Deutschland hat fertig – die Ver­wahr­losung jeg­licher Infrastruktur

Im Zusam­menhang mit der Flut­ka­ta­strophe im Sommer 2021 sind unmit­telbar zum Geschehen harsche Vor­würfe auf­ge­kommen, wie Staats­ver­brechen, Poli­tik­ver­brechen und als harm­lo­seste Metapher „Staats­ver­sagen“.

(von altmod)

Das regte mich schon auf, dass man von gewissen Seiten umgehend Vor­würfe parat hatte, als noch Tote zu bergen, Eva­ku­ierte zu ver­sorgen waren, der Schock über das Geschehen noch virulent war. Kein Moment des Inne­haltens vor dem Leid der Men­schen – und auch ange­sichts der groß­ar­tigen spon­tanen Hil­fe­leis­tungen und des Ein­satzes von Mit­men­schen, vor allem in Orga­ni­sa­tionen, die über­wiegend auf Frei­wil­li­gen­arbeit gründen, wie Feu­er­wehren, Tech­ni­sches Hilfswerk, Sanitäts- und Ret­tungs­dienste. Dann auch noch augen­blicklich das wider­liche Ver­halten der grün­ver­sifften Medien, rot-grüner Poli­tiker und schma­rot­zer­hafter Klima-Gören, das Ganze umgehend für ihre per­sön­lichen poli­ti­schen Zwecke zu instrumentalisieren.

Natürlich muss auf­ge­ar­beitet werden, was viel­leicht in der Kata­stro­phen­alar­mierung, bei der Umsetzung der Eva­ku­ie­rungs- und Ver­sor­gungs­pläne falsch gelaufen ist, was hierzu in der Ver­gan­genheit womöglich fahr­lässig ver­gessen oder unter­lassen wurde, welche Fehler in der Infra­struktur und – auch bei geo­lo­gi­schen Beson­der­heiten mitwirkten.

Das sollte geschehen, wenn der akute Schock abge­klungen und erste Not dezi­miert werden konnte. Aber dann mit kühlem Kopf unter Ein­be­ziehung wis­sen­schaft­lichen und auf Erfahrung beru­henden Sach­ver­stands. Da hilft es zunächst nicht weiter, wenn eine bri­tisch „Hoch­was­ser­ex­pertin“, Hannah Cloke, ihre Ein­sichten umgehend medi­en­wirksam für sich heraus rülpst. Sollte die nicht eigentlich im eigenen Stall ihr Vieh füttern und ausmisten?

An einem wird man nicht vor­bei­kommen, das kann man schon jetzt sagen, dass eine Erneuerung – und vor allem denn auch eine Ver­bes­serung – unserer weitum her­un­ter­ge­kom­menen Infra­struktur, nicht nur in den betrof­fenen Gebieten, unab­dingbar ist. Wozu gewiss auch das System der Kata­stro­phen­warnung und Infor­mation der Bevöl­kerung zählt.

Schon 2017 schrieb Fritz Georgen auf „Tichys Ein­sicht“: „Für die Rund­erneuerung der maroden Infra­struktur hat der Staat kein Geld und kein Interesse, der Migra­ti­ons­in­dustrie stellt er Geld in unbe­grenzter Höhe zur Ver­fügung. Gewollte Staats­ver­wahr­losung ist wohl die höchste Stufe von poli­ti­scher Willkür.“

Frankfurt, Kai­ser­straße

Das gilt heute noch mehr als vor vier Jahren.

Was gehört in diesem Zusam­menhang zur „Infra­struktur“? Das Straßen- und Schie­nen­system, Ein­rich­tungen der Ener­gie­ver­sorgung, der Nach­rich­ten­über­mittlung, Was­ser­ver­sorgung und ‑Ent­sorgung, Kran­ken­häuser, Not­un­ter­künfte, usw.

Die Wie­der­her­stellung, der Wie­der­aufbau in den ver­heerten Gebieten wird Jahre dauern und Unsummen an Geld verschlingen.

Geld, das aber vor­handen ist. Zu Bei­spiel für Ent­wick­lungs­hilfe an andere Länder. Mit Ländern, die das Geld nicht brauchen oder wo es bekann­ter­maßen schon immer in kor­rupte oder dunkle Kanälen ver­si­ckert, in die Taschen von herr­schenden Des­poten wandert. Im Jahr 2020 wurden 23,8 Mil­li­arden € für Ent­wick­lungs­hilfe aus­ge­geben (Daraus erhält z.B. die wirt­schaft­liche Welt­macht Nr. 1 China zwar nicht mehr direkte, “bila­terale“ Hilfe, wird aber noch mit etwa 600 Mil­lionen € durch Kredite aus dem Bun­des­haushalt unterstützt).

Mannheim

Dann gibt es die von Schäuble einst ange­legte „Flücht­lings­rücklage in Höhe von 42 Mil­li­arden (2020), die jetzt „All­ge­meine Rücklage“ heißt und welche der gegen­wärtige Finanz­mi­nister aber bis 2024 auf­lösen will, um bereits bekannte Haus­halts­löcher damit zu stopfen.

Relativ bescheiden macht sich da die staat­liche Par­tei­en­fi­nan­zierung von 190 Mil­lionen aus Steu­er­geldern aus, die eigentlich von heute auf morgen weg­fallen müsste. Der Bun­destag kostet dem Steu­er­zahler inzwi­schen knapp 1 Mil­liarde €, wobei man sparen könnte, wenn das Par­lament endlich um etliche Nichtstuer und Schma­rotzer redu­ziert würde.

Man könnte noch etliche Bei­spiel für Ein­spa­rungen und sinn­vol­leren Geld­einsatz finden, wobei man beim Bun­des­rech­nungshof (eigentlich eine unwirksame Fei­gen­blatt-Instanz) oder beim Bund der Steu­er­zahler fündig werden kann.

Aber dann braucht man die Leute, welche das Geld denn tat­sächlich locker machen und es denn auch sinnvoll und gezielt ein­setzen können und wollen.

Woran krankte oder krankt es in Deutschland in punkto Infrastruktur?
Einige Bei­spiele, die mit der jet­zigen Kata­strophe aber nicht unbe­dingt zu tun haben:

  • „Die Qua­lität der Ver­kehrs­in­fra­struktur ist in den zurück­lie­genden Jahren im Ver­gleich zu anderen EU-Ländern massiv gefallen. Ver­fügte Deutschland nach einer Umfrage der Weltbank vor zehn Jahren nach Frank­reich über das zweit­beste Stra­ßen­system des Euro­raums, ist es mitt­ler­weile hinter die Nie­der­lande, Por­tugal und Öster­reich zurück­ge­fallen.“
  • Man hat es nicht geschafft, unsere Brücken instand zu halten. Jede achte der 40000 Brücken in Deutschland ist marode. https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschland-so-ist-es-um-die-bruecken-bestellt-a-1215558.html
  • „Ver­siffte Toi­letten, dre­ckige Fuß­böden, undichte Fenster: Hun­derte Schul­ge­bäude in Deutschland sind marode, zudem werden sie oft schlecht geputzt. Es fehlen Mil­li­arden.“ berichtete das ZDF 2019 https://www.zdf.de/nachrichten/heute/gew-fordert-anstrengungen-gegen-sanierungsstau-an-maroden-schulen-100.html
  • Kana­li­sation am Bei­spiel NRW: „Das Netz der öffent­lichen Abwas­ser­ent­sorgung in NRW ist knapp 100 000 Kilo­meter lang, bun­desweit sind es fast 600 000 Kilo­meter. Rund 29 Prozent der Rohre seien schon länger als 50 Jahre in der Erde und damit in einem kri­ti­schen Alter, heißt es in einer für den Bau­in­dus­trie­verband NRW erstellten Studie.“
  • „Deutschland hängt beim Glas­fa­ser­ausbau und im Breitband-Internet völlig hin­terher“ stellen private und öffent­liche Institute fest. Schnelles Internet ist für die Wirt­schaft über­le­bens­wichtig.
  • Durch die „Ener­gie­wende“ ver­lässt man sich auf eine äußerst fragile und vul­nerable Ver­sorgung mit elek­tri­scher Energie: abhängig von Wind und Sonne und von aus­län­di­schen Importen.

Die Auf­zählung könnte man fortsetzen.

Die poli­tische Kaste als Problem unserer “ Infrastruktur“

Ich möchte zu einem der größten Pro­bleme, einer beson­deren Art unserer „Infra­struktur“ über­gehen: der mise­rablen Aus­stattung mit fähigen poli­ti­schen Füh­rungs­ge­stalten, von Staats­männern und „Staats­frauen“. Damit hat Deutschland gleichwohl seit langem „fertig“.

Die taz textete: „Poli­ti­ke­rInnen im Flut­einsatz: Laschet kann Krise nicht

Wenn es ernst wird, wirkt der Kan­didat der Union ungelenk und über­fordert. Das sind keine guten Vor­aus­set­zungen für das Kanzleramt.

  • Der Scholzomat?
  • Das „Bambi“ von der FDP?
  • Die Sans­cu­lotten von der Linken?
  • Der ehe­malige Stu­di­enrat Höcke?
  • Der „Black­rocker“ Friedrich Merz?

Es fällt schwer, noch jemanden zu finden, der nicht nur meine viel­leicht über­trie­benen (?) Erwar­tungen erfüllen könnte.
Meine Gene­ration hat sie noch erlebt und bewundert: Spit­zen­po­li­tiker und Staats­männer wie Konrad Ade­nauer, Helmut Schmidt. Und auch der „Ver­ei­ni­gungs­kanzler“ Helmut Kohl darf trotz mancher Vor­be­halte nicht ver­gessen werden.

Und es gab zu deren Zeiten her­vor­ra­gende Leute in der „zweiten Reihe“ – als Minis­ter­prä­si­denten in den Ländern, als Minister, Staats­se­kretäre oder auch ein­fache Abge­ordnete mit beein­dru­ckenden (Lebens-)Leistungen. Ich habe in meiner Zeit als junger Kom­mu­nal­po­li­tiker bemer­kens­werte Gestalten als Landräte, Bür­ger­meister, Ver­bands­vor­sit­zende usw. ken­nen­lernen können.

Was diese Leute aus­zeichnete, waren u.a. die haut­nahen Erfah­rungen durch den Krieg und die desolate Situation danach, mit den enormen Auf­bau­leis­tungen, die getätigt werden mussten. Da mag man ein­werfen, das waren halt andere Zeiten.

Frankfurt, Bahn­hofs­vor­platz

Aber man nenne mir einen der der­zei­tigen durch die Medien hoch­ge­spülten „Spit­zen­po­li­tiker“ – alt oder jung – der so etwas aus­weisen könnte, was man unter „Lebens­leistung“ in irgend­einer her­vor­ste­chenden Art ver­steht. Stramme Par­teien- oder Medi­en­kar­riere, Mora­li­sieren auf hohem rhe­to­ri­schen Niveau als Qua­li­fi­ka­ti­ons­nachweis oder Beleg von Lebensleistung?

Die inter­na­tional medial gehypte „Licht­ge­stalt“ Merkel als Vorbild? Eine durch – wie auch immer – obskure Kräfte aus dem real exis­tie­renden Sozia­lismus ins wich­tigste Staatsamt hoch­ge­spülte Staats­zer­stö­rerin. Die nichts gestaltete, sondern durch kal­ku­liertes Laissez-Faire und oppor­tu­nis­ti­sches Tak­tieren Deutschland nach innen und außen zugrunde richtete.

Es kann einem eigentlich inzwi­schen gleich­gültig sein, welchen Anteil der oppor­tu­nis­tische Innen­mi­nister See­hofer oder die erbärm­liche und stink­faule Digi­ta­li­sie­rungs- “Staats-Minis­terin“ Dorothee Bär oder der lasche Laschet (für sein Bun­desland), an dem sich als desolat gezeigten struk­tu­rellen und poli­ti­schen Unterbau haben – derzeit oder in der Ver­gan­genheit. Und es ist depri­mierend, dass aus dem herr­schenden System heraus nichts Bes­seres nachkommt.

Es ist nichts zu erwarten, auch wenn diese Gestalten gegen neue, real exis­tie­rende, aus­ge­tauscht werden würden. Eine Tat­sache, solange von der herr­schenden vierten Gewalt im Verbund mit den Par­teien die Fähigkeit des Mora­li­sierens und Anti­cham­brierens als höhere Qua­li­täten gesehen werden, als Ver­nunft und gesunder Men­schen­ver­stand, ver­bunden mit Tat­kraft und Fähigkeit.

Das gehört erwähnt, wenn man von der Ver­wahr­losung unserer „Infra­struktur“ spricht.

Viel­leicht erwächst aber jetzt nach den erlebten Ver­hee­rungen zumindest dort  – in und aus der Region – wieder die eine oder andere Gestalt, die Beachtung ver­dient. Denn ich bin schon auch über­zeugt, dass wir auch in der Politik noch Potential haben und nicht unbe­dingt zu resi­gnieren brauchen. Es braucht aber einen Auf­bruch und Neu­anfang unter anderen Werten, als jene der meisten Volks­zer­treter gegenwärtig.

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Blogger „altmod“ (http://altmod.de/) ist Facharzt und seit vielen Jahren Kolumnist bei conservo


Dieser lesens­werte Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Peter Helmes – www.conservo.wordpress.com