Ist die Welt noch zu retten? Die spi­ri­tuelle Dimension der Coro­na­krise — Vera Wagner im Gespräch mit dem Ver­leger, Autor, Astro­logen und ZEN-Schüler Wolfgang Maiworm

Die Welt scheint gerade unter keinem guten Stern zu stehen. Ange­sichts der Pan­demie wird die gesamte Menschheit buch­stäblich dazu ange­halten, den Atem anzu­halten. Mit Wolfgang Maiworm, einem der Pio­niere der spi­ri­tu­ellen Medi­enwelt, Her­aus­geber der Zeit­schrift „Lebens-(t)räume“, Ver­an­stalter des Kon­gresses „Medizin und Bewusstsein“, im Zen und der ältesten Wis­sen­schaft über­haupt – der Astro­logie – bewandert, möchte ich über die spi­ri­tuelle Dimension dieser Krise sprechen. 

Wolfgang, bedingt durch die ver­schärften Maß­nahmen und einen erneuten Lockdown musstest Du – quasi in letzter Minute – den dies­jäh­rigen Kon­gress „Medizin und Bewusstsein“ absagen. Das war bitter für Dich als Ver­an­stalter, der ein aus­ge­klü­geltes „Corona-Konzept“ aus­ge­ar­beitet hatte, bitter für die Refe­renten und die Aus­steller, die ein­ge­laden waren. Welche Haltung hilft Dir dabei, mit diesem Total­ausfall umzu­gehen?

In solchen Situa­tionen zeigt sich, ob man sich spi­ri­tuelle Weis­heiten nur ange­lesen hat oder ob gereifte Erkennt­nisse im Alltag umge­setzt werden. Gerade im ZEN finde ich dann die Werk­zeuge, mit nicht erfüllten Vor­stel­lungen umzu­gehen: „Wenn du ver­stehst, sind nämlich alle Dinge und Ereig­nisse eins, wenn du nicht ver­stehst, sind sie ver­schieden und getrennt. Wenn du nicht ver­stehst, sind alle Dinge und Ereig­nisse eins, wenn du ver­stehst, sind sie ver­schieden und getrennt.“ – Ich nehme mich in meinen Alltags-Hand­lungen wichtig. Ver­suche, das absolut Beste zu kre­ieren. Vielfach bin ich und auch meine Umwelt mit dem Ergebnis ein­ver­standen. Und wenn dies nicht der Fall ist, habe ich gelernt, mich nicht so wichtig zu nehmen. Dann war es offenbar für meine Seele, die eine wis­sende, unbe­stech­liche Sub­stanz ist, wichtig, eine Kor­rektur gegenüber meinen Vor­stel­lungen vor­zu­nehmen, und zwar immer zu meinem Besten. „Corona“ ist dann nur eine Erfül­lungs­ge­hilfin. Und ein Kon­gress, der nach bestem Wissen und Gewissen vor­be­reitet war, ist nach einem über­ge­ord­neten Gesetz abzu­sagen gewesen. „Der Mensch denkt, Gott lenkt“. Es ist in der Ordnung dieser Welt. Es fällt einem immer nur zu, was gerade im Gesetz des Lebens angesagt ist. Es ist ein Spiel zwi­schen den Polen des Pro und Contra – und ich schaue zu. Dann handle ich (der Kon­gress ist auf nächstes Jahr ver­schoben worden) und mache ein Horoskop zu dem zu erwar­tenden Ereignis. Habe eine Inter­pre­tation ent­spre­chend bis dahin gemachter Erfah­rungen dazu – und mein Ego freut sich, wenn es dann so eintrifft.

Wie oben so unten, wie im Himmel so auf Erden. Frage an den Astro­logen Wolfgang Maiworm: Beein­flussen die Gestirne die Situation auf der Erde oder spiegeln sie das, was auf der Erde geschieht?

„Spiegeln“ ist der richtige Aus­druck, wenn wir ein senk­rechtes Weltbild zugrunde legen, das heißt das Her­me­tische Gesetz anzu­wenden wissen, von einer Ebene dieser Erschei­nungswelt auf die andere Ebene schließen zu lernen. „Wie oben, so unten“, „Wie im Himmel also auch auf Erden“ sind bekannte Aus­sagen dazu. Doch ist dies auch richtig ver­standen? Die Gestirns­kon­stel­lation am Himmel (Makro­kosmos) hat ihre Ent­spre­chung (Spie­gelung, Ana­logie, Syn­chro­ni­zität) im Mikro­kosmos Erde – und dort auf allen Ebenen, die diese Erde her­vor­bringt: mate­riell, see­lisch, geistig – und das Vierte in der Qua­dratur (Kreuz von Zeit und Raum) des Kreises, ist das Jen­seitige, das Ver­borgene, nicht Messbare – das Chao­tische, Mys­tische, Göttliche.

Bringt der Blick in das kos­mische Ord­nungs­muster für Dich Licht ins Dunkel?

Ja, absolut – und nicht nur für mich, sondern für alles und JEDEN. Die Kon­stel­lation am Himmel, die zum Zeit­punkt einer Geburt (auch eines Ereig­nisses) vom Punkt der Beob­achtung aus zu sehen ist, ist das Muster, das auf der irdi­schen Ebene einen bestimmten Aus­druck findet. Diese Qua­lität in der Quan­tität (Astro­logie im Ver­hältnis zur Astro­nomie) folgt dem Gesetz, dass im Anfang das Ende liegt, so wie im Samen die Frucht ent­halten ist. – So kommt aus dem Dunklen, aus dem Samen, der zarte Keim im Frühling ans Licht. In Zeit und Raum reift das, was im Samen angelegt ist, heran, erfährt seinen Frucht­zu­stand, vergeht im Zurück­ziehen zu den Wurzeln, ruht im Ver­bor­genen, dem nicht Sicht­baren – im ver­meint­lichen Nichts bereitet sich aber das Neue auf den Durch­bruch im Frühjahr vor. Dies ist auf einer anderen Ebene die Beschreibung von Hell und Dunkel, von Aggression und Depression, von Werden und Vergehen.

Kannst Du aus astro­lo­gi­scher Sicht einen Sil­ber­streif am Horizont ent­decken? Oder ganz pla­kativ gefragt: Ist die Welt noch zu retten?

Ja, ein­deutig JA. Doch Mutter Erde braucht uns dazu nicht. Auch für sie gilt das Werden und Ver­gehen. Wir Men­schen sind im Gesetz des Lebens mehr oder weniger bewusste Erfül­lungs­ge­hilfen für das eine oder andere. – 1990 ver­an­staltete ich mit Freunden in Bad Homburg den Kon­gress „Der Erde ist es egal, wer sie heilt“ – und das trifft den Kern. Wir Men­schen leben etwa achtzig Jahre, doch Mutter Erde braucht zur Erneuerung in dem Prozess, den wir in den Jah­res­zeiten Frühling, Sommer (Ent­faltung), Herbst, Winter (Ein­faltung) erleben, etwa 250 Jahre (Plu­to­ni­scher Rhythmus). Dann wird aus Zer­störung Erneuerung – und wer es nicht glaubt, betrachte sich die Ent­wicklung der Erde nach einem Vul­kan­aus­bruch. – Ich habe auf Lan­zarote gelebt. Dort waren die Vul­kan­aus­brüche von 1730 bis 1736. Über 300 Krater ent­standen. Heiße Lava lag über der Insel. Über die Zeit erkaltete sie. In den Gesteins­ritzen sam­melte sich Staub, erster Humus ent­stand, dann Flechten, Moose, Nie­der­pflanzen – und heute, nach etwas mehr als 250 Jahren, ist es geschafft: die Erde hat sich aus sich selbst heraus erneuert, bringt wieder Früchte hervor. Es werden mehr und mehr. So sind es zum Bei­spiel mitt­ler­weile 16 Wein­güter, die her­vor­ra­gende Weine her­stellen. Sie sind JETZT das Licht, das aus der Dun­kelheit, der schwarzen Lava, leuchtet.

Es scheint, als ginge es um Leben oder Tod. Die meisten Men­schen sind ange­sichts der welt­weiten Pan­demie erstarrt vor Angst … Angst vor dem Tod. Dein Lieb­lings-Phi­losoph, Heraklit, sagt – „Leben in der Ewigkeit nimmt auch die Angst vor dem Tode.“  Wäre der Glaube daran, dass mit dem Tod unser Körper, nicht aber unsere Seele stirbt, nicht ein heil­samer Gedanke in Zeiten von Angst, Resi­gnation und Aggression?

Heraklit sagt auch „der Krieg ist der Vater aller Dinge“. Das wird natürlich vielfach miss­ver­standen. Doch in einer polaren Welt geht es nicht anders: Wenn die Quinta Essentia erreicht werden soll, der Kreuz­punkt von Zeit und Raum, von oben und unten, links und rechts – also die Mitte (medi)- dann muss der Impuls auf der Waage erfolgen, der vorgibt, die Mitte über Medi-zin oder Medi-tation erreichen zu wollen. Die Dua­lität von zwei Seiten der Waage soll auf­ge­hoben werden. Die Erkenntnis reift dann, dass die beiden Seiten der Waage (des Lebens) zusam­men­ge­hören, so wie Krieg und Frieden, meins und deins. – Die Angst ent­spricht dem Prinzip des Saturns, was qua­li­tativ bedeutet, den „Hüter der Schwelle“ als den Herr­scher der Welt anzu­er­kennen. Das ent­spricht dem Mythos. Doch im Was­sermann-Zeit­alter, erhebt sich Uranus, der Erneuerer, der Ver­räter am Alten – und lässt blitz­artig, plötzlich und uner­wartet, erkennen, dass wir aus der Angst (angus-Enge) heraus müssen und uns dem stellen müssen, was Leben an sich ist: Unbe­re­chen­barkeit, Ver­än­derung, Erwei­terung. Dann wird deutlich, dass Leben gleich­zeitig Sterben ist – und das Sterben Leben her­vor­bringt: in jeder Sekunde. – Die Seele bindet sich auf Zeit an den Körper, ist die Matrix dafür, welcher Geist im indi­vi­du­ellen Körper, dem „Tempel der Seele“ auf­gehen soll. Das gilt es, sich bewusst zu machen. Mehr geht nicht. Die Seele folgt ihrem Auftrag: zurück in die Welten-Seele, Heimkehr in das Meer, das alle indi­vi­du­ellen Lebens­flüsse auf­nimmt. Alles, was benannt wurde mit Namen, mündet in das Namenlose. – Und wer dies nicht von seinem Stand­punkt, den er/sie im irdi­schen Leben ein­zu­nehmen hat, sehen kann, ist dennoch genauso wie schla­fende Mit­ge­stalter an dem, was im gött­lichen Plan längst fest­gelegt ist.

Im steten Wandel und ange­sichts vieler Unge­wiss­heiten in der Mitte zu bleiben, das ist die große Her­aus­for­derung dieser Zeit; bietest Du Men­schen, die durch diese Krise den see­li­schen Halt zu ver­lieren drohen oder schon ver­loren haben, spi­ri­tuelle Begleitung an?

Wir kreisen um diese „Mitte“. Nur Erleuchtete sind nicht mehr in Bewegung, sondern Teil der Mitte. Eine ZEN-Metapher dazu: „Was ist der höchste Sinn der abso­luten Wahrheit?“ Antwort: „Hier sitze ich auf einem Stein – ganz für mich, allein.“ – Wenn mir auf meinem Weg Men­schen diese Frage stellen, ant­worte ich: So oder so. Ich habe kein Konzept für soge­nannte Hilfe. Manche Men­schen müssen den Halt ver­lieren, um wieder schwimmen zu lernen. Andere brauchen einen Guru, der sie ein Stück weit an die Hand nimmt – und dann hof­fentlich wieder los­lässt. Wieder andere müssen erfahren, dass alles, was sie vom vor­ge­stellten Glück trennt, nur Zeit ist. Innerhalb dieser Zeit gibt es gerade eine „Corona-Pan­demie“, die auf­deckt, dass eine große Mehrheit Angst hat, äußerlich und in Ent­spre­chung innerlich in die Enge getrieben ist. Das ist tödlich. Da ist der Sen­senmann nicht weit. Was hilft? Das liegt im See­lenplan des Ein­zelnen. Manche müssen Wider­stand leisten, müssen den Kai­ser­schnitt wagen und die Begren­zungen mit Gewalt (wie bei einem Kai­ser­schnitt) durch­brechen, damit über­haupt Leben möglich ist bzw. gerettet wird. Andere haben die Faust in der Tasche, warten, dass andere die Kas­tanien aus dem Feuer holen und zum Bei­spiel einen Impf­stoff anbieten, der das Problem lösen soll. Die meisten aber machen aus der Angst eine Tugend und sind in der soge­nannten Demo­kratie mit der Mehrheit – und damit im Recht. Zumindest so lange, bis der Zeit­geist ent­larvt, dass im Spiel der Kräfte eine Weisheit nicht erfüllt wurde: Wahr reden, wahr handeln, der Natur der Dinge folgen.  —   Das ist meine „spi­ri­tuelle Begleitung“.

Wolfgang, herz­lichen Dank für das Interview.

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