Die Zeit der Pandemie erlebte ich vor allem als Diskrepanz zwischen der medial erschaffenen Hysterie und meiner tatsächlichen Lebenswirklichkeit. In meinem ziemlich großen Bekanntenkreis gab es einige angeblich Positive, aber glücklicherweise keinerlei Kranke. Dem allgegenwärtigen Maskenball und den Beschränkungen konnte ich natürlich nicht entgehen, es gab ja genügend Willige.
Bis vor einigen Tagen war die absurdeste Erfahrung die Gier nach Klopapier, die im März 2020 ungekannte Höhen erreichte. Augenscheinlich geistig Gesunde füllten ihre Einkaufswagen mit astronomischen Mengen an Klopapier. Keiner dieser Menschen hinterfragte sein eigenes Verhalten nach Sinnhaftigkeit, sie handelten einfach. Ich stand in einer völlig leergekauften Drogerieabteilung und fühlte mich wie in einer besonders abgedrehten Episode der amerikanischen Serie Twilight Zone.
Das wurde jetzt aber getoppt, denn ich war in einem Einkaufszentrum. Was ich dort sah, brachte mich an meine persönliche Grenze des Erträglichen. Vor einer Filiale des Modediscounters H&M hatte sich eine Schlange gebildet. Die Menschen hatten allesamt weiße Zettel in den Händen und warteten artig auf Einlass. Sobald sie an der Reihe waren, legten sie den weißen Zettel einem Mitarbeiter vor und zückten auch bereitwillig ihren Personalausweis. Beim Näherkommen sah ich, dass es sich bei den Zetteln um Impfbestätigungen oder Testergebnisse handelte. Kleiner Realitätscheck: Menschen legen medizinische Dokumente und den Personalausweis vor, um sich für den Konsum zu legitimieren und finden das auch noch völlig normal?!
Schon 2015 habe ich aufgrund der Willkommenskultur an meinen Mitmenschen gezweifelt, jetzt hat sich dieser Zweifel in Gewissheit verwandelt: Die Schafe wollen gar nicht aufwachen! „Das große Erwachen“ und „Trust the plan“ sind nichts als hohle Phrasen, es war nie schlimmer als 2021. Die Massen wollen lediglich ihre Rolle im Konsumspiel wieder haben, der Preis dazu scheint beliebig skalierbar zu sein.
Vor einige Tagen sagte mir gegenüber jemand: „Ich lasse mich impfen, weil ich kein Mensch zweiter Klasse sein will.“ Prost Mahlzeit. Konsum als Kriterium eines Menschen „erster Klasse“. Da fällt mir nichts mehr zu ein, gar nichts…
Niemals zuvor war es so einfach, Widerstand zu leisten: Indem man einfach Geschäfte boykottiert, die den Willen der Politik umsetzen. Das nennt sich Marktmacht und würde den Handel zwingen, Druck auf die Politik auszuüben. Anstelle dessen rennen die konsumgeilen Horden in die Einkaufscenter und machen diesen Schwachsinn überhaupt erst möglich. Zur Erinnerung: Niemand zwingt uns zum Konsum, es geht hier nicht um Lebensmittel oder Medikamente. Aber wen interessiert hier überhaupt noch irgendetwas, außer der kurzfristigen Bedürfnisbefriedigung?
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