Schaden durch Lockdown min­destens um das Fünf­fache höher als sein Nutzen – Studienüberblick

Er ist nicht der einzige, der sich mitt­ler­weile zu Wort meldet, aber er hat eine der umfas­sendsten Arbeiten geliefert, die man derzeit finden kann. Wir sprechen von Ari Joffe, Uni­versity of Alberta, Kanada:

“Ari Joffe, MD, FRCPC, is a spe­cialist in Pediatric Cri­tical Care and Pediatric Infec­tious Diseases, prac­ticing at the Stollery Children’s Hos­pital in Edmonton since 1995. Ari is a Cli­nical Pro­fessor in the Department of Pedia­trics and with the John Dos­setor Health Ethics Centre, Uni­versity of Alberta”

Die Arbeit von Ari Joffe liegt uns nicht nur nahe, weil sie so umfassend ist, Joffe beschreibt darin auch seine Ent­wicklung von einem, der SARS-CoV‑2 ange­sichts der vielen Hor­ror­mel­dungen und Studien, die sein Auf­tauchen begleitet haben, die mit nicht vor­han­dener Immu­nität, expo­nen­ti­eller Ver­breitung und meh­reren Mil­lionen Toten geschockt haben, zunächst einmal vor­sichtig und mit dem “besser auf der rich­tigen Seite irren”-Ansatz gegen­über­ge­treten ist, zu einem, der die fast schon mut­willige Zer­störung von Gesell­schaften und Wirt­schaften durch Poli­tiker, die offen­kundig über kei­nerlei Mög­lichkeit ver­fügen, einmal begonnene Irrwege zu ver­lassen, bekämpft, eine Ent­wicklung, die der Ent­wicklung, die wir genommen haben, sehr ähnlich ist.

Gab es im Februar und im März des Jahres 2020 noch triftige Gründe, Non-Phar­maceu­tical Inter­ven­tions, Lockdown, soziale Distanz und der­gleichen zu unter­stützen, so gibt es in der Zwi­schenzeit eine Vielzahl von Belegen, die zeigen, dass der beschrittene Weg ein Holzweg ist, den man besser gestern ver­lassen hätte.

Joffe, Ari (2020). COVID_19: Rethinking the Lockdown Groupthink.

Die Hor­ror­ge­schichten, die zu Beginn des letzten Jahres ver­breitet wurden, sind die­selben, die noch heute ver­breitet werden: Davon, dass die Inten­siv­sta­tionen den Ansturm der COVID-19-Erkrankten nicht ver­kraften, war und ist die Rede, von 7 Mil­lionen Toten, die es ohne einen Lockdown schon im April 2020 gegeben hätte, war die Rede, später dann von 3,5 Mil­lionen Toten, die durch Lock­downs ver­hindert worden seien:

” A war effort analogy is apt, with the “unques­tioning pre­sumption that the cause is right, that the fight will be won, that nay­sayers and non-com­ba­tants [e.g., not wearing a mask] are basi­cally traitors, and that there are tech­nical solu­tions [e.g., vaccine and drugs] that will quickly overcome any apparent problem or col­la­teral damage.” (3)

 

Wenn es über­haupt eine Ent­wicklung bei Polit- und Jour­na­listen-Dar­stellern gibt, dann die, dass Men­schen, die diesen Hor­ror­ge­schichten kri­tisch gegen­über­stehen, heute noch hef­tiger bekämpft werden als noch vor Monaten, eine normale Ent­wicklung, denn je mehr die­je­nigen, die Kata­strophen an die Wand malen, mit ihren Pro­gnosen daneben liegen, desto hef­tiger bekämpfen sie die­je­nigen, die auf diese Dis­krepanz hin­weisen. Und je mehr sich abzeichnet, dass Lock­downs die Pan­demie nicht beein­flussen, bes­ten­falls in die Länge ziehen, desto mehr wird stur der Weg der Lock­downs beschritten und ver­sucht, zu erzwingen, was gegen die Rea­lität nicht durch­zu­setzen ist, und zwar ohne Rück­sicht auf Verluste.

Schon 2011 haben Bonneux und Van Damme ange­merkt, dass die damalige Influenza Pan­demie der Jahre 2008/2009 von einer Kultur der Angst beherrscht wurde, in der nur für Worst-Case-Sze­narien Platz gewesen sei und in der niemand der­je­nigen, die für sich in Anspruch nehmen, poli­tische Ent­schei­dungen zu treffen, auch nur auf die Idee gekommen wäre, die Kosten seiner Ent­schei­dungen dem ver­meint­lichen Nutzen gegenüber zu stellen. Wo eine qausi reli­giöse Mission aus­ge­führt wird, da ergibt sich die Effek­ti­vität der eigenen Ent­schei­dungen für diese Priester quasi aus der Hei­ligkeit der eigenen Mission.

Ange­sichts dessen, was seit Februar an Wissen über SARS-CoV‑2 und die vom Virus aus­ge­löste Krankheit “COVID-19” bekannt geworden ist, ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung, die den Nutzen eines Lock­downs den Kosten durch diesen Lockdown gegen­über­stellt, längst über­fällig. Joffe leistet sie in seiner Arbeit. Die fol­genden Para­meter sind für das Ver­ständnis der prä­sen­tierten Ergeb­nisse von Bedeutung.

  • Die Infection Fatality Rate für SARS-CoV‑2 ist gering: Von denen, die sich infi­zieren, sterben rund 0,23%.
  • Die Infection Fatality Rate ist alters­gra­diert: Unter 70jährige: IFR = 0,05%; Unter 45jährige: IFR = 0,00%; Über 70jährige: IFR = 1%, Per­sonen in Alten- und Pfle­ge­heimen: IFR = 25%. Das höchste Risiko, an COVID-19 zu sterben, haben also Men­schen in Alten- und Pflegeheimen.
  • Schät­zungen der WHO zufolge, sind weltweit 10% der Bevöl­kerung mit SARS-CoV‑2 infi­ziert. Das ent­spricht zum Zeit­punkt der Schätzung einer IFR von 0,15%.
  • Per­sonen in Alten- und Pfle­ge­heimen machen rund 50% der COVID-19 Toten in Europa und den USA aus, rund 80% der COVID-19 Toten in Kanada.
  • Der Median der Über­le­bens­dauer in Alten- und Pfle­ge­heimen liegt unter nor­malen Umständen bei rund 2,2 Jahren, d.h. die Hälfte der Per­sonen, die in Pfle­ge­heimen lebt, stirbt vor 2,2 Jahren Auf­enthalt, die Hälfte danach.
  • Die Ster­be­raten in Alten- und Pfle­ge­heimen liegen in nor­malen Jahren bei rund 30%.
  • Alter ist der mit Abstand größte Risi­ko­faktor im Hin­blick auf die Sterb­lichkeit an COVID-19. Ko-Mor­bi­di­täten, Immun­schwäche, Erkran­kungen der Atemwege, Über­ge­wicht, eine kürz­liche Erkrankung an Krebs, sie spielen auch eine Rolle, aber eine viel geringere als Alter.
  • Die Grenze für Her­den­im­mu­nität, die für einen Repro­duk­ti­ons­faktor von 2,5 bei 60% liegen soll, geht von homo­genen Gesell­schaften aus, deren Mit­glieder glei­cher­maßen für SARS-CoV‑2 emp­fänglich sind, gleiche Muster sozialer Kon­takte und Begeg­nungen auf­weisen und der­gleichen. Eine Annahme, die offen­kundig falsch ist. Junge Leute haben mehr Kon­takte als alte, sind häu­figer unterwegs, wechseln häu­figer die Partner uvm. Wird bei Kon­takten die Annahme in die Modelle auf­ge­nommen, dass nicht alle Mit­glieder der Bevöl­kerung die­selbe Anzahl sozialer Kon­takte und die­selbe Anzahl sozialer Begeg­nungen haben, dann sinkt die Grenze für Her­den­im­mu­nität auf 48%, werden zudem indi­vi­duelle Unter­schiede in der Wahr­schein­lichkeit, an COVID-19 zu erkranken, in Rechnung gestellt, dann sinkt die Grenze auf 10% bis 20%.

Vor dem Hin­ter­grund der natür­lichen Grenze zur Her­den­im­mu­nität (60%), die Polit-Dar­steller zur rich­tigen und einzig rele­vanten Größe erklärt haben, stellt sich die Armut dessen, was derzeit als “Stra­tegie” gegen SARS-CoV‑2 ver­breitet wird, in ekla­tanter Weise dar:

  • Lock­downs sind kein Mittel, um Her­den­im­mu­nität zu erreichen, denn es würde mehrere Jahre dauern, um dieses Ziel zu erreichen, vor­aus­ge­setzt Immu­nität gegen SARS-CoV‑2, die mit Lock­downs kon­trol­liert erreicht werden soll, hält so lange vor;
  • Test-und-Trace-Systeme haben sich als nicht durch­führbar erwiesen; Damit Her­den­im­mu­nität über Test-and-Trace-Systeme erreicht werden kann, müssten innerhalb eines halben Tages 75% der Kon­takte infi­zierter Per­sonen ermittelt werden.
  • Her­den­im­mu­nität ist durch Impfung nur dann zu erreichen, wenn Impf­stoffe für eine lang anhal­tende Immu­nität gegen Neu­an­ste­ckung sorgen. Derzeit gibt es kei­nerlei Grund anzu­nehmen, dass die Impf­stoffe von Biontech/Pfizer, Moderna oder Oxford/AstraZeneca diese Leistung erbringen.

Kurz: alle derzeit ver­folgten Stra­tegien führen nir­gendwo hin. Derzeit ver­kaufen Politik-Dar­steller eine Hoffnung, von der manche sicher wissen, dass es eine Täu­schung ist, eine bewusste Täu­schung, während es wohl auch Naive gibt, die tat­sächlich glauben, eine der drei Stra­tegien oder alle zusammen könnten erfolg­reich sein (immer bezogen auf die Annahmen für Her­den­im­mu­nität der Polit-Dar­steller, die sie machen, um den Lockdown zu recht­fer­tigen. Ginge man von einer gerin­geren Schwelle zur Her­den­im­mu­nität aus, dann wäre ein Lockdown in erster Linie nicht notwendig.).

Vor diesem Hin­ter­grund hat sich Joffe die Frage gestellt, wie das Ver­hältnis aus Nutzen des Lock­downs zu den Kosten des Lock­downs ist und diese Frage beantwortet.

Bereits eine Auf­listung der bis­he­rigen Kol­la­te­ral­schäden ist erschre­ckend (wir beschränken uns auf Kol­la­te­ral­schäden in west­lichen Ländern, wer sich für die Kol­la­te­ral­schäden in Ent­wick­lungs­ländern inter­es­siert, kann diese bei Joffe nachlesen):

  • Anstieg der Tode infolge von Herz­in­farkt, Herz-Kreislauf-Erkran­kungen, Krebs­er­kran­kungen auf­grund auf­ge­scho­bener Behandlung, ent­fal­lener Vor­sor­ge­un­ter­su­chungen oder einer Ver­meidung, das Kran­kenhaus auf­zu­suchen, bei den ent­spre­chenden Patienten;
  • Anstieg psy­chi­scher Erkrankungen;
  • Anstieg bei Selbstmorden;
  • Uner­klärte Anstiege bei Dementia-Toten und Toten, die an Alz­heimer sterben;

In meh­reren Studien wird geschätzt, dass zwi­schen 20% und 50% des Anstiegs der Über­sterb­lichkeit, der derzeit so medial ver­kauft wird, NICHT auf COVID-19, sondern auf Tote, die man als Kol­la­te­ral­schäden des Lock­downs bezeichnen muss, zurück­zu­führen sind.

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Die ent­spre­chenden Studien:

Docherty K, Butt J, de Boer R, Dewan P, Koeber L, Mag­gioni A, et al. (2020). Excess deaths during the Covid19 pan­demic: an inter­na­tional com­pa­rison. medRxiv

Kontis V, Bennett JE, Rashid T, Parks RM, Pearson-Stuttard J, Guillot M, et al.(2020) Magnitude, demo­gra­phics and dynamics of the effect of the first wave of the COVID-19 pan­demic on all-cause mor­tality in 21 indus­tria­lized countries. Nature Medicine. DOI: https://doi.org/10.1038/s41591-010‑1112‑0.

Postill G, Murray R, Wilton A, Wells RA, Sirbu R, Daley MJ, Rosella LC. (2020). An ana­lysis of mor­tality in Ontario using cre­mation data: rise in cre­ma­tions during the COVID-19 pan­demic. medRxiv

Woolf SH, Chapman DA, Sabo RT, Wein­berger DM, Hill L, Taylor DDH (2020). Excess deaths from COVID-19 and other causes March-July 2020. Journal of the Ame­rican Medial Asso­ciation 325(15):1562–1565.

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Wie kann man nun die Kosten und den Nutzen berechnen, die mit dem Lockdown verunden sind? Joffe nutzt Kon­zepte, die schon seit Jahren in der Öko­nomie, vor allem der Wohl­fahrts­öko­nomie genutzt werden, QALY und WELLBY. Ers­teres umschreibt den Versuch, die Anzahl der Lebens­jahre (für eine Gesell­schaft, also als Aggre­gat­datum) mit dem “gesund­heit­lichen Wohl­be­finden” dieser Jahre (ope­ra­tio­na­li­siert über die Erkran­kungs­häu­figkeit und die Ster­be­wahr­schein­lichkeit für bestimmte gesell­schaft­liche Gruppen) zu gewichten (= QALY Quality Adjusted Life Years). Letz­teres umschreibt den Versuch, den Wert all dessen zu messen, das ein Leben zu einem erfüllten Leben macht, wobei hier ein Sam­melmaß, nämlich die Lebens­zu­frie­denheit zum Einsatz kommt: “Wie zufrieden sind Sie mit ihrem Leben”, so lautet die Frage, auf deren Basis die Ergeb­nisse aus ent­spre­chenden Befra­gungen für gesell­schaft­liche Gruppen agg­re­giert werden. Man kann an dieser Vor­ge­hens­weise vieles aus­setzen, aber sie hat zwei unschlagbare Vor­teile: Zum einen ist es eine stan­dar­di­sierte Vor­ge­hens­weise, die die gleiche Mess­grundlage für Kosten und Nutzen benutzt, zum anderen resul­tiert diese Vor­ge­hens­weise in qua­ti­fi­zier­baren Größen, die dafür sorgen, dass die Relation zwi­schen Kosten und Nutzen korrekt abge­bildet wird. Gerechnet wird im vor­lie­genden Fall mit ver­lo­renen Jahren. Eine Person, die im Ver­ei­nigten König­reich an COVID-19 ver­storben ist, hatte im Durch­schnitt noch 3,5 GESUNDE Jahre zu leben, das ergibt 3,5 QALY, aus denen man 18–30 WELLBY, je nach Studie, berechnen kann.

Wer sich für die Berechnung inter­es­siert, sie kann hier nach­ge­lesen werden:

Frijters P. (2020). The Corona Dilemma. Club Troppo.

Miles D, Stedman M, Heald A. (2020) Living with Covid-19: balancing costs against benefits in the face of the virus. National Institute Eco­nomic Review 253: R60-R76.

Das Ergebnis dieser Rech­nungen bei Joffe ist in der fol­genden Tabellen dargestellt:

Durch einen Lockdown werden somit 380 Mil­lionen Jahre weltweit, die Men­schen noch gesund ver­bringen können, gerettet, während 1,8 Mil­li­arden Jahre, die Men­schen noch hätten gesund ver­bringen können, geopfert werden, fünfmal so viele.

In den Worten von Joffe:

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“The cost-benefit ana­lysis is shown in Table 6, finding on balance the lock­downs cost a minimum of 5X more WELLBY than they save, and more rea­li­sti­cally, cost 50–87X more. Importantly, this cost does not include the col­la­teral damage dis­cussed above [from dis­rupted healthcare ser­vices, dis­rupted edu­cation, famine, social unrest, vio­lence, and suicide] nor the major effect of loneliness and unem­ployment on lifespan and disease.”

Die Studie von Joffe ist nicht die einzige, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Kosten, die sich mit Lock­downs ver­binden, weit höher sind als der Nutzen:

Frijters P, Krekel C. (2020). “Chapter 5: App­lying well­being insights to existing policy eva­lua­tions and app­raisals”. In: Frijters P, Krekel C, (eds). A handbook for Well­being Policy-Making: history, theory, mea­su­rement, imple­men­tation, and examples. London: Oxford Uni­versity Press (2020).

Fritjers und Krekel schätzen, dass die IFR, die die Kosten der der­zei­tigen Lock­downs recht­fer­tigen würde, 7,8% betragen müsste, und somit das 33fache der der­zei­tigen IFR.

Foster G. (2020). Cost-benefit ana­lysis exe­cutive summary. Pre­sented to Vic­torian Par­liament in Australia.

Foster G. (2020). Early esti­mates of the impact of COVID-19 dis­rup­tions on jobs, wages, and lifetime ear­nings of school­children in Aus­tralia. Aus­tralian J Labour Eco­nomics (2020) 23(2):129–151.

Foster kommt für Aus­tralien zu dem Ergebnis, dass die Kosten des Lockdown dessen Nutzen um das 6,6fache übersteigen.

Miles D, Stedman M, Heald A.(2020). Living with Covid-19: balancing costs against benefits in the face of the virus. National Institute Eco­nomic Review 253:R60-R76

Miles, Stedman und Heald schreiben für das Ver­ei­nigte König­reich, dass der Nutzen, der davon ausgeht, den Lockdown zu beenden, den Nutzen, der vom Lockdown ausgeht, um das 7,3 bis 14,6fache übersteigt.

Cutler DM, Summer LH. (2020). The COVID-19 pan­demic and the $16 Trillion virus. Journal of the Ame­rican Medical Asso­ciation 324(15):1495–1496. [Accessed October

Cutler und Summer zeigen für Neu­seeland [!sic], dass die Kosten des Lock­downs um das 97,9fache höher waren als der Nutzen.

Alle Ergeb­nisse gehen in die­selbe Richtung. Alle Ergeb­nisse zeigen, dass Polit-Dar­steller derzeit mut­willig Gesell­schaften und Öko­nomien zer­stören, um einen im Ver­gleich zu den Kosten mini­malen Nutzen zu erreichen, der, wenn man gezielt Alten- und Pfle­ge­heime sowie die besondere gefähr­deten Bevöl­ke­rungs­gruppen schützen würde, viel besser zu erreichen wäre.

Die Kosten für diese Pol­tiker-Folly werden natürlich, wie gewöhnlich, von allen getragen.


Quelle: sciencefiles.org