Vera Lengsfeld: Die Irre­führung der Bevölkerung

Weit­gehend unbe­achtet hat die Regierung Merkel mit Unter­stützung der Grünen und der Linken im Bun­destag die Ver­län­gerung der „epi­de­mi­schen Lage natio­naler Trag­weite“ beschlossen. Die FDP ent­hielt sich, die AfD stimmte als einzige Partei dagegen. Damit hat sich der Bun­destag weiter selbst ent­mächtigt und der Regierung gestattet, unter Aus­schluss des Par­la­ments die Gesell­schaft mit Not­ver­ord­nungen zu gängeln. Regieren kann man das, was die Admi­nis­tration seit über einem Jahr treibt, beim besten Willen nicht mehr nennen. Es handelt sich um per­ma­nentes Total-Ver­sagen in einem in der Geschichte der Bun­des­re­publik ein­ma­ligen Ausmaß. Ob Mas­ken­be­stellung, Beschaffung von Impf­stoffen oder Schnell­tests – in allen Punkten hat der Staat gezeigt, dass er nicht in der Lage ist, den eigenen Vor­gaben auch nur annä­hernd gerecht zu werden.

Für die Schnell­tests musste sogar eine Task-Force gebildet werden. Dass die Chefs dieser Task-Force aus­ge­rechnet Gesund­heits­mi­nister Jens Spahn, der schon die Mas­ken­be­schaffung ver­geigt hat, und Ver­kehrs­mi­nister Andreas Scheuer sind, der wegen ver­schlampter Maut-Ver­träge das Geld der Steu­er­zahlern in Mil­li­ar­denhöhe in den Sand gesetzt hat, ist leider kein Trep­penwitz, sondern bittere Rea­lität. Aber Spahn, der die eigene Unfä­higkeit offen­sichtlich für eine Tugend hält, ver­kündet munter: „Wir sind Logistik-Welt­meister“ und meint, das reiche als Ausweis seiner Füh­rungs-Fähigkeit aus. Dabei über­sieht er, dass mit „wir“ nur die noch freie Wirt­schaft gemeint sein kann, nicht staat­liche Institutionen.

Ein Bei­spiel dafür, wie sehr die Politik die Kunst den Bürgern, besonders als Wähler, ein X für ein U vor­zu­machen, beherrscht, hat kürzlich Minis­ter­prä­sident „Sie kennen mich“ Kret­schmann geliefert. Er ver­sprach, mit Blick auf die Wahlen in Baden-Würt­temberg, dass  jeder Bürger im Schwa­benland einen kos­ten­losen Test pro Woche erhalten solle. Für die rund 11 Mil­lionen Ein­wohner wurden bisher 7 Mil­lionen Tests bestellt. Davon sollen 2,5 Mil­lionen Tests geliefert worden sein. Wer dann glaubt, dass für alle Baden-Würt­tem­berger ab sofort ein kos­ten­loser Test pro Woche zur Ver­fügung steht, meint auch, dass 2+2 nicht 4 sein darf, sondern der Inter­pre­tation unter­liegen muss. Könnte man sich, was BaWü betrifft, noch damit trösten, dass wenigstens ein Anfang gemacht sei und weitere Lie­fe­rungen noch folgen werden, gibt es bei dem Maß­nahmen-Wirrwarr, das die Candy-Crash-Runde, genannt Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­ferenz mit Kanz­lerin am 3. März beschlossen hat, kei­nerlei Hoffnung mehr.

Das Ergebnis des 9‑stündigen „Ringens“ um die weitere Corona-Politik ist eine unver­schämte Irre­führung der Öffent­lichkeit, die ihres­gleichen sucht. Die „Sofort­maß­nahmen zum 8. März 2021“ sind eben kein „Weg aus dem Corona-Lockdown“, sondern ein Trick, trotz des wach­senden poli­ti­schen Drucks die Zwangs­maß­nahmen in die Zukunft zu retten. Die neuen „Öff­nungs­regeln“ sind so kom­pli­ziert, dass sie kaum anwendbar sind und scheinen vor allem auf einen Zweck hin verfügt worden zu sein, um schnell wieder zum Total-Lockdown zurück­kehren zu können. Dann unter dem Motto: Wir haben es ja ver­sucht, aber leider, leider lässt der Krieg gegen das Virus keine offene Gesell­schaft mehr zu.

Die Restrik­tionen richten sich nach wie vor gegen die noch nicht in die Pleite getrie­benen Geschäfte, Restau­rants, Rei­se­büros und Kul­tur­ein­rich­tungen. Es wird nicht erklärt, warum die Bürger künftig weiter testfrei in den Kauf­hallen der großen Ketten ein­kaufen gehen können, in den kleinen Läden aber nur bedient werden dürfen, wenn sie getestet sind, obwohl sie ohnehin nur als Ein­zel­per­sonen ein­treten dürfen.

Im harten Lockdown habe ich abends Freunde einzeln zum Abend­essen emp­fangen. Laut Robert-Koch-Institut, ist die Anste­ckungs­gefahr im Fami­li­en­kreis am höchsten. Ich werde im harten Lockdown also gezwungen, mich der höchsten Anste­ckungs­gefahr aus­zu­setzen, wenn ich meine Freunde oder Fami­li­en­mit­glieder sehen will. Es wäre weit gefahr­loser, sie im Restaurant, im Kino, im Museum oder im Theater zu treffen, die in der Ver­öf­fent­li­chung des RKI als Gefah­ren­herde für Infek­tionen gar nicht vor­kommen. Andere Studien sagen, dass die Anste­ckungs­gefahr in Schulen weitaus höher sei als in Restau­rants, Kinos, Theatern, Museen, Saunen oder Fit­ness­studios. Trotzdem wurden zuerst die Schulen geöffnet, alles andere wird unter Ver­schluss gehalten.

Um es ganz klar zu sagen: Die Schul­öffnung war richtig, sie hätten nie geschlossen werden dürfen. Aber für die Dros­selung des wirt­schaft­lichen und gesell­schaft­lichen Lebens gibt es nach dieser Unter­su­chung des RKI kei­nerlei gesund­heits­po­li­tische Begründung.

Wer sich diesen irr­sin­nigen Maß­nahmen beugt, wirkt am eigenen Untergang mit. Die „Öff­nungs­per­spektive“ sollte vor allen den Betrof­fenen endlich die Augen öffnen, dass die Corona-Maß­nahmen reine Will­kürakte sind. Zu erklären ist diese Politik nur mit dem Versuch, die Corona-Ver­ord­nungen als Blau­pause für die Fes­selung der Gesell­schaft zugunsten der „Kli­ma­rettung“ zu sehen. Kürzlich hat der „Guardian“, das Herz­blatt der bri­ti­schen Linken, in aller Offenheit ver­kündet, dass die Welt alle zwei Jahre einen glo­balen Lockdown bräuchte, um die Pariser Kli­ma­ziele zu erreichen. Aus dieser Per­spektive sieht der Corona-Lockdown tat­sächlich wie eine Gene­ral­probe für die Kli­ma­dik­tatur aus.

https://unser-mitteleuropa.com/guardian-verplappert-sich-kuenftig-alle-zwei-jahre-klima-lockdown-um-klimaziele-zu-erreichen/

https://www.tip-berlin.de/stadtleben/ansteckung-corona-berlin-hohes-risiko-gefaehrliche-orte/

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/121723/Bundestag-verlaengert-epidemische-Lage-um-weitere-drei-Monate


Vera Lengsfeld — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog der Autorin www.vera-lengsfeld.de