Mexiko-Stadt macht es vor: Natur­faser statt Plastik! Eine der größten Metro­polen der Welt hat dem Plas­tikmüll den Kampf angesagt! (+Video)

Mexiko-Stadt führt Krieg gegen Plas­tikmüll und nach fast zwei­jäh­riger Vor­be­reitung ist am 01. Januar 2021 ein Verbot für Ein­weg­plastik in Kraft getreten. Ver­boten sind Ein­weg­plastik wie Gabeln, Messer, Löffel, Rühr­stäbchen, Teller und Stroh­halme, aber auch Wat­te­stäbchen, Luft­ballons, Kaf­fee­kapseln, Ein­weg­becher und ihre Deckel, sowie Lebens­mit­tel­schalen aus Plastik. Das erste, was ver­boten wurde, waren Einweg-Plas­tik­tüten zu Beginn des Jahres 2020. Um die „Plastk­sucht“ ein­zu­dämmen, fördert die mexi­ka­nische Regierung tra­di­tionell ange­fer­tigte Körbe und wie­der­ver­wendbare Taschen. Das Verbot anderer Ein­weg­pro­dukte sollte am 1. Januar 2021 in Kraft treten, um der Industrie Zeit für Inno­va­tionen und kunst­stoff­freie Alter­na­tiven zu geben. Die Welt pro­du­ziert jedes Jahr mehr als 300 Mil­lionen Tonnen Kunst­stoff­ver­pa­ckungen. Ein Drittel davon wird nie vom Abfall­system gesammelt und ein Großteil davon landet in unseren Ozeanen. Kon­zerne wie BASF und Dow Che­mical wollten auch in Mexiko-Stadt die Plas­tik­verbote ver­hindern, doch trotz Protest von der Plas­tiklobby gibt es in Mexiko-Stadt kein Einweg-Plastik mehr.

Offi­zi­elles Verbot für Gegen­stände wie Besteck, Lebens­mit­tel­be­hälter, Luft­ballons, Tassen, Stroh­halme und mehr

plasticoceans.org

In Mexiko-Stadt fallen täglich schät­zungs­weise 13.000 Tonnen Abfall an und die Stadt ist nach New York die Stadt, die am meisten Müll erzeugt. Bereits am 01. Januar 2020 trat die erste Stufe des Verbots in Kraft. Der Verkauf oder die Ver­teilung der Plas­tik­tüten, die überall von Walmart bis zu Tante-Emma-Läden ver­breitet sind, wurden ver­boten. Laut ANIPAC, dem Verband der Kunst­stoff­in­dustrie, ver­brauchen 20 Mil­lionen Men­schen in Mexiko-Stadt etwa 68.000 Tonnen Plas­tik­tüten pro Jahr. Buß­gelder für „Plas­tik­täter“ können zwi­schen 2.219 und 8.979 US-Dollar liegen.

Die zweite Stufe trat ab 01. Januar 2021 in Kraft. Ein­weg­ar­tikel wie Plastik-Besteck, Stroh­halme, Plastik-Becher und Luft­ballons sind ver­boten. Damit soll der Ver­brauch und die Ver­marktung von nicht bio­lo­gisch abbau­baren Kunst­stoffen redu­ziert werden.

Mexiko-Stadt macht es vor und ver­bietet Ein­weg­kunst­stoffe- Natur­faser statt Plastik

Natur­faser statt Plastik und sogar neue Arbeits­plätze, genau das pas­siert gerade in Mexiko-Stadt. Mexiko-Stadt gilt als das Finanz­zentrum für Latein­amerika. Es ist ein kul­tu­relles Zentrum, das Modernes und Altes feiert! Sie wurde auf der Haupt­stadt des Azte­ken­reichs erbaut –  Tenoch­titlán, die durch die spa­ni­schen Kon­quis­ta­doren erobert und zer­stört wurde. Mexiko-Stadt ist sicherlich eine außer­ge­wöhn­liche Stadt mit rund 21.157.000 Ein­wohnern, die durch­schnittlich auf einer Höhe von 2.310 Metern über dem Mee­res­spiegel leben. Die Metropole kämpft mit Luft­ver­schmutzung, Abfall­be­sei­tigung und auch die Trink­was­ser­ver­sorgung zeigt erheb­liche Mängel auf.

Mexiko-Stadt pro­du­ziert unter den glo­balen Mega­städten den meisten Müll nach der Region New York: 12 Mil­lionen Tonnen pro Jahr. Aber Abfall ist in Mexiko ein grö­ßeres Problem für die Lebens­qua­lität als in New York, das eine bessere Abfall­wirt­schaft besitzt. New York, die Stadt, die niemals schläft, hat 2019 damit begonnen, ihr Plastik- und Sty­ro­por­verbot durch­zu­setzen! 2015 hatte New York bereits dem Müll den Kampf angesagt und ein Verbot der Ver­wendung von Bechern, Tellern und Behältern aus Sty­ropor aus­ge­sprochen. Doch damit waren ver­schiedene Unter­nehmen nicht ein­ver­standen und klagten gegen das Verbot. Nachdem Big Apple vor Gericht gewann, startete die Stadt 2019 mit dem Verbot.

Welche Städte das schlimmste Abfall­problem haben, hängt auch davon ab, wie sie es entsorgen.

Regierung Mexiko ‑Stadt

Auch Mexiko-Stadt ver­suchte, den Müll ein­zu­dämmen, und schloss 2011 seine größte Müll­kippe. Das mexi­ka­nische Minis­terium für Umwelt und natür­liche Res­sourcen schätzte, dass im Land jährlich 40 Mil­lionen Tonnen Müll anfallen, von denen nur 15 Prozent recycelt wurden. Eine Reihe von Recy­cling-Initia­tiven wurden gestartet, dar­unter eine, die es den Ein­wohnern ermög­licht, Wert­stoffe gegen Gut­scheine für den Kauf von fri­schem Obst und Gemüse einzutauschen.

„Wir werfen wert­volle Mate­rialien in den Müll, Wie­der­ver­wendung und Recy­cling fehlen. Ziel ist es, min­destens 60 Prozent unseres Abfalls zu recyceln. Wir müssen ver­nünftige Deponien ein­richten, die den Gesund­heits- und Sicher­heits­be­stim­mungen ent­sprechen. Man kann nicht einfach eine Deponie impro­vi­sieren“, so das mexi­ka­nische Minis­terium für Umwelt und natür­liche Res­sourcen, und es ging auch gegen illegale Müll­de­ponien vor. Auch war schon lange der Plan, den Plas­tikmüll zu redu­zieren, doch wie in New York schei­terte es an den Kunst­stoff­her­stellern, die behaup­teten, dass sie bereits Pro­bleme hätten und ein Plas­tik­verbot würde ihnen noch mehr schaden, und sie for­derten die Gesetz­geber auf, ein Bun­des­gesetz zu erlassen, das Regeln stan­dar­di­siert und wie­der­ver­wendbare, dickere Plas­tik­tüten zulässt.

Kon­zerne wie BASF, Dow Che­mical, Braskem, Mexichem und Alpek wollten Plas­tik­verbot verhindern

 

„Die Lösung sollte darin bestehen, Beutel zu regu­lieren und nicht zu ver­bieten“, sagte Aldimir Torres, Prä­sident von ANIPAC, der 141 Her­steller von Plas­tik­tüten in Mexiko-Stadt vertritt.

Die Kunst­stoff­in­dustrie ist mit einem Anteil von rund 5 Prozent am indus­tri­ellen Brut­to­in­lands­produkt Mexikos ein wich­tiger Wirt­schafts­zweig. 2018 pro­du­zierten die etwa 4.000 Bran­chen­un­ter­nehmen zusammen rund 7 Mil­lionen Tonnen an Kunst­stoffen und Pro­dukten. Zu den wich­tigsten Lie­fe­ranten von Vor­pro­dukten wie Ethylen, PET und PTA gehören Alpek, BASF, Braskem, Dow Che­mical und Mexichem. Laut Angaben von Anipac stellten im ver­gan­genen Jahr sieben Her­steller solcher Pro­dukte die Fer­tigung ein.

Immer wieder ist es die Kunst­stoff-Lobby, die ein Plas­tik­verbot ver­hindert, zum Bei­spiel, indem sie mit Ver­lusten der Arbeits­plätze droht.

Dupont wurde u. a. reich, weil Hanf nicht mehr angebaut wurde.

Ein Konzern, der davon pro­fi­tierte, ist E. I. du Pont de Nemours and Company – kurz Du Pont. Einst als Unter­nehmen für Spreng­stoffe reich geworden, wurde DuPont zu einem rie­sigen Che­mie­konzern, indem es viele Che­mie­un­ter­nehmen auf­kaufte. Die Du Ponts saßen im Reprä­sen­tan­tenhaus und im Senat. T. Coleman du Pont kan­di­dierte sogar für das Amt des Prä­si­denten (1916). In der Mitte des 20. Jahr­hun­derts ver­drängten Kunst­fasern besonders des Her­stellers Du Pont den Hanf auch aus der Beklei­dungs­her­stellung. Das Unter­nehmen stellte als eines der ersten Kunst­seide her und seine Nylon­fäden machten das Frauen-Bein zum Fetisch des 20. Jahr­hun­derts. 1961 startete DuPont auch in Deutschland und baute 1968 in Uentrop ein neues Werk für die Her­stellung von tech­ni­schen Kunst­stoffen und Ver­bund­glas­folien. Viele Über­nahmen folgten und Deutschland wurde für DuPont nach den USA weltweit der zweit­größte Markt.

 Dow Che­mical wurde u. a. reich, weil Hanf nicht mehr angebaut wurde.

Die Dow Che­mical Company wurde im Jahr 1897 von Herbert Henry Dow gegründet, ein US-ame­ri­ka­ni­scher Che­miker und Indus­tri­eller. 2015 wurde bekannt, dass zwei Che­mie­gi­ganten fusio­nieren werden, DuPont und Dow Che­mical, bis dato der zweit­größte Che­mie­konzern der Welt nach BASF. Siehe Die Lizenz zum Töten – DOW UND DUPONT – die größten Che­mie­riesen fusionieren

Auch Dow Che­mical pro­fi­tierte von dem Hanf­verbot. In den 1930er Jahren begann Dow Che­mical mit der Pro­duktion von Poly­meren. Dies wurde bald zu einem der größten Geschäfts­be­reiche des Unter­nehmens. Die ersten Kunst­stoff­pro­dukte waren Ethyl­cel­lulose (1935) und Poly­styrol (1937). Dow hatte sich mitt­ler­weile auf Kunst­stoff­pro­duktion spe­zia­li­siert und stieg 1953 in das Kon­sum­gü­ter­ge­schäft ein. Der Che­mie­gigant ist auch ein Spe­zialist in der Silizium- und Silikonchemie.

2017 war die Fusion von Dow Che­mical mit dem Kon­kur­renten DuPont abge­schlossen und so ent­stand ein rie­siger Che­mie­gigant. Dow­DuPont ist einer der weltweit größten Kon­zerne der Che­mi­schen Industrie und in ca. 90 Ländern aktiv. Daher ist es auch nicht ver­wun­derlich, wenn es dann heißt, dass Kon­zerne wie BASF und Dow­DuPont  Plas­tik­verbote verhindern.

Es ist auch erwäh­nenswert, dass jährlich weltweit mehr als 320 Mil­lionen Tonnen Kunst­stoff­ab­fälle ent­stehen und nur geschätzte 9% recycelt werden. Siehe auch: Unglaublich, nachdem Asien den Plas­tikmüll aus Indus­trie­staaten nicht mehr haben will, will man jetzt Afrika damit über­fluten – Big Oil Is in Trouble. Its Plan: Flood Africa With Plastic

Trotz Protest der Plas­tiklobby – Mexiko-Stadt ver­bietet Plastiktüten

Über Jahr­hun­derte brachten die Ein­wohner von Mexiko-Stadt warme Tor­tillas in wie­der­ver­wend­baren Tüchern oder gewebten Stroh­körben mit nach Hause und füllten andere Lebens­mittel in Papier­rollen oder Taschen aus Natur­fasern. Genau dahin will Mexiko-Stadt wieder zurück. Einige Ein­wohner Mexikos ver­wenden noch immer tra­di­tio­nelle Körbe oder Tor­tilla-Hand­tücher. Und viele, ins­be­sondere ältere, ziehen zwei­rädrige, zusam­men­klappbare Ein­kaufs­körbe durch Lebensmittelgeschäfte.

Es ist Zeit für Körbe

In 2020 erhielt die Pro­menade Monu­mento a la Revo­lución (Denkmal für die Revo­lution) den Titel Die erste Messe der Körbe , der dank der Indi­genen Gemein­schaften (SEPI), des Natio­nalen Instituts für Indigene Völker (INPI), des Minis­terium für Umwelt und natür­liche Res­sourcen (SEMARNAT) und des Natio­nalen Fonds für die För­derung des Hand­werks (FONART) zu einem rie­sigen Erfolg wurde.

Es ist Zeit für Körbe- imer.mx

Ziel war es, den Men­schen nicht nur eine Alter­native zu diesen neuen Bestim­mungen zu bieten, sondern auch die Wirt­schaft der indi­genen Völker durch Korb­flechten wie­der­zu­be­leben. Mehr als 200 Kunst­hand­werker kamen aus ver­schie­denen Bun­des­staaten der Republik: Oaxaca, Guerrero, Puebla, Michoacán, Gua­na­juato, Veracruz und dem Bun­des­staat Mexiko. Korb­waren sind eine der ältesten hand­werk­lichen Tätig­keiten der Menschheit und ein tief ver­wur­zeltes Handwerk in den ursprüng­lichen Städten Mexikos.

Bereits in anderen Bun­des­staaten in Mexiko dürfen bestimmte Ein­weg­pro­dukte wie Tüten, Trink­halme und Geschirr aus Plastik nicht mehr ver­kauft werden, zum Bei­spiel im Bun­des­staat Guerrero. Aktuell finden sich ent­spre­chende Rege­lungen in 16 der 32 mexi­ka­ni­schen Bun­des­staaten in Vor­be­reitung oder wurden bereits erlassen.

Es gibt viel Plas­tikmüll auf der ganzen Welt

Es gibt viel Plas­tikmüll auf der ganzen Welt. So viel davon, dass es kaum begreiflich ist und dass man sich kaum vor­stellen kann, was mit diesen Mil­li­arden Tonnen geschehen kann, die jedes Jahr pro­du­ziert werden. Aller­dings kommen täglich inno­vative Lösungen zum Vor­schein wie in Thailand. Dort werden Bana­nen­blätter statt Plas­tik­ver­pa­ckungen ver­wendet. Auch in Indien wurde dem Plas­tikmüll der Kampf angesagt. Sie können nicht auf Plastik ver­zichten? Dann schauen Sie nach Indien, denn hier pro­fi­tieren die Ärmsten der Armen durch den neuen Boom, der sogar zu Auf­fors­tungen der Wälder führt. Teller und Tassen aus Sal­blättern sind die Lebens­grundlage für Mil­lionen von Stam­mes­frauen. Nachdem in Indien Ein­weg­plastik ver­boten wurde, steigt der Umsatz von Alter­na­tiv­pro­dukten und beschert so den Frauen neue Arbeitsplätze

Siehe: Indien macht es vor – Natur­faser statt Plastik und schafft sogar neue Arbeits­plätze! After the ban on plastic in India – not only new jobs but also rege­ne­ration of forest resources!

Auch in Mexiko ent­stehen nach dem Verbot von Plas­tik­tüten oder EIn­weg­plastik neue Arbeits­plätze, und zwar durch den Trend, wieder zurück zur Natur zu kehren. Die genannten Fasern sind natür­lichen Ursprungs und werden am häu­figsten zur Her­stellung von Korb­waren ver­wendet: Palm, Ixtle, Weide, Tule, Hen­equen und Schilf – ein uraltes Wissen kommt wieder zurück.

Die mexi­ka­nische Regierung fördert ein­hei­mische und andere tra­di­tionell gewebte Körbe und wie­der­ver­wendbare Taschen, um den Ein­wohnern zu helfen, ihre Plas­tik­sucht ein­zu­dämmen. „Wir müssen uns selbst umer­ziehen. Und der Weg, uns selbst umzu­bilden, besteht darin, auf den Ursprung zurück­zu­blicken, und dieser Anfang steckt voller Reich­tümer und Vor­schläge der ursprüng­lichen Völker,“ so die Regierung in Mexiko-Stadt.

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Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org