„Fragile Män­ner­bilder“, Corona und Verschwörungstheorien

Man rühre für einen unge­nieß­baren Dif­fa­mie­rungs-Auflauf das poli­tisch-kor­rekte Nar­rativ vom bösen, weißen Mann, mit der immer lauter und zahl­reicher wer­denden Kritik an den ver­hee­renden Maß­nahmen „gegen Corona“ zusammen, füge die Massen-Demons­tra­tionen der ver­zwei­felten und wütenden Bürger in den Städten hinzu, schmeiße die kri­ti­schen Ärzte und Wis­sen­schaftler unbe­sehen hinein und rühre alles kräftig zusammen. Dann picke man sich drei der bekann­testen, füh­renden Köpfe des Wider­standes heraus und beize sie in einem Video lang genug in Häme. Dazu enga­giere man zwei Prot­ago­nisten, die diese Männer mit rein zeit­geist-basierten Behaup­tungen in einem schlecht zusam­men­ge­schnit­tenen Video her­un­ter­putzen und schichte das Ganze in die Auf­laufform eines seichten pseu­do­phi­lo­so­phisch-lin­gu­is­ti­schen Traktats über den Begriff „Ver­schwö­rungs­theorie“, koche es in der „Zeit“ gar und ser­viere es als wis­sen­schaftlich-intel­lek­tuelle Erkenntnis in der Rubrik „Gesell­schaft“.

Der Beitrag als solcher ist nicht besonders erwäh­nenswert. Zumindest kann man dem Autor Michael Butter nicht vor­werfen, dass er Hetze betreibt. Seine aka­de­mi­schen Über­le­gungen, welche Bezeichnung von Ver­schwö­rungs­dings­dabumsda ihm die Pas­sendste erscheint, sind nette und nicht unin­ter­es­sante Übungen. Aber wen inter­es­siert es denn wirklich, welchen Begriff Herr Butter nun für die vielen ver­schie­denen Men­schen, die man im Main­stream mit dem Wort „Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker“ belegt und deren ver­schiedene „Ver­schwö­rungs­theorien“ für das, was auf der Welt geschieht, zutref­fender findet: Ver­schwö­rungs­er­zählung? Ver­schwö­rungs­mythos? Ver­schwö­rungs­ideo­logie? Oder lieber doch Verschwörungstheorie?

Offen gestanden die, die er damit meint, interessiert‘s am wenigsten.

Wenden wir uns dem ein­ge­bet­teten Interview zu. Das ist ein wun­der­bares Bei­spiel dafür, wie man hoch­g­pflegten, intel­lek­tuell und wis­sen­schaftlich daher­kom­menden Ideo­lo­gie­krampf ver­zapfen kann und sich selbst ins Knie schießt.

Bitte ansehen, auch wenn‘s weh tut:

Das Video eröffnet mit dem Text „Bilder fra­giler Männ­lichkeit. Damit beschäftigt sich Rolf Pohl haupt­be­ruflich“. Nach ein paar Film­fetzen von Szenen aus den Grund­rechte-Demos erscheint dann der Herr Pro­fessor Pohl im Bild und ver­kündet: „Die Idea­li­sierung von Helden ist eine zutiefst in unserer Kultur ver­an­kerte, männ­liche Erzählung.“

Ähm, ja. Und nicht nur in unserer Kultur. Überall, selbst in der Tierwelt, ist das so von Anbeginn der Zeit. Was der Herr Pro­fessor da so im Subtext mit­schwingen lässt — dass das Held-Sein eigentlich so eine über­holte Marotte des weißen Mannes ist — ist eines der wich­tigsten und ältesten Prin­zipien auf unserem Pla­neten. Bei fast allen Lebe­wesen, die mehr als ein paar Zellen ent­wi­ckelt haben, hat sich – bis auf wenige Aus­nahmen – das Prinzip männlich-weiblich als erfolg­reichstes und wider­stands­fä­higstes her­aus­ge­bildet (bitte jetzt nicht die See­pferdchen, Schnecken u.a. anführen. Bekannt, aber Aus­nahmen). Und fast bei allen Tieren (nein, nicht bei Spinnen und Tief­see­fi­schen), ist das Männchen deutlich größer, stärker, durch­set­zungs­fä­higer und kämp­fe­ri­scher als das Weibchen. Es unter­liegt einem wesentlich stär­keren Selek­ti­ons­druck und muss sich beweisen, um seine Gene weiter zu ver­breiten. Das sorgt in der gna­den­losen Natur dafür, dass der Nach­wuchs immer einen mög­lichst kräf­tigen und gesunden Genpool erhält. Ein Rudel von Tieren, das starke, kampf­fähige Männer hat, genießt bessere Jagd­er­folge oder kann sich besser gegen Feinde und Räuber verteidigen.

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Bei einer Herde Büffel, die sich mit Raub­tieren kon­fron­tiert sieht, bilden die starken Bullen einen Schutz­kreis um die Kühe und Kälber und senken die Hörner zum Angriff. Wenn Löwen jagen, treiben die Löwinnen die Beute dem Löwenmann zu, dem als Größten und Stärksten die bis­weilen nicht unge­fähr­liche Aufgabe zukommt, die Beute direkt im Angriff zu erlegen. Auch Men­schen orga­ni­sierten sich von Anfang an so, dass immer die Männer die Beschützer der Sippe oder des Stammes sind und waren. Männer haben eben dadurch das seit Jahr­mil­lionen für den Erhalt der eigenen Art wichtige „Helden-Gen“. Und das wurde – zu Recht — auch immer von allen respek­tiert und geehrt. Denn der Mann beschützte die Seinen mit seinem Leben – das er auch nicht selten opferte, um das der anderen zu erhalten.

Das findet man heute wie damals — und zwar ganz besonders bei Men­schen, die noch in ursprüng­lichen Familien- und Stam­mes­ver­bänden leben. Überall auf der Welt. Das ist keine irgendwie zusam­men­er­fundene „Erzählung“ breit­spu­riger Dumm-Machos, sondern ein Mil­lionen Jahre altes Über­le­bens­prinzip. Natürlich findet dieses grund­le­gende Prinzip auch Widerhall in den Hel­denepen der ganzen Welt, quer durch die mensch­liche Geschichte. Auch heute beruhen Action­filme wie „James Bond“, „Stirb langsam“, „Jurassic World“ oder His­to­ri­en­schinken, wie „Ben Hur“ etc., auf diesem Urbild des Helden, der in Gefahr über sich hin­aus­wächst und die Sache rettet.

Prof. Pohl beschäftigt sich also haupt­be­ruflich mit Männ­lichkeit. Und er behauptet, dass es sich bei der vor­herr­schenden Form von Männ­lichkeit in männlich domi­nierten Kul­turen und Gesell­schaften grund­sätzlich um ein fra­giles und kri­sen­haftes Kon­strukt handelt. Er bescheinigt den Männern, die das Män­ner­bashing und die pau­schale Rolle des domi­nanten, empa­thie­losen Macho‑A*lochs leid haben „ein ent­kon­tex­tua­li­siertes, und damit schein­hei­liges Gerede, mit dem ‚der‘ Mann lar­moyant zum bekla­gens­werten Opfer der als ‚femi­ni­siert‘ ange­pran­gerten Ver­hält­nisse sti­li­siert wird.“

Besieht man sich dann die drei Männer, die als Prot­ago­nisten für sein behaup­tetes „fra­giles Män­nerbild“ her­an­ge­zogen werden, beschleicht einen doch Ver­wun­derung. Alle drei sind sehr gut gebaut, gut­aus­sehend, mus­kulös, selbst­sicher, mutig und tapfer. Sie wissen, wofür sie stehen und haben auch den A*** in der Hose, massive Angriffe durch­zu­stehen. „Fragil“ ist so ziemlich das letzte Wort, was einem dazu ein­fällt. Sie trotzen mas­siven Schi­kanen und sind intel­ligent und tüchtig genug, dennoch auch wirt­schaftlich Erfolg zu haben und können sich sehr gut aus­drücken. Diese drei Männer gehen ihren Weg mit Bravour. Sie sind Füh­rungs­na­turen. Man muss ja nicht ihrer Ansicht sein, aber das kann man ihnen wirklich nicht absprechen.

Wer ist eigentlich Veronika Kracher? Der Sidekick des Pro­fessors in dem Video hat noch nicht die Lor­beeren eines eigenen Wiki­pedia Ein­trages errungen. Also muss man suchen. Sie beschäftigt sich mit Dingen, von denen auch gesell­schaftlich Inter­es­sierte noch nichts gehört haben. Hätten Sie gewusst, wer oder was „Incels“ sind? Nun, jeden­falls ist sie eine mar­xis­tische Femi­nistin und eine knall­harte Ideo­login, die ihrem Nach­namen Ehre macht. Am liebsten schreibt sie offenbar über die Miso­gynie (Frau­enhass) rechter Männer. Ihren ziemlich unver­hoh­lenen, pau­schalen Hass auf Männer findet sie aber in Ordnung. In einem Interview auf belltower.news packt sie ihr ganzes mar­xis­tisch-femi­nis­ti­sches Weltbild auf den Tisch. (Also, wäre ich ein Mann, würde ich ihr weit­räumig aus dem Weg gehen.)

Vor der Kamera scheint sie ent­weder nicht besonders elo­quent zu sein oder die Macher des Videos können nicht schneiden und zer­hacken die State­ments der Dame zu anein­an­der­ge­klebten Schnipseln.

Frau Kracher sieht Attila Hild­manns Weg zu einer der bekann­testen Per­sön­lich­keiten der Grund­recht­e­demos als den selbst­quä­le­risch-harten Versuch eines dick­lichen Nobody-Losers, durch „Selbst­op­ti­mierung“ ein echter „krasser“ Mann zu werden. Schlank, mus­kulös, gut­aus­sehend, selbst­be­wusst. Wenn das so war, dann Hut ab und Respekt, Herr Hildmann! Frau Kra­chers Auf­treten ließe übrigens auch Raum für Selbst­op­ti­mierung. Viel­leicht wäre sie dann auch glücklicher?

Auch an KenFM lässt sie kaum ein gutes Haar. Sie kann ihm zwar sein hohes, intel­lek­tu­elles Niveau nicht absprechen, aber hält ihm vor, sich zu insze­nieren. Dass er sehr genau recher­chiert, sehr seriös berichtet, mutig auch heiße Eisen anfasst und sich nicht ein­schüchtern lässt, reicht aber schon, um als ein „fra­giler Macho“ und übler Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker hier ver­wurstet zu werden.

Zack! Auch das sind ganz stark männ­liche Erzäh­lungen, dia­gnos­ti­ziert Prof. Pohl. Auf­klä­re­risch-auf­rüh­re­rische Hel­den­kom­po­nente. Und, ganz besonders ver­werflich: Er ist opferbereit!!!
Ach, Herr Pohl…

Auch Heiko Schrang macht sich der hel­den­haften Kom­po­nente und des Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kertums schuldig, weil er sich als „Ver­breiter von Wahrheit“ sieht. (Frage am Rande: Was tun eigentlich Priester auf der Kanzel oder Poli­tiker und Herr Prof. Drosten anderes?)

Wie lang­weilig, offen­sichtlich und unori­ginell. Wenn es doch nur nicht so unver­hohlen durch­sichtig kon­struiert daherkäme, so bemüht dif­fa­mierend, wis­sen­schaftlich angehaucht.

Wenn Herr Prof. Pohl über diese Männer sagt: „Sie halten sich für Genies, sie halten sich für unglaublich intel­ligent, sie halten sich für unglaublich bedeutsam“, dann kann man das 1:1 auf ihn selbst über­tragen. Nur, dass diese besagten Männer wirklich bedeutsam sind, denn sie stehen (in Deutschland) an der Spitze einer rie­sigen Volks­be­wegung, die gerade überall auf der Welt ent­steht und sehr, sehr viele Men­schen setzen ihre Hoff­nungen auf solche Männer, wie diese drei es sind. Nicht auf Männer wie Prof. Pohl.

Wenn Frau Kracher sagt: „Alle diese drei Typen ver­treten eine Form von Männ­lichkeit, die gerade gesell­schaftlich als die ideale Form von Männ­lichkeit aner­kannt wird und die quasi eine Form von Männ­lichkeit ist, nach der sich andere Männer richten sollten“, …dann hat sie viel­leicht doch etwas begriffen. Oder der Cutter Anton Zab­riski hat ihr mit den vielen Schnitten in diesem einen Satz ein böses Ei auf die Schiene genagelt.