erwar­tungen der so genannten „New Economy“ (Internet, Mobil­te­lefon, Com­puter). Diese Erwar­tungen heizten eine unge­heure Spe­ku­lation an, so dass im Februar 2000 ein Konzern der „Old Economy“ wie Thyssen-Krupp mit 32 Mil­li­arden Euro Jah­res­umsatz und die Film­rech­te­han­dels­firma EM.TV mit einem Umsatz von 320 Mil­lionen Euro den gleichen Bör­senwert von 14 Mil­li­arden Euro aufwiesen.

Als sich die Erwar­tungen nicht erfüllten und auch fin­gierte Zahlen ver­öf­fent­licht worden waren, platzte die Blase und die Aktien der „New Economy“ fielen ins Bodenlose. Bei­spiels­weise wurden Infineon-Aktien für 35 Euro gezeichnet und klet­terten am Aus­ga­betag auf 85 Euro. Der Akti­enkurs fiel beim Platzen der Blase rasch und pen­delte einige Zeit um die 5 Euro, bis er sich wieder etwas erholte.

Das Platzen der Dotcom-Blase war der Start­schuss für die Geld­po­litik, welche die – ab 2007 herr­schende – Finanz- und Wirt­schafts­krise über­haupt erst ermöglichte.

Durch das Platzen der Dotcom-Blase standen die Zeichen auf Rezession. Um eine solche zu ver­hindern, for­derten ins­be­sondere Sta­r­öko­nomen wie Paul Krugman von Alan Greenspan, dem FED-Chef, eine Nied­rig­zins­po­litik, damit im Immo­bi­li­en­be­reich eine neue Blase erzeugt werde.

Mit dem Com­munity Reinvestment Act (CRA) von 1977 wollte der US-Kon­gress Banken dazu ver­pflichten, Dar­lehen zum Immo­bi­li­en­erwerb auch an „sozial Schwache“ zu ver­geben – jedem Ame­ri­kaner sein Eigenheim. Da die Banken sich scheuten ris­kante Dar­lehen zu ver­geben, wurde der CRA 1995 ver­schärft. So konnte bspw. einer reni­tenten Bank mit der Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­keule gedroht werden.

Die halb­staat­lichen Immo­bi­li­en­fi­nan­zierer Fannie Mae und Freddie Mac, die mit vielen staat­lichen Pri­vi­legien und Garantien aus­ge­stattet waren, sollten aus­drücklich das Ziel ver­folgen, dass Boni­täts­schwache („low-to-moderate-income“) zu güns­tigen Kon­di­tionen Dar­lehen für den Eigen­hei­m­erwerb bekommen. Fannie Mae und Freddie Mac waren mittels der staat­lichen Pri­vi­legien und Garantien sehr erfolg­reich, und die Liqui­di­täts­schwemme der FED leistete eben­falls einen unab­ding­baren Teil zur Kre­dit­schöpfung der Banken (ex nihilo):

  • Beide Institute ver­gaben selbst Kredite.
  • Beide Institute kauften die Eigen­heim­dar­lehen anderer Banken auf.
  • Dadurch hatten diese wei­teren Spielraum für zusätz­liche Immobilienkredite.
  • Fannie Mae und Freddie Mac ver­packten, wie die übrigen US-Immo­bi­li­en­fi­nan­zierer auch, diese Dar­lehen zu Bündel, die dann ver­brieft und als Zer­ti­fikate wei­ter­ver­kauft wurden.
  • Kauf­in­ter­es­senten fanden sich rund um den Globus. Das Aus­fall­risiko der Immo­bi­li­en­kredite, das durch die US-Politik per Gesetz ver­schärft und erhöht worden war, ver­teilten die US-Immo­bi­li­en­fi­nan­zierer somit auf den Rest der Welt.

Seit Aus­bruch der Finanz­krise (2007/2008) ver­suchen die Regie­rungen und ihre Zen­tral­banken, der Krise Herr zu werden, und zwar mit den Mitteln der expan­siven Geld- und Aus­ga­ben­po­litik (Kon­junk­tur­pro­gramme, Nied­rigst-Zins­po­litik, Ret­tungs­schirme für Banken und Wäh­rungen). Erneut wird mit den Instru­menten, welche die Krise erst geschaffen haben, die Krise bekämpft: Damit hat die Politik den Grund für die nächste Krise schon gelegt.

Anhand der kurzen Beschrei­bungen der Krisen ab 1929 ist zu erkennen, dass die Zen­tral­banken kei­neswegs Krisen ver­hindern, vielmehr wirken Zen­tral­banken maß­geblich an der Ent­stehung der Krisen mit. Somit ist Selgin zuzu­stimmen, dass Zen­tral­banken grund­sätzlich desta­bi­li­sierend auf den Finanz­märkten agieren.

Ein Argument pro Zen­tralbank in öko­no­mi­schen Stan­dard­lehr­bü­chern ist regel­mäßig die Preis­niveau-/ Geld­wert­sta­bi­lität, für welche die Zen­tral­banken durch ihre Politik die Sorge tragen.

Nun, angeblich war die Deutsche Bun­desbank der Sta­bi­li­täts­anker unter den Zen­tral­banken. In Sachen Sta­bi­lität war die Bun­desbank jedoch der­maßen erfolglos, dass die D‑Mark bei Ein­führung des Euro nur noch 5% ihres Wertes von 1950 verzeichnete.

Eine der ersten Maß­nahmen der 1913/14 gegrün­deten FED, die unter anderem auch mit dem Auftrag betraut wurde, für eine stabile Kauf­kraft des Dollars zu sorgen, war die Her­ab­setzung der Min­dest­re­ser­ve­pflicht der Banken (1913 von 21,1% auf 11,6% und 1917 auf 9,8%). Die umlau­fenden Gold Cer­ti­fi­kates, die zu 100% mit Gold unterlegt waren, wurden direkt nach FED-Gründung ein­ge­zogen. Die FED ersetzte diese durch Federal Reserve Notes, die nur zu 40% durch Gold gedeckt sein mussten. Folglich ver­dop­pelte sich die Geld­menge in den USA bis Ende 1919. Eine Ver­dopplung der Geld­menge dient gewiss nicht der Kauf­kraft­sta­bi­lität. Von 1913/14 bis 2010 hat die FED durch ihre Politik dafür gesorgt, dass der Dollar von 1913 weit mehr als 95% seines Wertes ver­loren hat.

Die Geld­po­litik wird seit Jahr­zehnten domi­niert von den keyne­sia­nisch und/oder den mone­ta­ris­tisch inspi­rierten Zen­tral­banken. Ohne der­artige Zen­tral­banken wären die 50 Hyper­in­fla­tionen des 20. Jahr­hun­derts kaum möglich gewesen. Deshalb hat der Pri­vat­bankier Fer­dinand Lips (1931–2005) die Gründung der FED im Jahre 1913, als mäch­tigster und ein­fluss­reichster Zen­tralbank der Welt, das größte Unglück in der Mensch­heits­ge­schichte genannt. Und zum heu­tigen Staats­geld­system – Zen­tral­bank­wesen, mit ange­schlos­senem Teil­re­ser­ve­ban­ken­system – hat Lips einmal gesagt:

Zum ersten Mal in der Geschichte ist alles Geld der Welt von nichts gedeckt. Das ist das übelste System, das je von Men­schenhand erfunden wurde.

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Hubert Milz, Jahrgang 1956, hat Betriebs- und Volks­wirt­schafts­lehre stu­diert. Er ist Anhänger der Öster­rei­chi­schen Schule der Natio­nal­öko­nomie und befindet sich seit März 2019 als Rentner im (Un)ruhestand.
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Quelle: misesde.org