Wis­sen­schaftler ent­hüllen eine Analyse der selt­samen Sub­stanz, die der Rover auf der anderen Seite des Mondes gefunden hat

Chi­ne­sische Wis­sen­schaftler ent­hüllen eine Analyse der selt­samen Sub­stanz, die der Yutu 2‑Rover auf der anderen Seite des Mondes gefunden hat.

Chi­ne­sische Wis­sen­schaftler haben eine Analyse einer merk­wür­digen Sub­stanz auf dem Mond ver­öf­fent­licht, die nach ihrer Ent­de­ckung durch den Yutu 2‑Rover im ver­gan­genen Jahr großes Interesse geweckt hat (Titelbild: Chinas Yutu 2 Moon Rover hat dieses Bild aus glas­ar­tigem Material vom Rand eines kleinen Kraters aufgenommen)

Die Ent­de­ckung wurde von einem Mit­glied des Yutu 2‑Antriebsteams im Juli 2019 am 8. Mondtag der Rover-Mission gemacht, die Teil der chi­ne­si­schen Chang’e 4‑Mission zur Erkundung der anderen Seite des Mondes ist.

Ein Bericht von Our Space, einer chi­ne­sisch­spra­chigen Science-Out­reach-Publi­kation, ent­hüllte die Ent­de­ckung am 17. August und beschrieb die Sub­stanz unter Ver­wendung des Begriffs „胶状 物“ („jiao zhuang wu“), der als „Gel-ähnlich“ über­setzt werden kann.

Diese Beschreibung stieß zusammen mit dem anfäng­lichen Fehlen von Bildern auf großes Interesse und Spe­ku­la­tionen unter Mondwissenschaftlern.

Die Sub­stanz besteht jedoch, wie von Wis­sen­schaftlern erwartet, aus Gestein. In ihrem Artikel in Earth and Pla­netary Science Letters ana­ly­sierten Gou Sheng und Kol­legen Daten von den Pan­orama- und Gefah­ren­ver­mei­dungs­ka­meras von Yutu 2 sowie vom VNIS-Instrument (Visible and Near Infrared Spec­tro­meter) des Rovers.

Sie ver­wen­deten ein Ver­fahren, das als spek­trale Ent­mi­schung bezeichnet wurde, um die gemes­senen Spektren von VNIS auf­zu­schlüsseln und die wahr­schein­liche Zusam­men­setzung und Häu­figkeit des Mate­rials zu bestimmen.

Die Autoren beschreiben das Material als eine dun­kel­grün­liche und glit­zernde Schlag­schmelzbrekzie mit einer Größe von 52 x 16 cm. Diese Merkmale sind Anzeichen für ein mög­liches Vor­han­densein von Gläsern, die nor­ma­ler­weise aus Auf­prall­schmelzen oder Vul­kan­aus­brüchen stammen.

Dem Papier zufolge wurde die Brekzie – zer­bro­chenes Fragment von zusam­men­ge­klebten Mine­ralien – durch schlag­be­dingtes Schweißen, Zemen­tieren und Agglu­ti­nieren von Mond­re­golith und Brekzie gebildet.

Das Material, so heißt es, ähnelt Brek­zi­en­proben, die von den Apollo-Mis­sionen der NASA zurück­ge­geben wurden. Ins­be­sondere werden Ähn­lich­keiten mit den mit 15466 und 70019 bezeich­neten Apollo-Proben fest­ge­stellt, ein Ver­gleich, den der Mond­wis­sen­schaftler Clive Neal zuvor an der Uni­ver­sität Notre Dame durch­ge­führt hat.

Die Probe 70019, die vom Astro­nauten und aus­ge­bil­deten Geo­logen Har­rison „Jack“ Schmitt gesammelt wurde, besteht aus dunklen, zer­bro­chenen Mine­ra­li­en­frag­menten, die zusam­men­ge­klebt sind, und schwarzem, glän­zendem Glas.

Die Ergeb­nisse sind jedoch nicht end­gültig. Das Papier stellt fest, dass die Analyse durch die Tat­sache begrenzt ist, dass VNIS-Mes­sungen unter schlechten Beleuch­tungs­be­din­gungen und anderen Fak­toren durch­ge­führt wurden.

Dan Moriarty, Post­dok­torand der NASA am Goddard Space Flight Center in Greenbelt, Maryland, sagte, dass die spek­trale Ent­mi­schung besonders her­aus­for­dernd sei, da Chang’e 4 ein völlig uner­forschtes Gebiet des Mondes erforsche.

„Wir haben keine Proben aus dieser Region, die zur Infor­mation der Modell­pa­ra­meter bei­tragen könnten. Aus diesem Grund sind die genauen Ergeb­nisse der Rego­li­th­zu­sam­men­setzung, die in diesem Artikel vor­ge­stellt werden, mög­li­cher­weise nicht kom­plett akkurat“, sagte Moriarty. „Die Autoren haben jedoch her­vor­ra­gende Arbeit geleistet, um ihren Ansatz und ihre Annahmen genau zu doku­men­tieren, sodass ihre Ergeb­nisse im Kontext dieses äußerst her­aus­for­dernden Pro­blems ver­standen werden können.“

Moriarty sagte, dass ihre Inter­pre­tation der Sub­stanz ver­nünftig erscheint und mit frü­heren Inter­pre­ta­tionen über­ein­stimmt, die auf frü­heren Bildern basieren. „Es ist sehr inspi­rierend, dass zeit­ge­nös­sische Mis­sionen Merkmale auf der anderen Seite des Mondes ent­decken, die den von den Apollo-Astro­nauten beob­ach­teten Merk­malen ähneln“, sagte Moriarty.

Das Papier befasst sich auch mit der Umgebung. Die Mes­sungen lassen die Autoren ver­muten, dass der Mond­re­golith aus einer Mischung aus meh­reren Quellen besteht. Auswurf aus dem Auf­prall, der den nahe gele­genen Finsen-Krater ver­ur­sachte, wird als Haupt­quelle ange­sehen, mit mög­lichen Bei­trägen aus dem Erlenkrater.

Das Raum­schiff Chang’e 4 landete im Januar 2019 his­to­risch im 180 Kilo­meter breiten Von Kármán-Krater auf der anderen Seite des Mondes.

Yutu 2 bereitet sich derzeit auf seinen 20. Mondtag vor, der um den 14. Juli beginnt. (Ein Mondtag ist ungefähr zwei Erd­wochen lang, ebenso wie eine Mond­nacht.) Während des Mond­tages 19, der am 14. Juni begann, hatte der Rover ins­gesamt 15,58 Meter über die Mond­ober­fläche gefahren. Ins­gesamt hat der Rover etwa 463,26 Meter zurückgelegt.

Der Rover ver­brachte seinen 19. Mond­morgen damit, einen kleinen Krater mit reflek­tie­rendem Material zu unter­suchen, der eine weitere Schlag­schmelz­glas­probe sein könnte, bevor er weiter nach Nord­westen fuhr.

Yutu 2 und der Lander Chang’e 4 wurden am 27. Juni abge­schaltet und been­deten den 19. Mondtag.


Quelle: pravda.tv/space.com/