Die Seite „mobile Banking“ versucht gar nicht erst, eine freundliche Einleitung zu finden und trötet gleich los: „Bargeld ist immer noch das beliebteste Instrument von Kriminellen, um Geld zu waschen.“ Sprachlich schon schlecht, Kollege Journalist. Wenn schon, dann „Bargeld ist bei Kriminellen immer noch das beliebteste Instrument zur Geldwäsche“. Weil die unterschiedlichen Regelungen in der Eurozone ein einheitliches Vorgehen erschweren, plane die EU-Kommission nun einer europaweite Obergrenze von maximal 10,000 Euro.
Was. Ein. Stuss.
Das kann man doch nicht wirklich glauben, dass ein halbwegs intelligenter Mensch diesen Unsinn schluckt. Das hervorstechendste Merkmal an Kriminellen ist, dass sie sich eben nicht an Gesetze halten, schon gar nicht an die Bargeldobergrenze. Wer – und das ist ja wiederum das Merkmal von Bargeld! — will das denn bei Kriminellen nachprüfen? Und wie? Die Geschäfte, die in Bar abgewickelt werden, tauchen sowieso auf keinem Bankkonto auf. Und so doof, dass der Capo di Capi mit einem Koffer knallvoll mit 500 Euro Scheinen in der Bank auftaucht, die fette Zigarre im Mundwinkel, den dunkelblauen Nadelstreifen-Zweireiher tadellos in der Passform, zwei sonnenbebrillte Finsterlinge angelegentlich hinter ihm stehend, sagte er leise und mit heiserer Stimme: „Ich möchte hier eine Einzahlung machen, die Sie nicht ablehnen können.“ Und dann drückt der Kassierer den Notknopf und der Capo di Capi wartet freundlicherweise, bis die Polizei kommt.
Geldwäsche unter Profikriminellen, das weiß auch ein braver Bürger, funktioniert ganz anders.
Solange niemand petzt, kann man als Normalo untereinander natürlich mit soviel Bargeld bezahlen, wie man will. Wer will schon nachweisen, dass das auf einmal für ein Geschäft zusammengekommen ist? Und wenn der Händler das irgendwie verbuchen muss, dann gibt es eben eine Ratenzahlung in bar. Oder ein Kumpel/Freund/Verwandter kauft das Ding mit offizieller Überweisung, der Händler kauft es bar von ihm zurück und verkauft es anschließend mit Aufschlag bar an den Kunden, der es eigentlich haben wollte. Und das sind schon simple Wege, die jeder gehen kann. Im Gegenteil: Je mehr Bargeldbeschränkungen, desto mehr wird sich das Verhalten der Leute in zwei Systeme aufteilen: Das „offizielle“ über das digitale Geld und die Banken und das „inoffizielle“ über Tausch, Bargeld, Fremdwährungen, Dienstleistungen. Wahrscheinlich wird gerade das einen riesigen Tausch- und Schwarzmarkt entstehen lassen.
Die richtig „Kriminellen“ und Geldwäscher haben schon längst eigene Strukturen entwickelt und werden da keine Probleme haben. Es ist vielleicht nicht mehr ganz so bequem, wie mit unbegrenztem Bargeld, aber dafür umso größer. Denn die Menschen wollen einfach nicht, dass der Staat in all ihre Dinge Einblick hat. Sie wollen auch nicht immer, dass ihre Ehepartner, Eltern, Kinder das alles irgendwie sehen können. Sie wollen Dinge haben, von denen möglichst niemand wissen soll. Jeder wird mehr oder weniger Schwarzmarktkunde. Insbesondere, wenn es um Medikamente und Verbotenes geht. All das wird ihnen der neue riesige Schwarzmarkt liefern. Gegen Cash. Das muss nicht Euro sein.
Wer den Schwarzmarkt flächendeckend in der EU beherrschen wird, das wird in einem harten Kampf ausgetragen werden. Meine Vermutung: Die Türken und/oder Araber. An die traut sich die Polizei nicht heran, die haben genug todesmutige junge Männer, da gilt die Omerta zweipunktnull und deren Zahlungswege und ‑transaktionen sind schon jetzt weltweit gut etabliert. Der Islam hat ein enges Verhältnis zu ursprünglichem, echten Geld, nämlich Gold Dinar und Silber Dirham. Das Vertrauen in Papiergeld und digitales Geld ist dagegen deutlich weniger ausgeprägt. Schon seit fast zehn Jahren geht in Asien die Entwicklung wieder zu diesem wirklich echten Geld. Das kann niemand für wertlos erklären, das inflationiert nicht, das kann man kaum fälschen und es hinterlässt keine Spuren. Sogar das technologisch hochstehende Singapur hat es als Währung wieder eingeführt. Der Bundesstaat Kelantan im Norden Malaysias hat 2010 ein edelmetallgedecktes Geld und auch entsprechende Münzen eingeführt. Sie werden ganz normal im Alltag auch gebraucht.
Nein, es geht um etwas ganz anderes: Das Netz der Überwachung soll wirklich jeden erfassen und vor allem, was er macht und wofür er sein Geld ausgibt und womit er Geld einnimmt, wen er kennt und wohin er geht, was er da macht und warum. Die Geheim- und Sicherheitsdienste, die Finanzämter, die großen Konzerne, alle wollen den gläsernen Menschen, manipulierbar, ausbeutbar und gehorsam.
Der Ökonom Norbert Häring hatte zuvor in einem Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten gesagt:
„Wer von dem Ausmaß der weltweiten Überwachung durch die Geheimdienste gehört hat, der muss doch extrem naiv sein, wenn er akzeptiert, dass alle unsere Finanztransaktionen digital und überwachbar werden. Überwachbar heißt überwacht. Da gibt es kaum noch einen Unterschied. Und die Zahlungsdaten werden immer feiner, weil immer genauer abgerechnet wird. Wer ist genau wann und wo in welchen Zug oder welchen Bus gestiegen und wann ist er wo wieder ausgestiegen? Wer hat wann und wo ein Fahrrad gemietet und wann und wo wieder abgestellt? All das muss schon zu Abrechnungszwecken aufgezeichnet werden. Was wir im Laden oder im Internet kaufen, erfährt künftig nicht nur die Bank und der Händler, sondern auch noch der Mobile-Payment-Anbieter und womöglich die Kreditkartenfirma, mit der er zusammenarbeitet. Und alle sind mindestens so sehr an der Verwertung und dem Verkauf dieser Daten interessiert, wie an den Gebühren. Wer hat eine heimliche Geliebte und ist damit erpressbar? All das können Geheimdienste dann fast auf Knopfdruck von jedem wissen. Für die Demokratie ist das verheerend.“
Aber Norbert Häring sieht auch noch gepolitische Interessen hinter der Anti-Bargeld-Kampagne:
„Sie müssen sich nur die Schlüsselmitglieder der Better Than Cash Alliance (Besser als Bargeld Allianz) und ähnlicher Gruppen anschauen, die weltweit an der Zurückdrängung des Bargelds und der vollständigen Digitalisierung des Zahlungsverkehrs arbeiten. Das sind die amerikanischen Informationstechnologiekonzerne wie Microsoft, amerikanische Finanzdienstleister wie Citi, Mastercard, Visa und Paypal, beziehungsweise mit den betreffenden Unternehmen verbundene Stiftungen, außerdem das US-Außenministerium und die Weltbank in Washington.“
Bekommen werden sie aber innerhalb eines Jahrzehnts schon eine Parallelwelt, in der riesige Mafiastrukturen die Brutstätte einer neuen Art von Globalen Finanzimperien werden.
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