Am letzten Sonntag in Paris: Auf dem Place de la République stand eine Menge von Tausenden Empörten. Premierminister Jean Castex war – trotz Corona – mitten dabei. Frankreich ist im Schockzustand, denn der 47jähriger Erdkunde- und Geschichtslehrer Samuel Paty hat einen grauenhaften Tod gefunden. Er wurde enthauptet. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Lehrer von einem 18jährigen Islamisten geköpft wurde, weil er beim Thema „Meinungsfreiheit“ die Karikaturen des Propheten Mohammed im Unterricht als Beispiel gezeigt hatte. Auch deutsche Lehrer machen jetzt darauf aufmerksam, dass sie unter wachsender Bedrohung stehen.
Samuel Paty zeigte, um das Thema „Meinungsfreiheit“ im Unterricht zu behandeln, die Mohammed-Karikaturen, die angeblich 2015 den Terroranschlag radikaler Islamisten auf die Redaktion von „Chalie Hebdo“ ausgelöst haben. Zuletzt im September hatte es vor den ehemaligen Redaktionsräumen einen neuen Anschlag auf zwei Journalisten des Magazins gegeben. Ein 18jähriger, radikal-islamischer Pakistani war mit einem Hackmesser auf die beiden Journalisten losgegangen und hatte sie schwer verletzt. Nach dem Mord an dem Lehrer kündigt Frankreichs Präsident Macron einen Feldzug gegen den radikalen Islam an.
Der mutmaßliche Mörder des Lehrers wurde kurz nach der Tat in dem nahegelegenen Ort Èragny-sur-Oise von der Polizei aufgegriffen. Polizeiangaben zufolge versuchte der 18jährige noch, die Polizisten zu attackieren und wurde dabei erschossen. Ein Antisprengstoffkommando war ebenfalls dabei, falls der junge Terrorist eine Sprengstoff-Selbstmordattacke geplant hätte, doch es wurde kein Sprengstoff gefunden.
Zum Täter selbst ist nicht viel bekannt. Es soll sich um einen in Moskau geborenen, muslimischen Tschetschenen handeln. Der junge Mann hatte auf den sozialen Medien vor dem Mord noch das Foto des Opfers veröffentlicht und dazu kommentiert, der Lehrer habe den Propheten beleidigt.
Die Tat hat in Frankreich großes Entsetzen hervorgerufen. Nicht nur in Paris, auch in mehreren anderen großen Städten trugen sehr viele Franzosen ihren Zorn und ihre Empörung auf die Straße. Und obwohl Menschenansammlungen und Veranstaltungen von mehr als tausend Leuten verboten sind, schritt die Polizei nicht ein. Als Zeichen des Respekts vor dem mutigen Lehrer klatschten um 15 Uhr die Demonstranten minutenlang in Frankreichs Städten. Viele hielten Schilder hoch „Wir haben keine Angst!“ und „Je suis enseignant!“ (Ich bin Lehrer! — in Anlehnung an „Je suis Charlie“).
Auch die islamische Gemeinde distanzierte sich mit deutlichen Worten von der Tat. Nichts rechtfertige die Ermordung eines Menschen, stellte der Islamische Dachverband fest.
Zur Zeit finden Razzien und Polizeieinsätze gegen Islamisten und ihre Zirkel und Organisationen statt. Dutzende Personen aus dem islamistisch radikalisierten Milieu wurden verhaftet, 231 mutmaßliche Extremisten sind „im Visier“, die Polizeieinsätze werden weiterhin fortgesetzt. 180 davon seien bereits im Gefängnis. Weitere 51 sollen verhaftet werden.
Der Verteidigungsrat Frankreichs tagte und beschloss, deutlich härter gegen Radikalisierung vorzugehen. Hass im Netz solle mehr beobachtet und bekämpft werden. Tatsächlich gab es viele Posts, die die Tat des irren Kopfabschneiders verherrlichen und als beispielhaft hinstellen. Nun will man die Islamverbände stärker unter die Lupe nehmen. Auch ein Schülervater hatte in den Sozialen Medien heftig Stimmung gegen den Lehrer gemacht. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin bezeichnete Aufrufe und Stimmungsmache gegen den Lehrer als eine Fatwa (religiöses Urteil) mit Todesstrafe.
Nun werden die Sozialen Medien wieder stärker zensiert werden für alle. Und die Politiker, insbesondere Präsident Macron, die die Einwanderung und Ausbreitung des radikalen Islam zumindest tatenlos geduldet haben, zeigen demonstrative Bestürzung.
Dieses Phänomen ist nicht auf Frankreich beschränkt. Auch in Deutschland werden Lehrer unter Druck gesetzt und eingeschüchtert. Der Chef des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger gab in einem Gespräch mit der Passauer Neuen Presse seinen Befürchtungen Ausdruck, dass auch in Deutschland an vielen Schulen ein Klima der Angst unter den Lehrern herrsche.
„Der Druck ist vor allem in Brennpunktschulen mit einem hohen Anteil von Schülern mit einem entsprechenden Migrationshintergrund sehr hoch. Lehrkräfte trauen sich an manchen Schulen nicht mehr, einen Film wie ‚Schindlers Liste‘ zu zeigen. Sie bekommen Druck von den Eltern, aber auch von Schülern. Da entsteht bei manch einem schon eine Schere im Kopf.“
Nicht nur das. Sie werden von den Aufsichtsbehörden und den Politikern im Stich gelassen.
https://youtu.be/1ZJSUS-6NHk
Was ein Reizthema für muslimische Schüler sein könnte, wird vermieden. Die Schulleitungen fordern sogar die Lehrer auf, so etwas wie Nahostkonflikt, Sechstagekrieg, im Prinzip alles rund um Israel nicht in der Schule zu behandeln. Lehrer weichen auch aus Eigeninteresse und blanker Angst solchen Themen aus – insbesondere in Brennpunktschulen. Viele Lehrerinnen beklagen sich über völlig fehlenden Respekt vor ihnen als Frau. Beleidigungen, brutale Anmache und Drohungen gehören für viele zum Alltag. Gerade muslimische, männliche Heranwachsende produzieren sich gern vor ihren Freunden als selbstbewusster, muslimischer Macho, der der Lehrerin richtig Angst einjagen kann.
Das Klima der Einschüchterung ist an Brennpunkt-Schulen mit einem hohen Anteil an muslimischen Schülern aus unteren Schichten mit Händen greifbar. Heinz Peter Meidinger warnt anlässlich der Gräueltat in Frankreich davor, dass sich die Dinge auch hier in dieselbe Richtung entwickeln.
Diese Panorama-Sendung hier zeigt, warum es soweit kommen konnte.
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