Der harte Lockdown, welcher mit Mittwoch dem 16. Dezember in die Tat umgesetzt wurde, verfolgt ein klares Ziel: Die Infektionszahlen sollen endlich wieder nach unten gedrückt werden. Während der Fokus auf der Gesundheit liegt, geriet die heimische Wirtschaft eher in den Hintergrund. Trotz angekündigter Sorgen setzte die Regierung den kompromisslosen Plan in die Tat um.
Die Verkündung der Regierung, wieder einen verschärften Lockdown anzuwenden, bedeutete für die Bürger eine Einschränkung der weihnachtlichen Festtage. Abgesehen vom täglichen Grundbedarf, welcher Lebensmittel oder Medikamente beinhaltet, gleicht die Situation jene dem Frühjahr: Der Handel bleibt geschlossen – man ist nun gänzlich auf den Online-Handel angewiesen.
Deutlich härter sind allerdings verschiedenste Branchen und Wirtschaftszweige betroffen. Große Warenhäuser aber auch kleine bzw. mittelständische Unternehmen konnten nicht vom Weihnachtsgeschäft profitieren. Speziell Einzelhändlern würde das rasche Aus drohen – ohne staatliche Hilfe ist auch über die Weihnachtszeit hinaus kein Überleben realistisch. Ein nennenswertes Beispiel ist das Unternehmen Crosscan, welches in Deutschland und anderen Ländern über 10.000 Standorte besitzt. Bereits im ersten Lockdown sank die Besucherfrequenz um 90 Prozent – ein ähnlicher Rückgang würde wohl in jedem Fall die existenzielle Bedrohung bedeuten.
Markus Jerger, Bundesgeschäftsführer des Mittelstandverbandes BVMV, betonte zusätzlich, dass jener erneute Lockdown den Mittelstand mit zusätzlichem Risiko behaften würde. „Viele mittelständische Unternehmen haben erhebliche Mittel in die Digitalisierung investiert, um ihren Mitarbeitern ein möglichst flexibles Arbeiten zu ermöglichen“, schildert Jerger betont aber auch gleichzeitig, dass möglicherweise eine große Insolvenzwelle bevorstünde, die einen großen Verlust von Arbeits- und Ausbildungsplätzen bedeuten würde. Außerdem kritisierte er die Maßnahmen als eindeutig zu kurzfristig und hastig. „Statt eines klaren Kurses der wirksamen Pandemie-Bekämpfung durch schnelle und massenhafte Impfangebote, wird das öffentliche Leben drastisch eingeschränkt und damit das Überleben sehr vieler Mittelständler weiter erschwert“.
Angesichts der drastischen Änderungen im Alltagsleben hat sich auch die Gemütslage der 1.500 kleinen bis mittelgroßen Unternehmen des Landes drastisch verändert. Noch im Herbst schätzen zwei Drittel der vom Bankenverband BVR und der DZ Bank befragten Betriebe, die Lage als „Gut“ oder „Sehr Gut“ ein. Mittlerweile sieht die Situation jedoch etwas anders aus. In etwa jedes dritte Unternehmen bezeichnet die aktuelle Sachlage als „Schlecht“ oder „Sehr Schlecht“. Speziell davon betroffen sind in etwa Metall‑, Auto- und Maschinenbau, wo jeder achte Mittelständer eine solche Prognose anstellt.
Um auch die wirtschaftlichen Folgen des Landes bzw. für die betroffenen Unternehmen in Grenzen halten zu können, hat die Regierung jedoch auch angekündigt, in dieser Hinsicht Hilfestellung zu leisten. Beauftragte des Wirtschaftsjournals Fitformoney konnten dabei in Erfahrung bringen, dass Unternehmen, selbständige Einzelpersonen und selbständige Angehörige der Freien Berufe einen monatlichen Zuschuss von bis zu 500.000 € erhalten werden. Des Weiteren heißt es von einem Sprecher des Magazins, dass es für bereits von der Schließung betroffene Unternehmen Abschlagszahlungen geben würde, die jenen der außerordentlichen Wirtschaftshilfen ähneln würden.