Colonel Douglas MacGregor, Bild Wikimedia Commons, BMG-2048, CC BY-SA 4.0

Mac­Gregor: Unbe­quemer Querkopf, Glo­ba­li­sie­rungs­gegner, Old School und Trumps Mann als neuer Bot­schafter in Berlin?

Noch ist Douglas Mac­Gergor nur von Prä­sident Trump nomi­niert. Doch der Senat müsste seine Zustimmung geben. Das erscheint relativ unsicher, weil dort schon einige Repu­bli­kaner dem Prä­si­denten von der Fahne gehen. Sollte tat­sächlich Joe Biden das Rennen machen, wird Mr. Mac­Gregor sicher nicht in Berlin der Bot­schafter der USA.

Schon jetzt bemühen sich die Medien, Trumps Mann in den fins­tersten Farben zu zeichnen. Der Lieb­lings­sender CNN der linken Demo­kraten in den USA stellte ihn gleich gebührend vor: Frem­den­feindlich sei er und ras­sis­tisch, er habe Deutsch­lands Flücht­lings­po­litik mehrfach mit „har­schen Worten“ kri­ti­siert, Deutsch­lands Ver­gan­gen­heits­be­wäl­tigung sei „kranke Men­ta­lität“. In einem Interview 2018 soll er gesagt haben:
„Es gibt eine Art kranker Men­ta­lität, die besagt, dass Gene­ra­tionen um Gene­ra­tionen für etwas büßen müssen, was in dreizehn Jahren deut­scher Geschichte pas­siert ist, und die anderen 1.500 Jahre Deutschland ignorieren.“

Mac­Gregor fand auch deut­liche Worte für die haupt­sächlich mus­li­mische Ein­wan­derung nach Deutschland, die sich hier­zu­lande nicht einmal die AfD trauen würde, von sich zu geben. Mac­Gregor nannte die deutsche Bun­des­re­gierung  „eine extrem bizarre Regierung, die sich mehr darum kümmert, kos­tenlos ihre Dienste für Mil­lionen unge­wollter mus­li­mi­scher Inva­soren anzu­bieten, um es deutlich zu sagen, als um die Streit­kräfte zur Ver­tei­digung ihres Landes“. Und in einem anderen Interview 2016 sagte er, die Flücht­linge kämen mit dem Ziel, „Europa in einen isla­mi­schen Staat zu ver­wandeln“. Und: Mac­Gregor gilt als Unter­stützer Prä­sident Trumps. Kein großes Wunder, dass unsere Medien den Mann nicht besonders ins Herz geschlossen haben.

Eines kann man dem Mann aller­dings nicht absprechen. Er kennt sich ganz gut mit Deutschland und der Men­ta­lität aus und spricht fließend Deutsch. Er ist als Jugend­licher in Deutschland zur Schule gegangen. Nach Been­digung der Schule und Rückkehr in die Staaten ging er an die legendäre Eliten-Mili­tär­aka­demie West­point. Zu ver­schie­denen Ein­sätzen kehrte er zurück nach Deutschland. Er war auch im Kosovo-Krieg als Pla­nungschef des Ober­be­fehls­habers der NATO-Streit­kräfte eingesetzt.

Er war in der fünften Klasse, als ihm beim Ein­kaufen mit seiner Mutter ein Buch in die Hände fiel: „Panzer Battles“ (Pan­zer­schlachten) von Friedrich von Mel­lenthin, in dem der Wehr­machts­ge­neral von seinen Kriegs­er­leb­nissen im Zweiten Welt­krieg berichtete. Der kleine Douglas Mac­Gregor war sehr fas­zi­niert von diesem Buch und spielte von da an besonders gern mit Panzern und schaute sich vor­zugs­weise Welt­kriegs­filme an.

Wer die Ame­ri­kaner kennt weiß, dass das US-Militär eine unge­heuer wichtige Rolle in ihrem Selbst­be­wusstsein ein­nimmt. Es ist eine der Klammern, wenn nicht DIE Klammer, mit der die so unter­schiedlich zusam­men­ge­setzte Gesell­schaft ver­schie­dener Ethnien, Reli­gionen und sozialer Klassen zusam­men­ge­halten wird. Mangels einer gewach­senen, eigen­stän­digen und ein­heit­lichen Kultur und Ethnie findet die Über­be­tonung des Patrio­tismus als nationale Iden­tität ihren Aus­druck auch im Mili­tä­ri­schen. Mili­tär­an­ge­hörige genießen eine hohe Achtung.

Zum Kriegs­helden wurde Douglas Mac­Gregor 1991 im Irak beim Unter­nehmen „Desert Storm“. Die Süd­deutsche schreibt: „Er kom­man­dierte zwei Ein­heiten mit 19 Kampf­panzern, die als erste die Grenze pas­sierten. Im ‚Battle of 73 Easting‘ zer­störten er und seine Sol­daten in kaum einer halben Stunde ohne eigene Ver­luste 70 gepan­zerte Fahr­zeuge der Iraker. Für ihn als Pan­zer­kom­mandeur seien die end­losen Wüsten ‚wie ein Paradies‘ gewesen, sagte er viele Jahre nach seiner Pensionierung.“

Douglas Mac­Gregor galt als schwierig und streitbar unter den Gene­rälen, als „über­am­bi­tio­niert“. Er soll seine Ein­heiten in Trai­nings von einem Sieg zum nächsten geführt haben, aber, wie im nach­gesagt wird, mit unsau­beren Methoden. Im Ruhe­stand schrieb er weiter Bücher über Mili­tär­taktik und gründete eine Stra­te­gie­be­ra­tungs­firma. Seine bekannte Fach­kom­petenz bescherte ihm auch Erfolg. Erst letztes Jahr ver­öf­fent­lichte er ein wei­teres Mili­tär­stra­te­gi­sches Buch mit dem Titel „Trans­for­mation under Fire“ (Trans­for­mation unter Feuer), was so brillant ist, dass es, wie die NZZ (das West­fern­sehen für Deutschland) schreibt, umgehend Pflicht­lektüre für alle höheren Offi­ziere der israe­li­schen Streit­kräfte geworden ist.

Der Trump-freund­liche Sender Fox ließ ihn immer wieder als Experte für Mili­tä­ri­sches sowie zur Aussen- und Sicher­heits­po­litik zu Wort kommen. Auch hier über­zeugte der noto­risch Unbe­queme immer wieder durch seine glas­klaren Ana­lysen und seinen außer­ge­wöhn­lichen Sinn für Stra­tegie und Taktik. Überdies ist er ein kno­chen­tro­ckener Realist. Denn eine ganz andere Facette seines ana­ly­ti­schen Ver­standes zeigt sich in seiner Haltung zu Kon­flikten mit Russland und China oder dem Iran. Hier liegt auch die Über­ein­stimmung mit Prä­sident Trump. Die NZZ schreibt:

„In Mac­Gregors Fall stimmt das Lob für Trumps Politik des mili­tä­ri­schen Rückzugs auch mit seinen Über­zeu­gungen überein. Was er sagt und schreibt, ent­spricht der Schule des Rea­lismus, die die Welt als Arena kon­kur­rie­render Groß­mächte begreift. Russland könne ver­mutlich nie ein Freund der Ver­ei­nigten Staaten sein, schrieb Mac­Gregor einmal. Aber eine Part­ner­schaft mit «beschränkter Haftung» sei möglich und auch wün­schenswert. Ähnlich denkt er über China und Iran. Wolle man Kon­flikte in den inter­na­tio­nalen Bezie­hungen bei­legen, müsse man immer nach Lösungen Aus­schau halten, «mit der beide Seiten leben können». Solches Denken ver­lässt sich nicht auf supra­na­tionale Orga­ni­sa­tionen, und es ist auch nicht für das grö­ßen­wahn­sinnige «nation building» der Neo­kon­ser­va­tiven anfällig, die in Washington noch vor wenigen Jahren den Ton ange­geben haben.“

Douglas Mac­Gregor ist durch und durch Militär, ame­ri­ka­ni­scher Patriot, stock­kon­ser­vativ, Kriegsheld und Prä­sident Trumps Mann. Er ist so ziemlich DAS Feindbild der deut­schen Presse- und Medi­en­land­schaft. Er ist kein Diplomat, bei Gott nicht. Aber als US-Bot­schafter in Berlin ist er viel­leicht gar nicht so falsch posi­tio­niert und genau der richtige Mann für die Inter­essen der USA.

Denn Deutschland liegt im mili­tä­ri­schen und wirt­schaft­lichen Span­nungsfeld zwi­schen den Welt­mächten USA, Russland und China. Das sehen wir gerade am Bei­spiel des Geheim­dienst-Krimis um Nawalny, einem unge­klärten Gift­an­schlag, der Ver­bindung zur Nord­stream-Pipeline und den ame­ri­ka­ni­schen Interessen.

Douglas Mac­Gregor ist ein Experte, der sehr genau weiß, wovon er spricht, wenn es um die Inter­essen der Groß­mächte geht, um Han­dels­kriege, um mili­tä­ri­sches Kräf­te­messen, um die Gefahr, einen großen Krieg los­zu­treten. Und er ist keiner, der die Lage falsch ein­schätzt und aus Dummheit oder Ignoranz einen Kon­flikt her­auf­be­schwört. Hier wäre er ein kan­tiger, aber gut ein­schätz­barer, grad­li­niger und viel­leicht auch ehr­licher Ansprech­partner, der klare Linien ver­folgt. Eine gute, deutsche Regierung könnte Ver­trauen auf­bauen und wüsste, wo sie mit ihm dran ist.

Leider wird das weder die Qua­li­täts­medien noch die Politik beein­drucken. Douglas Mac­Gregor wurde schon zur Unperson erklärt, sobald Trump ihn desi­gniert hatte. Man zer­stört aus purer Feind­se­ligkeit von vor­ne­herein eine Chance, am Frieden und Aus­ba­lan­cieren der Mächte in der Welt mit­zu­wirken. Mit einem geradezu klein­kindhaft-bockigen „Nein, mit dem spielen wir nicht!“. Diplo­matie und poli­tische Ver­ant­wortung geht anders.